Mein geniales Leben. Jenny Jägerfeld
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Название: Mein geniales Leben

Автор: Jenny Jägerfeld

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783825162313

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СКАЧАТЬ los, wenn ich es sage!«, sagte ich und presste die Hand auf Einsteins Hintern, um deutlich zu machen, dass er sitzen bleiben und erst davonstürzen sollte, wenn ich es erlaubte.

      Krille Marzipan stellte sich ein paar Meter vor mir mit dem Hockeyschläger hin. Die Wurst baumelte an der Schnur. Einsteins Nase zuckte vor Erregung. Er konnte sich kaum beherrschen. Ich warf Krille einen Blick zu, machte einen ersten gleitenden Skaterschritt und schrie:

      »Lauf, Krille, lauf!«

      Krille streckte den Hockeyschläger aus und lief los. Einstein schoss sofort hinterher. Die Leine zuckte in meiner Hand und wurde zu einem langen Strich, aber weil ich darauf vorbereitet war, hielt ich mich auf den Beinen. Eine Millisekunde später begann ich zu rollen. Eigentlich hätte ich Krille Marzipan nicht unbedingt für einen Schnellläufer gehalten. Bei allem anderen, wie er sprach und sich bewegte, war er immer langsam. Aber Krille Marzipan rannte wie ein Panther! Schnell und geschmeidig. Zuerst kamen Krille Marzipan, der Hockeyschläger und die Wurst, dann kam Einstein an der Leine und dann ich auf den Inlinern. Anfangs lief es ein bisschen wacklig, doch als ich die Fahrt mit eigenen Skaterschritten unterstützte, ging es gleich viel besser. Plötzlich schoss ein sprudelnder, funkelnder Energieschub in mir hoch, ich fühlte mich ganz und gar anwesend, genau jetzt und genau hier! Ich sah Bäume und geparkte Autos vorbeifahren, wich Stecken und Steinen aus. Lachte laut auf! Ich fühlte mich euphorisch!

      In der Schule hatten wir Achtsamkeitsübungen gemacht. Weil wir so gestresst wären und mehr »im Jetzt anwesend« sein müssten, wie unser Klassenlehrer Ronny sagte. Ich war nicht besonders daran interessiert gewesen, im Jetzt anwesend zu sein, weil das Jetzt ehrlich gesagt ziemlich mies war. Ich interessierte mich mehr für die Zukunft, sozusagen. Für alles, was ich dann machen wollte. Aber hier, auf meinen Inlinern, hinter Krille Marzipan und Einstein hersausend, fühlte ich mich plötzlich unglaublich im Jetzt anwesend! Und das fand ich super! Mit dieser Art der Anwesenheit kam ich bestens klar.

      Einstein hüpfte plötzlich zur Wurst hoch, und die Leine machte einen heftigen Ruck. Ich schwankte, hielt mich aber senkrecht.

      Krille riss den Hockeyschläger in letzter Sekunde hoch, und die Wurst schaukelte heftig vor und zurück. Einstein rannte im Zickzack und bellte aufgeregt.

      »Also!«, keuchte Krille. »Elise Schumacher Bornmouth begreift, dass sie (keuch, keuch) eine Verantwortung hat, weil sie das Todesdatum kennt. Vielleicht kann sie (keuch, keuch) den Tod dieser Menschen verhindern? Sie geht täglich durch die Stadt. Wenn sie ein Datum sieht, das kurz bevorsteht (keuch, keuch), folgt sie dieser Person, in der Hoffnung, sie oder ihn retten zu können.«

      »Tut mir leid, Krille, aber ich kann mich nicht so recht konzentrieren!«, schrie ich, während ich in halsbrecherischem Tempo voranglitt.

      »Ja, klar, ich verstehe!«

      Wir sausten an Häusern und Gärten vorbei, an Laternenpfählen und Verteilerkästen.

