Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan
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Название: Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht

Автор: Marie Brennan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966583220

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СКАЧАТЬ ob es Zufall oder geplant ist, aber ich habe seit unserer Begegnung im Kolloquium recht häufig Mr. Mornett getroffen.

      Ich hatte nicht die Nervenstärke, ihn über die Dinge zu befragen, die Großmama gesagt hat – ich will ihn nicht vertreiben. Was auch immer Großmama von seiner Forschung hält, ich kann keine abfällige Bemerkung über seinen Verstand machen. Jedes Gespräch mit ihm ist faszinierend. Ich habe ständig das Gefühl, dass ich jede Gehirnzelle einsetzen muss, die ich besitze, nur um ihm zu folgen, und danach würde ich schwören, dass mein Schädel mit neuen vollgepackt ist, wie ein Muskel, der durch Benutzung wächst. Bei uns gibt es keinen dummen Klatsch über die Gesellschaft oder müßiges Geplauder über das Wetter. Es geht nur um antike Texte, Archäologie, Geschichte, die Dinge, die uns beide interessieren.

       Und er hasst Drakoneer nicht, was auch immer Großmama behauptet. Er hat nie welche getroffen, aber er hörte ganz höflich zu, als ich ihm von Kudshayn und den anderen erzählte, die ich kenne. Vielleicht kann ich, nachdem die Saison beendet ist, Arrangements treffen, dass er nach Yelang oder Vidwatha reist und einige kennenlernt […]

      12. FLORIS

      […] Ganz ehrlich, Aaron bringt reichlich gute Argumente vor. Kudshayns Gesundheitszustand ist schlecht, weil seine Mutter ihre Nachkommen in eine unpassende Umwelt brachte. Sollten wir sie nicht drängen, dort zu bleiben, wo sie sicher sind, statt sie solche Risiken eingehen zu lassen? Die Drakoneer leben schon seit Ewigkeiten im Refugium und sind an jenes Klima sehr gut angepasst. Es wird Generationen dauern, bis sich einer von ihnen erhoffen kann, sich in Südanthiopien wohlzufühlen. Und das bedeutet Generationen an gescheiterten Gelegen und schädlichen Mutationen.

       Alles, damit sie auf Land »zurückkehren« können, das sie seit Jahrtausenden nicht gesehen haben. Land, das bereits besiedelt ist! Wir können jene Leute keinesfalls vertreiben, und Aaron sagt, es ist unvernünftig zu erwarten, dass Menschen wieder Seite an Seite mit ihnen leben, wenn man bedenkt, was in der Vergangenheit passiert ist. Also ist die einzige Möglichkeit, wie sie es einnehmen könnten, durch Eroberung. Wieder tote Drakoneer, wieder tote Menschen, wieder böses Blut über den Schichten, die von vor Jahrtausenden übrig sind. Wozu? Wenn sie in Dajin ein perfekt geeignetes Bergtal haben, wo sie leben können?

      Aber ich kann nichts davon zu Großmama sagen. Sie würde nur glauben, dass er mich verdirbt oder so etwas. Heute Nachmittag habe ich endlich aus ihr herausbekommen, warum sie denkt, dass er ein so schlechter Wissenschaftler ist. Sie behauptet, sein Werk über Gewichte und Maße sei ein Plagiat! Aber sie hat nicht mehr als zehn Worte mit ihm gewechselt, und ich schon. Ein Verstand, der so brillant ist wie seiner, muss niemand anderem die Ideen klauen.

      21. FLORIS

      Liebe Lotte,

       Sieg!

      Es hat fürchterlich viele Diskussionen gebraucht, aber Großmama hat eingelenkt, dass ich Aaron sehen darf, dass sie keine Beweise für ihre Anschuldigungen hat und dass sie ungerecht ist, wenn sie mir erklärt, dass ich mich nicht mit ihm abgeben sollte. Na ja, sie hat es nicht in diese Worte gefasst, aber ich weiß, dass es das ist, was sie wirklich gemeint hat. Und obwohl es wahr ist, dass er gewisse Sympathien für calderitische Ansichten hegt, habe ich ihn nie ein schlechtes Wort gegen Drakoneer als Individuen sagen hören.

