Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper
Автор: James Fenimore Cooper
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9788027209774
isbn:
»Ohne Zweifel – ohne Zweifel. Aber es war mir, als ob ich wieder den gleichen Laut vernähme! Oder war es vielleicht das Rauschen der Blätter auf der Buche dort?«
»Für meinen Theil,« fuhr Hawk-eye fort, sein Gesicht einen Augenblick mit einer nichtssagenden, gleichgültigen Miene nach der Seite kehrend, nach welcher Heyward wies; »ich glaube, das Paradies ist zur Glückseligkeit bestimmt, und die Menschen werden je nach ihren Neigungen und Anlagen derselben theilhaftig werden. Meine Meinung ist daher, daß die Rothhaut nicht so ganz Unrecht hat, wenn sie die schönen Jagdgebiete, wovon die Sage spricht, wieder zu finden hofft; und so würde es für einen Mann, dessen Blut unvermischt ist, nicht so ganz uneben seyn, wenn er sich die Zeit mit –«
»Hört Ihr’s nicht wieder?« unterbrach ihn Duncan.
»Ja, ja, wenn’s Futter knapp geht, oder im Ueberfluß da ist, werden die Wölfe keck,« bemerkte der unbewegliche Kundschafter. »Es wäre eine hübsche Jagd, die Häute dieser Satane, wenn wir Tag und Zeit zur Kurzweil hätten. Was aber das künftige Leben betrifft, Major, so hört’ ich Prediger in den Kolonieen sagen, der Himmel sey ein Ort der Ruhe. Nun sind aber die Begriffe der Menschen von Glückseligkeit sehr verschieden. Für mein Theil sag’ ich bei aller Achtung vor den Fügungen der Vorsehung, – ich würde es ihr nicht groß danken, wenn ich in den Wohnungen von welchen sie predigen, eingeschlossen bleiben würde, der ich doch von Natur einen Hang zur Bewegung und zum Jagen in mir fühle.«
Duncan, der nun die Natur des Geräusches erfahren zu haben glaubte, das ihn beunruhigt hatte, ging in seiner Antwort näher auf den Gegenstand ein, den der Kundschafter sich zur Unterhaltung ausersehen hatte.
»Es ist schwer,« sagte er, »die Gefühle zu beurtheilen, die bei jenem letzten großen Wechsel sich aufdringen mögen.«
»Das wäre freilich ein Wechsel für einen Mann, der seine Tage unter freiem Himmel verlebt, und so oft an den Quellen des Hudson seinen Morgenimbiß eingenommen hat,« versetzte der schlichte Kundschafter, »wenn er im Bereich eines heulenden Mohawk sein Schläfchen halten sollte. Aber ‘s ist ein Trost zu wissen, daß wir einem barmherzigen Herrn dienen, wenn’s auch jeder auf seine Weise thut, und viele Wildnisse zwischen uns liegen. – Was war das?«
»Ist das nicht der Tritt der Wölfe, von denen Ihr gesprochen habt?«
Hawk-eye schüttelte langsam den Kopf und winkte Duncan, nach einer Stelle zu kommen, die das Feuer nicht beleuchtete. Nach dieser Vorsichtsmaßregel nahm er die Stellung der gespanntesten Aufmerksamkeit ein, und horchte lang und scharf, ob sich der so unerwartete leise Laut nicht wiederholen würde. Er schien jedoch vergeblich zu lauschen; denn nach einer Minute fruchtloser Stille flüsterte er Duncan zu:
»Wir müssen Uncas rufen, der Junge hat indianische Sinne und hört, was uns ganz verborgen bleibt; denn ich, als eine weiße Haut, kann meine Natur nicht verläugnen.«
Der junge Mohikaner, der sich am Feuer leise mit seinem Vater unterhielt, fuhr auf, als er den Ruf einer Eule vernahm, und blickte nach den schwarzen Erdwällen, als suchte er den Ort, woher der Laut ertönte. Der Kundschafter wiederholte den Schrei und in wenigen Augenblicken sah Duncan Uncas Gestalt vorsichtig nach der Brustwehr heranschleichen, wo sie standen.
Hawk-eye theilte ihm in kurzen Worten seine Wünsche in delawarischer Sprache mit; und sobald dieser vernommen hatte, um was es sich handle, warf er sich mit dem Gesicht auf die Erde, wo er, wie es Duncan schien, ruhig und regungslos liegen blieb. Verwundert über die unbewegliche Lage des jungen Kriegers, und neugierig zu beobachten, wie dieser die gewünschten Erkundigungen einziehen werde, trat Heyward einige Schritte vor und bückte sich zu dem dunkeln Gegenstand nieder, auf den er seine Augen geheftet hielt, entdeckte aber, daß Uncas verschwunden, und was er erblickte, nur der dunkle Umriß hervorstehender Trümmer war.