      Plötzlich machte es stopp, und ich merkte, dass ich durch die Luft flog. Es fühlte sich an wie mehrere Sekunden. Ich sah Laub und Äste vorbeisausen. Das Gebüsch, das mich auffing, war voller stechender Zweige, die unter meinem Gewicht abbrachen. Dann rollte ich auf weiches, feuchtes Gras hinaus. Ich hörte Einstein bellen und Krille Marzipan schreien. Plötzlich wurde erst mein Gesicht und dann mein ganzer Körper kalt berieselt. Regen?, überlegte ich. Nein, der Himmel war blau. Das Rieseln hörte auf. Ich blinzelte ein paarmal. Sah mich um. In einiger Entfernung standen drei kleine Bäume, höchstens zwei, drei Meter hoch. Der Abstand zwischen ihnen war so exakt, als hätte ihn jemand mit dem Lineal abgemessen. Und noch ungewöhnlicher war, dass sie in verschiedene Formen gestutzt waren. Einer wie ein Würfel, einer wie eine Pyramide und einer wie ein Ball. Hinter den Bäumen lag ein weißes Haus, und vor dem Haus waren Beete voller weißer Blumen. In einem der Beete stand ein Gartenzwerg mit roter Zipfelmütze und blauer Jacke, der mich betrachtete. Das Rieseln setzte wieder ein und regnete sanft auf mich herab. Ich drehte mich um. Ein Rasensprenkler.

      Dann tauchte Krilles Kopf hinter der Hecke auf. Einstein bellte wie besessen.

      »Er hat die Wurst aufgefressen, Sigge!«

      »Okay«, ächzte ich und versuchte mich aufzusetzen.

      Die Leine straffte sich und schnitt mir in den Bauch, als Einstein sich mit aller Kraft zu befreien versuchte.

      Ich bemühte mich, den Knoten aufzulösen, doch das war unmöglich, solange Einstein so heftig an der Leine zerrte.

      »Krille, halt bitte Einstein fest. Ich muss das hier loswerden.« Die Worte kamen wie Stöhnen aus meinem Mund.

      Kaum hatte ich die Leine losgebunden, raste Einstein davon. Krille Marzipan stürzte hinterher.

      »Fortsetzung folgt!«, schrie er, bevor er um die Ecke verschwand.

      Dann schlug der Schmerz zu – in Hüfte, Knie und Kinn. Vorsichtig befühlte ich mein Gesicht. Sah meine Finger an. Blut. Ich hatte mir den Zeigefinger aufgerissen. Der Rasensprenkler ließ seine rieselnden Strahlen wieder auf mich herabregnen. Das Blut auf der Hand wurde durch das Wasser verdünnt.

      So ein Mist!

      Ich stand auf, was mit den Inlinern an den Füßen nicht ganz unkompliziert war. Mein Knie schmerzte. Ich sah, dass meine Jeans nicht nur total grün war, sondern auch zerrissen. Das Knie war aufgeschürft, blutete aber nicht. Also, ehrlich, das war jetzt echt zu viel! Mama würde dermaßen sauer werden. Sie würde so tun, als wäre sie nicht sauer, weil ich mich ja auch noch verletzt hatte, aber sie würde stinksauer sein. Diese Jeans war fast neu.

      Als ich wieder aufsah, stand ein Mädchen vor mir, als wäre sie einfach direkt aus der Luft entstanden. Lange türkise Haare fielen ihr über die Schultern, und sie trug eine Art Morgenrock mit japanischen oder chinesischen Zeichen, der ihr bis an die Füße ging. Sie hob ihr Handy hoch und fotografierte mich.

      »Was machst du da?«, fragte ich.

      »Ein Foto.«

      »Von mir?«

      »Nein, von einem jonglierenden Äffchen, das hinter deinem Rücken steht.«

      Automatisch drehte ich mich um. Aber da war natürlich kein Affe.

      »Du darfst mich nicht fotografieren!«

      »A, das hab ich schon getan, B, ich darf das, und C, du kannst mich nicht daran hindern.«

      Ich verstummte, total geschockt von ihrer Unverschämtheit. Dann machte ich einen wackligen Schritt auf sie zu.

      »Brauchst dir keine Sorgen zu machen«, sagte sie und trat einen Schritt zurück. »Ich leg einen vorteilhaften Filter darüber.«

      »Was denn? Du willst es posten?«

      »Wenn jemand, von einem zottigen Monster gezogen, auf Inlinern über meine Hecke fliegt, betrachte ich es als meine gesellschaftliche Pflicht, dies zu berichten. Ich schreibe über alles, was in Blacka passiert. Ich bin Journalistin.«

      Stolz reckte sie das Kinn.

      Ich trat noch ein paar Schritte auf sie zu. Sie wich weiter zurück. Dann grinste sie und sagte:

      »Ich hab ja nur zweitausend Follower, das ist also kein Problem.«

      »Zweitausend?«

      Ich hatte zweiundzwanzig, СКАЧАТЬ