Название: Fürstenkrone Staffel 10 – Adelsroman
Автор: Marisa Frank
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Fürstenkrone Staffel
isbn: 9783740973469
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»Na, wo sind Sie denn jetzt bei Ihren Überlegungen angelangt?« fragte er mit nicht zu überhörender Ironie. Er schien zu ahnen, was im Kopf des jungen Mädchens vorging.
Ernestine kehrte wieder in die Wirklichkeit zurück, und damit wurde ihr das Verrückte ihrer Gedanken auch bewußt. Sie mußte lächeln.
»Ich habe Sie gerade für einen großen Schatzgräber gehalten«, gestand sie schelmisch, »aber dann dachte ich mir, in einem solchen Fall hätten Sie doch sicher eine andere Verkleidung gewählt. Als Heizer vielleicht oder als Gärtner, dabei fällt es nicht so auf, wenn man sich schmutzig macht.«
Archie lachte.
»Gut, daß Sie noch logisch denken können, Baronesse. Doch darf ich Sie nun darauf aufmerksam machen, daß im Haus viele Pflichten auf mich warten? Ich möchte…«
»Die Flucht ergreifen möchten Sie, Archibald, das kann ich mir denken. Aber daraus wird nichts. Erst müssen Sie mir sagen, warum Sie hier sind!«
»Es ist wegen einer Wette, Baronesse, ich sagte es doch schon.«
»Aber ich glaube Ihnen nicht.«
»Das ist Ihre Sache.
»Nein, nein, so billig kommen Sie mir nicht davon! Ich will es ganz genau wissen. Sonst erzähle ich meiner Freundin, daß ich Sie kenne, und zwar nicht als Butler.«
Archie seufzte innerlich. Dieses Mädchen entwickelte sich zur wahren Nervensäge. Was sollte er nur tun, um sie wieder loszuwerden? Durch ihr Auftauchen gefährdete Ernestine von Wallenberg den schönen Plan, den er und Allan Noraway ausgearbeitet hatten.
»Wenn ich Ihnen verspreche, Ihnen später alles zu erzählen, geben Sie sich dann jetzt damit zufrieden?«
»Sie werden es mir wirklich sagen?«
»Bestimmt.«
»Ihr Ehrenwort darauf?«
»Sie haben es.«
»Na gut.« Ernestine zögerte noch ein bißchen. »Aber etwas müssen Sie mir jetzt schon sagen. Sie müssen mir den Namen dessen nennen, mit dem Sie die angebliche Wette abgeschlossen haben. Darauf bestehe ich.«
»Aber ich kann…«
»Damit begehen Sie doch keinen Verrat. Und ich weiß, daß Sie mich nicht angeschwindelt haben.«
Archie überlegte. Schließlich war mit dem Namen des Freundes tatsächlich nichts verraten. Und selbst wenn Ernestine ihn aufspüren und sich mit ihm in Verbindung setzen sollte, so war auch das nicht gefährlich, denn Allan würde schon die rechte Antwort zu finden wissen.
»Also gut, damit Sie endlich Ruhe geben. Mein Freund ist Amerikaner und heißt Allan Noraway.«
»Noraway? Komisch, das klingt ja so ähnlich wie Norawa.«
Verdammt, daran hatte Archie gar nicht gedacht. Dieses Mädchen verdarb ihm wirklich noch alles.
»Es gibt schon mal solche Namensgleichheiten«, sagte er barsch. »Ich kann es nicht ändern. Aber nun müssen Sie mich entschuldigen, Baronesse, die Pflichten warten auf mich.«
Ernestine setzte ihr süßestes Lächeln auf. Es machte ihr Spaß, diesen Mann ein wenig zu foppen und ihn herauszufordern, denn er konnte sich ja nicht wehren, wenn er sich hier nicht verraten wollte.
Mit einer nach außen hin sehr vertraulich wirkenden Geste legte sie dem Butler eine Hand auf den Arm.
