Название: Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2)
Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
isbn: 9783845353784
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ANANSI bot Dou die Gelegenheit, im Schiff unterzutauchen.
»Krisenfall Philippi!«, rief er, schaltete den Deflektor seines Schutzanzugs ein und eilte davon. »Jetzt gleich!«
Matho Thoveno blieb stehen, ebenso die meisten anderen Techniker und Wissenschaftler, die er während der Untersuchung der Komponententräger hinzugezogen hatte. Sie verstanden nicht, was Dou meinte. Seine Leute hingegen, ausgebildete Spezialisten der Inneren Sicherheit, eilten davon.
Zwölf Sekunden.
Dou erreichte den Hauptgang Richtung Schiffsinneres, warf sich in eine Expresskapsel, hieb auf den Auslöser, ließ sich mit Höchstgeschwindigkeit beschleunigen. Er raste mit 500 Metern pro Sekunde dahin, drei Sekunden lang. Stieg aus, stürzte sich in einen Antigravschacht, gelangte zwei Decks darunter ins Freie, ging ein paar letzte weite Schritte – und erreichte sein Ziel. Hauptdeck 12-20. Eine Plattform, von der aus er in eine schier endlose Tiefe blickte.
Dou hielt inne und holte tief Luft. War er in der Ringhalle sicher, die einen Großteil der Hauptdecks Zwölf bis Drei ausfüllte? In einem Bereich, in dem einige wenige Techniker, Roboter und vor allem die Posbis das Sagen hatten?
Er maß keine Verfolger an. Auch von ANANSI war nichts zu hören.
Nach einem kurzen Moment des Zögerns schaltete er den Deflektor aus und desaktivierte so gut wie alle weiteren Funktionen seines Anzugs, die ihn verraten konnten. Dou wollte energetisch unsichtbar werden.
Die Ringhalle hatte eine zylindrische Grundform. Der äußere Durchmesser betrug 1400 Meter, die Höhe eintausend Meter.
Ich blicke einen Kilometer in die Tiefe, machte sich Dou bewusst.
Er sah die oberen Abdeckungen von fünf Hawk-V-Kompensationskonvertern und einen annähernd gleich großen Transitions-Strukturkonverter. Gemeinsam bildeten diese Zylinderelemente das technische Herzstück der RAS TSCHUBAI: die überaus wirksamen und technisch ausgereiften Überlichtantriebe.
Die Zylinder waren kreisförmig um einen zentralen Freiraum angeordnet. Überwachungs- und Nebenleitstellen klebten da und dort wie Schwalbennester an den Wänden. Dazu kamen Wartungsplattformen, mobile Arbeitsbühnen und feldenergetische Zugangsbrücken. Einige Arbeitsroboter gingen schwebend ihrer Arbeit nach.
Der freie Platz im Zentrum war im Lauf der Zeit von Zusatzbauten überwuchert worden. Zahlreiche technische Erneuerungen in der Geschichte der RAS TSCHUBAI hatten ein gewisses Maß an Improvisation erfordert. So kam es, dass stabilisierende Schrägträger kreuz und quer standen. Dazwischen befanden sich Modulblöcke, die wiederum durch komplexe Rohr- und Leitungssysteme miteinander verbunden waren. Man musste einmal dort gewesen und alles mit eigenen Augen gesehen haben, um zu begreifen, weshalb die Mechaniker diesen Teil der Ringhalle nur als Kathedrale bezeichneten.
Dou kniff die Augen zusammen. Immer wieder rissen Lichteffekte die Dunkelheit auf. Feldenergetische Isolationsfelder von unterschiedlicher Stärke sorgten für stroboskopartige Blitzerscheinungen, die sich in die Netzhaut brannten.
Onker Dou sah auf jenen Bereich hinab, der sein eigentliches Ziel darstellte. Zwischen zwei größeren Lichtinseln inmitten der Kathedrale waren stark ineinander verschachtelte Konstrukte zu erahnen. Röhren, Platten, Kabelstränge, Wege, Treppen und Plattformen bildeten ein nahezu undurchschaubares Wirrwarr. Dieser Komplex maß etwa sechzig Meter im Durchmesser. Seine Bewohner nannten ihn Nest.
Dou hörte über Funk die kurze Ansprache Bru Shaupaards und verfolgte sie wenig interessiert. »Bleibt ruhig und gehorcht meinen Anweisungen, dann wird alles wieder gut«, schloss der Cairaner.
