Geliebte Welt. Roland Hardmeier
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Название: Geliebte Welt

Автор: Roland Hardmeier

Издательство: Bookwire

Жанр: Религия: прочее

Серия: Edition IGW

isbn: 9783862567591

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СКАЧАТЬ Glaubensinhalt ist der Sühnetod von Jesus Christus und seine Auferweckung aus den Toten. Das Heil wird unter dualistischen Gesichtspunkten betrachtet: Hier die unheilvolle Welt und die damit verbundenen Trübsale, dort das jenseitige Heil in einer perfekten neuen Schöpfung.

      Das anbrechende missional-ganzheitliche Paradigma betrachtet biblisches Heil unter erweiterten Gesichtspunkten. Das Heilsverständnis des alten Paradigmas wird bejaht und erweitert. Zentral ist weiterhin die Rechtfertigung des Sünders durch den Glauben aufgrund der gesühnten Schuld am Kreuz. Das Heil endet jedoch nicht an diesem Punkt; es schließt verschiedene Dimensionen ein. So gibt es neben der persönlichen Dimension eine soziale, gemeinschaftliche und kosmische Dimension des Heils. Das Heilsverständnis des alten Paradigmas wird übernommen und durch neue Gesichtspunkte zu einer ganzheitlichen Sichtweise von Heil erweitert. Damit setzt sich das ganzheitliche Heilsverständnis des anbrechenden Paradigmas nicht in Widerspruch zum alten Paradigma, sondern gestaltet es inhaltlich umfassender aus. Die evangelikale Bewegung hat sich von Anfang an durch ihr Schriftverständnis und aus diesem heraus durch ihr Heilsverständnis definiert. Dies umso mehr, als diese zwei Bereiche am stärksten liberalen Anwürfen ausgesetzt waren und verteidigt werden mussten. Es liegt auf der Hand, dass die Rede von ganzheitlichem Heil geeignet ist, alte Ängste neu aufkommen zu lassen. Wir werden uns deshalb in einem separaten Kapitel der Heilsfrage stellen (Kapitel 3).

       Weltbezug

      Der Weltbezug des eurozentrisch-kolonialen Paradigmas durchlief verschiedene Phasen. Im 19. Jahrhundert zeichnete sich die evangelikale Theologie durch eine ausgeprägte Weltzugewandtheit aus. Für Mission und Diakonie wurden enorme Kräfte freigesetzt. Das hatte einerseits mit dem oben beschriebenen Heilsverständnis zu tun, das auf Bekehrung angelegt war und so eine brennende Motivation für Mission und Evangelisation ergab. Anderseits wurde der Fortschrittsglaube der Aufklärung übernommen. Man rechnete noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts damit, dass das Evangelium sich auf einem weltweiten Siegeszug befinde. Stattdessen brachen der theologische Liberalismus, der Darwinismus und der Säkularismus auf breiter Front durch. Der Schrecken zweier Weltkriege erschütterte den Fortschrittsoptimismus nachhaltig. Fortan verlegte sich die evangelikale Mehrheit auf den Standpunkt, die Welt sei böse und das Ende sei nur noch eine Sache kurzer Frist. Das führte zwar vereinzelt zu intensiven missionarischen Bemühungen, dämpfte aber das soziale Engagement.

      Im missional-ganzheitlichen Paradigma wird eine neue Beziehung zur Welt gesucht und in der geliebten Schöpfung gefunden. Der Auftrag der Kirche wird missional, das heißt von ihrem Sendungsauftrag ausgehend, gedacht. Mission umschreibt die gesamte Aufgabe, zu der die Kirche gerufen ist, und dazu gehören nicht nur die Evangelisation und die Mission, sondern auch die Verkörperung des Heils in der Koinonia (Gemeinschaft) der Kirche und die soziale Verantwortung. Eine neue Weltzugewandtheit tritt zutage, welche die Welt nicht in erster Linie als abgefallenen Sündenpfuhl betrachtet, sondern als von Gott geliebt und darum ganzheitlichen Dienstes wert.

