Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper. James Fenimore Cooper
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Название: Ausgewählte Wildwestromane von James Fenimore Cooper

Автор: James Fenimore Cooper

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9788027209774

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СКАЧАТЬ der gegenwärtigen Generation zu tun gewesen war. Drei oder vier bessere Gebäude mit einem gleichförmigen Anstrich waren mit grünen Jalousien versehen, welche, in dieser Jahreszeit wenigstens, seltsam gegen den frostigen Anblick des Sees, der Berge, der Wälder und des weiten Schneegefildes abstachen. Vor den Türen dieser anspruchsvolleren Wohnungen standen einige junge Bäume, die – entweder zweiglos oder doch nur mit den schwachen Schößlingen einiger Sommer – wie ebenso viele Grenadiere aussahen, die an dem Portal eines Fürstenbaus Wache stehen. In der Tat waren diese Gebäude auch der Sitz des Adels von Templeton, dessen König Marmaduke war. Es wohnten da zwei rechtskundige junge Männer, eine gleiche Anzahl von Krämern, die unter dem Titel von Kaufleuten für die Bedürfnisse der Gemeinde sorgten, und ein Schüler des Äskulap, der sich des seltenen Glücks erfreute, mehr Menschen in die Welt als aus der Welt befördert zu haben. In der Mitte dieser wunderlichen Häusergruppe erhob sich der Wohnsitz des Richters, alle seine Nachbarn bei weitem überragend und von einem mehrere Morgen großen eingezäunten Obstgarten umgeben. Dessen Bäume stammten noch zum Teil von den Indianern her und bildeten deshalb in ihrer Hinfälligkeit und mit ihren moosbewachsenen Rinden einen merkwürdigen Gegensatz zu den jugendlichen Anpflanzungen, die im Dorf fast über jeden Pfahlzaun blickten. Neben dieser Zurschaustellung von Kultur säumten zwei Reihen junger lombardischer Pappeln (einer erst neuerdings in Amerika eingeführten Baumart) die Seiten eines Fußpfads, der von der Straßentür des Gutes zu der Vordertür des Wohnhauses führte. Das letztere war ganz unter der Leitung eines gewissen Richard Jones gebaut worden – eines Mannes, den wir bereits erwähnten. Er verdankte seiner Gewandtheit in den kleineren Angelegenheiten des Haushalts, wie auch der Bereitwilligkeit, womit er seine Talente in Anspruch nehmen ließ, und schließlich dem Umstand, daß er Geschwisterkind Marmaduke Temples war, das Amt der Aufsicht über die untergeordneten Zweige in seines Vetters Hauswesen. Richard sprach gerne von diesem Kind seines erfinderischen Geistes und meinte, es habe wie eine Predigt seine zwei Teile, deren einen er im ersten Jahr ihres dortigen Aufenthalts in der Form eines hohen, schmalen, mit dem Giebel nach der Straße blickenden Blockhauses ausgeführt habe. Unter diesem Obdach – denn anders konnte man es nicht nennen – hauste die Familie drei Jahre, nach deren Ablauf Richard mit seinem zweiten Teil zustande gekommen war. Er hatte bei diesem schwierigen Unterfangen die Erfahrungen eines wandernden europäischen Zimmergesellen benutzt, der ihm ein paar besudelte architektonische Zeichnungen aus England vorgelegt und so gelehrt von Friesen, Getäfeln und zumal von der zusammengesetzten Ordnung gesprochen hatte, daß er einen sehr ungebührlichen Einfluß auf Richards Geschmack in allem, was zu diesem Zweig der bildenden Künste gehört, geübt hatte. Zwar gab sich Herr Jones den Anschein, als betrachte er Hiram Doolittle als einen bloßen Empiriker in seiner Kunst, indem er dessen Abhandlungen über Architektur nur mit einer Art nachsichtigen Lächelns Gehör schenkte; gleichwohl unterwarf er sich stets, sei es, weil er seinem Gehilfen nichts Stichhaltiges aus dem Bereich seines eigenen Wissens entgegenzustellen wußte, oder weil er den Mann im stillen bewunderte, dessen Ansichten und Gründen. So hatten sie gemeinschaftlich nicht nur eine Wohnung für Marmaduke Temple errichtet, sondern auch den Ton für den Baustil der ganzen Umgegend angegeben. Herrn Doolittles zusammengesetzte Ordnung war ein Gemisch von vielen andern und wurde bald für die nützlichste von allen gehalten, weil sie alle Veränderungen gestattete, die aus Gründen der Bequemlichkeit oder durch sonstige Umstände gefordert wurden. Solchen Ansichten gab Richard natürlich seine Zustimmung; wenn wetteifernde Genies, die sich nicht nur auf die Anerkennung, sondern auch auf das Geld ihrer Umgebung ein Monopol sichern wollen, eines Sinnes sind, so sieht man sie nicht selten auch in ernsteren Dingen den Ton angeben. Im gegenwärtigen Falle wurde das Schloß, wie man Richter Temples Wohnung gewöhnlich nannte, in der einen oder der anderen seiner zahlreichen Vollkommenheiten ein Modell für jedes anständigere Gebäude auf zwanzig Meilen im Umkreis.