ANANSI war demnach vorerst besiegt. So, wie Dou es befürchtet hatte. Die Semitronik hatte alles unternommen, um ihm und einigen anderen Leuten die Flucht zu ermöglichen. Dou konnte bloß hoffen, dass Tolot und Luetyens entkommen waren. Mit ein wenig Glück auch Cascard Holonder und andere Offiziere.
Die Entscheidungsträger an Bord der RAS TSCHUBAI wussten ganz genau, wie sie sich im Falle einer feindlichen Übernahme verhalten mussten. Sie waren über den Krisenfall Philippi informiert. ANANSI hingegen nicht – was durchaus nicht einfach zu bewerkstelligen gewesen war. Etwa fünfzig hochrangige Bordmitglieder kannten Verstecke und geheime Nebenzentralen, von denen aus sie den Widerstand gegen eine schadhaft funktionierende Semitronik organisieren konnten.
Die Ringhalle war eines der besten Verstecke. Dort war das energetische Aufkommen derart komplex, dass ANANSIS Einfluss geringer als sonst wo im Schiff war. Die Semitronik beobachtete und wirkte ausschließlich durch ihre mobilen Einheiten. Sensoren, Prüf- und Steuerungsautomatiken konzentrierten sich auf die Funktionstüchtigkeit der Antriebsaggregate, nicht aber auf die wenigen Lebewesen.
Onker Dou ließ sich in die Tiefe fallen. Er entdeckte immer mehr aufblitzende Metallkörper, je näher er seinem Ziel kam.
Er drang ins Innere des Nests vor und setzte auf einem etwa fünf Meter breiten Trägerelement auf. Markante Steher, zwischen zwei und fünf Meter lang, standen wie Stacheln davon ab. Manche von ihnen waren fein ziselierte Kunstwerke, in die mit viel Geduld und Geschick Muster gestanzt worden waren. Andere erschienen primitiv und wie mit ungelenker Hand angeschweißt.
Dou fühlte sich nicht sonderlich wohl. Er wusste besser über die RAS TSCHUBAI Bescheid als jedes andere Besatzungsmitglied. Bereiche wie das Nest mied er, so gut es ging.
»Ich weiß, dass ihr da seid«, rief Onker Dou. »Zeigt euch!«
Metall klackerte auf Metall. Ein menschenähnlicher Roboter trat hinter einem der Träger hervor. Sein blechernes Gesicht war mehrfach eingedrückt, sein rechtes Bein schleifte das Metallwesen hinterher.
»Was willst du?«, fragte der Roboter unwirsch.
»Ich möchte um Hilfe bitten.«
»Ihr Fleischigen erinnert euch immer nur dann an uns, wenn ihr allein nicht zurechtkommt. Warum sollten wir dich unterstützen?«
»Lass ihn in Ruhe, Lazarus!«, erklang eine neue Stimme. Ein weiterer Roboter kam dahergeflogen und setzte ungelenk auf dem Querträger auf. Er bestand aus einer mächtigen Kugel, zwei dünnen Beinchen und fünf langen und dürren Armen, die ständig in Bewegung blieben.
»Onker Dou«, sagte der Posbi. »Es ist lange her, dass wir miteinander zu tun hatten.«
Dou atmete erleichtert durch. Er kannte sein Gegenüber. Gustav war einer der prominentesten Posbis an Bord der RAS TSCHUBAI. Er war ein hoch spezialisierter Funk- und Ortungsroboter, der gerne bei Außeneinsätzen hinzugezogen wurde.
»Stimmt, Gustav. Das liegt aber nicht nur an mir. Du hast dich aus dem Tagesgeschäft der RAS TSCHUBAI zurückgezogen.«
»Ich bin da, wenn man mich braucht.«
»Ich brauche dich jetzt.«
»Nimm dich in Acht, Gustav! Der Fleischige will dich bloß wieder ausnutzen. Er ist wie sie alle. Er wird ...«
»Es reicht, Lazarus!«, unterbrach ihn Gustav. »Du hättest die RAS TSCHUBAI verlassen sollen, als die Gelegenheit dazu war. Du bist geblieben, also finde dich mit den Gegebenheiten ab.«
»Ich meine ja nur ...«, sagte der beschädigte Posbi und verschwand so abrupt, wie er aufgetaucht war.
»Ich entschuldige mich für meinen Kollegen«, СКАЧАТЬ