Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209774
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»So legt Euch auf den Boden des Fahrzeugs,« erwiederte der Kundschafter, »Ihr und der Obrist; es sind dann schon ein Paar Zielpunkte weniger.«
Heyward antwortete lächelnd:
»Das wäre ein gutes Beispiel, wenn die Höchsten am Rang sich ducken würden, während die Krieger im Feuer stehen.«
»Gott und Herr!« rief der Kundschafter, »das ist wieder einmal eines Weißen Muth und eine Ansicht, die vor der Vernunft ganz zusammenfällt! Meint Ihr, der Sagamore, oder Uncas, oder selbst ich, dem kein unächter Tropfen Blutes in den Adern rinnt, würden sich bei einem Scharmützel bedenken, ein Versteck zu suchen, wenn es nichts nützte, sich blos zu stellen? Wozu haben sich die Franzmänner in Quebek verschanzt, wenn man immer im freien Felde fechten muß?«
»Alles dies ist sehr wahr, mein Freund,« erwiederte Heyward, »und doch verbietet unsere Sitte uns, Euren Wunsch zu erfüllen.«
Eine Salve der Huronen unterbrach das Gespräch, und als die Kugeln um ihre Ohren pfiffen, sah Duncan, wie Uncas sich umwandte, um nach ihm und Munro zu sehen. Ungeachtet der Nähe des Feindes und der eigenen großen Gefahr, drückte die Miene des jungen Kriegers, wie Heyward glauben musste, keine andere Empfindung, als Erstaunen darüber aus, dass Leute sich so nutzlos einer Gefahr aussetzen wollten. Chingachgook war wahrscheinlich mit den Begriffen der Weißen mehr bekannt: denn er blieb, ohne einen Seitenblick zu thun, einzig mit dem Werkzeuge der Lenkung des Kahns beschäftigt. Gleich darauf schlug eine Kugel dem Häuptling das leichte und geglättete Ruder aus den Händen und schleuderte es weit vor sie in die Luft. Die Huronen stießen einen Jubelschrei aus und ergriffen die Gelegenheit, eine zweite Salve zu geben, Uncas beschrieb mit seinem Ruder einen Bogen in dem Wasser, und während das Canoe pfeilschnell vorschoß, erhaschte Chingachgook sein Ruder wieder, schwang es hoch empor, das Schlachtgeschrei der Mohikaner erhebend, und wandte dann wieder alle seine Stärke und Geschicklichkeit der wichtigsten Aufgabe des Ruderns zu.
Der weittönende Ruf: Le gros Serpent! La longue Carabine! Le Cerf agile! erscholl mit einem Male aus den Canoes hinter ihnen und schien die Verfolger mit neuem Eifer zu beleben. Der Kundschafter ergriff seinen Wildtödter mit der Linken und schwang ihn triumphirend über seinem Haupte den Feinden entgegen. Die Wilden beantworteten diesen Hohn mit einem Geheul, und unmittelbar darauf folgte eine weitere Salve. Die Kugeln sausten auf dem See daher und eine schlug sogar durch die Rinde ihres kleinen Kahns. Keine merkliche Aufregung war während dieses kritischen Augenblicks an den Mohikanern zu entdecken, ihre Gesichtszüge drückten weder Hoffnung noch Furcht aus; aber der Kundschafter sah nach Heyward um und sagte still vor sich hin lachend:
»Die Schufte hören sich gerne schießen: aber kein Auge findet sich unter den Mingos, welches in einem auf den Wellen tanzenden Canoe die Schußweite bemessen könnte. Ihr seht, die dummen Teufel nahmen einen Mann zum Laden weg, und auf’s Geringste angeschlagen machen wir drei Schuh vorwärts, wenn sie zwei!«
Duncan, welcher sich während dieser gemüthlichen Schätzung der Entfernungen nicht ganz so behaglich fühlte, als seine Gefährten, war froh, als er sah, wie sie durch ihre überlegene Gewandtheit und die Ausweichung der Feinde einen merklichen Vortheil gewannen. Die Huronen feuerten wieder, und eine Kugel schlug in die Schaufel von Hawk-eye’s Ruder, doch ohne ihn zu verletzen.
