Malmedy - Das Recht des Siegers. Will Berthold
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Название: Malmedy - Das Recht des Siegers

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711727348

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СКАЧАТЬ hatten Besuch?“ fragt er.

      „Ja“, versetzt Werner knapp.

      „Ihre Schwester ist ein nettes Mädchen“, fährt der Oberst fort, „und sehr tapfer. Denken Sie an sie. Vielleicht geht es Ihnen dann besser.“

      Werner nickt.

      „Nun reißen Sie sich zusammen, Mann. Das ist ein Anfang. Die Verhandlung wird nicht schön. Eine verdammt dumme Sache, Ihr Geständnis. Ich weiß nicht, wie das Urteil ausgeht. Ich mache Ihnen gar keine Hoffnung … aber etwas kann ich Ihnen versichern: Ich hole Sie ’raus. Auch noch nach der Verurteilung.“

      „Warum tun Sie das alles für mich?“ fragt Werner.

      „Denken Sie sich, was Sie wollen“, versetzt der Oberst kalt. Er betrachtet seine Fingernägel. „Nicht Ihnen zuliebe, obwohl Sie mir ganz gut gefallen. Nicht wegen Ihrer Schwester, die mir noch besser gefällt … Glauben Sie an Gott?“

      „Mitunter“, antwortet Werner.

      „Ich glaube an ihn und deshalb glaube ich auch an den Menschen … trotz Malmedy. Aber lassen wir das. Zurück zu damals. Sie begannen also Ihren Einsatz in einem Tigerpanzer?“

      Werner starrt vor sich hin. In seinem Gesicht zuckt es. Seine Hände verkrampfen sich. Er stiert auf den Boden, wagt es nicht, den Oberst anzusehen.

      „Wie hieß der Kompaniechef?“ fragt der Oberst weiter.

      In dieser Sekunde bricht Werner Eckstadt zusammen. Er stützt den Kopf auf die Hände, sein Gesicht verzerrt sich, sein Atem geht stoßweise.

      „Was haben Sie denn?“ fragt Evans barsch.

      Werner richtet sich auf. Der Krampf läßt allmählich nach.

      „Ich muß Ihnen etwas gestehen, Sir“, antwortet er langsam. „Dann sind Sie ein für alle Mal mit mir fertig. Aber ich muß es Ihnen sagen. Sie sind … Sie sind der erste Amerikaner, der anständig zu mir war … und ich habe Sie angelogen, Sir …“

      „Was?“ schreit Colonel Evans.

      „Ja“, erwidert Werner, „und jetzt sollen Sie erst alles erfahren. Ich war gar nicht in dem Panzer. Zuerst wenigstens nicht. Ich kam mit dem Flugzeug … in amerikanischer Uniform … Sabotagetrupp …“

      „So“, erwidert der Oberst. Er betrachtet Werner von oben bis unten. Endlos. Die Zeit bleibt stehen. Er sagt nichts. Sein Gesicht ist ruhig wie seine Hände. Er sieht und sieht auf Werner, durch ihn hindurch.

      „Und dann?“ fragt er.

      „Dann war alles so, wie ich es Ihnen berichtete.“

      Der Oberst tritt an das Fenster, sieht hinaus. Er kehrt Werner den Rücken, dreht sich langsam um, zündet sich eine Zigarette an. Das Streichholz verfehlt zweimal die Reibfläche.

      „Sir, ich bitte Sie, mich nicht zu verteidigen“, sagt Werner leise. „Niemand kann Ihnen das zumuten … nun wissen Sie alles.“

      Werner Eckstadt hebt den Kopf, als ob er seiner verlorenen Stimme nachhorchen wollte. Er schluckt. Seine Augen kleben im Niemandsland. In dieser Sekunde hängt er wieder an den Gurten des Fallschirms, gleitet lautlos zur Erde, landet im Dorfteich bei dem Transformatorenhäuschen, spürt den Stiefelabsatz des bulligen MP-Mannes, wird aus dem Stroh gezerrt, zu Boden geprügelt, abgeführt.