      Ich habe in diesem Abschnitt drei Unterschiede zwischen dem eurozentrisch-kolonialen und dem anbrechenden missional-ganzheitlichen Paradigma beschrieben. Wir befinden uns in einem Paradigmenwechsel, der wie folgt zusammengefasst werden kann:

      imageIm alten Paradigma wird das Christentum durch die Brille des Westens definiert. Im neuen Paradigma werden vermehrt die Stimmen des Südens und der Armen gehört. Dies führt zu einer Vermenschlichung der Kirche im besten Sinn des Wortes, weil die Welt nicht mehr allein durch die Brille der Reichen gesehen wird, sondern stärker durch die Brille der Armen.

      imageDas alte Paradigma besaß als theologischen Kern ein individualistisches Heilsverständnis und als Folge davon eine auf die geistlichen Bedürfnisse der Menschen ausgerichtete Missionspraxis. Das neue Paradigma ist ganzheitlicher Natur. Seine Vertreter integrieren die Weltgestaltung und die soziale Verantwortung in den Sendungsauftrag der Kirche. Sie glauben, dass die Kirche mit dem ganzen Reichtum des Evangeliums auf die ganze Bandbreite der menschlichen Bedürfnisse reagieren muss. Aus diesem Grund habe ich das neue Paradigma als ganzheitlich charakterisiert.

      imageIm alten Paradigma wird die Welt unter dualistischen Gesichtspunkten betrachtet. Die Welt ist ein vorübergehender Schauplatz, aus dem möglichst viele Seelen gerettet werden sollen. Im neuen Paradigma wird in der Welt die geliebte Schöpfung Gottes erblickt, die nicht als sinkendes Schiff fahren gelassen werden soll. Die Kirche nimmt aktiv an der Weltgestaltung teil und strebt danach, alle Bereiche des Lebens auf den Willen Gottes hin zu verändern. Dieser Sendungsauftrag ist zentral für die Ekklesiologie (Lehre von der Kirche). Aus diesem Grund habe ich das neue Paradigma als missional definiert.

      Das verbindende Element des missional-ganzheitlichen Paradigmas ist ein neuer Weltbezug. Die Kirche wird als im Dienst der Welt gesehen. Sie dient den Menschen mit dem ganzen Reichtum, der ganzen transformierenden Kraft des Evangeliums. Sie ist nicht von der Welt, aber in der Welt und für die Welt da. Ich werde diese Feststellung abschließend an je einem Beispiel aus der Mission, der sozialen Aktion und dem Gemeindebau untermauern.

       Mission

      Ein Beispiel für den ganzheitlichen Charakter des anbrechenden Paradigmas ist die Erklärung des Vorstandes der Arbeitsgemeinschaft Evangelischer Missionen (AEM) Schweiz zur integralen Mission, die am 17. November 2006 von den Mitgliedern angenommen wurde und das Jahresthema der AEM Schweiz 2006 war. In ihr spricht der AEM Vorstand ein für die evangelikalen Missionen im deutschsprachigen Raum bisher einmalig deutliches Bekenntnis zur integralen (gleichbedeutend mit ganzheitlich) Mission aus. Wesentlich angeregt wurde die Erklärung durch einen Vortrag des Peruaners Miguel Angel Palomino an der Jahrestagung vom 17.–18. März 2006 mit der Thematik „Verständnis des Evangeliums im Süden“. Die Erklärung begründet integrales Handeln von der Trinität her (Integrale Mission 2006):

      Der dreieinige Gott als Schöpfer und Erhalter unserer Erde, als Lenker und Vollender der Geschichte, als Herr über den persönlichen und den gesellschaftlichen Bereich der Menschen, nimmt uns in sein umfassendes Heilshandeln hinein, das unsere persönliche Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft genauso betrifft wie unsere leibliche, geistig-geistliche, emotionale, individuelle und gesellschaftliche Existenz. Dieses umfassende (ganzheitliche/integrale) Heilsverständnis soll unser persönliches Leben und unsere Missionsarbeit prägen.

      Das Heilsverständnis wird vom alttestamentlichen Begriff des „Schalom“ her definiert (a.a.O.):

      Integrale Mission zielt auf ‚heile Welt‘ (Shalom) im Bewusstsein, dass dieser Shalom erst im umfassenden Eingreifen Gottes durch die Wiederkunft seines Sohnes Jesus Christus verwirklicht werden wird. Wo Menschen Gott kennen lernen und wo sie menschenwürdigere Lebensbedingungen erhalten, wird bereits etwas von der anbrechenden Herrschaft Gottes, dem Shalom, sichtbar.

      Zugleich wird festgehalten, dass die persönliche Evangelisation vorrangig bleiben muss (a.a.O.):

      In der Vielfalt von Bemühungen um eine ‚gerechtere Welt‘ bleibt die auf Ewigkeit angelegte persönliche Beziehung zu Gott Grundlage und Ziel aller Aktivität. Der Mensch findet letztlich erst durch die Versöhnung mit seinem Schöpfer zu seiner ursprünglichen Würde. Jesus Christus hat diese Versöhnung durch seinen Tod am Kreuz möglich gemacht und der Mensch kann sie durch Glauben annehmen.

      Schließlich wird ausgeführt, dass dies bedeutet, dass alle Tätigkeiten СКАЧАТЬ