Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht. Marie Brennan
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Название: Lady Trents Erbe: Aus der Finsternis zum Licht

Автор: Marie Brennan

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783966583220

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СКАЧАТЬ Ich tastete sie behutsam ab – aber, wie sich herausstellte, nicht behutsam genug. Gebrochene Nasen tun arg weh! Meine Stimme war so belegt, als hätte ich eine furchtbare Erkältung. »Ich bin gekommen, um dich hier rauszuholen.«

       Kudshayn warf einen Blick an mir vorbei auf das Chaos, das durch das kleine Fenster in der Tür zu sehen war. »Ich verstehe … was schlägst du vor, wie das zu schaffen ist?«

      Ehe ich das mit dem Dach erklären konnte, fing der Stationsleiter an, mit den Armen zu winken und darauf zu beharren, dass wir sofort weggehen sollten – fuhr fort, zu winken und zu beharren, sollte ich sagen, weil ich den deutlichen Eindruck hatte, dass er das schon getan hatte, seit die Probleme begonnen hatten. Er hatte offensichtlich nie im Leben einen leibhaftigen Drakoneer vor sich gehabt und war mehr als nur ein wenig nervös, als ihm eine zwei Meter große, humanoide Drachenkreatur gegenüberstand, deren Schwingen, obwohl sie höflich gefaltet waren, ständig gegen die Bänke in der dicht vollgestellten Halle rumpelten. Im Vergleich dazu zählte eine halberiganische junge Frau, aus deren Nase Blut strömte, als Verbesserung.

      Kudshayn ging auf seine übliche Art damit um, was heißt, dass er seine beste Version eines höflichen, unbeweglichen Felsens spielte. Da ich nicht eine zwei Meter große, humanoide Drachenkreatur bin, die aussieht, als würde sie einen Menschen mit Vergnügen mit einem Bissen fressen, besaß ich die Freiheit, den Stationsleiter anzubrüllen und wissen zu wollen, was für eine Person einen unschuldigen Reisenden hinaus in die Hände eines feindlichen Mobs treiben würde, und wir waren mitten in unserem eigenen Wettgebrüll, als Lärm von draußen kam. Pfiffe und jemand anderer mit einem Megafon – diesmal nicht Hallman. Die Polizei war angekommen.

       Ich gab es mit dem Stationsleiter auf und ging nachsehen. Draußen machten sich die Polizisten mit ihren Schlagstöcken ans Werk, ohne sich sehr darum zu kümmern, wer dieses ganze Chaos angefangen hatte. Ich war plötzlich sehr froh, dass ich im Gebäude war, weil ich für einen Tag wirklich genug Prügel abbekommen hatte. (Obwohl ich betete, dass niemand von der Freundschaftsgesellschaft verletzt würde. Und vielleicht habe ich mir den Hals ein bisschen verrenkt, um zu sehen, ob ich irgendjemanden erhaschen könnte, der Hallman verdrosch, wie er es verdiente.)

      Zu diesem Zeitpunkt bestand nicht mehr viel Bedarf, vom Dach zu springen, also blieben wir an Ort und Stelle, bis sich die Dinge draußen beruhigten. Natürlich musste die Polizei dann mich und Kudshayn und Lord Gleinleigh und den Stationsleiter ebenso wie die Freundschaftsgesellschaft und Hallman und ziemlich viele von den Hadamisten und verschiedene andere Leute befragen, und im Ergebnis kamen wir erst, lange nachdem unser Abendessen uns erwarten sollte, zurück nach Stokesley.

      Jedenfalls siehst du, dass alles nur ein unglücklicher Zufall war. Wenn der Caeliger-Motor nicht kaputt gegangen wäre, hätte es überhaupt keinen Ärger gegeben. Aber es ist kein dauerhafter Schaden angerichtet, wie man sagt, und ich verspreche, dass ich von jetzt an eine Zeit lang Ruhe geben werde.

       Deine geprügelte Tochter

       Audrey

       Aus dem Tagebuch von Audrey Camherst

       10. Ventis

      Uff, mein Gesicht pocht. Egal wie ich liege, ich kann es mir anscheinend nicht bequem machen. Aspirin hilft nicht. Ich wäre versucht, Brandy aus Lord Gleinleighs Studierzimmer zu klauen, aber er hält es versperrt, wann immer er nicht dort drinnen ist, und alle außer mir schlafen.

      Großmama erzählt sehr offen Geschichten über ihre Abenteuer, aber irgendwie schafft sie es immer, etwas wie gebrochene Rippen oder Tropenkrankheiten nicht so schlimm klingen zu lassen. Hat sie je vor Schmerzen wach gelegen und sich gefragt, warum sie nicht cleverer sein konnte?

