Der arme Jack. Фредерик Марриет
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Название: Der arme Jack

Автор: Фредерик Марриет

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711447673

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СКАЧАТЬ mir einen etwas kuriosen Fisch ins Gedächtnis, den ein Junge an Bord eines Kriegsschiffes fing. Ich denke übrigens, wir wollen jetzt das Krüglein leeren und Jack nach einer frischen Füllung fortschicken; wenn er zurückkommt, kann ich Euch das weitere erzählen.“

      „Nichts macht mir mehr Vergnügen“, entgegnete Ben, „als den Abend, wie eben jetzt, in nüchterner Weise mit Erzählen und Anhören von langen Garnen zu verbringen — wie, Du bist doch nicht schläfrig, Jack?“

      „Oh nein“, antwortete ich, „nicht im geringsten. Ich will den Porter holen, aber lass den Vater nicht anfangen, bis ich wieder zurück bin. Das Haus wird bald geschlossen; soll ich mehr als einen Krug bringen?“

      „Ja, Jack, aber kein Bier mehr“, erwiderte mein Vater, mir etwas Silbergeld in die Hand drückend. „Ein Krüglein meinetwegen noch, aber dann eine Flasche Rum. Wir wollen uns in dieser Weise eine Nachtmütze aufsetzen, alter Knabe.“

      Ich beeilte mich, das Bier und den Branntwein zu holen und war bald wieder zurück. Mein Vater und Ben füllten ihre Pfeifen auf, und der erstere begann folgendermassen:

      „Als ich Schiemann an Bord der ‚Melpomene‘ war, hatten wir einen alten Burschen, namens Fletcher, als ersten Leutnant. Er war ein gutherziger Mann und plagte die Mannschaft nicht ohne Grund, hielt aber gleichwohl gewaltig viel auf einen pünktlichen Dienst und übersah keine Nachlässigkeit oder Ordnungswidrigkeit, obgleich er bei einem bischen Lerchen die Augen zudrückte, nach dem Hinterschiffe ging und dergleichen that, als sehe und höre er nichts. Seine gewöhnliche Phrase lautete: ‚meine Bursche, Ihr habt Eure Pflicht zu thun und ich die meinige.‘ Und dies wiederholte er wohl fünfzigmal des Tages, so dass man ihn zuletzt nur die ‚alte Pflicht‘ nannte. Ich meine ihn noch zu sehen, wie er auf und ab ging, das Spähglas unter seinem linken Arme und die rechte Hand in die Brust gesteckt, als ob er nach einem Floh suche. Sein Hut war an der Vorderseite sehr zerrissen und abgenützt, weil er ihn beständig abnahm, statt bloss an ihn hinaufzustechen, wenn er auf das Halbdeck kam. War es dann so weit mit ihm, dass der Kopf durchschien, so pflegte er ihn umzuwenden und die Hinterseite nach vorn zu bringen. Dies that dann solange gut, bis derselbe, wie die Yankees sagen, ‚nur ein Fetzen‘ und Mr. Fletcher genötigt war, einen neuen zu kaufen.

      „Gut, wir hatten einen Knaben an Bord, der eines Tages eintrat, als der Kapitän zu Torquai ans Land gegangen war, um mit einem Freunde zu dinieren. Er hiess Jack Jerwis. Sein Vater und seine ganze Sippschaft waren seit undenklichen Zeiten Fischer gewesen, Jack selbst hatte, fast von der Wiege an, von einem Jahresende bis zum andern seinem Vater helfen müssen. Ihr begreift also wohl, dass ihm das Fischen zur andern Natur geworden war, die sich auch, nachdem er an Bord gekommen, nicht verlor; denn es war ihm nie wohler, als wenn er seine Leine über Bord werfen oder in irgend einer Ecke eine Angel einflechten konnte. Er hatte nur den Namen Jack, der Fischer, und war im ganzen ein netter, rühriger, gutwilliger Junge.

      „Nun gab es eine kleine Schwierigkeit zwischen der alten Pflicht und Jack, dem Fischer. Die alte Pflicht wollte keine Leine über Bord werfen lassen, wenn das Schiff im Hafen lag, denn er sagte, es gewinne den Anschein, als habe man an Bord nichts zu thun, wenn man sich Zeit zum fischen nehme. Jack hatte daher seine Leine noch nicht zehn- oder zwölfmal aufgezogen, als er selbst aufgeholt wurde. ‚Wem gehört diese Leine?‘ fragte die alte Pflicht. ‚Mir, Sir‘, sagte Jack, an seinen Hut langend. ‚Ich gestatte kein Fischen, junger Mensch‘, sagte der erste Leutnant, ‚habt Ihr mich verstanden? — Das Fischen ist verboten. Ihr habt Eure Pflicht zu thun, Bürschlein, und ich die meinige.‘

      „Jack, der erst zwei oder drei Tage an Bord war und wahrscheinlich nie eingetreten wäre, wenn er gewusst hätte, dass ein solches „Veto“ (wie es der Hochbootsmann zu nennen pflegt) eingelegt werden könnte, sah ganz erstaunt darein und sagte:

