Wer führt Regie in meinem Leben?. Åsa Nilsonne
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Название: Wer führt Regie in meinem Leben?

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9788711466032

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СКАЧАТЬ das mir am meisten geholfen hat, das Prinzip der Inneren Achtsamkeit zu verstehen, ist die Theaterbühne. Auf diesem Bild baut das Buch auf.

      Versuchen Sie sich einmal vorzustellen, dass all Ihre Wahrnehmungen, Gedanken und Gefühle auf einer inneren Bühne vor sich gehen. Sie selbst sitzen entspannt im dunklen Zuschauerraum und lauschen mehr oder minder konzentriert. Um zu verstehen, was ich meine, können Sie auch folgende Übung durchführen:

      Lesen Sie zunächst die folgenden zwei Absätze. Wenn Sie das getan haben, schließen Sie die Augen und konzentrieren sich voll und ganz auf die Geräusche Ihrer Umgebung. Fahren Sie ein, zwei Minuten damit fort; bleiben Sie ganz ruhig; nehmen Sie immer mehr Geräusche wahr; registrieren Sie, wie sie sich verändern, und füllen Sie die Bühne mit diesen Geräuschen. Nichts anderes mehr ist von Bedeutung.

      Dann widmen Sie sich einem anderen Sinneseindruck – öffnen Sie die Augen und konzentrieren Sie Ihren Blick auf einen Gegenstand in Ihrer Umgebung. Es spielt keine Rolle, auf welchen. Versuchen Sie Ihre Aufmerksamkeit für ein, zwei Minuten nur auf diesen Gegenstand zu richten. Falls Sie die Konzentration verlieren, versuchen Sie es erneut. Möglicherweise müssen Sie mehrere Anläufe nehmen, bis es Ihnen gelingt. Halten Sie durch!

      Dies ist der Anfang.

      Was ist geschehen? Sie haben entschieden, was auf Ihrer inneren Bühne im Rampenlicht stehen soll. Wahrscheinlich haben Sie einige Hintergrundgeräusche gehört, die Sie erst wahrnahmen, nachdem Sie die Augen geschlossen hatten. Vermutlich haben Sie bei dem Gegenstand, den Sie danach angesehen haben, auch mehr Details entdeckt als zuvor. Damit hat sich Ihre Wahrnehmung der Umwelt bereits ein wenig geändert. Das ist die tragende Idee dieses Buches: Es soll Ihnen helfen, Ihre Sinne zu schärfen. Darüber hinaus werden Sie ein paar praktische Tipps erhalten, welchen Nutzen Sie daraus ziehen können.

      Ich betrachte die Innere Achtsamkeit als eine Möglichkeit, bei Bedarf das Kommando auf der eigenen inneren Bühne zu übernehmen. Wer soll auftreten? Wem will ich zuhören? Wovon will ich mich beeinflussen lassen?

      Das ist die eine Seite der Medaille. Das steuern zu können, was sich auf unserer inneren Bühne abspielt, ist in mehrfacher Hinsicht von unschätzbarem Wert. Es gibt aber auch Situationen, in denen wir gut daran tun, unser Repertoire zu vernachlässigen. Diese andere Seite der Medaille heißt Akzeptanz – die Fähigkeit, die Vorgänge auf unserer inneren Bühne wahrzunehmen, ohne sie beeinflussen zu wollen. Ideal ist eine ausgewogene Balance zwischen Steuerung und Akzeptanz, damit sich das Theater den wechselnden Umständen anpassen kann.

      Wenden wir uns wieder unserer Wahrnehmungsfähigkeit zu. Sie können sich Ihre Aufmerksamkeit wie einen Scheinwerfer vorstellen. Wenn Sie die Kontrolle über den Scheinwerfer haben, können Sie beispielsweise einen nebensächlichen Gegenstand ins Rampenlicht rücken. Versuchen Sie es mit der nächsten Übung:

      Vermutlich schenken Sie Ihrer Zunge im Alltag nur wenig Beachtung. Sie ist nur ein Statist. Wenn Sie während des Lesens etwas essen oder trinken, wird Ihnen die Zunge allenfalls einen Geschmack oder eine Temperatur mitteilen.

      Lassen Sie der Zunge auf Ihrer inneren Bühne nun eine Hauptrolle zukommen. Richten Sie Ihre volle Konzentration auf sie. Spüren Sie, wie sie in Ihrem Mund liegt und mit der Spitze die Vorderzähne berührt. Fahren Sie mit ihr an den hinteren Zähnen entlang. Registrieren Sie, wie sich ihre Oberseite an den Gaumen presst und wie sie sich in der Kehle anfühlt.