»Sie hatten mir Blumen versprochen, Archie.«
»Ich habe Ihnen keine Blumen versprochen.«
»O doch, darum sind wir in den Garten gegangen, nicht wahr? Weil mir die Nelken, die man mir ins Zimmer gestellt hat, nicht gefallen. Ich möchte Rosen.«
»Ich werde den Gärtner benachrichtigen.«
»Nein, ich möchte die Rosen von Ihnen haben. Oder noch besser, nur eine einzige Rose möchte ich. Diesen einen Wunsch können Sie mir doch nicht abschlagen. Als Butler…«
»Als Butler muß ich höflich sein, ich weiß«, seufzte Archie, »auch wenn mir gar nicht danach zumute ist. Glauben Sie, ich hätte noch nicht gemerkt, daß Sie mich nur herausfordern wollen? Also gut, Sie sollen Ihre Rose haben.«
Er wandte sich einem Busch mit herrlichen gelben Rosen zu.
Ernestine schüttelte den Kopf und setzte ihr verführerischstes Lächeln auf.
»O nein, Archibald«, säuselte sie, »eine rote Rose möchte ich, eine blutrote Rose.«
Und sie trat noch näher an ihn heran. Von weitem mußte es so aussehen, als schmiegte sie sich an ihn, in Wirklichkeit lachte sie ihm nur übermütig und auch ein bißchen herausfordernd keß zu.
»Nervensäge!« knurrte Archie deutlich vernehmbar, aber er schnitt ihr doch eine lange rote Rose ab, die Ernestine dann demonstrativ an die Lippen führte.
»Die erste Rose, die mir ein Butler geschenkt hat!« sagte sie triumphierend.
Archie blieb ihr die Antwort schuldig. Er machte eine knappe Verbeugung und wollte zum Haus zurückgehen. Ernestine hielt sich aber dicht an seiner Seite.
»Es bleibt also dabei«, erklärte sie gönnerhaft. »Ich verrate Sie nicht, Archibald. Wenigstens vorläufig nicht.«
*
König Maximilian Peter saß in seinem Arbeitszimmer und war mit dem Studium einer Akte beschäftigt, deren Inhalt ihn über alle Maßen ärgerte.
»Das ist doch nicht zu fassen!« sagte er schimpfend. »Geht man denn ganz und gar über meine Anordnungen hinweg? Das hier ist genau das Gegenteil von dem, was ich verfügt habe. Ist man denn nicht mehr Herr im eigenen Haus? Aber die Herren sollen mich kennenlernen.«
Der König wollte schon zur Glocke greifen und seinen Sekretär herbeirufen. Aber dann besann er sich. Vielleicht war es besser, die ganze Angelegenheit noch einmal zu überdenken.
Ein wenig schwerfällig erhob er sich aus seinem lederbespannten Sessel und trat ans Fenster.
Fast immer beruhigte ihn ein Blick von hier hinaus; denn diese Aussicht liebte der König ganz besonders.
Der Rosengarten war den etwas düsteren Schloßmauern vorgelagert wie ein herrliches Schmuckband, und es war nicht nur der Stolz des Gärtners, sondern auch der Königin, daß es im Rosengarten von Norawa die herrlichsten und seltensten Blüten gab.
Dem Rosengarten schloß sich ein hübsches parkähnliches Gelände an, das sich bis zur Küste hinzog. Wie ein breites, brillantbesetztes Geschmeide funkelte dahinter die Meerstraße zwischen der Insel und dem Festland in der Morgensonne, und die Berge in der Ferne wirkten wie Wächter, die dieses paradiesisch schöne Land zu beschützen hatten.
Der König liebte dieses Fleckchen Erde, es war seine eigentliche Heimat, hier war er verwurzelt, wenn ihn auch die Umstände zwangen, den größten Teil des Jahres anderswo zu leben.
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