      Das Haus selbst oder der beste Teil von Richards so betitelter Predigt war aus Stein, groß, im Geviert gebaut und sehr bequem – vier Erfordernisse, auf denen Marmaduke mit etwas mehr als gewöhnlicher Hartnäckigkeit bestanden hatte; alles andere blieb gutwillig Vetter Richard und seinem Gehilfen überlassen. Die beiden Künstler fanden freilich das Material ein wenig zu fest für die Werkzeuge ihrer Zimmerleute, die kaum an die Bearbeitung anderer Substanzen als der Weißtanne von den nahen Bergen gewöhnt waren, eines Holzes, das – wie das Sprichwort sagt – so weich ist, daß es die Jäger gewöhnlich als Kopfkissen brauchen; ohne diesen ärgerlichen Umstand hätte uns der hochstrebende Geschmack der beiden Baumeister sicherlich noch weit mehr Stoff zum Beschreiben gegeben. Da sich aber an den harten Steinmauern nichts von Verschönerungen anbringen ließ, so nahm ihr ästhetischer Sinn seine Zuflucht zu dem Portal und zum Dach. Das erstere sollte entschieden klassisch ausfallen, und das letztere ein Musterbild der Vorzüge der zusammengesetzten Ordnung abgeben.

      »Das Dach«, räsonierte Richard, »ist ein Teil des Gebäudes, den die Alten gewöhnlich zu verbergen pflegten, weil er in der Architektonik ein Auswuchs ist, den man nur seines Nutzens wegen bestehen läßt. Außerdem«, fügte er scharfsinnig bei, »ist es ein Hauptverdienst für ein Gebäude, wenn es eine Front bietet, von welcher Seite aus man es auch ansehen mag. Da ferner das gegenwärtige nach allen Himmelsgegenden dem Auge zugänglich ist, so dürfen die Seiten nicht schmal sein, um der neidischen Tadelsucht der Nachbarn keinen Stoff zu bieten.« Es wurde daher entschieden, daß das Dach eine Plattform und vier Fassaden haben müsse. Dagegen hatte freilich Marmaduke einzuwenden, daß der Schnee, welcher die Erde nicht selten in einer Höhe von drei bis vier Fuß bedecke und monatelang liegen bleibe, durch seine Schwere nachteilig einwirken dürfe. Die Leichtigkeit, womit sich jedoch die zusammengesetzte Ordnung in alles zu fügen wußte, führte zu einem Vergleich, demgemäß die Dachränder verlängert wurden, um eine schiefe Ebene hervorzubringen, mittels derer das erstarrte Element in einiger Entfernung vom Hause abfallen könne. Unglücklicherweise war jedoch bei der Bemessung dieses wesentlichen Teils ein Mißgriff vorgekommen, dessen Wirkung man, da Hirams größter Vorzug in seiner Fähigkeit, das Winkelmaß zu handhaben, bestand, erst entdeckte, als das schwere Gebälk auf die vier Mauern des Gebäudes aufgesetzt wurde, wobei denn freilich alle Welt sah, daß jeder Regel zum Trotz das Dach bei weitem der augenfälligste Teil des ganzen Gebäudes geworden war. Richard und sein Gehilfe trösteten sich mit der Hoffnung, dieser Übelstand werde durch die Bedeckung versteckt werden; aber jede Schindel vermehrte das Unangenehme des Anblicks. Richard versuchte nun, durch Malerei den Schaden zu heilen, und legte eigenhändig vier verschiedene Farben auf. Die erste war himmelblau, wodurch man vergeblich das Auge täuschen und zu dem Glauben veranlassen wollte, der Himmel selbst hänge so ausdrucksvoll über Marmadukes Wohnung; dann wurde der Versuch mit einer sogenannten Wolkenfarbe gemacht, die indes nichts weiter als eine Nachahmung des Rauchs war; die dritte war eine Mischung, welche Richard als unsichtbares Grün bezeichnete – ein Experiment, das wegen des Hintergrundes der Wolken nicht gelang. So wurde denn die Hoffnung, die Sache zu bemänteln, aufgegeben, und die beiden Architekten boten nun ihren ganzen Erfindungsgeist auf, das, was sich nicht verbergen ließ, zu verschönern. Nach reiflicher Erwägung und einigen Versuchen bei Mondschein beendigte Richard die Angelegenheit durch eine kühne Bedeckung des Ganzen mit einer Farbe, die er ›Sonnenschein‹ taufte, eine wohlfeile Methode, wie er seinem Vetter, dem Richter, versicherte, immer schönes Wetter über dem Kopf zu haben. Die Plattform sowohl als die Dachrinnen wurden mit lustig bemalten Geländern umgeben, und Hirams hoher Geist übte sich in Anfertigung verschiedener Urnen und Simse, die reichlich an diesem Teil ihrer Arbeit angebracht wurden. Richard hatte gleich anfangs den schlauen Einfall gehabt, die Schornsteine so niedrig zu halten und so geschickt zu verteilen, daß sie zu den Ornamenten der Balustraden zu gehören schienen; aber die Bequemlichkeit forderte, daß sie sich mit dem Dach erhöhten, um gegen den Rauch sichern zu können, wodurch sie denn zu weithin in die Augen fallenden Türmchen angewachsen waren.

      Da dieses Dach das erste wichtige architektonische Werk war, das Herr Jones je unternommen, so hatte dessen Mißlingen auch einen entsprechenden Grad von Verdruß zur Folge. Anfangs flüsterte er seinen Bekannten ins Ohr, der Grund liege in dem Umstand, daß Hiram mit dem Winkelmaß nicht umzugehen wisse; aber als sich sein Auge allmählich an den Anblick seines Werkes gewöhnte, da gefiel es ihm immer besser, und statt dessen Mängel zu entschuldigen, begann er die Schönheiten des Landhauses zu rühmen. Er gewann bald Anhänger, und da Reichtum und Wohlstand zu allen Zeiten Anbeter finden, so wurde das Schloß, wie bereits gesagt, ein СКАЧАТЬ