Die Erde. Emile Zola
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Название: Die Erde

Автор: Emile Zola

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788726683325

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СКАЧАТЬ Fouan lag schon im Bett ... Die Große hat gesagt, wenn Onkel Fliege nicht soviel getrunken hätte, würde er nicht solche Herzbeschwerden haben ...“

      Aber Fanny musterte die Flasche, die er ihr aushändigte, und sie schrie ihn an:

      „Dummkopf! Links hab ich dir gesagt! – Du bringst mir das Kölnischwasser.“

      „Das ist auch gut“, sagte die Bécu wiederum.

      Man flößte dem Alten mit Gewalt eine Tasse Lindenblütentee ein, indem man ihm den Löffel zwischen die zusammengepreßten Zähne steckte. Dann rieb man ihm den Kopf mit Kölnischwasser ein. Und es ging ihm nicht besser, das war zum Verzweifeln. Sein Gesicht war noch schwärzer geworden, man war gezwungen, ihn auf dem Sessel wieder hochzurücken, denn er sackte zusammen, er drohte, flach auf die Erde zu rutschen.

      „Oh!“ murmelte Nénesse, der wieder zur Tür zurückgekehrt war. „Mir ist so, als ob es gleich regnen wird ... Der Himmel hat eine komische Farbe.“

      „Ja“, sagte Jean, „ich habe gesehen, wie sich eine böse Wolke zusammenzog.“ Und gleichsam auf seinen ersten Gedanken zurückgebracht, fügte er hinzu: „Macht nichts, ich hole schon noch den Arzt, wenn man es will.“

      Lise und Françoise schauten einander bange an. Schließlich faßte die zweite mit der Großzügigkeit ihres jugendlichen Alters einen Entschluß:

      „Ja, ja, Korporal, fahrt nach Cloyes und holt Herrn Finet ... Man soll nicht sagen, wir hätten nicht alles getan, was unsere Schuldigkeit ist.“

      Das Pferd war inmitten des Durcheinanders nicht einmal ausgespannt worden, und Jean brauchte nur in das Wägelchen zu springen. Man hörte das Klirren des Eisenzeugs, das rumpelnde Fliehen der Räder.

      Da sprach die Frimat vom Pfarrer, aber die anderen sagten mit einer Handbewegung, man mache sich schon genug Mühe. Und da Nénesse sich erboten hatte, zu Fuß die drei Kilometer nach Bazoches-le-Doyen zu gehen, wurde seine Mutter ärgerlich: sie werde bestimmt nicht zulassen, daß er bei diesem gräßlichen rostroten Himmel durch so eine bedrohliche Nacht haste. Da der Alte übrigens weder was höre noch was antworte, könne man den Pfarrer ebensogut wegen eines Prellsteins behelligen.

      Zehn Uhr schlug die bemalte Kuckucksuhr. Das rief Bestürzung hervor: wenn sie bedachten, daß sie seit mehr als zwei Stunden da waren, ohne was erreicht zu haben! Und nicht eine redete vom Weggehen, alle wurden festgehalten von dem Schauspiel und wollten bis zum Schluß zusehen. Ein Zehnpfundbrot lag samt einem Messer auf dem Backtrog. Zunächst schnitten sich die Töchter, die trotz ihrer Angst der Hunger peinigte, mechanisch Scheiben von dem Brot ab, die sie trocken aßen, ohne es zu wissen; dann folgten die drei Frauen ihrem Beispiel, das Brot nahm ab, ständig war eine von ihnen am Abschneiden und am Kauen. Man hatte keine weitere Kerze angezündet, man unterließ es sogar, bei der, die schon brannte, den Docht zu beschneiden; und heiter war diese düstere und kahle Küche eines armen Bauern gerade nicht mit dem Todesröcheln dieses am Tisch zusammengesackten Körpers.

      Ein halbe Stunde nachdem Jean abgefahren war, kippte Fliege mit einemmal um und streckte sich auf dem Erdboden aus. Er atmete nicht mehr, er war tot.

      „Was habe ich gesagt? Aber man hat ja den Arzt holen wollen!“ bemerkte die Bécu mit kreischender Stimme.

