Verrückt nach den Roten. Danyel Reiche
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Название: Verrückt nach den Roten

Автор: Danyel Reiche

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

Серия: Werkstatt Fanbuch

isbn: 9783895336935

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      Danyel beschreibt in unnachahmlicher Weise die Spieler, immer wieder gab und gibt es Spielerpersönlickeiten, die die Herzen der Fans erobern. Carsten Linke, der mit 37 sein Debüt in der ersten Liga gab. »Carsten Linke Fußballgott«; Walter Rodekamp, der im Schatten von Uwe Seeler stand; der »Lange«, mein Freund Dieter Schatzschneider, der ein echter Oststädter war (Fortuna, HSC, OSV) und bei 96 immer richtig stand, wenn Tore fallen mussten. Wer steht heute so wie er? Siggi Reich, Hans Siemensmeyer, Karsten Surmann oder Gerald Asamoah, der in meinem Büro die deutsche Staatsbürgerschaft bekam, damit er für die Junioren-Nationalmannschaft spielen konnte. Und den es immer wieder nach Hannover zieht, weil er sich hier zu Hause fühlt. Seine Initiativen zusammen mit Altin Lala, Steven Cherundolo, Robert Enke, Per Mertesacker gegen Rassismus und Ausländerfeindlichkeit sind beispielhaft.

      Gern habe ich mit Fiffi Kronsbein, Max Lorenz und Hänschen Rosenthal in der NDR-Fußballmannschaft gespielt (ich wurde im Braunschweiger Eintracht-Stadion für Pelé eingewechselt), habe miterlebt wie wir im 96er Bus ins Niedersachsenstadion fuhren, um beim Spiel der 96er gegen die Eintracht das Vorspiel gegen den Rat der Stadt Braunschweig zu machen, von Eintracht-Fans bespuckt wurden. So sind sie – diese Fans. Es sind nicht die, über die Danyel schreibt.

      Im Juni 1985 beendete ich eine Reise nach Taschkent vorzeitig, um das 2:0 gegen Hertha mitzuerleben und damit den erneuten Aufstieg. Und wenn ich über 96 schreibe, gehört der 23. Mai 1992 dazu. Olympiastadion Berlin. Zwei- oder dreimal durfte ich live im NDR das Spiel kommentieren. Und dann der Jubel, als Michael Schjönberg zum 4:3 traf. Der zweite Krimi nach dem 7:6 im Elfmeterschießen gegen Werder Bremen im Niedersachsenstadion. Die anschließende Feier im Hotel der Mannschaft und am 24. Mai am Rathaus. Eintragung in das Goldene Buch, noch heute unvergessen für Spieler, Trainer, Betreuer und Präsidium.

      Was wäre Fußball ohne Fans, die Mannschaft ohne Trainer, Arzt, Therapeuten, der Verein ohne Vorstand und Präsidium? Viele Präsidenten habe ich kennen und schätzen gelernt. Mit vielen war ich eng verbunden. Richard Lehners, Fritze Willig, die in schwierigen Zeiten den Verein wieder flott machten. Nur die beiden will ich nennen und Martin Kind, der ein Glücksfall für den Verein und die Stadt war und ist. Es ist sein »Kind«, dass wir heute in der ersten Liga spielen, nicht nur 96, sondern auch das Stadion. Ohne den Ausbau des Stadions zur FIFA-WM 2006 wäre Hannover bei den Stadien zweite Liga. Doch das soll es in Hannover nie wieder geben. Für Fans wie Danyel Reiche und für uns alle. Viel Spaß beim Lesen

       Herbert Schmalstieg,

       Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Hannover

       von 1972 bis 2006

       Prolog

      Ich weiß nicht, ob es die krude Mischung aus Bier und dem Cocktail »Sex on the Beach« war, die ich am Vorabend bei der Hochzeit meiner Cousine zu mir genommen hatte. Auf jeden Fall sagte ich zu meiner Freundin Fabiola an jenem Sonntagmorgen, dass ich ausnahmsweise mal nicht von ihr, sondern etwas ähnlich Wichtigem in meinem Leben geträumt hätte: »Ich habe geträumt, ein Buch über 96 zu schreiben«, sagte ich ihr mit leicht verunsicherter Stimme. Sie war noch müde und sagte nur ganz trocken: »Mach doch.« Wir waren danach im Bett noch mit ganz anderen Dingen beschäftigt, als vor meinem geistigen Auge schon diese eine Idee zu reifen begann: ein 96-Fanbuch.

      Kaum jemand war eingeweiht in meine gewichtigen Aktivitäten. Meine Freundin Fabiola ja, auch mein Dauerkartennachbar Malte. Nachdem schnell erste Ergebnisse sichtbar wurden, bemerkte er treffend: »Du hast es dir von der Seele geschrieben.«

      Also ein Buch, das verfasst werden musste. Wie könnte ich meinen Enkeln sonst gegenübertreten, wenn ich nach einem Dutzend Sachbüchern zu Themen der Umweltund Energiepolitik nicht auch ein solches Herzensbuch geschrieben hätte?

