Krisenkommando. Will Berthold
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Название: Krisenkommando

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9788711727041

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СКАЧАТЬ wir in keiner klassenlosen Gesellschaft leben«, höhnte er. »Man muß den Kapitalismus, beziehungsweise den Liebediener eines solchen da schlagen, wo es ihn am härtesten trifft. An der Kasse.«

      »200000 oder 400000 Piepen werden das System nicht ärmer machen –«

      «– aber mich reicher«, entgegnete er verächtlich.

      »Ich bin nicht uninteressiert an Ihnen«, startete ich meinen Nervenkrieg. »Aber ich muß natürlich mit meinen Vorgesetzten sprechen. Überlegen Sie sich inzwischen, wie Sie unser Risiko verkleinern können.«

      »Vorleistung kommt nicht in Frage«, erwiderte er schnell.

      »Dann sehe ich schwarz für unseren Deal«, konterte ich. »Melden Sie sich, wenn Sie sich anders besonnen haben.« Ich griff nach meiner Aktentasche, sah, wie sich seine Augen an ihr festsaugten, und war in diesem Moment ziemlich sicher, daß ihm seine Geldgier ein Bein stellen würde.

      Er schien anders zu sein wie seine Gesinnungsgenossen, die sich in ihren Stammheimer Zellen erschossen oder erhängt hatten. Trotzdem ließ ich, um jedes Risiko auszuschalten, seine Zelle von Spezialisten noch einmal gründlich durchsuchen. Bei Tätern wie Grenzlein stand die Intelligenz dem Haß Schmiere, und so mußte man bei ihm mit allem rechnen, denn mit dem gleichen Zynismus, mit dem sie mordeten, töteten sie sich gegebenenfalls auch selbst.

      6

      Eigentlich brachte mich die mir amtlich befohlene zweisame Häuslichkeit in eine recht eigenwillige Situation: Agent in Filzpantoffeln. Scheinbar uns selbst überlassen, Wand an Wand mit Diana, die frei, frisch, klug und kühl blieb. Wir lebten in einer seltenen Intimität ohne Hautnähe. Auch wenn ich mich beim Sprachunterricht besonders anstrengte, würde sie es mir nicht leicht machen, ihr Primus zu werden.

      »Sprache und Religion geben den arabischen Ländern eine recht problematische Einheit«, sagte Diana. »Arabisch ist die Muttersprache, aber die Dialekte weichen extrem voneinander ab. Mit einiger Mühe können sich ein Libyer und ein Jemenit unterhalten. Es ist dann so, als würde ein Niederbayer mit einem Ostfriesen sprechen.«

      »Welches Arabisch lerne ich?« fragte ich.

      »Mittelhoch-Ägyptisch«, antwortete sie mit ihrer hellen Stimme.

      Dianas Eröffnungen waren so interessant, daß ich ihr mit der Zeit öfter zuhörte, als ich sie anstarrte. Sie hatte den orientalischen Bazillus in sich, eine Haßliebe zum Land ihrer Jugend, und was sie verspottete, bewunderte sie zugleich. Märchen aus Tausend-und-einer-Nacht wurden zu einer durchglühten Wirklichkeit, doch sowie es um das flüssige Gold, das Erdöl, ging, mündete die Romantik in eine Räuberballade.

      »Viele Europäer und fast alle Amerikaner neigen dazu, die Orientalen nach westlichen Maßstäben zu beurteilen«, fuhr Diana fort. »Das ist ganz falsch. Araber denken nicht mit dem Kopf, sondern mit dem Gefühl und kommen dabei oft zu ganz anderen Resultaten wie wir.«

      »Gut«, erwiderte ich. »Ich werde ab sofort versuchen, mit dem Gefühl zu denken.« Sie überhörte die Anzüglichkeit, und ich setzte hinzu: »Was aber das Ölgeschäft betrifft, habe ich den Eindruck, daß Ihre Freunde zur Zeit mehr amerikanisch denken als arabisch.«

      »Das haben sie uns abgeguckt«, sagte meine Mentorin. »Sie haben das Monopol. Und im Nahost gibt es leider keine Kartellbehörde, die es kontrolliert.«

      »Vielleicht verlangen sie morgen auch noch, daß sich der Staatspräsident mit dem nackten Hintern auf den Kirchturm setzt und sich fünfmal in Richtung Mekka verbeugt«, versetzte ich. »Aber für den Rest des Abends wollen wir das Erdöl Petroleum sein lassen.«

      Mochte die Krise die Welt beuteln, wir hatten im Fuchsbau ein warmes Plätzchen. Die Küche schickte uns ein superbes Menü. Ich entkorkte eine Flasche Burgunder, schön chambriert.