»Nicht übel!« sprach der Kundschafter, die leichte Zersplitterung an seinem Ruder untersuchend; »es hätte einem Kinde nicht die Haut geritzt, viel weniger Männern, die, gleich uns, schon aller Ungunst des Himmels in Wind und Wetter getrotzt haben. Nun, Major, wenn Ihr’s etwas mit dem Stücke flachen Holzes versuchen wollt, so will ich meinen Wildtödter an der Unterhaltung Theil nehmen lassen.«
Heyward ergriff das Ruder und machte sich mit einem Eifer an’s Werk, der sein geringes Geschick ersetzte, während Hawk-eye das Zündkraut seiner Büchse untersuchte. Er zielte schnell und feuerte. Der Hurone im Bug des vordern Canoe hatte sich in gleicher Absicht erhoben, sank aber zurück und ließ seine Bückse in’s Wasser fallen. Doch raffte er sich in einem Augenblick wieder auf, aber seine Geberden waren wild und verstört. Zugleich hörten seine Begleiter auf zu rudern, die verfolgenden Canoes stießen zusammen und blieben stille stehen, Chingachgook und Uncas benützten die augenblickliche Pause um Athem zu schöpfen; Duncan aber fuhr fort, mit ausdauerndem Eifer zu arbeiten. Vater und Sohn warfen jetzt ruhige, aber forschende Blicke auf einander, um zu sehen, ob keiner durch das Feuer der Feinde verletzt worden sey: denn beide wußten wohl, daß kein Schrei oder Ausruf in einem solchen Augenblick der Noth, den Unfall hätte verrathen dürfen. Einige große Tropfen Blutes rannen über die Schulter des Sagamoren herab, und als er sah, daß Uncas Blicke zu lange darauf verweilten, schöpfte er etwas Wasser in der hohlen Hand, um den Fleck damit zu waschen, und begnügte sich, den Sohn auf diese einfache Weise von der geringen Bedeutung der Wunde zu überzeugen.
»Gemach, gemach, Major!« sagte der Kundschafter, welcher indessen seine Büchse wieder geladen hatte. »Wir sind schon ein wenig zu weit entfernt, als daß eine Büchse ihre Vorzüge entfalten könnte, und Ihr seht, die Schelme berathen sich so eben. Laßt sie auf Schußweite herankommen; ich darf mich wohl auf mein Auge verlassen! Sie sollen den ganzen Horican hinab gelockt werden, und ich will dafür stehen, daß keiner ihrer Schüsse im schlimmsten Falle mehr als die Haut streifen soll, während mein Wildtödter zweimal in drei Tempos ihnen an’s Leben gehen soll.«
»Wir vergessen den Zweck unserer Reise,« entgegnete der besorgte Duncan, »Um Gottes Willen laßt uns diesen Vortheil benützen, um uns immer weiter von den Feinden zu entfernen.«
»Gebt mir meine Kinder!« rief Munro mit unterdrückter Stimme, »treibt kein Spiel mit der Angst eines Vaters, gebt mir meine Kinder wieder!«
Seit langer Zeit geübte Achtung gegen die Befehle seiner Obern hatte den Kundschafter die Tugend des Gehorsams gelehrt. Einen letzten, zaudernden Blick auf die entfernten Canoes werfend, legte er seine Büchse bei Seite und ergriff, den ermüdeten Duncan ablösend, wieder das Ruder, das er mit Sehnen, die keine Erschöpfung kannten, regierte. Seine Anstrengungen wurden durch die Mohikaner unterstützt, und in wenigen Minuten war eine solche Wasserfläche zwischen ihnen und den Feinden, daß Heyward wieder freier athmete.
Der See dehnte sich jetzt weiter aus und ihr Weg ging über weite Wasserräume, die, wie bisher, von hohen, rauhen Felsen eingefaßt waren. Die wenigen Inseln waren leicht zu vermeiden. Die Ruderschläge wurden abgemessener und regelmäßiger, während die Ruderer nach der hitzigen, gefahrvollen Verfolgung, von der sie sich kaum etwas erholten, ihre Anstrengungen mit einer Kaltblütigkeit fortsetzten, als ob ihre bisherige Eile nur ein Spiel, nicht das Gebot dringender, ja verzweifelter Umstände gewesen wäre.
Statt dem westlichen Ufer zu folgen, wohin ihr Weg führte, steuerte der schlaue Mohikaner mehr auf die Berge zu, hinter welche, wie man wußte, Montcalm sein Heer nach der furchtbaren Festung Ticonderoga geführt hatte. Da die Huronen allem Ansehen nach die Verfolgung aufgegeben hatten, so war scheinbar kein Grund für eine so übermäßige Vorsicht vorhanden. Dennoch dauerte sie Stunden lang, bis sie in eine Bucht am nördlichen Ufer des Sees gelangten. Hier wurde das Canoe an’s Ufer getrieben und Alle stiegen an’s Land. Hawk-eye und Heyward bestiegen eine nahe Anhöhe, und jener, die weite Wasserfläche unter ihnen überschauend, machte diesen auf einen kleinen schwarzen Fleck aufmerksam, der in der Entfernung von mehreren Meilen unter einer Landspitze sichtbar war.
»Seht Ihr ihn?« fragte der Kundschafter, »Für was würdet Ihr nun diesen Fleck halten, wenn Ihr mit Eurer Erfahrung als Weißer allein den Weg durch diese Wasserwildniß machen müßtet?«
»Nach der Entfernung und der Größe würd’ ich es für einen Vogel halten. Kann es etwas Lebendiges seyn?«
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