      Überprüfen Sie nun, wie sich Ihre Wahrnehmung geändert hat. Die meisten, die sich derart auf ihre Zunge konzentrieren, haben das Gefühl, sie schwelle an. (Keine Sorge, diese Übung ist absolut ungefährlich.) Das ist ein schlagendes Beispiel dafür, wie aus einer Neben-eine Hauptrolle werden kann – oftmals auf Kosten anderer, eigentlich interessanterer Darsteller.

      Wie wir erfahren, was geschieht

      Die innere Bühne befindet sich in unserem Gehirn. Ein Umstand, der die alten Griechen, die glaubten, Gedanken und Gefühle gingen vom Herzen aus, sicher überrascht hätte. Die Arbeitsbeschreibung des Gehirns lässt sich etwa so formulieren:

       Informationen über die Umwelt und den Körper einholen

       Entscheiden, wie wir uns unter den gegebenen Umständen verhalten sollen; Ausarbeiten eines intelligenten Plans

       Ausführen!

       Resultat prüfen

       Bei Bedarf den Plan revidieren und einen neuen Versuch starten

      Unterstützt wird das Gehirn von unserer Sinneswahrnehmung. Manche Sinne richten sich nach außen (hören, sehen, riechen), während andere nach innen gerichtet sind: Empfindsame Sensoren stellen fest, wie viel Zucker, Säure und Kohlendioxid in unserem Blut vorhanden sind. Sie geben die Körpertemperatur bekannt und berichten über Liebkosungen und schmerzhafte Berührungen.

      Einige der Sinne lassen sich steuern – wir entscheiden selbst, was wir ansehen, schmecken oder berühren wollen. Andere stehen mit Teilen des Gehirns in Verbindung, die unserem Bewusstsein nicht zugänglich sind – Herzschlag und Atmung funktionieren quasi »von allein«. Ein Schmerz meldet sich gemeinhin, auch wenn wir nicht nach ihm suchen.

      Informationen werden ständig weitergegeben, doch nur ein verschwindend kleiner Teil von ihnen erreicht unsere innere Bühne. Interessant daran ist, nach welchen Kriterien sie ausgewählt werden.

      Was nehmen wir wahr? Was findet Eingang auf unsere innere Bühne, und wie ist gerade diese Information dorthin gelangt? Wie wir alle wissen, ist unsere Wahrnehmung an höchst subjektive Kriterien gebunden. Wenn sich zwei Personen über die gestrige Party oder den letzten gemeinsamen Sommerurlaub unterhalten, fragen wir uns manchmal, ob sie wirklich am selben Ort waren. Sie haben verschiedene Dinge wahrgenommen und auf unterschiedliche Art und Weise reagiert – darum unterscheidet sich auch ihre Erinnerung voneinander. Das ist Küchenpsychologie. Ein Konzert kann den einen Menschen zu Tränen rühren, während sich ein anderer vor Langeweile kaum wach halten kann. Drei wild umherspringende große Hunde jagen der einen Person einen riesigen Schreck ein, während sich eine andere so über den Anblick freut, dass ihr Tag gerettet ist.

      Ein wichtiger Aspekt unserer Wahrnehmung muss in diesem Buch leider unberücksichtigt bleiben, weil er dessen Rahmen sprengen würde: Wir wissen, dass wir sogar von Informationen beeinflusst werden, die wir unbewusst aufnehmen. Wir reagieren zum Beispiel auf Fotos zorniger Gesichter, die uns nur so kurz gezeigt werden, dass wir uns dessen gar nicht bewusst sind. Das Gehirn verarbeitet diese Bilder zudem an einem anderen Ort als das Foto, das sich die Versuchsperson längere Zeit ansehen konnte.

      Das Ensemble der inneren Bühne

      Wer auf unserer inneren Bühne erscheint – auf der unsere ewige Vorstellung vom Leben und der Welt stattfindet –, hängt davon ab, worauf wir unser Augenmerk richten. Es ist wenig überraschend, dass wir oft nicht genau wissen, was genau sich dort abspielt. Auch fragen wir uns manchmal, wie gewisse Schauspieler eigentlich auf die Bühne gelangt sind und warum sie nun im Rampenlicht stehen. Einer der Vorzüge der Inneren Achtsamkeit besteht darin, dass sie uns eine größere Kontrolle über den Spielplan und die Besetzung ermöglicht. Das ist umso wichtiger, da uns das innere Theaterstück oft zum Handeln zwingt (oder auch dazu, uns vollkommen passiv zu verhalten). Da unser inneres Theater aber einen immensen Einfluss auf unser Leben hat, ist es von großem Vorteil zu wissen, was dort geschieht. Unser eigenes Verhalten ist uns auch deshalb mitunter ein Rätsel, weil wir unseren Gedanken und Gefühlen keine Beachtung schenken. Dann fragen wir uns, wie es zu einem bestimmten Verhalten überhaupt kommen konnte. Was ist nur in mich gefahren? Warum bin ich nicht in der Lage, meine СКАЧАТЬ