      „‚Wie, darf ich nicht fischen, Sir?‘

      „‚Nein, junger Mensch, Ihr dürft nicht fischen ohne Erlaubnis, und diese wird im Hafen nie erteilt. Wenn ich Euch wieder darüber ertappe, kriegt Ihr zwei Dutzend vor der Kanone. Merkt Euch das. Ihr habt Eure Pflicht zu thun und ich die meinige.‘

      „Nun konnte Jack seine Gewohnheit nicht aufgeben, sondern fischte jetzt des Nachts, und zwar die ganze Nacht hindurch aus den Fockputtingen. Da traf sich’s aber, dass der Schiffskorporal in der Mittelwache ihn erwischte und dem ersten Leutnant hievon Meldung machte.

      „‚So, Ihr habt also wieder gefischt, Sir?‘ sagte die alte Pflicht.

      „‚Nein, Sir?‘ versetzte Jack, ‚nicht gefischt — nur Nachtleinen gelegt.‘

      „Ah, so!‘ entgegnete der erste Leutnant, ‚nur Nachtleinen gelegt! Nun, so sagt mir, worin liegt denn der Unterschied?‘

      „‚Mit Erlaubnis, Sir‘, sagte Jack, an seinen Hut langend, ‚der Unterschied ist — — dass es nicht das nämliche ist.‘

      „‚Gut, Sir, ich sehe nur einen einzigen Unterschied und will demgemäss handeln. Ihr habt Eure Pflicht zu thun und ich die meinige.‘

      „Der Waffenmeister hatte die Köpfe und Ohren der Knaben gehörig hin- und hergepufft und sie nach ihren Übungen entlassen, so dass Jack bereits dachte, man werde nicht weiter nach ihm fragen; aber er war im Irrtum.

      „Nachdem mit dem Einbruche der Nacht die Hängematten niedergepfiffen waren, beschied der Waffenmeister die Knaben herauf, und Jack wurde nach der Kanone gebracht, wo er seine zwei Dutzend erhielt.

      „‚So, Bürschlein‘, sagte die alte Pflicht, als man die Stricke wieder losmachte, ‚wenn das Fischen bei Nacht kein Fischen ist, so ist eine Züchtignng bei Nacht auch keine Strafe. Wir sind jetzt quitt. Ihr habt Eure Pflicht zu thun und ich die meinige.‘

      „Ich glaube nicht, dass Jack einen grösseren Unterschied in den Nacht- und Taghieben fand, als der erste Leutnant im Tag- und Nachtfischen; wie dem übrigens sein mag, er legte für eine Weile seiner Liebhaberei Zwang an. Endlich traf sich’s aber, dass der erste Leutnant von dem Hafenadmiral zur Tafel gebeten wurde, und obgleich er nur selten das Schiff verliess, so konnte er doch eine derartige Aufmerksamkeit nicht wohl zurückweisen. Er ging deshalb ans Land, und sobald es dunkel war, hielt Jack seine Abwesenheit für eine zu gute Gelegenheit, sich einen Fisch zu holen; er begab sich demgemäss in die Besahnputtingen und warf seine Leine aus. Nun, er fischte (ob er etwas gefangen hat oder nicht, weiss ich nicht zu sagen), bis das Boot angebreyt wurde, in welchem der erste Leutnant wieder an Bord kam, und nun hielt es Jack für Zeit, seine Leine heraufzuholen. In demselben Augenblicke geschah aber ein Ruck, und Jack, der daraus entnahm, dass ein Fisch anbiss, hätte ums Leben nicht seine Leine heraufziehen können — denn seht Ihr, er war ein Fischer mit Leib und Seele. Er vertraute also auf die Vorsehung und hoffte, der erste Leutnant werde in seine Kajüte hinuntergehen, sobald er auf das Deck käme.

      „Nun, das Schiff lag damals quer in der Flut und der Wind blies gegen die Strömung. Die Steuerbordseite, die für den Wind leewärts, für die Strömung aber windwärts lag, war abgeräumt und für das Boot bemannt worden weshalb Jack zuversichtlich in der Hoffnung lebte, der erste Leutnant werde an dieser Seite anfahren; aber er war im Irrtum. Wollte vielleicht der Offizier Musterung halber das Schiff umfahren — ich weiss es nicht; genug, er ruderte quer vor den Bugen vorbei, ging um den Stern und kam auf die Backbordseite. Jack duckte sich unter das Lee der Jungfern und der Taljereepen, um nicht entdeckt zu werden; aber der erste Leutnant, der den klaren Horizont auf der andern Seite hatte, bemerkte die halb aufgezogene Leine, und da er ein Auge, wie eine Katze hatte, so entging ihm auch Jack nicht.

      „‚Ah, ich sehe, Sir — Mr. Jervis, Ihr fischt wieder. Ganz gut‘, rief der erste Leutnant im Vorbeifahren von den Sternschooten des Bootes aus. ‚Ihr habt Eure Pflicht zu thun und ich die meinige.‘

      „‚Das СКАЧАТЬ