Die Totenbändiger - Äquinoktium - Die gesamte erste Staffel. Nadine Erdmann
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СКАЧАТЬ und ein Umschlag, in dem sie das Geld aus ihren Verdiensten aufhob. Fünfundzwanzig Pfund und ein paar Pennys. Lange konnte sie sich damit nicht über Wasser halten, aber darüber würde sie sich später Gedanken machen.

      Erst mal musste sie von hier verschwinden.

      Sie trat ans Fenster. Ihr Zimmer lag im zweiten Stock und auch wenn die Außenwände aus rauen Steinblöcken bestanden und etliche Unebenheiten aufwiesen, war es unmöglich, hier herunterzuklettern. Und zum Springen war es zu hoch. Beides war allerdings auch nicht ihr Plan.

      Sie öffnete das Fenster und ließ den Rucksack vorsichtig in die Holunderbüsche hinunterfallen, die unten neben der Hauswand wucherten. Dann zog sie ihre Boots unter dem Bett hervor und warf sie hinterher. Zum Glück waren in den Stockwerken unter ihr bloß weitere Zimmer der internen Akademieschüler und die saßen gerade in den Klassenzimmern in einem anderen Gebäudetrakt, sonst hätten ein vorbeifliegender Rucksack und ebensolche Schuhe womöglich zu unangenehmen Fragen geführt. Und falls jemand in der Pause in sein Zimmer zurückkehrte und zufällig aus dem Fenster sah, war das Gestrüpp so dicht, dass es Rucksack und Boots völlig verschluckte.

      Die Schulglocke klingelte zum Ende der ersten Doppelstunde. Zur zweiten würde man sie erwarten. Englische Literatur bei Ms Green.

      Jaz atmete tief durch.

      Sie musste so tun, als wäre alles in Ordnung. Nicht zu in Ordnung, das würde man ihr nicht glauben. Aber auch nicht so sehr in Unordnung, dass man sie wegen Aufmüpfigkeit und Ungehorsam in den Arrest steckte.

      Das wäre fatal.

      Sie warf sich die Tasche mit ihren Schulsachen über die Schulter und stopfte noch schnell eine Wasserflasche, ihre letzten Schokoriegel und eine Packung Kekse hinein.

      Dann blickte sie sich ein letztes Mal im Zimmer um.

      Solange sie denken konnte, hatte sie hier gewohnt, doch zu Hause hatte sie sich hier nie gefühlt. Trotzdem war es das Einzige, was sie kannte, und es fühlte sich seltsam an, es nie wiederzusehen.

      Sie atmete noch einmal tief durch, dann wandte sie sich entschlossen um und öffnete die Tür.

      Zeit, zu gehen.

      Jaz lief durch die Gänge hinüber zum Schultrakt und betrat ihr Klassenzimmer, in dem sich bisher nur David und Jessica eingefunden hatten. Beide sahen auf, als sie hereinkam.

      »Hey, da bist du ja.« Jessica musterte sie. »Wie war es bei Master Carlton? Schickt er dich wirklich nach Newfield?«

      Jaz nickte knapp und ließ sich neben sie auf einen Stuhl fallen. »Yep. Heute ist hier mein letzter Tag.«

      »Shit.«

      »Exakt.« Jaz stützte den Kopf in die Hände und rieb sich die Augen.

      »Und was willst du dagegen machen?«

      Missmutig hob Jaz die Schultern. »Ich kann nichts machen. Als Interne sagen sie dir >Spring!< und du darfst bestenfalls noch fragen: >Wie hoch?<. Das war hier doch schon immer so.«

      »Das klingt jetzt aber ziemlich undankbar, Jaz«, rügte David sie. Er war kein schlechter Kerl, aber für seinen Oberlehrertonfall hätte Jaz ihm des Öfteren gerne den Hals umgedreht. »Die Akademie hat sehr viel für uns getan und sich all die Jahre gut um uns gekümmert. Wenn sie uns dann jetzt bitten –«

