Wer führt Regie in meinem Leben?. Åsa Nilsonne
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Название: Wer führt Regie in meinem Leben?

Автор: Åsa Nilsonne

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия:

isbn: 9788711466032

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СКАЧАТЬ Beziehungen in anderen Bahnen verlaufen, als wir uns das vorgestellt haben?

      Hier scheinen Spiritualität und Psychotherapie zu Schwestern im Geiste geworden zu sein – beide bieten den Menschen aus unterschiedlicher Perspektive ihre Hilfe an, um das Leben in den Griff zu bekommen. Zeitweise waren sie erbitterte Rivalen. Deshalb ist es begrüßenswert, dass wir nun in der Lage sind, zwei Sichtweisen miteinander zu versöhnen, die früher als unvereinbar galten. Die Form der Religion/Spiritualität, auf die ich in diesem Buch abziele, ist mindfulness, ein schwer zu übersetzender Begriff aus dem Zen-Buddhismus, den ich im Folgenden als »Innere Achtsamkeit« bezeichnen werde.

      Der Buddhismus hat im Laufe seiner Geschichte verschiedenste Ausprägungen erfahren, und der Begriff der »Inneren Achtsamkeit« ist vielgestaltig beschrieben worden. Ich halte mich an Thich Nhât Hanh, der unter »Innerer Achtsamkeit« die Kunst versteht, ganz im gegenwärtigen Moment zu leben und jeden einzelnen Augenblick des Tages mit nicht nachlassender Präsenz zu begleiten. Mit anderen Worten: Man sollte nicht nur stets wissen, wo man sich gerade befindet, sondern auch, wohin der Weg führt.

      Da der Begriff der Inneren Achtsamkeit mittlerweile Gegenstand unterschiedlicher wissenschaftlicher Definitionen geworden ist, lässt sich seine Bedeutung nicht mehr eindeutig festlegen. Dennoch ist er ins Blickfeld von Psychiatern und Psychologen gerückt, weil er sich als wertvolle Ergänzung zur psychotherapeutischen Terminologie erwiesen hat. Derzeit ist man bemüht, die Anwendbarkeit des Begriffs in der modernen Psychologie zu klären, was sich als nicht ganz einfach erweist. Innere Achtsamkeit kann als psychologischer Prozess verstanden werden – oder auch als Resultat dieses Prozesses. In der Psychotherapie wird die Innere Achtsamkeit teils als psychotherapeutische Technik, teils als Sammelbegriff für verschiedene Techniken beschrieben.

      Als Psychiaterin interessiert mich vor allem die praktische Anwendung: Wozu ist Innere Achtsamkeit gut? Inwieweit kann sie uns helfen?

      Meine Antwort darauf ist, dass Innere Achtsamkeit es uns erleichtert, die Kontrolle über uns und unser Leben zu gewinnen. Sicherheitshalber sollte ich hinzufügen, dass es keinesfalls darum geht, eine übertriebene Selbstkontrolle auszuüben. Es geht eher darum, sich der Realität zu öffnen, die eigenen Reaktionen zu verstehen und somit kluge Entscheidungen treffen zu können.

      Im Laufe unseres Lebens werden wir mit Liebe und Betrug, mit Fortschritten und Rückschlägen konfrontiert. Wir müssen damit leben, dass andere nicht nach unserer Pfeife tanzen und – was viel schlimmer ist – dass selbst unsere eigenen Handlungen nicht immer unserem Willen gehorchen. Oft wissen wir nicht, was wir tun sollen. Und wenn wir es wissen, gibt es immer noch viele Gründe, die uns davon abhalten, dieses Wissen in die Tat umzusetzen. Es kann äußerst schwierig sein, unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und das Leben im Allgemeinen zu meistern.

      In diesem Buch widme ich mich einem praktischen Aspekt der Inneren Achtsamkeit, der meist als »Selbstbeobachtung« (guarding the mind) bezeichnet wird. Es geht mir vor allem um deren konkrete Anwendung. Die technische Diskussion über die Definition der Inneren Achtsamkeit überlasse ich den psychologischen Theoretikern, die religiöse Diskussion den religiösen Autoren.

      Ein kurzer Blick in die Geschichte

      Vor ungefähr 2500 Jahren zog im nördlichen Indien ein junger Prinz in die Welt, um das Leben besser verstehen zu lernen. Sein Name war Gautama Siddharta. Seine Gedanken und Erfahrungen bilden die Grundlage des Buddhismus – einer Lebensphilosophie oder Religion, die in ganz Asien Verbreitung fand. Auf seinem Weg gen Osten wurde der Buddhismus vom chinesischen Taoismus beeinflusst und schließlich, nachdem er Japan erreicht hatte, Zen genannt.

