Название: Das Kind vom anderen Stern
Автор: Ross Welford
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9783649640110
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Jetzt ist nichts mehr auszumachen. Was immer diese Fontänen verursacht hat, muss etwa zehn Meter vorm Ufer gesunken sein, da wo das Wasser flacher und klarer ist.
Gemeinsam paddeln Iggy und ich zu der Stelle. Ob wir in der Dunkelheit was erkennen werden? Vielleicht wenn wir mit einer Lampe ins Wasser leuchten?
Als wir uns nähern, habe ich so ein Surren im Ohr. Wir ziehen die Paddel ein und lassen uns treiben. Ich lausche.
»Hör mal«, zische ich. »Das ist es! Das Geräusch habe ich auch gehört, als Tammy verschwunden ist.«
Da ist es wieder. Ein tiefes, kaum vernehmbares Surren, wie bei einer Biene hinter einer Fensterscheibe.
Mir kommt die Wasseroberfläche vorm Steg irgendwie anders vor, so seltsam glatt, als läge eine große Glasscheibe darüber. Aber vielleicht bilde ich mir das nur ein, im Licht des Halbmonds ist das nicht gut zu erkennen.
Langsam treibt das Kanu auf die Stelle zu. Auf einmal stoßen wir mit der Spitze irgendwo gegen. Im ersten Moment denke ich, es ist wieder ein Baumstamm, doch ich sehe keinen. Nicht mal einen Felsen. Ich schnappe mir das Paddel und ziehe es durchs Wasser, aber es gibt nur wieder einen Rums und wir kommen nicht weiter. Etwas ist uns im Weg. Dem Geräusch nach zu urteilen, ragt das Ding vor uns aus dem See, aber das ist eigentlich unmöglich, denn es ist nichts zu sehen, bloß Luft.
»Was ist das? Warum kommen wir nicht weiter, Tait? Wo stoßen wir gegen?«
Als das Kanu zum dritten Mal gegen das Nichts prallt, ändere ich die Richtung und paddle außen um dieses Dreieck aus glattem Wasser herum. Kurz vorm Ufer bremse ich ab.
»Gib mir mal den Laserköder«, sagt Iggy.
Vorsichtig, um nicht in die scharfen Haken zu greifen, nimmt er mir das spitze Ding ab und drückt den winzigen Knopf, mit dem man das Blinklicht einschaltet, das die Fische anlocken soll. Dann richtet er den Strahl vor uns auf das unsichtbare Ding.
»Ich glaub’s nicht. Sieh dir das an!«
Das grüne Licht strahlt auf den See hinaus, wird aber nach links abgelenkt und beschreibt eine Kurve, bevor es weiter geradeaus leuchtet. Das bleibt auch so, als Iggy den Laserköder hin und her schwenkt, das Licht wird von etwas gebrochen, das wir nicht sehen können.
Im Kanu liegt ein Stein, den werfe ich auf das Ding. Es macht pling. Der Stein springt zurück und landet im Wasser, als hätte ich eine Glasscheibe getroffen. Nur ist da keine Scheibe.
Ich werfe einen weiteren Stein. Wieder dieses Pling. Nun krame ich aus Iggys Anglertasche ein Bleigewicht hervor und schmeiße das, diesmal härter. Gleiches Ergebnis.
Iggy und ich sind schon kurz vorm Durchdrehen. Da wird aus dem Surren auf einmal ein Brummen, das Wasser wird aufgewirbelt und das unsichtbare Etwas bewegt sich auf unser Kanu zu.
»Schnell weg!«, brüllt Iggy.
Als wir beide nach demselben Paddel greifen, kentert das Kanu. In einer einzigen Bewegung werden Iggy und ich ins dunkle Wasser gekippt. Nicht mal mehr schreien können wir.
