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СКАЧАТЬ immer mit der Mode, die sogar den Mängeln und Fehlern der vornehmen Welt Bewunderung verschafft.

      Marmaduke ertrug die Mißgestalt seiner Wohnung mit großem Gleichmut und suchte ihr durch eigene Verbesserungen ein behagliches und den Rang ihres Besitzers bekundendes Äußere zu verschaffen. Gleichwohl fehlte es allenthalben an der gehörigen Harmonie; denn obgleich zur Verzierung der Wiesengründe Pappeln aus Europa bestellt worden waren und allmählich in der Nähe des Schlosses Weiden neben noch anderen Bäumen emporschossen, so deutete doch noch mancher Schneehaufen auf das Vorhandensein eines Tannenstumpfes, während hin und wieder die schwarzgebrannten Überreste der Bäume, dunklen Säulen gleich, zwanzig bis dreißig Fuß über das blendende Weiß des Schnees emporragten. An solchen Gegenständen, die man in der dortigen Gegend ›Stubben‹ nennt, wimmelte es auf den freien Feldern in der Umgebung des Dorfes, auf denen nur hin und wieder eine ihrer Reize beraubte Fichte oder Schierlingstanne eine Abwechslung bot, deren erstorbene Äste – Gerippe ihrer vormaligen Herrlichkeit – dürr im Winde rasselten. Aber diese und noch viele andere störende Beigaben der Szenerie wurden von der entzückten Elisabeth ganz übersehen, die während ihrer Fahrt an der Seite des Berges nach dem Tal hinunter für nichts ein Auge hatte als für die Häusergruppen, welche wie ein Teppich unter ihren Füßen lagen; für die Menge von Rauchsäulen, die aus dem Tal zu den Wolken aufstiegen; für den übereisten See, der zwischen immergrünen Bergen eingebettet und dessen weiße Oberfläche von den in der Abendsonne sich verlängernden Schatten riesiger Tannen anmutig umdunkelt war; für das dunkle Wasserband, das sich gegen die Mündung des Sees hinzog und sich nach dem fernen Chesapeake seinen gewundenen Weg bahnte – mit einem Wort: für die veränderten, aber doch noch wohlbekannten Tummelplätze ihrer Kinderjahre.

      Fünf Jahre hatten größere Wandlungen hervorgebracht, als man in einem Land, wo Zeit und Mühe den Werken der Menschen Dauer verleihen, in einem Jahrhundert sieht. Für den jungen Jäger und den Richter hatte die Szene weniger Neues, obgleich wohl niemand aus den düsteren Forsten des Gebirges auftauchen und mit einem Male die herrliche Szenerie des Tales überschauen konnte, ohne ein inneres Entzücken zu fühlen. Der erstere ließ seinen Blick bewundernd von Norden nach Süden gleiten und senkte sein Antlitz wieder in die Falten seines Mantels, während der letztere mit philanthropischer Lust die Fortschritte des Wohlstands, die um ihn her sichtbar wurden, betrachtete. War doch alles die Folge seines Unternehmungsgeistes und viel davon die Frucht seines eigenen Fleißes.

      Das lustige Klingeln von Schlittengeläute lockte jedoch plötzlich die Aufmerksamkeit der Reisenden an, und sein lebhafter Ton ließ auf einen rasch sich nähernden Sleigh schließen, dessen man übrigens des Gebüsches wegen, das die Straße säumte, erst ansichtig wurde, als beide Gespanne ganz nahe beieinander waren.

       Inhaltsverzeichnis

      Was soll’s? Wem fiel das Roß? Was gibt’s denn?

