Die letzte Crew des Wandersterns. Hans-Arthur Marsiske
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Название: Die letzte Crew des Wandersterns

Автор: Hans-Arthur Marsiske

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: heise online Welten

isbn: 9783947619443

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СКАЧАТЬ sie kann im besten Fall die Zukunft verändern. Dadurch, dass sie den Lesern begreiflich macht, worin die Bedeutung aktueller Entwicklungen liegt und welche Effekte auf den Einzelnen und die Gesellschaft sie haben.

      Wir bei heise online verfolgen einen ähnlichen Anspruch: Nicht nur die aktuellen Entwicklungen in Technik und Forschung zu beschreiben, sondern sie auch kritisch zu hinterfragen und den Lesern begreiflich zu machen. Dabei verfallen wir weder in apokalyptische Technik-Kritik noch blinde Technik-Euphorie; wir wollen keinesfalls, dass die Chancen, die Neuerungen in Technik und Wissenschaft bieten, für die Gesellschaft und den einzelnen Anwender ungenutzt bleiben.

      Mit diesem Anspruch gehen wir auch an unsere Buchreihe heise online: Welten heran. Die Romane sind Unterhaltung, die fesselt, die Leserinnen und Leser auch mal Netflix links liegen lässt. Sie sollen aber auch aktuelle Entwicklungen begreifbar machen, sei es als Zukunftsvorstellung in den utopischen Geschichten von Science-Fiction, sei es in anderen literarischen Formen wie Krimis oder aktuellen Romanen.

      Mit einem Roman von Hans-Arthur Marsiske starten wir mit einem Autor, der den heise online-Lesern wohl bekannt ist: Vor allem seine Texte und Berichte zur Robotik führen nicht nur in die gegenwärtige Technik der Automaten ein, sondern diskutieren beispielsweise immer wieder die Ethik des Technikeinsatzes und die spezielle Maschinen-Ethik. Und ohne schon zu viel zu verraten: Mit seinem Roman Die letzte Crew des Wandersterns greift er noch einmal weit über den schon sehr weiten Rahmen der Robotik hinaus, begibt sich in den Weltraum und kehrt doch zurück zu unerwarteten Begegnungen.

      Ich wünsche Ihnen viel Spaß bei der Lektüre!

      Jürgen Kuri

      Herausgeber

       1

      Vor den Flammen fliehen sie alle, Löwe und Elefant genauso wie Zebra, Gazelle oder Schwarze Mamba. Die ersten aber, die nach einem Buschfeuer zurückkommen, sind stets die Raubtiere. Geier und Bussarde kreisen dann über der noch rauchenden Steppe, Raubkatzen und Hyänen nähern sich vorsichtig der Brandstelle, wo sie jetzt leicht Beute machen können.

      Und tatsächlich, dort drüben, am Rande der Brandfläche zwischen den unversehrten Büschen, da steht ein Zweibeiner. Meistens ziehen sie in Gruppen herum und sind dann schwer anzugreifen. Dieser jedoch ist allein. Er scheint unverletzt, aber er passt nicht auf. Fast regungslos steht er da, den Blick vor sich auf den Boden gerichtet. Bemerkt nicht den Leoparden, der sich geräuschlos anschleicht, zielstrebig, doch ohne Hast. Nur noch wenige Schritte trennen ihn von seinem Opfer.

      Der Zweibeiner beugt sich hinunter, streckt den Arm aus, dreht dabei leicht den Kopf. Er weiß, was diese beiden gelb schimmernden Punkte und die markant geformten schwarzen Linien darunter bedeuten. Weiß, dass es zu spät ist. Er kann nicht mehr weglaufen.

      Auf die Idee, sich mit dem Ast, nach dem er gerade gegriffen hat, zu verteidigen, kommt er gar nicht. Tag für Tag nutzt er solche herumliegenden Baumteile, um Ameisen aufzuscheuchen, lästige Affen zu verjagen oder Früchte von Bäumen zu schlagen. Doch dieses Stück Holz ist anders, es scheint lebendig zu sein. An einem Ende sieht es aus wie jeder andere Ast oder Zweig. Am anderen Ende leuchtet es, pulsiert, gibt Geräusche von sich. Ist im Holz ein Geist erwacht? Kann er ihn berühren? Gerade hatte der Zweibeiner all seinen Mut zusammengenommen, um es herauszufinden.

      Als er jetzt angesichts der Gefahr erschrocken herumwirbelt, macht der Ast in seiner Hand die Bewegung einfach nur mit. Dabei lässt der Luftzug fauchend Flammen aus der Glut springen. Der Leopard erstarrt. Der Zweibeiner auch. Aber er lässt den Ast nicht los. Dann werden die Flammen wieder kleiner, ziehen sich in die Glut zurück. Nur sie schützen vor der Bestie, das hat der Zweibeiner rasch begriffen. Er will, dass sie wiederkommen, wedelt aufgeregt mit dem Ast. Tatsächlich, die Flammen zischen wieder hervor. Die Raubkatze geht einen Schritt zurück. Als der Zweibeiner noch heftiger mit dem Ast nach ihr schlägt, dreht sie sich um und flieht.

