Die Zeit der Völkerwanderung: 14 Historische Romane. Felix Dahn
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Название: Die Zeit der Völkerwanderung: 14 Historische Romane

Автор: Felix Dahn

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788027222049

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СКАЧАТЬ rief Totila aufspringend; und unwillkürlich riß er das Schwert aus der Scheide, dessen Griff ihm Teja hinreichte. «Ich will ihn rächen!»

      Es war das Schwert Theoderichs.

      «Und das Reich erneuern!» sprach feierlich, sich hochaufrichtend, der alte Hildebrand und drückte fest die Krone auf Totilas Haupt. «Heil dir, König der Goten!»

      Totila erschrak. Er griff rasch mit der Linken nach dem goldnen Reif «Was tut ihr?»

      «Das Rechte! Der Sterbende hat Weissagung gesprochen. Du wirst das Reich erneuern. Drei Siege rufen dich, den Kampf aufzunehmen. Gedenke des Bluteids. Noch sind wir nicht wehrlos. Sollen wir die Waffen aus der Hand legen? Sie vor Verrat und Tücke strecken?»

      «Nein», rief Totila, «das wollen wir nicht! und wohlgetan ist’s, einen König wählen, als Zeichen neuer Hoffnung! – Aber hier steht Teja, würdiger, bewährter denn meine Jugend. Wählt Teja.»

      «Mich als Bürgen der Hoffnung! Nein!» sagte dieser, das Haupt schüttelnd. «Erst trifft die Reihe dich! Dir hat der Bruder sterbend Schwert und Krone gesendet. Trage sie glücklich.

      Ist dies Reich zu retten – wirst du es retten. Ist es nicht zu retten so muß noch ein Rächer übrig sein!»

      «Jetzt aber», fiel Hildebrand ein, «jetzt gilt es, Siegeszuversicht in alle Herzen schimmernd ausstreuen. Das ist dein Amt, Totila. Sieh, leuchtend taucht der junge Tag empor. Der Sonne früheste Strahlen brechen in die Halle und küssen glänzend deine Stirn. Das ist ein Götterzeichen. Heil, König Totila – du sollst das Gotenreich erneuern.»

      Und der Jüngling drückte sich den Kronhelm fest auf das goldne Lockenhaupt und schwang das Schwert Theoderichs blitzend der Morgensonne entgegen. «Ja», rief er, «wenn Menschenkraft es mag – ich will dies Reich erneuern.»

      Zweites Kapitel

       Inhaltsverzeichnis

      Und König Totila hat sein Wort gehalten.

      Noch einmal hat er die Macht der Goten, deren ganzer Halt in Italien bei seiner Erhebung zusammengeschrumpft war auf drei kleine Städte mit wenigen Tausenden von Bewaffneten, gewaltig aufgerichtet: gewaltiger, als sie zur Zeit Theoderichs gewesen.

      Er vertrieb die Byzantiner aus allen Städten der Halbinsel – mit einer verhängnisvollen Ausnahme. Er gewann die Inseln Sardinien, Sizilien, Corsica zurück. Ja, noch mehr: siegreich überschritt er die alten Grenzen des Reichs, und da der Kaiser hartnäckig die Anerkennung des gotischen Reiches und Besitzstandes verweigerte, trugen, ihn zu zwingen, des Gotenkönigs Flotten bis tief in die Provinzen des oströmischen Reiches Schreck und Zerstörung.

      Italien aber gewann unter seinem milden Zepter, unerachtet des nie völlig erlöschenden Kriegs, eine Blüte wie in den Tagen Theoderichs.

      Und es ist bezeichnend, daß die Sage der Goten und Italier den glücklichen König bald als einen Enkel des Numa Pompilius oder des Titus oder Theoderichs, bald als dessen zur Wiederherstellung und Beglückung seines Reiches in jugendlicher Gestalt auf die Erde zurückgekehrten Genius feierte.

      Wie der Aufgang der Morgensonne aus dunklem Nachtgewölk, Licht und Segen bringend und unwiderstehlich, wirkte seine Erhebung. Die finstern Schatten wichen Schritt für Schritt vor seinem Nahen: Glück und Sieg flogen vor ihm her, und die Tore der Städte, die Herzen der Menschen erschlossen sich vor ihm fast ohne Widerstand.