      Auf diese Reihe zu zu stürmen, war dumm, das weiß ich. Am Ende hat es überhaupt nichts gebracht. Einer der Leute von der Freundschaftsgesellschaft hatte bereits die Polizei gerufen, mit der Begründung, dass die Hadamisten den Flughafen unrechtmäßig blockierten. Also wäre Hilfe in wenigen Minuten da gewesen, egal was ich getan hätte. Aber alles, woran ich denken konnte, war, dass Großmama irgendeine brillante Lösung für das hier gehabt hätte. Sie wäre vorbeigeschlichen oder hätte Hallman zum Aufgeben überredet oder, ach, ich weiß nicht, einen Drachen auf die Hadamisten gehetzt oder irgendetwas. Ich hatte keine Drachen zur Hand. Nur Kudshayn, und er ist viel zu sehr Akademiker, um auch nur ansatzweise so etwas zu tun, wie Fanatiker wegzujagen. Ich schätze, ich bin das auch, wenn man betrachtet, wie schlecht meine Ablenkung lief.

      Und danach ist auch nichts sehr gutgegangen. In den besten Zeiten bin ich nicht Lotte, und eine gebrochene Nase zu haben, versetzt meinen gesellschaftlichen Aussichten einen ernsthaften Dämpfer. Als ich aus dem Flughafen kam, schrie Lord Gleinleigh mich an und beharrte darauf, dass er die ganze Sache »gut unter Kontrolle« gehabt hätte (meine Rede!) und ich mich selbst »unnötig in Gefahr« gebracht hätte. Darauf hatte ich keine gute Antwort, und dann, als ich versuchte, ihm Kudshayn vorzustellen, war alles, was Gleinleigh sagte: »Wenigstens sind Sie hier«, ehe er davonstürmte. Und dann ist da Cora, die Störungen ihrer Routine sehr schlecht aufnimmt. Sie war so aufgewühlt, weil wir nicht ankamen, wie wir es versprochen hatten, dass sie beleidigt davonlief und nicht einmal da war, um Kudshayn zu begrüßen. Ich kann mir nicht vorstellen, wie sie sich morgen verhalten wird. Ich kann nur hoffen, dass sie sich beruhigt hat und wir uns einfach an die Arbeit mit den Tafeln machen können. Selbst wenn diese undurchschaubar sind, bringen sie mich wenigstens nicht dazu, mich idiotisch und schuldig zu fühlen.

      Pah. Ich bin ein Weichei, weil mein Gesicht wehtut und ich nicht schlafen kann. Ich sollte diese Seite herausreißen und verbrennen, aber stattdessen werde ich nach unten gehen und mich mit Arbeit ablenken.

       Später

      Was zur Hölle macht Aaron Mornett hier?

      Ich weiß, dass er es war. Er hat die perfekteste, liebenswürdigste Stimme, was absolut ungerecht ist. Jemand, der so hasserfüllt ist wie er, sollte eine angemessen hasserfüllte Stimme haben. Ich habe ihn im Korridor vor der Bibliothek gehört …

      Ich sollte die Sache in eine Reihenfolge bringen. Ansonsten habe ich keine Hoffnung, einen Sinn darin zu erkennen.

      Es war kurz nach Mitternacht. Ich war nach unten gegangen wie angekündigt. Weil es so spät war und weil ich von der nächsten Tafel bereits eine Kopie erstellt habe, drehte ich nur die kleine Tischlampe auf. Von außerhalb der Bibliothek sah der Raum sicherlich verlassen aus, weil ich die Tür hinter mir geschlossen hatte.

      Die erste Stimme, die ich hörte, war die von Lord Gleinleigh. Es ist dumm, aber ich drehte die Lampe ab, weil ich nicht wollte, dass er auch nur einen schwachen Schein unter der Tür bemerken und sich bewusst würde, dass noch jemand wach war. Er hatte nach dem Chaos heute eine so üble Laune, und ich hatte auch so üble Laune, dass ich keinerlei Gespräch mit ihm führen wollte.

      Ich hatte keine Ahnung, warum er noch wach war oder ob er wieder aufgestanden war wie ich, aber ich nahm an, dass er mit der Haushälterin oder dem Butler oder so jemandem über eine Haushaltsangelegenheit sprach. In einem Moment würde er wieder nach oben gehen, und ich könnte mich wieder an die Arbeit machen oder erneut mein eigenes Bett versuchen.

      Genau dann hörte ich Mornett. Ich erkenne diese Stimme, sogar durch eine Bibliothekstür. Und dann wackelte der Türgriff, als hätte jemand seine Hand daraufgelegt.

      Oh, ich schäme mich so über mich selbst! СКАЧАТЬ