Revolutionen auf dem Rasen. Jonathan Wilson
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Название: Revolutionen auf dem Rasen

Автор: Jonathan Wilson

Издательство: Bookwire

Жанр: Сделай Сам

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isbn: 9783730704479

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СКАЧАТЬ offenen Wiese im Herzen der Stadt] aufgehängt, und es war befriedigend zu sehen, dass sie ihren Dienst taten, denn sie wurden brav eingehalten, und ich hörte niemals, dass ein Mann von einer Privatschule das Spiel aufgab, weil er die Regeln nicht leiden mochte.“

      1862 machte diese südliche Variante des Spiels einen weiteren Schritt in Richtung Vereinheitlichung. J.C. Thring, den jüngeren Bruder des bereits erwähnten Rektors von Uppingham Edward Thring, hatte man in Cambridge zwar zunächst daran gehindert, ein einheitliches Regelwerk aufzuzeichnen. Nun aber veröffentlichte er eine Sammlung von zehn Vorschriften mit dem Titel „Das einfachste Spiel“. Im darauffolgenden Oktober erschien eine weitere Variante, die sich „Fußballregeln der Universität von Cambridge“ nannte. Entscheidend aber war die Gründung der Football Association (FA), des englischen Fußballverbandes, Ende 1863. Die FA setzte sofort alles daran, eine endgültige Regelsammlung für das Spiel festzulegen.

      Zunächst wollte man die besten Elemente des Dribbelns und des Handspiels kombinieren. Doch dazu kam es nicht. Nach einer langen und hitzigen Debatte verbot man schließlich nach einer fünften Versammlung in der Freemason’s Tavern auf den Lincoln’s Inn Fields zu London das Fortbewegen des Balls mit den Händen. Von da an gingen Fußball und Rugby getrennte Wege. Der eigentliche Streit drehte sich erstaunlicherweise aber gar nicht um das Spiel mit der Hand, sondern um das sogenannte Hacking. Im Klartext: ob es erlaubt werden sollte, gegnerischen Spielern vors Schienbein zu treten. F.W. Campbell aus Blackheath sprach sich ausdrücklich dafür aus. „Wenn man das [Hacking] abschafft“, so sagte er, „nimmt man dem Spiel auch sämtlichen Mut und Schneid. Ich werde dann nicht umhinkommen, einen Haufen Franzosen herüberzuholen, die euch nach einer Woche Training schlagen könnten.“ Sport, so war er anscheinend der Meinung, lebte vor allem von Schmerzen, Brutalität und Männlichkeit, denn ohne diese Faktoren käme es am Ende ja nur auf Geschick an, und jeder dahergelaufene Ausländer könnte gewinnen. Dass ernsthaft so debattiert wurde, ist bezeichnend für die landläufige Gesinnung – auch wenn Blackheath aus der Association austrat, als das Hacking schließlich verboten wurde.

      

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       Fußball in der Public School Eton.

      Das Dribbelspiel setzte sich durch. Das lag hauptsächlich an Regel sechs, dem Vorläufer der Abseitsregel: „Hat ein Spieler den Ball gespielt, ist jeder, der näher zur Torlinie steht, aus dem Spiel und darf den Ball selbst nicht berühren oder auf irgendeine Weise einen anderen Spieler daran hindern, bis er wieder im Spiel ist …“ Mit anderen Worten: Pässe mussten entweder quer oder nach hinten gespielt werden.

      Das Dribbeln selbst unterschied sich deutlich von unseren heutigen Vorstellungen. In seiner Geschichte des FA-Pokals zitierte der vor einigen Jahren verstorbene Fußballberichterstatter der Times, Geoffrey Green, einen unbekannten Autor der 1870er Jahre: „Ein wirklich erstklassiger Spieler … wird niemals den Ball aus den Augen verlieren, während er gleichzeitig seine Aufmerksamkeit auf das Ausspähen von etwaigen Löchern in den Reihen des Gegners oder Schwachpunkten in dessen Verteidigung richtet, was ihm eine ausgezeichnete Gelegenheit eröffnet, das angestrebte Tor zu erreichen. Zu sehen, wie manche Spieler einen Ball durch einen Kreis gegnerischer Beine führen und lenken und sich dabei ganz nach Lage der Dinge drehen und wenden, ist ein unvergesslicher Anblick. … Die Fähigkeit zu dribbeln … erfordert einiges mehr als einen vorwärts gerichteten, furchtlosen und mit dem Kopf voran ausgeführten Ansturm auf die Feste des Gegners; es setzt ein schnelles Auge zum Entdecken von Schwachstellen und den Intellekt zum Abwägen der Möglichkeiten eines erfolgreichen Durchbruchs voraus.“ Oberflächlich betrachtet, klingt dies eher wie eine einfache Form des modernen Rugby, nur ohne Handspiel.