      Der Zen-Buddhismus ist keine Religion, die dem Christentum oder dem Islam vergleichbar wäre. Es handelt sich eher um eine Philosophie, deren Schwerpunkt auf der geistigen Entwicklung liegt. Diese wird vor allem durch Meditation gefördert. Im Gegensatz zum Judentum, Christentum und Islam gibt es nicht die Vorstellung eines allmächtigen Gottes, der seine Gebote und Verbote ausspricht.

      Ein zentraler Aspekt des Zen-Buddhismus ist der Glaube, dass alles, was wir denken, empfinden und tun, Konsequenzen für uns selbst und andere hat. Daher sollten wir bestrebt sein, unser Inneres zu verstehen und zu lenken, damit wir so klug wie möglich denken, empfinden und handeln können. Da unsere Handlungen an die Gegenwart gebunden sind, legt der Zen-Buddhismus großen Wert darauf, diese Gegenwart bewusst zu erleben und zu begreifen. Ziel ist es, im Hier und Jetzt zu leben, ohne unsere Umwelt oder unsere Reaktion auf sie als gut oder schlecht, richtig oder falsch zu beurteilen. Dieses Streben nach einem nicht wertenden Verhalten bedeutet jedoch keineswegs, dass man nicht reagieren oder mit seiner Meinung hinterm Berg halten soll. Das Resultat eines nicht wertenden Verhaltens könnte vielmehr so aussehen: Anstatt jemanden als »herzlos und egoistisch« zu beschimpfen, könnte man sagen: »Wenn du mir dein Auto nicht leihen willst, obwohl du es selbst nicht benutzt und ich es dringend brauche, macht mich das traurig und wütend.« Wir werden im nächsten Kapitel darauf zurückkommen.

      Innere Achtsamkeit

      Die Innere Achtsamkeit – unser Vermögen, der Gegenwart mit wachen Sinnen zu begegnen – fördert unser Verständnis dafür, wie wir unsere Umwelt zur Kenntnis nehmen, sie beurteilen und auf sie reagieren. Bringen wir dem gegenwärtigen Augenblick diese Achtsamkeit entgegen, steigern wir unsere Wahrnehmungsfähigkeit und lernen etwas darüber, wie uns die Umwelt beeinflusst.

      Doch was müssen wir tun, um achtsamer zu werden? Zunächst beobachten und dann beschreiben, ohne ein Werturteil zu fällen. Der nächste Schritt ist die vollkommene innere Beteiligung an allem, was um uns herum geschieht. Wir konzentrieren uns auf unser Leben und gewinnen zunehmend Kontrolle darüber.

      Denken Sie daran, was geschieht, wenn wir ein Computerspiel spielen. Weil unablässig etwas passiert, dürfen wir unsere Konzentration in keiner Sekunde vernachlässigen. Innere Achtsamkeit bedeutet, jedem Moment des Alltags dieselbe Konzentration entgegenzubringen.

      Ich habe vorhin von Selbstbeobachtung gesprochen. Sie vermittelt uns eine Vorstellung davon, wie die Innere

      Innere Achtsamkeit – vier Eckpunkte

       Beobachten: Unsere Handlungen, Gefühle, Gedanken und Reaktionen bewusst zur Kenntnis nehmen. Konzentration auf den Augenblick.

       Beschreiben: Unsere Eindrücke in Worte fassen. Unsere Reaktionen von den Vorgängen unterscheiden, die sie verursacht haben. Unsere Gedanken und Gefühle als subjektiven Reflex auf Situationen und Handlungen begreifen.

       Nicht werten: Beobachten und beschreiben, ohne sich Werturteilen wie »richtig« oder »falsch« zu bedienen. Seine Aufmerksamkeit hingegen auf Handlungen und Konsequenzen richten.

       Anteil nehmen: Flexibel und spontan an den Geschehnissen der Umwelt teilnehmen ohne die Aufmerksamkeit auf sich selbst zu richten.

      Modifiziert nach Marsha Linehan

      (siehe Literaturhinweise)

      Achtsamkeit uns einen größeren Einfluss auf unser Leben ermöglicht. Indem wir uns vergegenwärtigen, welche Sinneseindrücke, Gedanken und Gefühle unser Bewusstsein prägen, können wir auch verstehen, inwieweit wir uns von äußeren Eindrücken beeinflussen lassen.

      Indem wir unsere Aufmerksamkeit kontrollieren, können wir selbst entscheiden, auf welche Aspekte der Umwelt wir reagieren wollen. Wir erhalten quasi ein funktionierendes Werkzeug, das wir benutzen können, um unsere Ziele zu erreichen.

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