Begierde - 12 erotische Novellen. Malva B.
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Название: Begierde - 12 erotische Novellen

Автор: Malva B.

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: LUST

isbn: 9788726454628

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СКАЧАТЬ wir ein paar Hundert Meter gegangen sind, kommen wir zum homosexuellen Gebiet. Schöne Männer posieren in der Gischt und bewundern die feinen Muskeln der anderen. Das Salzwasser spritzt und färbt ihre haarlosen Körper in der Sonne weiß. Es riecht nach Marmor und griechischen Göttern.

      „Können wir zwei nicht hier bleiben?“, frage ich Diana und zwinkere ihr vertraut zu.

      Diana sieht mich verständnislos an. „Sie ist nicht nur dumm, sondern auch total spaßbefreit“, flüstere ich Jonathan zu.

      „Aber sie ist jung und schön“, tröstet mich Jonathan. „Wir sind ja nicht hier, um mit ihr zu reden.“

      „Wir hätten Proviant mitnehmen sollen“, sage ich. „Meine Güte, ist das weit.“

      „Es ist doch ganz schön, sich nach der langen Autofahrt mal zu bewegen. Aber mein Rücken brennt schon ein bisschen“, antwortet Jonathan.

      „Sobald wir ein Plätzchen gefunden haben, schmiere ich ihn dir ein.“

      „Was geht denn hier ab?“, rufe ich, als wir uns endlich am richtigen Ende vom Strand unter einem Sonnenschirm eingerichtet haben.

      Ich bekomme Sand in die Augen, als etwa zwanzig moppelige nackte Männer vorbeilaufen. Sie jagen einen weiteren nackten Mann mit einer erbsengrünen Flagge und blasen in eine Trillerpfeife. Plötzlich bleibt der erste Mann vor einer Sanddüne schräg vor uns stehen.

      „Kommt mit, dann könnt ihr es sehen“, sagt José und wir drei folgen ihm, als wäre er Dick aus den Fünf-Freunde-Büchern.

      Das ist einfach zu viel, denke ich, als ich das fickende Pärchen in einer Kuhle sehe.

      Es fällt mir sehr schwer, das Geile an zwei kopulierenden, bleichen, mittelalten Personen aus Irland zu sehen. Aber sie sind intensiv dabei und innerhalb von wenigen Minuten umringt von Typen, die sich einen runterholen. Einer nach dem anderen spritzt seinen weißen Samen auf die Frau. Die Flüssigkeit vermischt sich mit dem Sand und ich erschaudere beim Gedanken, wie sehr das reiben und schmerzen muss.

      „Ich will hier weg, bevor ich kotzen muss“, sage ich schließlich.

      „Sei nicht so eine Spaßbremse“, sagt José.

      „José, hier ist keine Party, die man bremsen könnte“, antworte ich sauer und packe meine Sachen zusammen.

      Jonathan hilft mir. „Wir sehen uns heute Abend“, sagt er zu José und Diana.

      „Kommt ihr nicht mit zu Nat Hamman?“

      „Was ist das?“

      „Eine Saunalandschaft, aber tagsüber ist es auch ein Sexklub. Wir gehen da gleich hin.“

      „Nein, wir schonen unsere Kräfte für heute Abend“, antwortet Jonathan und legt mir den Arm um den Hals.

      „Au“, zische ich.

      „Hast du auch einen Sonnenbrand?“

      „Offenbar.“

      „Wir hätten uns vorher schon an die Sonne gewöhnen sollen.“

      „Mit den acht Sonnentagen in Stockholm?“

      „Es gibt ja auch Solarien.“

      Wir gehen schweigend zum Hotel zurück. Ich merke, dass es mir schon auffällt, wie ungewohnt angezogene Menschen aussehen. Aber auch wir tragen dünne, weiße Morgenmäntel als Schutz gegen die Hitze.

      Wir machen am Laden Halt, um eine Cola und ein paar Antipasti für den Abend zu kaufen. Es riecht nach frischem Brot aus der Bäckerei daneben.