      Die Genialität des Feldherrn, des Herrschers und des Menschen, die in diesem blonden Jüngling geschlummert hatte, die nur von einzelnen, von Theoderich und Teja, geahnt, von niemand in ihrem ganzen Umfang erkannt war, entfaltete sich nun glänzend, da sie vollen Flügelraum erhalten. Das Heiter-Jugendliche seines Wesens war in den schweren Prüfungen dieser Jahre, in den Schmerzen, die er zu Neapolis, vor Rom erduldet, in der fortwährenden Entbehrung der Geliebten, die ihm jeder Sieg der Byzantiner ferner rückte, zwar nicht ausgelöscht, jedoch in ernstere Männlichkeit vertieft worden. Aber jener schimmernde Grundzug seines Wesens war geblieben und warf den Zauber der Anmut der herzgewinnenden Liebenswürdigkeit über all sein Tun.

      Getragen von der eigenen Idealität wandte er sich vertrauend überall an das Ideale in den Menschen. Und unwiderstehlich fanden die meisten, fanden alle nicht von überlegenen feindseligen Dämonen beherrschten Menschen seine zuversichtliche Berufung auf das Edle und Schöne. Wie das Licht erhellt, was es berührt, so schien die Hochherzigkeit dieses lichten Königs sich seinem Hof, seiner Umgebung mitzuteilen und auch die Gegner versöhnend zu ergreifen.

      «Er ist unwiderstehlich wie der Sonnengott», riefen die Italier.

      Näher betrachtet lag das Geheimnis seiner großen und raschen Erfolge in der Kunst, mit welcher er, zugleich dem innersten Antrieb seiner Natur folgend, die neu vorgefundene Verbitterung der Italier über den Druck der Byzantiner überall zum Umschlag, zur Dankbarkeit für seine, für die gotische Milde zu steigern und umzulenken verstand.

      Wir sehen, wie diese Stimmung das Landvolk, die reichen Kaufleute, die Handwerker in den Städten, die Colonen und kleinen und mittleren Bürger, also weitaus die Mehrzahl der Bevölkerung, bereits ergriffen hatte. Die Persönlichkeit des jungen Gotenkönigs zog sie dann vollends von den byzantinischen Drängern ab, von welchen auch das Waffenglück gewichen schien, seit die Goten mit dem helljauchzenden Schlachtruf: «Totila!» in den Kampf eilten.

      Freilich blieb eine kleine Minderzahl unbeugsam: die rechtgläubige Kirche, die keinen Frieden mit den Ketzern kannte, starre Republikaner und der Kern der Katakombenverschwörung: die stolzen römischen Adelsgeschlechter, die Freunde des Präfekten. Aber diese kleine Zahl kam bei dem Abfall der Masse des Volkes nicht in Betracht.

      Die erste Tat des neuen Königs war der Erlaß eines Aufrufs an die Goten und an die Italier. Jenen wurde genau dargetan, wie der Fall Ravennas und der Untergang des Königs Witichis nur das Werk überlegener Lüge, nicht überlegener Kraft gewesen, und eingeschärft wurde ihnen die Pflicht der Rache, die bereits drei Siege eröffnet hätten. Die Italier aber wurden aufgefordert, nun, nachdem sie erfahren, welchen Tausch sie durch den Abfall zu Byzanz gemacht, zu ihren alten Freunden zurückzukehren.

      Dafür verhieß der König nicht nur volle Verzeihung, auch Gleichstellung mit den Goten. Aufhebung aller bisherigen gotischen Vorrechte, namentlich Bildung eines eignen italischen Heeres und, was durch den Gegensatz besonders wirkte: Befreiung alles italischen Bodens und Vermögens von jeder Steuer bis zur Beendigung des Krieges. Eine Maßregel höchster Klugheit war es ferner, daß, da der Adel byzantinisch, die Colonatbevölkerung gotisch gesinnt war, jeder römische Edle, der sich nicht binnen drei Wochen den Goten stellte und unterwarf, seines Grundeigentums, zugunsten seiner bisherigen Colonen verlustig erklärt wurde.

      Und endlich setzte der König auf jede Mischehe zwischen Goten und Römern eine hohe, aus dem Königsschatz zu zahlende Prämie und versprach Ansiedelung des Paares auf konfisziertem Grundbesitz römischer Senatoren.

      «Italia», schloß das Manifest, «blutend aus den Wunden, welche die Tyrannei von Byzanz ihr geschlagen, soll sich erheben unter meinem Schilde. Helft uns, Söhne Italias, unsere Brüder, von diesem heiligen Boden die gemeinsamen Feinde, die Hunnen und Skythen Justinians, vertreiben. Dann soll im neuen Reich der Italier und Goten, gezeugt aus italischen Schönheit und Bildung, aus gotischer Kraft und Treue, ein neues Volk entstehen, desgleichen an Adel und Herrlichkeit noch nie die Welt geschaut.»

      *

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