      Der Zweibeiner verfolgt sie nicht, läuft nur ein paar Schritte hinter ihr her. Dann bleibt er wieder regungslos stehen. Er hat die Bestie verjagt! Begreift er, was geschehen ist? Wahrscheinlich nicht. Aber es fühlt sich gut an. Er ist groß. Er ist mächtig. Er ist ein Mensch.

      Juri sah erwartungsvoll in die Runde. Die anderen drei ließen seine Worte noch einen Moment nachklingen, dann nickten sie langsam, einer nach dem anderen. Ja, so könnte es gewesen sein. Juri, der kleine, stämmige Russe, dessen Mundwinkel fast immer ein Lächeln zu umspielen schien, hatte eine blühende Fantasie, ein umfassendes Wissen und kombinierte beides zu Geschichten, mit denen er sie immer wieder verblüffte. Und immer ging es ums Feuer.

      „Kennt ihr Kubrick?“, fragte er, bevor jemand anders das Wort ergriff. „Space Odyssey?“

      Klar. Jeder Astronaut kannte den Film.

      „Die Szene mit den Urmenschen würde er heute so drehen. Nicht mehr mit Knochen. Das ist überholt. Es ist nicht das Werkzeug, das den Menschen vom Tier unterscheidet. Es ist das Feuer. Wenn es jemals ein Remake des Films gibt, muss der siegreiche Homo erectus einen glühenden Ast in die Luft schleudern, der sich im Flug in die Rückstoßflamme einer Rakete verwandelt.“

      „Ein Remake von Space Odyssey? Du spinnst wohl!“, protestierte Nick. Selbst überrascht über die Heftigkeit seiner Reaktion, hielt der groß gewachsene, glatzköpfige Amerikaner einen Moment inne. Er schnappte mit dem Mund nach einem Tropfen Saft, den er verschüttet hatte und der davonzuschweben drohte. „Aber die Szene mit der Rakete ist stark, das muss ich zugeben.“

      „Startet sie oder landet sie?“ Suneetha hatte Juri fasziniert zugehört. Die zierliche Inderin, die sich für diese Mission extra die Haare hatte kurz schneiden lassen, liebte die gemeinsamen Mahlzeiten mit ihren Kollegen, bei denen sie ihren Fantasien oft freien Lauf ließen, verrückte Ideen entwickelten und sich dabei gegenseitig die Bälle zuwarfen, völlig ziellos, ohne zu einem Ergebnis kommen zu müssen. Es waren Momente geistiger Schwerelosigkeit, die sie im streng getakteten Alltag auf der Raumstation als eine besondere Kostbarkeit erlebte.

      „Sie startet natürlich!“ Juri antwortete ohne Zögern. „Es geht ja um den Aufbruch der Menschheit. Den Startturm hat sie gerade hinter sich gelassen, aber die Flamme berührt gerade noch den Boden. Es ist die größte Flamme aller Zeiten.“

      „Und um sie herum stehen eine Million Menschen“, sagte Nick.

      Juri stutzte einen Moment und lächelte. „Das ist auch ein starkes Bild. Wie kommst du darauf?“

      „Weil es so war. Eine Million Menschen waren nach Cape Canaveral gekommen, um den Start von Apollo 11 zu sehen. Und die Saturn 5 war damals die größte Rakete der Welt.“

      „Aber wenn ihr Fiktion so mit der Realität verknüpft, wird daraus eine ganz andere Geschichte.“ Der Einwand kam von Mark, dem jüngsten Besatzungsmitglied. Der deutsche Materialwissenschaftler war noch mit dem Erdbeereis beschäftigt, das er sich als Nachtisch ausgesucht hatte. Im Vergleich mit Juri und Nick wirkte er fast schmächtig und aufgrund der blonden Haare und einiger Sommersprossen auch verletzlicher. Seine kontrollierten Körperbewegungen verrieten jedoch, dass er ebenso gut durchtrainiert war wie seine Kameraden. „Im Unterschied zu Kubricks Raumfahrern haben die Apollo-Astronauten auf dem Mond schließlich keine Hinterlassenschaften von Außerirdischen gefunden“, erläuterte er seinen Gedanken. „Oder habe ich da etwas verpasst?“

      „Nein“, bestätigte Juri. „Bis jetzt haben wir da oben noch nichts Derartiges gefunden. Aber wir haben ja auch noch gar nicht richtig gesucht.“

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