Soldaten des Glücks. Richard Harding Davis
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Название: Soldaten des Glücks

Автор: Richard Harding Davis

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711462140

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СКАЧАТЬ Ingenieurkunst verstand, auf dem Wege der praktischen Erfahrung gelernt, nachdem er seine Lehrzeit mit dem Abhauen von Büschen und dem Eintreiben von Pfählen begonnen hatte. Den grössten Teil seines Lebens hatte er in Mexiko und Zentralamerika verbracht, und er sprach von seinem Heim, das er seit zehn Jahren nicht gesehen hatte, mit der übertriebenen Anhänglichkeit eines eingefleischten Wanderers. Weil sie aus den Vereinigten Staaten kamen und ihm nach der Heimat schmeckten, zog er, wie allgemein bekannt war, Mais und Tomaten in Blechbüchsen den herrlichen Erzeugnissen des Landes vor. In seinem jungen Leben drängten sich Erfahrungen zusammen, die die Nerven jedes anderen Mannes von zarterer Empfindsamkeit und weniger Sinn für das Lächerliche zu Grunde gerichtet haben würden, aber gerade diese Erfahrungen hatten ihn nur zu einem pfiffigen und auf sich selbst vertrauenden Manne gemacht, der bei allen Gelegenheiten oder Schwierigkeiten vollkommen gelassen blieb.

      Nachdenklich sog er an seiner Pfeife und überlegte Langhams Frage aufs sorgfältigste, während Clay und der jüngere Gefährte mit auf die Kniee gestützten Armen seine Entscheidung in gedankenvollem Schweigen erwarteten.

      „Ich ginge auch gern in ein Theater,“ sagte Mc Williams endlich mit einer Miene, als ob er zeigen wolle, dass auch er Sinn für die Kunst habe. „Ich möchte den Komiker mal wieder sehen, den ich im Jahre achtzig — ach, wie lange ist das her! — ehe ich an der Atchison-Santa Fé-Eisenbahn arbeitete — gesehen habe. Das war ein gelungener Kerl, und er hiess Owens — John E. Owens.“

      „Du lieber Himmel, Mc Williams!“ rief Langham ungeduldig. „Der Mann ist ja schon seit fünf Jahren tot!“

      „So?“ entgegnete Mc Williams nachdenklich. „Na,“ schloss er, ohne sich irre machen zu lassen, „das kann ich nicht ändern, aber den möchte ich am liebsten sehen.“

      „Sie dürfen noch einen zweiten Wunsch aussprechen, Mac,“ drängte Langham, „nicht wahr, Clay?“

      Clay nickte ernst, und Mc Williams runzelte wieder nachdenklich die Stirn.

      „Nein,“ sagte er, nachdem er sich eine Weile Mühe gegeben hatte, etwas anderes zu finden, „nein, Owens, John E. Owens, das ist mein Mann; den möchte ich gern sehen.“

      „So, nun will ich meinen zweiten Wunsch zum besten geben,“ sagte Langham. „Ich stelle den Antrag, dass jeder von uns zwei Wünsche aussprechen darf. Ich wünsche ...“

      „Warten Sie doch; ich habe ja meinen ersten Wunsch noch zu gute,“ unterbrach ihn Clay. „Sie sind schon einmal an der Reihe gewesen. Ich möchte gerne an einem Orte in Wien sein, den ich kenne. Es ist nicht so heiss, als hier, sondern kühl und frisch, ein Konzertgarten mit Hunderten von farbigen Lichtern und Bäumen, und es herrscht immer ein angenehmer Luftzug. Eduard Strauss, der Sohn, missen Sie, leitet das Orchester, das nichts als Walzer spielt. Er steht vor den Musikern und beginnt, indem er die Schultern in die Höhe zieht, sich auf die Fussspitzen erhebt und dann langsam wieder sinken lässt, während er seinen Taktstock ausstreckt, als ob er die Musik damit herausziehen wolle. Der ganze Ort scheint sich zu wiegen und zu bewegen, und es ist, als ob man aufgehoben und auf dem Deck einer grossen Jacht über die Wogen getragen würde, und ringsum sitzen die schönen Wienerinnen und die österreichischen Offiziere in ihren blauen Röcken, hohen Mützen und den blanken Säbeln an der Seite. Und es gibt kühle Getränke,“ fuhr Clay fort, während er das aufsteigende Gewitter beobachtete, „alle möglichen Sorten von kühlen Getränken in hohen, schlanken Gläsern voll Eis — so viel Eis, als Sie nur haben wollen ...“

      „Hören Sie auf! Hören Sie auf!“ rief Langham mit einem Zucken seiner schweisstriefenden Schultern, „ich kann’s nicht mehr aushalten, ich verschmachte!“

      „Still,“ unterbrach ihn Mc Williams, indem er sich vorwärts neigte und scharf in die Nacht hinausspähte. „Es kommt jemand.“

      Unten auf der Strasse konnte man Hufschlag und das Rasseln der Landkrebse hören, die sich in den Büschen verkrochen, und plötzlich kamen zwei Reiter aus der Dunkelheit zum Vorschein und zügelten ihre Pferde in dem aus der offenen Thüre strömenden Lichtschein. Der erste war der General Mendoza, der Führer der Opposition im Senate, der zweite seine Ordonnanz. Der General schwenkte seinen Panamahut bis zum Knie und machte drei Verbeugungen im Sattel.

