Название: Und wenn die Welt voll Teufel wär ...
Автор: Heinrich Christian Rust
Издательство: Bookwire
Жанр: Религия: прочее
isbn: 9783862567638
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es soll uns doch gelingen.
Der Fürst dieser Welt,
wie saur er sich stellt,
tut er uns doch nicht,
das macht, er ist gericht’.
Ein Wörtlein kann ihn fällen.
Aus: Ein feste Burg ist unser Gott
Martin Luther 1529
Vorwort
Zuerst einmal: Dies ist ein wichtiges Buch zur richtigen Zeit. Heinrich Christian Rust versucht, dem Phänomen des Bösen auf die Spur zu kommen. Und zwar nicht sensationsheischend oder spekulativ, sondern aus einer geistlich-theologischen Verantwortung heraus.
Dabei spannt er den Bogen weit: Ausgehend von einem geistesgeschichtlichen und theologiegeschichtlichen Abriss der verschiedenen Versuche, das Böse zu verstehen und zu deuten, über die gegenwärtige innerevangelikale Diskussion um die Fragen der so genannten »geistlichen Kampfführung« bis hin zu praktischen Ratschlägen für das Befreiungsgebet für Menschen, die unter den zerstörerischen Einfluss dämonischer Mächte geraten sind.
Deutlich wird dabei das ehrliche Bemühen, den verschiedenen Meinungen und Ansätzen gerecht zu werden, ohne die eigene Position zu verleugnen. Das ist wohltuend.
Wohltuend ist auch, dass im Hintergrund der ganzen Darstellung die Überzeugung zu spüren ist, dass Gott in Jesus den Sieg über das Böse und den Bösen schon längst errungen hat. Diese Gewissheit nimmt alle Überlegungen aus der halb-düsteren Atmosphäre von Neugier und ängstlichem Schauer heraus. Aus allen Ecken und Enden strahlt das helle Licht der Auferstehung von Jesus, die die Grundlage des Sieges über alle Gewalt des Teufels in seinen verschiedenen Formen und Fratzen ist. Diese Siegesgewissheit garantiert, dass wir es hier mit einer wahrhaft evangelischen, also dem Evangelium entsprechenden Darstellung zu tun haben.
Ein weiterer hilfreicher Aspekt bei diesem Buch ist, dass Heiner Rust in sich beides vereint: Die persönliche Erfahrung bei der Befreiung von dämonisch belasteten Menschen und die geisteswissenschaftlich-theoretische Reflexion. Das macht dieses Buch lesenswert sowohl für den Theologen, der um ein Weltbild ringt, das den Realitäten des multi-religiösen 21. Jahrhunderts angemessen ist, als auch für den Pastoren und Seelsorger, der mit den Nöten, Ängsten und Bedrängnissen der Menschen direkt konfrontiert wird.
»Und wenn die Welt voll Teufel wär …« – dieses Zitat aus dem bekannten Reformationslied fasst die glaubensvolle Weite und die seelsorgerische Konkretheit dieser Darstellung von Heiner Rust zusammen.
Ich wünsche diesem Buch eine weite Verbreitung. Es ist sicher nicht das letzte Wort, aber doch ein wesentlicher und unentbehrlicher Beitrag zu einer Diskussion, der wir in der Christenheit nicht länger ausweichen sollten.
Roland Werner, Marburg
Einleitung
Unerwartete Begegnungen
Wenn nun der Sohn euch freimachen wird, so werdet ihr wirklich frei sein. Johannes 8,36
Eigentlich habe ich mich nie sonderlich für den Teufel und seine Machenschaften interessiert. Irgendwie hatte ich auch den Eindruck, dass es für mich gefährlich werden könnte, obwohl ich in einem christlichen Elternhaus groß geworden bin. Aber komisch war es doch: Da bekam ich als kleiner Junge ein wunderschönes Kasperle-Theater geschenkt. Natürlich waren auch die putzigen Handpuppen dabei: Allen vorweg Kasperl, und dann der Polizist, die Gretel, ein Krokodil und schließlich ein grimmig dreinschauendes Teufelchen. Man schlüpfte einfach in die Puppen hinein und spielte mit ihnen. Kann und darf man eigentlich mit dem Teufel spielen? Klar, es war ja nur eine Plastikfigur meines Kasperletheaters – und dennoch, gerne habe ich mit dem Teufel nicht gespielt. Meist blieb er in der Ecke liegen.