      Falstaff

      Endlich zeigte sich durch das laublose Gehege an der Seite der Straße ein großer Sleigh, der von vier Pferden – zwei Grauschimmeln vorn und zwei pechschwarzen Rossen an der Deichsel – gezogen wurde. Zahllose Schellen waren, so dicht sie nur Platz finden konnten, an den Geschirren angebracht, und die rasche Bewegung des Gespanns trotz der jähen Steigung zeigte, daß es dem Lenker vorzugsweise um die lustige Musik seines Geläutes zu tun war. Der erste Blick auf diese einzigartige Ausstattung ließ den Richter die im Sleigh sitzende Gesellschaft von vier Männern erkennen. Einer jener Stühle, die man gewöhnlich vor Schreibpulten braucht, war fest an die Vorderseite des Schlittens gebunden, und auf der Höhe dieses improvisierten Bocks saß ein kleiner Mann, der in einen großen mit Pelzwerk verbrämten Mantel gehüllt war und von seiner Gestalt weiter nichts als ein gleichmäßig rotes Gesicht blicken ließ. Die Augen dieses Herrn waren gewohnheitsmäßig aufwärts gerichtet, als sei ihr Besitzer unzufrieden mit der Nachbarschaft der Erde, während seine Züge den Ausdruck emsiger Geschäftigkeit trugen. Er war der Lenker des Gespanns und trieb die feurigen Tiere mit furchtlosem Auge und sicherer Hand den Absturz entlang. Unmittelbar hinter ihm, das Gesicht den beiden anderen zugekehrt, befand sich eine hohe Gestalt, der nicht einmal der mit einem doppelten Kragen versehene Mantel und eine darüber geworfene Pferdedecke den Anschein von Beleibtheit zu verleihen vermochte. Sein Gesicht sprang unter einer wollenen Nachtmütze hervor und schien, als er es bei der Begegnung der beiden Sleighs Marmaduke zuwandte, von der Natur so geformt zu sein, daß es die Atmosphäre mit möglichst geringem Widerstand durchschnitt. Nur die Augen mußten dabei ein wenig hinderlich sein, da sie auf beiden Seiten als lichtblaue, glasige Kugeln hervorragten. Blässe war zu sehr die Leibfarbe des Mannes, als daß sein Antlitz selbst durch die in Mark und Bein einschneidende Kälte des Abends hätte eine Veränderung erleiden können. Diesem Herrn gegenüber saß eine kleine, gedrungene, viereckige Gestalt, von der sich gleichfalls nur das Gesicht unterscheiden ließ, in welchem die funkelnden, schwarzen Augen die übrigen ernsten Züge Lügen zu strafen schienen. Eine zierliche Perücke begrenzte die Umrisse eines angenehmen, runden Antlitzes, während – wie bei den anderen Herrn – eine Mardermütze die Kopfbedeckung bildete. Das vierte Glied dieser Gesellschaft war ein Mann mit einem langen, sanften Gesicht, der sich keines anderen Schutzes gegen die Kälte erfreute als eines schwarzen, ziemlich fadenscheinigen und etwas ins Rötliche spielenden Überrocks von nicht sehr modernem Schnitt. Er trug einen Hut von sehr anständiger Form, dessen Haare allerdings durch vieles Bürsten ausgegangen waren. Sein blasses Antlitz hatte einen nachdenklichen, etwas melancholischen Ausdruck und war für den Augenblick infolge der Kälte leicht gerötet, wie man es wohl bei Fieberanfällen sieht. Der kummervolle Ausdruck in seinen Zügen bildete einen besonders schroffen Gegensatz zu der launigen Heiterkeit seines Nachbarn vorn, des Rossebändigers. Dieser war dem anderen Sleigh kaum nahe genug gekommen, um verstanden werden zu können, als er mit lauter Stimme ausrief:

      »Stelle dich auf in dem Steinbruch – stelle dich auf, du König der Griechen! Fahre in den Steinbruch, Agamemnon, oder ich werde nicht imstande sein, an dir vorbeizukommen. Willkommen in der Heimat, Vetter Duke – willkommen, willkommen, schwarzäugige Beß. Du siehst, Marmaduke, daß ich dir zu Ehren mit einer ausgesuchten Ladung ins Feld rücke. Monsieur Le Quoi hat nur eine einzige Mütze mitgenommen, der alte Fritz ließ die Flasche halbgeleert stehen, und Herr Grant mußte es vorderhand beim Studium des ›ersten Teils‹ seiner Predigt bewenden lassen. Auch die Pferde mußten samt und sonders mit – Apropos, Richter, die Schwarzen kann ich nicht mehr behalten, ich werde sie dir nächstens verkaufen; denn sie tun nebeneinander nicht gut. Ich löse vielleicht –«

      »Verkaufe meinetwegen, was du willst, Dick«, unterbrach ihn die frohe Stimme des Richters, »wenn du mir nur meine Tochter und meine Ländereien läßt. Ah, Fritz, du alter Freund, ich weiß die Ehre zu schätzen, wenn du, ein Siebziger, einem Fünfundvierziger entgegengehst. Monsieur Le Quoi, Ihr gehorsamster Diener. Herr Grant« – er lüftete dabei seine Mütze – »ich fühle mich Ihnen sehr verbunden für Ihre Aufmerksamkeit. Meine Herren, ich habe die Ehre, ihnen meine Tochter vorzustellen. Ihre Namen sind ihr bereits hinreichend bekannt.«

      »Willkommen, willkommen, Richter«, sagte der Älteste der Gesellschaft mit auffallend deutschem Akzent. »Miss Betty wird mir doch einen Kuß erlauben?«

      »Mit tausend Freuden, mein guter Sir«, rief die weiche Stimme des Mädchens, die in der reinen Luft der Berge trotz Richards lautem Schreien wie ein Silberglöckchen tönte. »Ich habe immer einen Kuß für meinen alten Freund, Major Hartmann.«

      Inzwischen hatte sich der Herr auf dem Vordersitz, der von Marmaduke als Monsieur Le Quoi angeredet worden war, nicht ohne Mühe und unter Beihilfe des Bocks, auf den er seine Hand stützte, samt seiner Masse von Unterkleidern in dem Sleigh aufgerichtet und lüftete nun mit einer höflichen Verbeugung gegen den Richter und einer tiefen gegen Elisabeth die Mütze.

      »Bedecke deinen Schädel, Franzmann, bedecke СКАЧАТЬ