      Und wieder rumpeln die deutschen Tigerpanzer heran und wieder steht er da in olivgrünen Unterhosen, hebt die Hand und schreit, brüllt, bettelt um sein Leben …

      Und dann schlägt Cornedbeef zu. Sein Knüppel vibriert durch die Luft, und durch die Schwingungen hindurch sieht Werner Colonel Evans, der reglos am Fenster steht, mit abwesender und abweisender Miene, der nichts sagt, der sich nicht anmerken läßt, was er denkt, der schweigt, endlos, gedehnt, vernichtend. Und noch einmal wiederholt Werner:

      „Verteidigen Sie mich nicht, Sir. Jetzt wissen Sie alles … ich kann Ihnen das nicht mehr zumuten.“

      Der Satz schwebt im Raum, im primitiven Vernehmungszimmer. Ein Tisch, zwei Stühle, eine Blechbüchse als Aschenbecher und Harry S. Truman an der Wand mit Siegerlächeln unter verstaubtem Glas …

      Endlich dreht sich der Oberst um.

      „Wer weiß das noch?“ fragt er knapp.

      „Wieblich“, erwidert Werner.

      Der Colonel nickt.

      „Das ist der Mann, der Sie beschuldigt, die Gefangenen ermordet zu haben?“

      „Ja, Sir.“

      „Und das mit der Sabotagelandung in amerikanischer Uniform?“

      „Er weiß es. Sein Panzer hat mich schließlich aufgefischt … Aber keiner hat ihn bis jetzt gefragt, ob ich von Anfang an im Panzer war.“

      Der Colonel gibt sich einen Ruck.

      „Sie halten gefälligst Ihren Mund“, bellt er dann.

      „… Von dieser Sache will ich nichts wissen. Für mich saßen Sie im Panzer. Von Anfang an. Alles andere habe ich nicht zur Kenntnis genommen!“

      In dieser Sekunde begreift Werner gar nichts. Er steht da wie ein trotziges, schmächtiges Kind und redet sich immer wieder ein: ich habe ihm alles gesagt. Ich bin kein Lügner mehr. Ich bin anständig. Verdammt, wie anständig ich bin! Nichts mehr zu verheimlichen. Ich brauche keine Angst mehr vor seinen forschenden Augen zu haben. Ich brauche mich nicht mehr zu fürchten, daß er zur Türe hereinkommt und sagt: „Sie sind ein Lügner, Eckstadt! Ich übergebe Sie dem Henker. Sie haben es nicht anders verdient!“

      „Haben Sie mich verstanden?“, knurrt der Oberst.

      Werner nickt mechanisch.

      „Wiederholen Sie!“

      Zögernd beginnt Werner:

      „Sie haben es nicht zur Kenntnis genommen … ich bin nicht mit dem Fallschirm gelandet … ich war von Anfang an im Panzer, nur im Panzer.“

      Der Oberst nickt.

      Jetzt begreift Werner erst, was der Verteidiger meint.

      „Nein, Sir“, sagt er leise, „Sie haben nur Schwierigkeiten … Lassen Sie nur. Ich bin eben verloren … ein paar sind immer verloren, nicht wahr? Es ist eben alles ein so … gemeiner Zufall.“

      Colonel Evans geht mit großen Schritten zur Türe. Er dreht sich noch einmal um. Sein Gesicht ist ruhig und gelassen, aber seine Augen sind freundlich, fast warm.

      „Sie sind ein anständiger Kerl, Eckstadt“, sagt er. „Ich wünsche Ihnen alles Gute. Sie sind nicht allein beim Prozeß. Denken Sie daran!“

      Während Werner vom Posten abgeführt wird, denkt er: Schlag zu, Cornedbeef, schlag zu, so fest du kannst! Brich die vernarbte Wunde am Arm auf! Steckt mir brennende Streichhölzer unter die Fingernägel! Veranstaltet Scheinhinrichtungen! Schickt mir eure Spitzel als Priester getarnt in die Zelle! Mästet die Denunzianten! Bezahlt die СКАЧАТЬ