Denke ich an die Predigten, die meine Kinder- und Jugendzeit geprägt haben, so war auch hier der Teufel »kein Thema«. In unserer kleinen Baptistengemeinde ging ich gerne zum Gottesdienst, und schon früh hörte ich aufmerksam zu, wenn die Pastoren das Wort Gottes verkündigten. Und dann gab es ja auch noch die speziellen Kindergottesdienste und Jungschargruppen. Schon bald hatte ich den Eindruck, dass ich die biblischen Geschichten von Jesus alle gut kannte. Vom Teufel und den Dämonen wurde – so weit ich mich erinnern kann – so gut wie gar nicht gesprochen. Alles lief nach dem Motto: »Wir halten uns an Jesus Christus! Mit diesen anderen Dingen wollen wir nichts zu tun haben!« – Man wusste wohl vom Widersacher Gottes, aber man sprach nicht darüber.
Typisch für diese Grundeinstellung war auch die kleine Geschichte, die man bis heute immer noch auf frommen Kalenderblättchen finden kann: Ein Schüler wird aufgefordert, einen Aufsatz über Gott und den Teufel zu schreiben. Da er aus dem Kindergottesdienst so viele Geschichten von Jesus kennt, schreibt er eifrig die Seiten voll. Schließlich ist die Zeit abgelaufen. Die Lehrerin fordert die Kinder auf, ihre Aufsätze abzugeben. Erschrocken darüber, dass die Zeit schon um ist, schreibt unser fromme Schuljunge folgenden Satz unter seinen Aufsatz: »Entschuldigung, ich bin nicht fertig geworden. Als ich anfing, über Jesus nachzudenken, hatte ich für den Teufel keine Zeit mehr!« So richtig diese Parole klingen mag, so scheint sie mir jedoch ebenfalls gefährlich zu sein.
Auch während meines Theologiestudiums erfuhr ich bei den Vorlesungen nicht viel anderes. Die These Karl Barths (1886–1968) von dem Bösen als dem eigentlich Nichtigen prägte auch in den meisten evangelikalen Seminaren die Diskussion. Doch dann wurde diese Harmlosigkeit erschüttert.
Ich hörte von den bewegenden Berichten einiger Missionare aus Indonesien oder auch aus Südafrika, von den Befreiungen dämonisch belasteter Menschen und dem Siegeszug Jesu in ganzen Landstrichen dieser Welt. Wie gerne wollte ich auch in der Mission meinen Dienst aufnehmen! Noch während meines Theologiestudiums bekam ich die Möglichkeit eines dreimonatigen Missionspraktikums in Sierra Leone, Afrika. Mit zwei weiteren Studenten machte ich mich auf die Reise. Wir kamen in ein Gebiet, wo es gerade einen geistlichen Aufbruch gegeben hatte. Eines Tages durften wir in ein weit entferntes Dorf gehen, um dort zu predigen und die gute Nachricht von Jesus zu verkündigen. Silvanus Valcacel, unser Begleiter, deutete auf einen Mann, der bislang zu den gefürchtetsten Männer der Gegend gehört habe. Er verstünde sich auf die Ferntötung von Menschen. Viele Frauen und Männer seien durch seine okkulte Machtausübung schon zu Tode gekommen. Mit großer Überzeugung fügte Silvanus dann aber hinzu: »Aber unser Herr Jesus Christus hat die Macht über alle finsteren Mächte! Halleluja!« – Mein »Halleluja« war etwas leiser als das meines afrikanischen Freundes. Irgendwie fand ich das schon sehr unheimlich!
Zurückgekehrt aus Afrika wurde ich ernstlich krank, so dass ich mehrfach ins Krankenhaus eingeliefert wurde. Die Ärzte konnten meine Krankheit jedoch nicht diagnostizieren. Aus einer Darmverstimmung wurde eine Leberentzündung, aus einer Bauchentzündung wurde eine Tropenkrankheit, aus einer Immunsschwäche wurde schließlich sogar der Verdacht auf Leukämie. Nachdem die Blutwerte einigermaßen stabilisiert waren, entließ man mich aus dem Hospital. Ich war jedoch immer noch sehr schwach, so dass ich kaum laufen konnte.
In einem Gebetskreis berichtete ich von meiner Krankheit. Sicher, viele Menschen hatten in diesen schweren Monaten intensiv für mich gebetet, doch dieses Mal schien es anders zu sein. Die Leiterin des Gebetskreises meinte, es könne sich hierbei um einen dämonischen Angriff handeln, der mit meinem Afrikaaufenthalt zu tun habe. Wir sollten dämonischen Angriffen im Gebet und in der Macht Jesu Christi widerstehen. СКАЧАТЬ