      Es wäre klasse, wenn dieses Druckerzeugnis vielen Gleichgesinnten, für die die Roten die angenehmste Freizeitbeschäftigung und Hannover die schönste Stadt der Welt sind, viel Freude beim Lesen macht – und Erinnerungen an eigene Fan-Erlebnisse hervorruft.

      In diesem Sinne viel Spaß beim Lesen wünscht

       Danyel Reiche

       Hannover, im Januar 2008

       Wie alles begann

      Es gibt Menschen, die suchen sich ihren Lieblings-Fußballklub nach ganz rationalen Kriterien aus. Die sind Bayern-München-Fan, weil Uli Hoeneß abgesehen von seinem Elfmeter im 1976er EM-Finale, der statt im Tor irgendwo im Nachthimmel Belgrads versank, vieles im Leben richtig gemacht und mit dem »Stern des Südens« das deutsches Fußball-Imperium schlechthin aufgebaut hat. Das sind die Erfolgsfans.

      Dann gibt es Menschen, die finden den FC St. Pauli gut, weil sie mit deren Fans eine bestimmte Weltanschauung teilen. Spiele der Paulianer sind ohne Frage ein großer Spaß: Bei einem zweifelhaften Strafstoß für ihr eigenes Team rufen die Fans vergnügt zum Schiedsrichter »Schieber«, und selbstironisch wird die Mannschaft mit dem Lied »Auf geht’s ihr Zecken, schnorrt ein Tor« angefeuert. Zu den Kultklub-Fans zählen auch die Anhänger von Mainz 05, die wegen ihres fairen Verhaltens auf den Rängen einst ihren Spielern auf dem Platz zur Teilnahme am UEFA-Cup verhalfen. Die DFL hatte die Mainzer kurzerhand zum Sieger der Fair-Play-Wertung erkoren, obwohl eine ganz andere Mannschaft die wenigsten gelben und roten Karten nach Ablauf der Saison 2005/06 auf dem Sündenkonto hatte: Hannover 96.

      Und damit sind wir auch schon beim dritten Typus Fan angelangt: dem Lokalpatrioten. Er hat sich seinen Klub nicht ausgesucht. Er wurde für ihn geboren. Zu dieser in den Augen der Erfolgs- und Kultklub-Fans provinziellen Spezies zähle ich, Danyel Reiche, Jahrgang 1972. Geboren wurde ich in der Stadt, die ich und andere 96-Fans als »die schönste Stadt der Welt« besingen. Ich hatte keine Wahl: Die Roten zu unterstützen, für sie ihr Herz schlagen zu lassen, etwas anderes stand bei uns zu Hause nie zur Diskussion. Mein Vater schaffte es schon in jungen Jahren, mir den 96-Bazillus einzuimpfen. Er selbst hatte sich schon als Elfjähriger mit dem Zug von Sehnde nach Hannover aufgemacht und dabei nicht nur Spiele der 96-Profimannschaft, sondern auch des Amateurteams der Roten gesehen, das 1960, 1964 und 1965 deutscher Amateurmeister wurde. Meine Mutter lässt hingegen bis heute nicht davon ab, unseren Fanatismus mit abfälligen Seitenhieben zu belegen – obwohl sie mit mir hochschwanger im Stadion Camp Nou in Barcelona war und deshalb vielleicht an allem schuld ist …

      Zunächst aber kamen meinem Vater ernsthafte Zweifel, ob ich so fußballbegeistert wie er werden würde. Im Alter von sechs Monaten, so ist die Anekdote überliefert, besuchte er mit mir ein Freundschaftsspiel von Lehrte 06 gegen den Hamburger Sportverein. Nach einem Treffer für Lehrte gab ich 30 Minuten lang merkwürdige Schreie von mir – Zeichen des Widerwillens, der Abneigung, der Distanzierung gegenüber dem Lieblingssport meines Erzeugers? Oder erste Anzeichen allgemeiner Fußballbegeisterung? Ratlosigkeit machte sich breit.

      Doch es sollte nicht lange dauern, bis sich zum Entsetzen meiner Mutter, aber zur großen Erleichterung meines Vaters eine ganz eindeutige Klarheit herauskristallisierte.

      Schon als Grundschüler studierte ich intensiv täglich den Sportteil der »Hannoverschen Allgemeinen Zeitung« und schätzte den »Kicker«. Meine Klassenlehrerin kämpfte mit Rechenaufgaben wie »96 + 96« verzweifelt um meine Aufmerksamkeit, die aber ganz den Roten und meinem Dorfklub, dem TSV Germania Arpke, galt, dessen Kreisliga-Elf von mir und meinem Vater am Wochenende stets unterstützt wurde. Mein eigenes Sporttalent wurde allerdings im örtlichen Tischtennisklub entdeckt, und als Zwölfjähriger wurde ich Tischtennis-Kreismeister. Als Erwachsener versuchte ich mich dann auch noch im Fußball, wo ich meine Stiefel aber nach nur wenigen Jahren in der untersten Kreisklasse wieder an СКАЧАТЬ