Die Kälte spüre ich nicht sofort, doch als ich untergehe, schlucke ich Wasser. Prustend tauche ich wieder auf, die schweren Klamotten ziehen mich hinab. Nur mit Mühe und Not kann ich den Kopf über Wasser halten. Da erst trifft mich die Kälte, sie raubt mir fast den Atem.
Immer wieder schnappe ich nach Luft und rufe: »Ig-Iggy!«
Wir tragen keine Rettungswesten, denke ich voller Angst.
Neben mir taucht erst ein roter Haarschopf und dann Iggys erschrockenes Gesicht auf.
»Ah … ah … Hier bin ich.« Er hält sich an mir fest. »Los … los, weg hier. Das Dingsbums ko-ko-kommt näher.« Vor Kälte kann er kaum sprechen. Er macht ein paar Züge aufs Ufer zu, hält inne. »W-wo ist Suzy?«
Da rumst es unter dem gekenterten Kanu.
»Suzy!«, schreit Iggy verzweifelt. Und bevor ich einen Ton rausbringe, ist er schon untergetaucht.
Die Sekunden verstreichen, meine Klamotten werden immer schwerer. Ich habe panische Angst.
»Iggy!«, brülle ich und schwimme im Kreis. »Iiiiiggyyyy!«
Da taucht Iggy endlich neben dem Kanu auf, mit ihm die verstörte Suzy. Ihr braunrotes Federkleid ist triefnass.
Ich bin näher am Steg als Iggy und mir fällt das Schwimmen auch leichter, denn ich habe ja nicht noch ein Huhn im Schlepptau. Schwerfällig hieve ich mich die glitschige Eisenleiter hoch. Als ich zurückschaue, sehe ich, dass das seltsame durchsichtige Etwas Iggy fast erreicht hat.
Iggy ist bloß noch fünfzehn Meter vom Steg entfernt. Ihm steht das blanke Entsetzen ins Gesicht geschrieben, als er merkt, was vor sich geht.
»Schwimm, Iggy. Schwimm! Dreh dich nicht um. Schwimm einfach!«, brülle ich aus Leibeskräften.
Er dreht sich trotzdem um und erstarrt für einen Moment vor Schreck. Dann beginnt er mit seinem freien Arm, wild um sich zu schlagen, die Beine strampeln hilflos, Suzys Kopf hält er weiterhin über Wasser.
»Los, Iggy! Das schaffst du!«
Noch zehn Meter. Fünf. Wieder höre ich das Surren. Das Ding bewegt sich übers Wasser und kommt mit jedem Zug, den Iggy macht, näher. Ich lege mich flach auf den Stegboden und strecke ihm die Hand hin.
»Du schaffst es! Komm!«
Dann schreit Iggy auf, lässt Suzy los und verschwindet unter der schwarzen Wasseroberfläche.
5. Kapitel
Kurz darauf taucht Iggy wieder auf und kreischt: »Es … es … hat … hat …« Anscheinend kämpft er mit irgendetwas im Wasser, als würde er mit den Beinen festhängen.
Wie durch ein Wunder hat er noch immer seine Brille auf dem Kopf. Er schnappt sich Suzy und rudert einarmig zum Steg. Ich ziehe ihn rauf.
»Mein … mein Bein«, stöhnt er. »Mich hat’s … erwischt.«
Iggys Fahrradlicht liegt noch auf dem Steg. Ich hole es, und als der Strahl sein Bein trifft, weiche ich entsetzt zurück.
»Ist … ist es sehr schlimm?«, fragt er.
Ich nicke. Der Drillingshaken steckt tief in seiner Wade und hat durch das Strampeln schon ein großes Stück Fleisch rausgerissen. Iggy muss sich beim Schwimmen in seiner Angelschnur verfangen haben, die ihn jetzt wie einen Fisch am Haken hat. Ein rotes Rinnsal aus Blut und Wasser strömt zurück in den See. Als Iggy sich ans Bein fasst, stöhnt er erneut auf.
»Ruf meine Mutter an«, krächzt er.
»Klar, mach ich. Halte durch. Alles wird gut.«
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