      Françoise und Lise brachen von neuem in Tränen aus. In einer instinktiven Anwandlung waren sie sich um den Hals gefallen als Schwestern, die einander abgöttisch liebten. Und sie sagten immer wieder in abgehackten Worten: „Mein Gott! Jetzt sind nur noch wir zwei ... Es ist aus, es gibt nur noch uns zwei ... Was soll aus uns werden, mein Gott?“

      Aber man konnte den Toten nicht auf der Erde liegen lassen. Im Handumdrehen erledigten die Frimat und die Bécu das Unerläßliche. Da sie nicht wagten, die Leiche wegzuschaffen, zogen sie die Matratze aus einem Bett, brachten sie herbei und streckten Fliege darauf aus, den sie mit einem Laken bis zum Kinn zudeckten. Währenddessen stellte Fanny zwei andere Leuchter, deren Kerzen sie angezündet hatte, anstelle von Kirchenkerzen rechts und links des Kopfes auf den Fußboden. Vorderhand ging das, bis auf das linke Auge, das dreimal mit einem Daumenstrich zugedrückt worden war, sich aber in diesem entstellten und blau angelaufenen Gesicht, das vom Weiß des Lakens abstach, hartnäckig wieder öffnete und die Leute zu betrachten schien.

      Lise hatte endlich Jules zu Bett gebracht, die Totenwacht begann. Zweimal sagten Fanny und die Bécu, sie brächen nun auf, da sich die Frimat erbot, die Nacht mit den Töchtern zu verbringen; aber sie brachen keineswegs auf, sie redeten weiter mit leiser Stimme und warfen dabei scheele Blicke auf den Toten, während sich Nénesse der Flasche mit Kölnischwasser bemächtigte und sie aufbrauchte, indem er sich die Hände und die Haare damit überschwemmte.

      Es schlug Mitternacht, die Bécu erhob die Stimme:

      „Und Herr Finet, na, da seht ihr’s! Eh der kommt, ist man längst gestorben ... Es dauert schon mehr als zwei Stunden, um ihn aus Cloyes herzubringen!“

      Die Tür zum Hof war offengeblieben, ein starker Lufthauch wehte herein, löschte die Lichter rechts und links vom Toten. Das jagte allen Schrecken ein, und als sie die Kerzen von neuem anzündeten, kam der Sturmesatem noch schrecklicher wieder, während aus den schwarzen Tiefen der Flur ein anhaltendes Heulen aufstieg und anschwoll. Beim Krachen der Zweige, beim Stöhnen der Felder, denen der Bauch aufgeschlitzt wurde, hätte man meinen können, eine verwüstende Heerschar galoppiere heran. Sie waren zur Schwelle gerannt, sie sahen eine Kupferwolke fliegen und sich am blaufahlen Himmel winden. Und plötzlich gab es ein Musketenfeuergeprassel, ein Kugelregen ging peitschend und aufprallend zu ihren Füßen nieder.

      Da entfuhr ihnen ein Schrei, ein Schrei des Verderbens und des Elends:

      „’s hagelt!’s hagelt!“

      Entsetzt, empört und bleich unter der Geißel, schauten sie hin. Das dauerte kaum zehn Minuten. Es dröhnten keine Donnerschläge, aber große bläuliche Blitze schienen unaufhörlich in breiten Phosphorstrahlen dicht über den Boden hinzulaufen; und die Nacht war nicht mehr so düster, die Hagelkörner erhellten sie mit unzähligen blassen Streifen, als seien Glasgüsse niedergegangen. Der Lärm wurde ohrenbetäubend, ein Kartätschenfeuer, ein mit Volldampf über eine metallene Brücke fahrender Zug donnerte ohne Ende. Der Wind fauchte wütend, die schräg herabsausenden Kugeln säbelten alles nieder, häuften sich, bedeckten den Boden mit einer weißen Schicht.

      „’s hagelt, mein Gott! – Ach, was für ein Unglück! – Seht doch, richtige Hühnereier!“

      Sie wagten sich nicht in den Hof hinaus, um welche aufzulesen. Die Heftigkeit des Sturmes nahm noch zu, alle Scheiben des Fensters wurden eingeschlagen; und er hatte eine solche Gewalt erlangt, daß ein Hagelkorn einen Krug zertrümmerte, während andere bis an die Matratze des Toten rollten.

      „Keine fünf davon gehen auf ein Pfund“, sagte die Bécu, die sie in der Hand abwog.

      Fanny und die Frimat machten eine verzweifelte Gebärde. „Alles ist futsch, ein richtiges Gemetzel!“

      Es war vorbei. Man hörte, wie sich der Galopp des Unheils rasch entfernte, und Grabesstille sank herab. Der Himmel war hinter der Wolke wieder tintenschwarz geworden. Ein feiner dichter Regen rann lautlos. Man konnte auf dem Boden nur die dicke Schicht der Hagelkörner unterscheiden, ein weiß schimmerndes Tuch, das gleichsam ein eigenes Leuchten hatte, die Fahlheit von Millionen Nachtlichtern, die sich ins Unendliche erstreckten.

      Nénesse, der rausgerannt war, kam mit einem regelrechten Eiszapfen wieder, der so dick wie seine Faust, unregelmäßig und gezackt war; und die Frimat, die es nicht mehr auf der Stelle hielt, konnte dem Verlangen, СКАЧАТЬ