»Was ist aus dem Mohikaner geworden?« fragte er den Kundschafter, indem er sich erstaunt wieder umwandte; »ich sah ihn hier niederfallen und hätte geschworen, daß er hier auch geblieben sey!«
»St! sprecht leiser; denn wir wissen nicht, was für Ohren uns belauschen, und die Mingos sind eine scharfsichtige Brut. Uncas ist auf der Ebene und die Maquas, wenn welche um uns sind, bekommen vollauf mit ihm zu thun.«
»Ihr glaubt, Montcalm habe nicht alle seine Indianer weggezogen? Wir wollen den Unsern rufen und zu den Waffen greifen. Wir sind fünf und nehmen es schon mit einem Feinde auf.«
»Kein Wort zu ihnen, wenn euer Leben euch lieb ist. Seht den Sagamoren an, wie ganz ein großer Indianerhäuptling sitzt er an dem Feuer! Wenn Laurer in der Finsternis umherschleichen, so erkennen sie gewiß nicht an seiner Miene, daß wir an Gefahr denken!«
»Aber sie entdecken ihn und das ist sein Tod. Seine Gestalt ist am Scheine des Feuers zu deutlich sichtbar und er wird das erste und sicherste Opfer seyn.«
»Die Wahrheit eurer Worte ist unläugbar,« antwortete der Kundschafter, mehr als gewöhnliche Unruhe verrathend, »aber was ist zu thun? Ein einziger Blick des Verdachts führt einen Angriff herbei, ehe wir zum Widerstand uns bereitet haben. Aus dem Zeichen, das ich Uncas gegeben habe, weiß er, daß wir Unrath wittern. Ich will ihm bedeuten, daß wir den Mingos auf der Spur sind; sein Indianerinstinkt wird ihm sagen, was er zu thun hat.«
Der Kundschafter hielt die Finger an den Mund und ließ einen leisen, zischenden Laut hören, über welchen Duncan zuerst bei Seite fuhr, als hätte er eine Schlange gehört. Chingachgook’s Haupt ruhte auf seiner Hand, und er schien in Gedanken versunken; sobald er aber den warnenden Laut des Thieres vernahm, von dem er seinen Namen trug, richtete er sich auf und seine dunkeln Augen blickten schnell und scharf nach allen Seiten hin. Mit dieser plötzlichen und vielleicht unwillkürlichen Bewegung war jeder Anschein von Ueberraschung und Unruhe verschwunden. Seine Büchse lag unberührt und, wie es schien, kaum beachtet, im Bereiche seiner Hand. Der Tomahawk, den er, zu seiner Bequemlichkeit im Gürtel gelockert hatte, fiel sogar auf den Boden und seine Gestalt schien, wie bei einem Manne, dessen Sehnen und Nerven sich der Ruhe überlassen dürfen, zusammenzusinken. Schlau seine frühere Stellung wieder einnehmend, wechselte der Eingeborne gleichwohl die Lage seiner Hände, als ob die Bewegung blos geschehe, um den Arm zu erleichtern, und erwartete den Ausgang mit einer Ruhe und Seelenstärke, die nur ein indianischer Krieger zeigen konnte.
Aber Heyward bemerkte, während der Mohikanerhäuptling für ein minder geübtes Auge zu schlummern schien, wie seine Nasenlöcher sich erweiterten, und sein Haupt sich ein wenig auf die Seite neigte, um den Gehörorganen zu Hülfe zu kommen – wie seine lebhaften und schnellen Blicke sich unaufhörlich nach jedem Gegenstande wandten, den er mit dem Auge erreichen konnte.
»Sehet einmal den edlen Kämpen an!« flüsterte Hawk-eye, Heyward’s Arm drückend; »er weiß, daß ein Blick, eine Bewegung unsre Pläne vereiteln und uns der Satansbrut in die Hände liefern könnte« –
Hier unterbrach ihn der Blitz und Knall einer Büchse. Feuerfunken erfüllten die Luft rings um den Ort, auf den Heywards Augen noch mit Bewunderung und Erstaunen gerichtet waren. Ein zweiter Blick sagte ihm, daß Chingachgook in der Verwirrung verschwunden war. Mittlerweile hatte der Kundschafter seine Büchse vorgeworfen, zum Schusse bereit und erwartete mit Ungeduld den Augenblick, wo ein Feind sich sehen lassen würde. Aber mit dem einzelnen, fruchtlosen Versuche auf Chingachgook’s Leben schien der Angriff СКАЧАТЬ