Das Kind vom anderen Stern. Ross Welford
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Читать онлайн книгу Das Kind vom anderen Stern - Ross Welford страница 14

Название: Das Kind vom anderen Stern

Автор: Ross Welford

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783649640110

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СКАЧАТЬ Sheba!«, rief jemand verärgert. Doch da war es schon zu spät, der Hund versperrte uns knurrend den Weg. Ich suchte hinter dem Polizisten Schutz, der ebenfalls zurückwich.

      Nur der Sergeant hielt die Stellung und brüllte: »Rufen Sie Ihren Hund zurück! Hier spricht die Polizei!«

      Da tauchte in der Dunkelheit ein Mann auf. Es war derselbe, der auch Tammys Rad in der Hand gehabt hatte. »Sheba! Komm her! Sheba! Sheba! She-baaa! Komm her!«

      Irgendwann gehorchte der Hund und lief zu seinem Herrchen. Wir alle schienen im selben Moment aufzuatmen.

      »Tut mir leid«, sagte der Mann. »Sie ist ein wenig …«

      Die Polizistin schnitt ihm das Wort ab. »Bitte nehmen Sie Ihren Hund an die Leine, Sir«, sagte sie scharf. Und als der Mann zögerte: »Auf der Stelle!«

      Es war eine große Schäferhündin mit einer Narbe über der Schnauze und einem zerrupften Schwanz. Sie machte Platz, während der Mann sie mit einem Strick anleinte. Ich kannte den Mann, also zumindest vom Sehen. Geoff Soundso. Er ist Wachmann in der Sternwarte oben im Moor. Manchmal kommt er mit seinem erwachsenen Sohn in den Pub.

      »Gibt’s schon was von dem Mädchen?«, fragte Geoff. »Wir suchen hier unten nach ihr.«

      Wir hatten den kleinen Strand erreicht, wo Geoffs Sohn stand und eine Zigarette rauchte. Argwöhnisch behielt ich die Hündin im Blick, die an dem Strick zog.

      »Nein, Sir«, sagte der Polizist. »Und das ist jetzt ein Tatort. Bitte verlassen Sie das Gelände und fassen Sie auch nichts mehr an.« Er zückte sein Notizbuch. »Sagen Sie mir bitte noch, wie Sie heißen?«

      Geoffs Sohn warf den Zigarettenstummel ins Wasser, wo er zischend erlosch. Dann blies er eine große Rauchwolke aus und fragte: »Wozu wollen Sie das wissen?«

      Die Polizistin sah ihn verwundert an. »Das ist doch reine Routine. Haben Sie ein Problem damit?«

      Geoff warf seinem Sohn einen scharfen Blick zu. »Überhaupt nicht, Officer. Wir helfen gern. Ich heiße Geoffrey Mackay. G-E-O-F-F-R-E-Y. Aus, Sheba! Und das ist Geoffrey Mackay junior …«

      Während Geoffrey seine Angaben machte, lief ich ein Stück am Ufer entlang bis zum alten Holzsteg. Da sah ich es mit der Unterseite nach oben im schwarzen Kies liegen, halb vom Wasser überspült.

      Das Schildchen von der Wodkaflasche, die ich eingepackt hatte: Miss Sheila Osborne.

      14. Kapitel

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      Was jetzt kommt, ist super traurig. Ich will euch nur schon mal vorwarnen, denn es ist nicht besonders schön, von den Qualen anderer Leute zu lesen.

      Dad, Mam, Gran und ich waren außer uns vor Angst um Tammy. Inzwischen war der Heiligabend schon in den ersten Weihnachtstag übergegangen, aber ans Feiern dachte keiner mehr. Geschlafen haben wir auch kaum. Und um zwei Uhr morgens trafen weitere Beamte aus Hexam ein.

      Als es hell wurde, so gegen acht, hatte sich auf dem Parkplatz vom Stargazer ein riesiger Suchtrupp eingefunden. Angeführt wurde er von einem uniformierten Polizeiinspektor und einem Mann von der Northumberland Nationalpark-Bergwacht, der mit zwölf Freiwilligen aufgekreuzt war. Alle waren am Weihnachtsmorgen gekommen, um zu helfen.

      Die Bergretter hatten einen Landrover mit Ausrüstung dabei. Und diese beiden Geoffreys waren auch mit von der Partie, dabei knurrte Sheba die drei gut erzogenen und in Rettungswesten verpackten Collies von der Bergwacht pausenlos an.

