Название: Das Kind vom anderen Stern
Автор: Ross Welford
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9783649640110
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»Versprichst du mir, dass du dichthältst?«, fragte er.
Ich zuckte die Achseln. »Klar.«
Dann nahm Iggy die Brille ab. »Warte, bis wir anhalten.«
An dem Tag war es echt warm, es fühlte sich mehr wie August als Oktober an. Die Sonne schien von einem wolkenlosen Himmel. Kurz darauf hielt der Bus an einem Feldweg, da würden wir jetzt eine Weile stehen, denn das Mädchen, das da wohnte, kam immer zu spät. Die Fahrerin stellte den Motor ab und alles wurde still. Iggy wühlte in seiner Tasche herum und förderte eine kleine, runde Glasflasche zutage, die genauso aussah wie die, mit der Mr Springham die Lichtbrechung demonstriert hatte.
»Hey, ist das …«, setzte ich an.
»Schhhh. Habe ich mir nur ausgeliehen. Jetzt pass auf.«
Er hielt die Flasche ans Fenster, nahm die Brille von der Nase und bewegte sie vor der Flasche auf und ab.
Die Sonne schien durch die Flasche und die dicken Brillengläser auf den Sitz vor uns und bildete da ein Lichtdreieck, an dessen Spitze ein heller Kreis thronte. Iggy drehte die Brille ein wenig, sodass sich der Kreis zu einem scharfen Lichtpunkt zusammenzog, den Iggy sogar bewegen konnte. Ganz langsam ließ er den Punkt die Lehne hinaufwandern, bis er auf Nadia Kowalskis Nacken ruhte.
»Das ist elementare Physik«, flüsterte Iggy, als wäre das sein Spezialgebiet. »Die Linse meiner Brille bündelt die Sonnenstrahlen zu einem Brennpunkt. Pass auf!«
Es dauerte nicht lange. Sekunden später schon schrie Nadia »Au!« und ihre Hand schoss in den Nacken. Nachdem sie zu Tammy gesehen hatte, drehte sie sich zu uns herum.
Iggy hatte sich die Brille wieder aufgesetzt und trank einen Schluck Wasser aus der Flasche.
»Habt ihr … habt ihr gerade …?«
Mit großen, unschuldigen Augen sahen Iggy und ich erst uns und dann Nadia an.
»Was?«, fragten wir im Chor. Nadia wendete sich wieder ab.
An ihrem Nacken konnte ich einen winzigen Brandfleck von Iggys »Todesstrahl« ausmachen. Und ich konnte erkennen, dass sie knallrot geworden war, denn alle im Bus hatten sich bei ihrem Aufschrei zu ihr umgedreht, auch ein Junge namens Damien aus der Neunten. Wir wussten alle, wie sehr sie für ihn schwärmte.
Mit einem fiesen Grinsen machte sich Iggy aufs Neue ans Werk, nahm die Brille ab und brachte sie in Position, doch in dem Moment wurde der Motor wieder angelassen. Bei der Vibration war es ihm unmöglich, den Todesstrahl ruhig zu halten.
So leicht wollte Iggy allerdings nicht aufgeben. Zwanzig Minuten später hielten wir vorm Schultor. Der Motor wurde ausgeschaltet und alle erhoben sich von den Plätzen.
»Nicht so eilig!«, brüllte Maureen, die Busfahrerin, die die Türen immer erst öffnete, wenn sie ihren Bogen auf dem Klemmbrett ausgefüllt hatte.
Iggy nutzte die Gunst der Stunde, riss sich die Brille von der Nase und lenkte den Todesstrahl auf Nadias Kniekehle.
Nadia stand ganz still, der Lichtpunkt war spitz und grell. Sie unterhielt sich gerade mit Damien Sonstwie und warf das Haar zurück, als sie plötzlich laut aufkreischte.
»Auuuuuuu!« Die Bücher, die sie im Arm hielt, fielen zu Boden. Alle starrten sie an, als sie sich runterbeugte und die schmerzende Kniekehle rieb.