      »Wenn du mir jetzt auch noch was davon erzählst, dass ich einen wertvollen Beitrag leisten soll, raub ich dir so viel Lebensenergie, dass du erst am Wochenende wieder aufwachst«, knurrte Jaz. »Klar?«

      David strafte sie mit einem ungnädigen Blick. »Das würdest du nicht tun, weil es dir die doppelte Zeit, die ich flachliege, in der Arrestzelle einbringen würde.«

      Jaz lachte böse auf. »Na, wenn sie mich morgen nach Newfield schicken wollen, können sie das schlecht machen. Hey, vielleicht hat die ganze Sache also doch was Gutes! Ich muss nie wieder in diese blöde Zelle und kann heute tun und lassen, was ich will.«

      »Darauf würde ich nicht wetten. Und du hättest nur halb so oft in den Arrest gemusst, wenn du dich nicht ständig mit allen und jedem anlegen würdest«, gab David spitz zurück.

      Jaz schnaubte.

      Sicher wäre es oft besser, die Klappe zu halten. Ging aber nicht immer, weil die Alternative keine Lösung war.

      »Das heißt, du fährst morgen mit nach Newfield und übernimmst dort den Unterricht an der Grundschule?«, fragte Jessica stirnrunzelnd. »Und nebenher machst du dein Abi?«

      Jaz nickte seufzend. »Carlton registriert mich fürs Homeschooling, dann bekomme ich Leistungspläne und Unterrichtsmaterialien, die ich abends nach meinem Job und an den Wochenenden in vorgegebenen Zeitabschnitten durcharbeiten muss.«

      »Wow.« Jessica verzog das Gesicht. »Klingt nicht so, als hättest du dann noch viel Freizeit.«

      »Nein. Aber ich muss den Mist ja nur ein Jahr lang durchhalten. Im März werde ich achtzehn und wenn ich nächsten Sommer das Abi in der Tasche hab, kann ich machen, was ich will. Was glaubst du, wie schnell ich dann aus Newfield wieder weg bin?«

      Jaz hoffte, das klang als Plan rebellisch genug nach ihr, sodass niemand Verdacht hegte, was sie wirklich vorhatte.

      »Tz, tz, tz.« Hämisch grinsend schlenderte Blaine in den Raum. »Ich glaube nicht, dass Master Ambrose dein Plan gefallen wird, seine Farm nach nur einem Jahr schon wieder zu verlassen.«

      Auch wenn Jaz noch keine Ahnung hatte, was ab heute Mittag aus ihr werden würde, die Aussicht, sich nie wieder mit Blaine abgeben zu müssen, machte einiges an Ängsten und Sorgen wett.

      »Seine Farm?«, hakte sie sarkastisch nach. »Ich dachte, Newfield ist eine ach so tolle Gemeinschaft?«

      »Trotzdem muss ja einer das Sagen haben. Genau wie hier in der Akademie.«

      »Natürlich. Demokratie und Meinungsfreiheit haben sich schließlich in zig Gesellschaften als totaler Reinfall erwiesen.«

      Blaine musterte sie scharf. »Mir gefällt dein Tonfall nicht.«

      »Mir gefällt deine ganze Art nicht«, schoss Jaz zurück. »Aber, hey! Sieht ja so aus, als müssten wir beide schon sehr bald nicht mehr miteinander leben.«

      Blaines Augen blitzten gefährlich. »Ich denke, dich sollte ganz schnell jemand schwängern. Ein Baby würde dich länger als nur ein Jahr in Newfield halten.«

      Mit einem schmierigen Lächeln fasste er sich in den Schritt und Leroy und Asha, die wie zwei Schatten an Blaines Seite klebten, grinsten niederträchtig.

      »Kann ich gerne für sorgen. Es wäre schließlich eine Ehre, den Sohn des zukünftigen Akademieleiters gebären zu dürfen. Ich hoffe, du weißt das Angebot wertzuschätzen.« Wieder funkelte es gefährlich in Blaines Augen.

      Jaz wurde übel. »Danke, aber ich passe.«

      »Ach СКАЧАТЬ