       Um das zu feiern, habe ich ihm erzählt, dass er eines der dämlichen Dinge tun kann, die Leute in unserem Alter während der Saison tun, nämlich mich in einer kleinen offenen Kutsche im Arnessy-Park herumzufahren. Aber ich bin sicher, dass die meisten jungen Leute, die das tun, nicht über Philologie diskutieren, während sie fahren. Ich habe die Geschichten gehört, wie Großmama mit Großpapa zusammengekommen ist. Wir Camherst-Frauen mögen Männer, die derartige Dinge für romantisch halten. (Na ja, ich zumindest. Ich weiß sehr gut, dass mein Geschmack nicht deinem entspricht.)

      Tatsächlich – sag niemandem, dass ich dir das verraten habe, aber ich denke, ich werde meine Theorie vielleicht mit Aaron teilen. Erinnerst du dich, die, bei der ich Mama gebeten habe, mir bei den Berechnungen zu helfen? Es wird das erste Mal sein, dass ich sie vor irgendjemandem außerhalb der Familie erwähne … aber ich habe darüber nachgedacht, dass ich vielleicht sogar versuchen könnte, sie beim Drakoneischen Philologischen Überblick einzureichen. Aaron kann mir sagen, ob die Idee gut genug ist. Ich vertraue auf sein Urteilsvermögen […]

       Aus dem Tagebuch von Audrey Camherst

       18. Graminis

      Dieser gottverdammte

      Ich kann nicht glauben

      Herzloser, manipulativer BASTARD!!!!

       Von: Audrey Camherst

       An: Charlotte Camherst

       30. Graminis

       Clarton-Platz 3, Falchester

      Liebe Lotte,

      da geht meine letzte Hoffnung hin.

      Großpapa hat mich heute zu einem Treffen mit dem Herausgeber des Drakoneischen Philologischen Überblicks mitgenommen. Ich wusste, dass es ein verzweifelter, letzter Versuch war, aber trotzdem hatte ich Hoffnung …

      Ach, es bringt nichts. Sie wollen keine Richtigstellung drucken, weil ich keine Beweise liefern kann, dass ich diejenige bin, die berechnet hat, dass der antike drakoneische Kalender um das ekliptische Jahr aufgebaut war. Egal, dass meine Mutter eine Astronomin ist. Egal, dass er kein ausreichend guter Mathematiker ist, um eine Integration zu berechnen, ganz zu schweigen davon, dieses Problem zu enträtseln. Egal, dass ich sogar das Notizbuch habe, in dem ich alles herausgearbeitet habe. Es ist kein Datum bei irgendwelchen meiner Notizen, und selbst wenn dort eins wäre, hätte ich es später hinzufügen können, oder nicht? Vielleicht sogar, nachdem Mr. Mornett mir von seiner Theorie erzählt hätte. Immerhin muss ich, wo meine Großmutter und mein Großvater so illuster sind, natürlich Druck spüren, mich in der Öffentlichkeit selbst als Wissenschaftlerin zu etablieren.

      Höhnisches Monster. Ich wusste, dass der Herausgeber Großpapa nicht mag, aber ich habe alles andere versucht. Es gibt einfach keine Möglichkeit zu beweisen, dass Aaron Mr. Mornett dieser verlogene Bastard meine Idee gestohlen hat, nicht andersherum. Die Leute, die ihm misstrauen, glauben mir. Der Rest zuckt mit den Schultern. Immerhin ist er ein Mitglied des Philosophenkolloquiums! Und ich bin nur ein Kind. Ein weibliches, halberiganisches Kind, das nach Strohhalmen greift, weil jeder in meiner Familie berühmt ist, und was habe ich getan, um mich auszuzeichnen? Wenige kleinere Artikel in einigen obskuren Zeitschriften veröffentlicht? Kein Wunder, dass ich versuche, die Lorbeeren hierfür einzuheimsen.

      Er hat gestern sogar versucht, mit mir zu reden, wenn du das glauben kannst. Ich weiß nicht, was er dachte, dass passieren würde – dass ich irgendwie nicht bemerken würde, was er getan hatte? Oder ihm verzeihen? Er verdiente viel Schlimmeres, als dass ich ihn ohrfeigte. Nur dass es so öffentlich war und ich jetzt blamiert bin – nicht von der amüsanten Sorte; von der bemitleidenswerten Sorte – und er für immer als derjenige in Erinnerung bleibt, der so clever die Länge eines drakoneischen Jahres berechnet hat. Während ich diejenige sein werde, die deshalb Zicken gemacht hat.

      Ich werde Großmama fragen, ob ich Falchester verlassen kann. Es ist mir egal, СКАЧАТЬ