      »Ist es Ihnen recht, Diana?«

      »Beim Barte des Propheten«, antwortete sie. »Trinken Sie auf Vorrat. In Libyen bekommen Sie keinen Tropfen Alkohol. In Beirut Soviel Sie wollen. Im Iran werden sie öffentlich ausgepeitscht, wenn Sie sich mit einer Alkoholfahne erwischen lassen.«

      »Ich bin für Beirut«, erwiderte ich. Für was ich sonst noch war, wagte ich Diana nicht zu sagen. Nicht an diesem Abend.

      Auch der zweite kam, nach anstrengendem Sprachunterricht, nur sehr langsam in Fahrt. Vielleicht fand ich deswegen so schwer Zugang zu meinem Repertoire, weil im Fuchsbau gewissermaßen unsere Türen offenstanden.

      Die Intimität wurde zum Bumerang. In freier Wildbahn wäre alles seinen Lauf gegangen: Zuerst ein Cocktail, dann ein pikantes, französisches Restaurant, oder ein kleines italienisches. Ein feuriger Wein. Das restliche Feuer würde ich dann schon selbst beisteuern.

      »Sie sehen recht unzufrieden aus«, sagte Diana.

      »Bin ich auch«, erwiderte ich. »Ich stagniere.«

      »Mehr Arabisch kann man für zwei Tage nicht verlangen«, tröstete sie.

      »Pfeif’ auf die Sprache«, entgegnete ich. »Sie sind eine Frau – ich bin ein Mann –«

      »– und damit wären die Weichen gestellt?« unterbrach sie mich.

      »Sind sie es denn nicht?« fragte ich gereizt.

      »Verraten Sie mir etwas, Ferry«, versetzte sie mit milder Bosheit. »Wie haben eigentlich die Damen Ihres bisherigen Umgangs ausgesehen?«

      »Nicht so hübsch wie Sie«, erwiderte ich. »Aber sie waren anschmiegsam, feminin. Verstehen Sie, wild und sanft zugleich.«

      Ich setzte mich neben sie. Diana hatte offensichtlich nichts dagegen, daß wir begannen, den Abend in einen betont privaten Rahmen zu stellen. An der Stelle, an der sich unsere Schultern berührten, wurde mir warm, oder sagen wir: heiß. Diese ungewöhnliche Hitze zog mit Wellenringen über meinen ganzen Körper. Ich hoffte, daß meine Hände bald so weit kämen wie meine Augen und auf ihrer Haut ein Zuhause fänden. Aber bis dahin wäre noch ein weiter Weg. Meine Vorboten lagen fest wie die Schiffe im Suezkanal, und es dauerte Jahre, bis sie wieder flottgemacht werden könnten.

      Mir standen höchstens Tage zur Verfügung.

      So ging es nicht weiter. Ich stand auf und dachte mir einen neuen Werbefeldzug aus. Sie lächelte mich an, als hätte sie ihn bereits durchschaut. Nun muß ich gestehen, ich habe zwar die üble, männliche Angewohnheit, hinter halbwegs hübschen Mädchen herzusein wie der Windhund hinter dem falschen Hasen, aber ich spürte bereits, daß es bei Diana anders war, ein sicheres Anzeichen, daß ich mich in sie verliebt hatte. Gerade deswegen konnte ich meine Verführungskünste nicht unbefangen spielen lassen, zumal ich auch noch sicher sein mußte, daß sie nicht darauf hereinfallen würde. Wie man sieht, können auch wir Männer manchmal ganz schön kompliziert sein.

      »Diana«, sagte ich. »Ich wollte, Sie wären häßlich.«

      »Ich nicht«, antwortete sie.

      »Ich auch nicht«, erwiderte ich. »Wie kommen wir uns unter Zeitdruck ein wenig näher?«

      »Mit Geduld«, versetzte sie. »Machen Sie es ganz altmodisch: Dämpfen Sie das Licht. Bestellen Sie noch eine Flasche Wein. Suchen Sie im Radio das entsprechende Schlummerschmalz. Kleine Geschenke – nichts Teures bitte – fördern die Freundschaft. СКАЧАТЬ