Dabei rammte sie Damien ihren Kopf in die Brust, sodass er in die anderen hinter sich stolperte, woraufhin Maureen losbrüllte: »Jetzt reißt euch doch mal zusammen, Leute!«
Mir gelang es, keine Miene zu verziehen, doch Iggy schüttete sich aus vor Lachen.
Als wir dann irgendwann den Bus verlassen durften, hörte ich, wie Damien zu seinen Kumpels sagte: »Die hat ja echt ’nen Hau!« Und zwar so laut, dass Nadia es hören musste.
Tammy lief neben mir. »Das war ganz schön gemein von euch«, sagte sie, aber auch sie konnte sich das Grinsen kaum verkneifen.
»Ich habe damit nichts zu tun. Das war Iggys Todesstrahl.«
Tammy schüttelte den Kopf und schnalzte mit der Zunge. »Die rächt sich. Wart’s ab.«
Da musste Iggy nicht lange warten.
12. Kapitel
In den Pausen hängt Iggy immer mit ein paar älteren Jungs rum, aber besonders zu mögen scheinen sie ihn nicht, denn einmal, als Iggy nicht dabei war, haben sie sich über seine Art zu reden lustig gemacht. Als ich nach dem Mittagessen über den Schulspielplatz geschlendert bin, hatte sich in der hintersten Ecke eine Gruppe aus Schülern versammelt, zumeist Jungs. Darunter auch einer oder zwei von Iggys sogenannten Freunden.
Iggy rief: »Verehrte Damen und Herren, darf ich vorstellen? Der Todesstrahl!«
Es folgte eine lange Pause.
Dann sagte jemand: »Nun mach schon!«
Und kurz darauf ein anderer: »Hey, guckt mal!«
Beifallsrufe erklangen, eine Rauchsäule stieg empor und alle stoben davon. Ich sah, wie Iggy sich die Brille wieder aufsetzte, und da wusste ich, was passiert war. Der Inhalt des Drahtmülleimers brannte lichterloh. Keine Ahnung, warum die Flammen gleich so in die Höhe schossen, aber durch die Hitze war wohl alles trocken wie Zunder.
Schon bald züngelten die Flammen so hoch, dass das Anschlagbrett aus Holz, von dem bereits die Farbe abblätterte, Feuer fing.
Nix wie weg hier, dachte ich und hatte mich schon erfolgreich unter die anderen Schüler auf dem Schulhof gemischt, als Mr Springham mit einem Feuerlöscher in der Hand im Mordstempo zum Mülleimer rannte.
»WER WAR DAS? WER AUCH IMMER DAS GETAN HAT, WIRD DAFÜR BÜSSEN!«
Nadia hat dann ihre Rachegelüste gestillt, indem sie überall rumerzählt hat, wie Iggy mit seinem Todesstrahl den Mülleimer in Brand gesteckt hat. Bald kam es dann auch den Lehrern zu Ohren. Daraufhin wurde Iggy mal wieder vom Unterricht suspendiert und die anderen, die zugesehen und ihn angefeuert hatten, mussten nachsitzen und bekamen Briefe nach Hause. Natürlich waren alle stinksauer, wodurch Iggy nicht unbedingt an Beliebtheit gewann.
Und Iggy selbst? Den habe ich danach kaum noch gesehen, obwohl wir im selben Dorf wohnen. Beste Freunde waren wir ja noch nie und nach der Sache haben Mam und Dad den Kontakt zu ihm verständlicherweise auch nicht gefördert.
Kurz vor Weihnachten trafen Tammy und ich ihn dann unten am See. Da hatte er ein Huhn dabei. Ein lebendiges!
Tammy hatte beschlossen, dass es das Steinweitwurf-Finale dieses Jahres werden würde. (Fünf Runden, der Verlierer muss dem Gewinner einen Muffin am Schulkiosk kaufen.) Nun stand es 2:2 und alles hing von meinem letzten Wurf ab. Ich holte weit aus, diesmal wollte ich sie unbedingt schlagen, doch mitten im Wurf rief jemand: »Suzy!« Das brachte mich total raus. Noch ehe der Stein im Wasser landete, СКАЧАТЬ