      Die Taktik – wenn man es denn so nennen will – war ähnlich simpel, auch nachdem die Zahl der Spieler auf elf festgelegt worden war. Die Mannschaften jagten ganz einfach dem Ball hinterher. Erst in den 1870er Jahren wurde die Position des Torhüters überhaupt allgemein anerkannt, und erst ab 1909 trug er ein Hemd in einer Farbe, die ihn vom Rest seiner Mannschaft unterschied. Es dauerte noch bis 1912, bis man sein Handspiel auf den eigenen Strafraum beschränkte. Diese Regeländerung wurde eingeführt, um die Angewohnheit des Torhüters Leigh Richmond Roose von Sunderland zu unterbinden, den Ball bis zur Mittellinie zu schleppen. Wenn es in jenen Kindheitstagen des Fußballs überhaupt ein System gab, dann eines mit zwei oder drei Abwehrspielern und acht oder neun Stürmern.

      Regel sechs wurde zwar 1866 nach der Versammlung von Eton geändert und gestattete nun einen Pass nach vorne, vorausgesetzt, dass beim Abspiel mindestens drei Spieler der verteidigenden Mannschaft zwischen dem Spieler und dem gegnerischen Tor standen (also einer mehr als bei der heutigen Abseitsregel). Das scheint aber für diejenigen, die mit dem Dribbelspiel aufgewachsen waren, kaum einen Unterschied gemacht zu haben. Noch in den 1870er Jahren schrieb Charles W. Alcock, einer der führenden Spieler und Funktionäre der ersten Stunde, geradezu missionarisch über das „bedeutende und wichtige Prinzip des Abdeckens. Mit ‚Abdecken‘ möchte ich selbstverständlich dahingehend verstanden werden, dass ich damit meine, dem Mitspieler dicht zu folgen, um ihm nötigenfalls beizustehen oder den Ball zu übernehmen, falls er angegriffen oder auf andere Weise auf seinem Weg nach vorne aufgehalten werden sollte.“ Selbst ein Jahrzehnt nach Gründung der FA hielt es also einer ihrer Gründungsväter noch für notwendig, den anderen die Idee zu erläutern, zu einem stur in Richtung Tor rennenden Mitspieler zu laufen und ihm zu helfen – zu erwarten, den Ball von diesem dann auch freiwillig zugespielt zu bekommen, wäre wohl zu diesem Zeitpunkt noch zu viel verlangt gewesen.

      

      So trug es sich zumindest im Süden zu. Der Norden machte seine ganz eigene Entwicklung durch. Im Süden von Yorkshire wurde am 24. Oktober 1857 der FC Sheffield gegründet. Sein ursprünglicher Zweck bestand darin, Kricket-Spielern die Möglichkeit zu geben, sich während des Winters fit zu halten. Am zweiten Weihnachtsfeiertag jenes Jahres wurde das allererste Spiel zwischen zwei Vereinen überhaupt durchgeführt, bei dem Sheffield den FC Hallam mit 2:0 besiegte.

      Der Sport verzeichnete ein enormes Wachstum. Innerhalb von fünf Jahren waren Zuschauerzahlen von mehreren Hundert üblich, während in der Gegend im gleichen Zeitraum 15 Vereine gegründet wurden. Der FC Sheffield zeichnete sein eigenes Regelwerk auf, das man 1862 veröffentlichte. Neben dem Einfluss der Privatschulen Harrow, Rugby und Winchester ist besonders bemerkenswert, dass das Abseits mit keinem Wort erwähnt wurde. Allerdings scheint es eine solche Regel gegeben zu haben. Als nämlich William Chesterman, seines Zeichens Geschäftsführer des FC Sheffield, am 30. November 1863 an die gerade gegründete Football Association schrieb und den Beitritt seines Vereins sowie seinen Beitrag zur Regeldiskussion verkündete, hieß es: „Wir haben nicht im Entferntesten eine gedruckte Regel wie Eure Nr. 6, aber ich habe eine Regel in das Buch geschrieben, nach der wir stets spielen.“

      Was das genau bedeutete, bleibt ungewiss. Sheffield erkannte die Abseitsregel erst 1865 als Teil eines Kuhhandels in Sachen Regeln im Vorfeld eines Spiels gegen Notts County formell an. Allerdings musste dabei lediglich ein verteidigender Spieler näher zum Tor stehen als der Stürmer, dem der Ball zugespielt wurde, damit Letzterer nicht im Abseits stand. Der Nutzen des Passspiels war damit deutlich höher. Gleichwohl bleibt es fraglich, in welchem Umfang die damit verbundenen Möglichkeiten tatsächlich genutzt wurden.

      Das Angebot von Sheffield wurde seitens der FA nicht beantwortet. So existierten einige Jahre lang zwei Regelwerke – oder genauer gesagt: zwei Hauptregelwerke, da es in Nottingham und anderen Städten weitere Unterarten gab. Am 31. März 1866 trafen Vertreter dieser beiden Richtungen im Battersea Park in einem Spiel zwischen London und Sheffield erstmals aufeinander. London gewann mit 2:0. Zeitgenössischen Berichten zufolge sei London zwar die gewandtere Mannschaft gewesen, durch das körperbetonte Spiel Sheffields allerdings gehörig aus dem Konzept gebracht worden.

      

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