Teufelskuhle. Sabine Friemond
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Название: Teufelskuhle

Автор: Sabine Friemond

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Christin Erlenbeck

isbn: 9783954415533

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СКАЧАТЬ schaltete einen Gang runter und spielte vorsichtig mit der Kupplung und dem Gaspedal. Der Spacko hatte keinen Führerschein, und der Boss hatte seinen wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss vorläufig verloren. So musste er immer den Pritschenwagen zu den Arbeitseinsätzen, die sie gemeinsam hatten, steuern. Es war für ihn eine große Umstellung, da er bisher nur den Kleinwagen seiner Mutter gefahren hatte.

      »Das kannst du doch gar nicht richtig sehen«, sagte er, »komm, guck, was du gucken willst, und dann ist gut.«

      »Nein, warte!« Der Boss lehnte sich noch weiter nach vorne. »Das ist die blöde Kuh! Das ist sie ganz bestimmt!« Aufgeregt drehte er seinen Kopf nach links und rechts zu seinen Kollegen. »Ich erkenne sie an dem dämlichen Zopf und dem fetten Hintern. Fahr mal langsam näher ran!«

      Er wurde nervös. »Nee«, schüttelte der Fahrer den Kopf, das Lenkrad mit verkrampften Händen umschließend, »jetzt gib doch mal Ruhe mit der Frau. Es ist doch viel zu dunkel, das kannst du doch gar nicht richtig erkennen. Lass’ mich jetzt einfach fahren.«

      »Ja, gleich.« Sein Chef wandte sich mit einem hämischen Grinsen zu ihm, »wir jagen jetzt der blöden Fotze einen richtigen Schrecken ein! Komm, gib mal ein bisschen Gas!«

      »Ja«, feuerte auch Spacko ihn an und echote seinen Boss, »jag der mal einen Schrecken ein!«

      Er trat die Kupplung, gleichzeitig griff sein Boss nach dem Lenkrad und zog es nach rechts, zum Straßenrand. Er versuchte, ihn mit seinem Ellenbogen wegzudrücken. Dabei rutschte sein Fuß von dem Kupplungspedal und der Wagen machte einen Satz nach vorne.

      Es dauerte einen ewigen Moment, bis sie realisierten, was gerade gegen die Front des Pritschenwagens geknallt war.

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      Erst die Überraschung, dann der Schmerz.

      Unerträglich.

      Sie schmeckte Blut in ihrem Mund.

      Sie versuchte, irgendwie ihre Hände zu bewegen. Sie auf das nasse, struppige Gras und Laub des Randstreifens zu drücken. Den Kopf zu heben. Nach hinten zu schauen.

      Sie hörte, wie der Wagen, ein großer Wagen, wendete und wegfuhr.

      Nicole konnte auch nicht unterscheiden, ob das Dröhnen in ihrem Kopf Musik oder Schmerz war.

      Sie legte ihre Wange auf den kühlen Boden.

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      Die aggressive, wummernde Musik verklang. Er konnte jetzt noch vage die Partymusik aus dem Gebäude hinter dem Wall hören und das gedämpfte Rauschen der B 8.

      Langsam kam er wieder im Hier und Jetzt an und realisierte, was er beobachtet hatte. Trotz der fahlen Dunkelheit konnte er sie auf dem Boden liegen sehen. Er sah, dass sie lebte. Gott sei Dank!

      Gerade, als er sich aus seiner Erstarrung lösen und zu ihr gehen wollte, sah er jemanden auf Nicole zugehen.

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      Sie wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, als sie Schritte hörte. Ganz vorsichtig wendete sie ihren Kopf und blickte nach oben.