      „Guten Abend, Euer Excellenz,“ sagte Clay, indem er sich erhob. „Wollen Sie so gut sein,“ fuhr er, zu Langham gewandt, fort, „dem Diener zu sagen, er solle mir meinen Rock bringen?“

      Langham klatschte in die Hände, worauf das Spiel einer Guitarre aufhörte, Diener und Koch hinter der Hütte hervorkamen und dem General das Pferd hielten, während dieser abstieg.

      „Warten Sie, bis ich Ihnen einen Stuhl gebracht habe,“ sagte Clay. „Diese Stufen würden nicht sehr zuträglich für Ihren weissen Anzug sein.“

      „Ich habe Glück, dass ich Sie zu Hause treffe,“ entgegnete der Offizier lächelnd, wobei seine weissen Zähne sichtbar wurden. „Der Fernsprecher funktioniert nicht. Ich habe es im Klub versucht, konnte Sie aber nicht anrufen.“

      „Das liegt am Gewitter,“ antwortete Clay, während er seinen Rock anzog. „Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?“

      Damit ging er ins Haus, um gleich darauf mit einer Anzahl Flaschen auf einer Platte und einem Päckchen Zigarren wieder zu erscheinen. Der Süd-Amerikaner goss sich ein Glas Wasser ein und mischte es mit sehr wenig Jamaikarum.

      „Ihre Landsleute behaupten,“ sagte er dabei lächelnd, „dass, wenn ein Mensch nach Olancho komme, er anfänglich etwas Rum in sein Wasser giesse, während er später ein wenig Wasser in seinen Rum mische.“

      „Ja,“ antwortete Clay lachend, „ich fürchte, das ist wahr.“

      Eine kleine Pause trat ein, während deren die Herren an ihren Gläsern nippten und die Pferde und die Ordonnanz betrachteten. Das Klimpern der Guitarre wurde wieder von der Küche hörbar.

      „Von hier aus hat man eine sehr schöne Aussicht über den Hafen,“ sagte Mendoza, dem die Ruhe nach dem Ritte zu behagen schien und der es augenscheinlich nicht eilig hatte, auf den eigentlichen Zweck seines Besuches zu kommen. Mc Williams und Langham sahen sich verstohlen an, Clay betrachtete das brennende Ende seiner Zigarre, und alle warteten.

      „Wie steht’s mit dem Bergwerke?“ fragte der Offizier freundlich. „Wie ich höre, wird viel gutes Eisen gefunden.“

      „O ja, die Sache entwickelt sich ganz leidlich,“ stimmte Clay zu. „Zuerst hatten wir freilich mit grossen Schwierigkeiten zu kämpfen, aber jetzt, wo alles im Gange ist, fördern wir ungefähr zehntausend Tonnen monatlich. Doch hoffen wir, bald auf zwanzigtausend zu kommen, wenn die neuen Stollen etwas weiter getrieben sind und unsere Verschiffung besser geordnet ist.“

      „So viel!“ rief der General erfreut. „Und davon wird die Regierung meines Landes ihren Anteil von zehn Prozent erhalten — eintausend Tonnen! Ganz grossartig!“ schloss er lachend und mit einem schlauen Kopfschütteln, das Clay mit einem Lächeln erwiderte, worin eine andere Ansicht zum Ausdruck kam.

      „Ja, sehen Sie, Herr General,“ antwortete er, „Sie können uns keine Vorwürfe machen. Die Erzvorräte sind stets hier gewesen, ehe diese Regierung ans Ruder kam, ehe die Spanier einen Fuss hierhersetzten und ehe es überhaupt eine Regierung gab, aber das Kapital, sie zu erschliessen, war vielleicht nicht vorhanden, oder — es gehörte eine gewisse Thatkraft dazu, den Angriff zu beginnen. Ihre Leute haben sich die Gelegenheit entgehen lassen, und, wie sich die Sache herausgestellt hat, war es auch ganz verständig, das zu thun. Jetzt erhalten sie zehn Prozent des Ertrages; das heisst, zehn Prozent ohne Gegenleistung, denn ehe wir erschienen, war es doch so gut, als ob СКАЧАТЬ