      Irgendwann erstarb auch das Stimmengewirr in der Bar und es herrschte totale Stille, die lediglich vom Läuten der einsamen Kirchenglocke durchbrochen wurde, die die Leute in die kleine Kirche zum Weihnachtsgottesdienst rief. Ich stellte mir vor, wie der Pfarrer vor den leeren Bänken stand und sich wunderte, wo die Leute blieben. (Später habe ich ihn noch gesehen. Er hatte den Talar abgelegt und auch die Gottesdienste in den anderen drei Gemeinden abgesagt, um bei der Suche mitzumachen.)

      Die erste Hälfte des Tages verging in einem wirren Durcheinander aus gegenseitigem Mutmachen und konkreten Aktivitäten. Am späten Vormittag verteilten wir uns oben im Moor und stapften mit Trillerpfeifen und Taschenlampen durch den Schnee. Iggy kam dazu, Gran in ihrem Winterlaufdress und Cora; ich glaube, so ungefähr das ganze Dorf war dabei. Alle waren sehr nett, ließen Mam in Ruhe, wenn sie weinte, und sagten zu mir: »Keine Bange, Junge, wir finden sie schon.« Der Fernseher in der Bar blieb ausgeschaltet, denn auf praktisch allen Kanälen liefen lustige Weihnachtsshows und danach war keinem zumute.

      Das Wetter im Moor war über Nacht schlechter geworden. Es hatte wieder angefangen zu schneien, alle wussten, dass das keine guten Nachrichten waren. Wenn Tammy sich da irgendwo verlaufen hatte, wäre sie für eine eiskalte Nacht in den Northumbrischen Bergen nicht gut gerüstet, nicht mal mit ihrer neuen Winterjacke.

      Dabei war das noch nicht mal unsere größte Angst, da gab es noch schlimmere Möglichkeiten, die aber niemand laut auszusprechen wagte, aus Furcht, sie könnten sich dadurch bewahrheiten.

      Am Nachmittag, an dem wir sonst lustige Filme geschaut und Süßigkeiten gefuttert hätten, saß ich mit Mam in der Bar. Die Weihnachtsdeko und die ausgeschalteten Lichterketten am Baum kamen mir mit einem Mal komplett absurd und sinnlos vor. Als wir aus dem Fenster schauten, das Tammy und ich vor ein paar Wochen mit Kunstschnee besprüht hatten, fuhren gerade die Betreiber der kleinen Segelschule am anderen Ende des Sees mit ihrem Anhänger vor. Darauf befand sich ein kleines Boot mit Außenbordmotor.

      Uns war klar, was das bedeutete. Es bedeutete, dass Tammy möglicherweise ins Wasser gegangen und nicht wieder herausgekommen war. Ertrunken. Sagen musste keiner was, doch als Mam in Tränen ausbrach, konnte ich mich auch nicht länger zusammenreißen. Gran saß neben uns, starrte vor sich hin und schüttelte traurig den Kopf.

      »Da oben im Moor gibt es noch die Hütten der Schafhirten«, sagte Gran schließlich. »Die liegen ein wenig abseits, so weit sind wir heute gar nicht gekommen. Vielleicht ist Tammy …«

      »Die Jungs von Natrass waren schon mit ihren Quads da oben«, antwortete Mam ausdruckslos.

      Das Naheliegendste – wobei ich die Vorstellung kaum ertragen konnte – war für mich, dass Tammy entführt worden war. Aber warum, konnte ich mir absolut nicht erklären. Und Mam wohl auch nicht.

      Die Stunden verstrichen …

      Die Bergrettung kam zurück …

      Die Polizei machte weiter mit ihren Befragungen, Polizeifahrzeuge rollten an, darunter auch ein Geländewagen …

      Ein Krankenwagen kam, falls man Tammy fand und sie verletzt war …

      Der Abend des ersten Weihnachtstages zog sich endlos hin. Dad kam mit ein paar Männern von der Bergrettung zurück und schenkte ihnen zum Aufwärmen Whiskey in der Bar aus. Er selbst genehmigte sich auch einen, dann noch einen und noch einen. Später verkrümelten sich manche nach Hause, zu ihren Angehörigen, dem kalt gewordenen Weihnachtsbraten und ihren kleinen Kindern, die nicht wissen durften, was los war, um ihnen das Fest nicht zu verderben.

      Und dieser Tag ging quasi nahtlos in den nächsten über. Ich hatte das Gefühl, in einer Tragödie mitzuspielen, wie ich sie schon x-mal im Fernsehen gesehen hatte, nur diesmal war es echt.

      Der СКАЧАТЬ