      »Du!« Erleichterung rieselte ihr durch den Körper. »Gott sei Dank!«

       3. Kapitel

       Dienstag, 29. Mai 2018, nachts

      Mein Gott, das ist ja furchtbar!«, flüsterte Christin und strich eine der verfilzten Strähnen aus dem Gesicht der schlafenden Laura. Sie hatten die junge Frau auf das Sofa im Wohnzimmer gebettet. Die Pfarrerin hatte den beiden Polizisten einen Kaffee angeboten, den diese dankbar angenommen hatten. »Und man hat nie herausgefunden, wer eure Kollegin angefahren hat?«

      Schlüter schüttelte den Kopf. »Nein. Die Fakten waren eindeutig. Ein großes Auto, ein Jeep oder Transporter. Aber obwohl in dieser Nacht im Risselweg eine Party stattfand, gab es keine Zeugen. Es war kalt, damals hat noch jeder im Raum geraucht, gegen zwölf wurde dem Gastgeber ein Ständchen gesungen.«

      »Natürlich haben wir alle Werkstätten kontaktiert«, ergänzte Freddie, »auch über die Presse, ob irgendwo ein Wagen mit einem Frontschaden abgegeben wurde, aber nix.«

      »Du kannst dir nicht vorstellen, was wir und viele Kollegen von anderen Revieren alles unternommen hatten«, ergänzte Schlüter, »wochennein, monatelang immer wieder alles durchgegangen, rekonstruiert, angehalten, kontrolliert, bis wir einsehen mussten, dass wir tatsächlich niemanden zur Verantwortung ziehen konnten.«

      »Warum ist sie da überhaupt alleine hingefahren?«, hakte Christin nach, »darf man als Polizistin oder Polizist überhaupt alleine Streife fahren?«

      »Ja, das dürfen wir«, antwortete Schlüter, »es war ja auch keine gefährliche Situation oder ein Einsatz.«

      »Ich verstehe aber immer noch nicht, was sie da genau wollte?« Christin betrachtete Laura und wischte ihr dann wieder vorsichtig mit einem feuchten Waschlappen einen Speichelfaden, der aus ihrem Mund lief, vom Kinn.

      »Hm, wir glauben, dass sie tatsächlich auf der Party kurz ›Hallo‹ sagen wollte. Ein Bekannter von ihr und ihrem Mann hatte in dieser Nacht dort seinen dreißigsten Geburtstag gefeiert. Und dann hat sie dieses verdammte Auto erwischt«, Schlüter rieb sich mit der rechten Hand über sein Kinn. Christin konnte spüren, wie ihm die Geschehnisse dieser Nacht noch immer sehr nahe gingen. Schlüter war damals schon der Dienstälteste gewesen, Nicole eine junge Polizistin, frisch gebackene Mutter und sein Schützling.

      Dann auf einmal tot.

      »Ich hatte damals das Gefühl gehabt, als ob es im Grunde vor meinen Augen passiert war«, stieß Schlüter aus.

      »Und Laura ist ihre Tochter«, murmelte die Pfarrerin.

      »Ja«, nickte Freddie zur Bestätigung, »und uns leider schon bekannt. Bringt sich selber ständig in Schwierigkeiten.«

      Christin musste gähnen und schaffte es nur knapp, rechtzeitig eine Hand vor den Mund zu halten.

      »Na, wir gehen dann mal«, sagte Schlüter.

      »Können wir dich jetzt mit Laura alleine lassen?«, fragte Freddie.

      »Wenn ihr mir nicht verschweigt, dass dieses reizende Geschöpf eigentlich eine massenmordende Psychopathin ist, werd ich schon mit ihr fertig«, lächelte die Pfarrerin, sich wieder ein Gähnen verkneifend.

      »Danke, Christin, und jetzt schlaf noch schön!«, verabschiedete sich Schlüter.

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       Mittwoch, 30. Mai 2018, morgens

      Ein merkwürdiges Geklapper weckte Christin Erlenbeck. Einen Moment gab sie sich noch, um richtig wach zu werden und herauszufinden, was das für Geräusche waren. Dann wurden ihr einige Tatsachen schlagartig klar.

      Es war Mittwoch, ihre Kinder mussten zur Schule, СКАЧАТЬ