      „Entschuldige, dass ich so sauer war“, sage ich zu Jonathan. „Wahrscheinlich habe ich einfach Hunger.“

      „Ich fand es auch ganz schön bizarr.“

      „Hast du gesehen, wie sein Arsch gewabbelt hat?“

      „Ja! Und ihr Bauch hing ihr quasi über die Muschi. Man hat sie kaum gesehen.“

      Wir treffen den ein oder anderen nackten Kunden zwischen den Regalen und ich frage mich, wie sich Salmonellen eigentlich verbreiten.

      Nach einem Nickerchen im Hotel begeben wir uns ins Abendgetümmel in den Bars, Restaurants, Klamottenläden und Sexshops. Es gibt fünf Swingerklubs innerhalb von einem Hundert-Meter-Radius. Etwa zehn Kilometer außerhalb des Dorfs befindet sich einer der bekanntesten Swingerklubs der Welt, das l’Extasia. Auch wenn es mit einem alten Weinberg und Draußen-Tanzfläche verlockend klingt, gehen wir am ersten Abend lieber ins Le Glamour. Wir haben tagsüber schon genug im Auto gesessen und ziehen einen kurzen Spaziergang einer weiteren Autofahrt vor.

      Le Glamour ist elegant. Ich fühle mich wie in einem italienischen Einrichtungshaus am Stureplan, wo die Verkäuferinnen extra eingeflogene Topmodels aus Paris und New York sind. Was ein bisschen Schminke und hübsche, schwarze Kleidung bewirken können! Kein einziger Ring unterm Auge oder eine kleine Falte, so weit das Auge reicht. Nackte Menschen müssen das Ungeilste sein, was es gibt, und ich bin sehr dankbar, dass alle Gäste bekleidet sind. Die großen Flächen schaffen einen luftigen Eindruck, obwohl über fünfhundert Gäste anwesend sein dürften. Alle sind freundlich und lächeln. Ich fühle mich wohl.

      Wir holen uns unsere Willkommensdrinks an der Bar und sinken jeder in einen lila Plüschsessel. Der Drink schmeckt nach Saft. Der Bartender hat am Alkohol gespart. Aber der Saft ist lecker und der Placeboeffekt funktioniert genauso gut wie echter Alkohol.

      Jonathan tanzt gut, aber nicht gern. Ich muss ihn eine Weile überreden, damit er mit mir auf die Tanzfläche kommt. Nachdem wir eine halbe Stunde getanzt haben, sind José und Diana noch immer nicht aufgetaucht. Jonathan wird ungeduldig und findet, dass wir selber unser Glück versuchen sollten. Im Kellergeschoss. Wir haben gehört, dass dort die Aktivitäten stattfinden.

      Ich greife nach dem Geländer und tripple unsicher auf meinen Absätzen die Treppe hinunter. Eine Stufe nach der anderen. Es fühlt sich an, wie als ich klein war und zum ersten Mal bei meiner Freundin schlafen durfte. Es war furchtbar, als Mama mich allein ließ, aber gleichzeitig wusste ich, dass ich bleiben musste, denn irgendwann würde es lustig werden und ich würde es immer bereuen, wenn ich mich jetzt nicht traute.

      Auf dem halben Weg nach unten bleibe ich stehen und sehe Jonathan an. Er sieht genauso ängstlich aus wie ich. Wir drücken einander die Hände und nach einer halben Ewigkeit treffen wir endlich auf zwei schwarzgekleidete Wachen im Untergeschoss. Sie kontrollieren, dass niemand Alkohol reinschmuggelt oder schon zu betrunken ist. Und dass die Regeln befolgt werden: Die rechte Seite ist nur für Paare. Alleinstehende Männer müssen auf die linke Seite.

      Wir beschließen, erst mal nach rechts zu gehen. Es fühlt sich an, als beträten wir ein Labyrinth zwischen etwa zehn sehr hohen, breiten Betten mit dicken Matratzen. Auf jeder Matratze liegen mindestens drei oder vier Paare eng umschlungen in komplizierten Stellungen. In dem schwachen Licht kann man unmöglich erkennen, welches Körperteil zu wem gehört. Der Begriff „Orgie“ bekommt eine ganz neue Bedeutung. Es sieht aus wie ein Porno im IMAX. Nur besser. Menschlicher. Die plastikartigen Hauptpersonen, die Melodramatik und die mechanischen Wiederholungen des Pornos sind weggeschnitten worden.

      Ein Mittzwanziger schlägt die Hände überm Kopf zusammen СКАЧАТЬ