Название: Der letzte Mensch
Автор: Mary Shelley
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783159618371
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»Es bedarf keiner Überredung«, sagte die errötende Perdita, »außer Ihren eigenen lieben Versprechen und meinem bereitwilligen Herzen, das mir zuflüstert, dass sie wahr sind.«
An jenem Abend gingen wir alle drei zusammen im Walde spazieren, und mit der von der Glückseligkeit inspirierten Schwatzhaftigkeit schilderten sie mir die Geschichte ihrer Liebe. Es war angenehm zu sehen, wie sich der hochmütige Raymond und die zurückhaltende Perdita durch glückliche Liebe in plappernde, verspielte Kinder verwandelten, die ihre sie auszeichnende Beherrschtheit in der Fülle der gegenseitigen Zufriedenheit ablegten. Vor ein, zwei Nächten hatte Lord Raymond, mit besorgter Stirn und einem von Gedanken bedrängten Herzen, alle seine Kräfte aufgewandt, um die Gesetzgeber Englands zum Schweigen zu bringen oder davon zu überzeugen, dass ein Zepter für seine Hand nicht zu schwer sei, während Visionen von Herrschaft, Krieg und Triumph vor ihm schwebten. Jetzt, ausgelassen wie ein lebhafter Knabe, der unter dem beifälligen Auge seiner Mutter herumtobte, waren die Hoffnungen seines Ehrgeizes zu einem Ende gekommen, als er die kleine zarte Hand Perditas an seine Lippen drückte; während sie strahlend vor Entzücken auf den stillen Teich blickte, sich nicht selbst bewundernd, sondern entzückt das Spiegelbild der Gestalten von sich und ihrem Geliebten betrachtend, das sie zum ersten Mal in liebevoller Verbindung zeigte.
Ich entfernte mich ein wenig von ihnen. Wo die Verzückung gegenseitiger Zuneigung ihnen gehörte, genoss ich die der wiederhergestellten Hoffnung. Ich blickte auf die königlichen Türme von Windsor. Hoch ist die Mauer und stark die Barriere, die mich von meinem Stern der Schönheit trennt. Aber nicht unüberwindlich. Sie wird nicht die Seine sein. Verweile noch ein paar Jahre in deinem heimatlichen Garten, süße Blume, bis ich durch Mühsal und Zeit das Recht erwerbe, dich zu pflücken. Verzweifle nicht, noch lass mich verzweifeln! Was ist nun zu tun? Zuerst muss ich Adrian suchen und ihn ihr wiederherstellen. Geduld, Sanftmut und unermüdliche Zuneigung sollen ihn wieder zu sich bringen, wenn es wahr ist, wie Raymond sagt, dass er von Sinnen ist. Kraft und Mut werden ihn retten, wenn er zu Unrecht festgehalten wird.
Nachdem die Liebenden sich mir wieder angeschlossen hatten, aßen wir zusammen in der Laube. Wahrlich, es war ein märchenhaftes Mahl, denn obwohl die Luft den Wohlgeruch von Früchten und Wein atmete, aß oder trank keiner von uns – selbst die Schönheit der Nacht blieb unbemerkt; ihr Glück konnte nicht durch äußere Gegenstände erhöht werden, und ich war in Träumerei versunken. Gegen Mitternacht verabschiedeten sich Raymond und ich von meiner Schwester, um in die Stadt zurückzukehren. Er war ganz Heiterkeit. Liedverse perlten von seinen Lippen, jeder Gedanke seines Geistes, jeder Gegenstand um uns her leuchtete unter dem Sonnenschein seiner Fröhlichkeit. Er beschuldigte mich der Melancholie, der Missgunst und des Neides.
»Ganz und gar nicht«, sagte ich, »wenngleich ich gestehe, dass meine Gedanken nicht so angenehm beschäftigt sind wie die Ihren. Sie haben versprochen, meinen Besuch bei Adrian zu erleichtern; ich bitte Sie nun, Ihr Versprechen einzulösen. Ich kann hier nicht verweilen; ich sehne mich danach, die Krankheit meines ersten und besten Freundes zu lindern – vielleicht zu heilen. Ich will sofort nach Dunkeld aufbrechen.«
»Sie Nachtvogel«, antwortete Raymond, »was für einen Schatten werfen Sie nur über meine strahlend hellen Gedanken, indem Sie mich zwingen, dieser trübsinnigen Ruine zu gedenken, die in geistiger Zerrüttung steht, irreparabler als ein Fragment einer behauenen Säule in einem von Unkraut überwucherten Feld. Sie träumen davon, dass Sie ihn wiederherstellen können? Daedalus hat niemals ein so unentwirrbares Labyrinth um Minotaurus erbaut wie der Wahnsinn um Adrians gefangenen Verstand. Weder Sie noch irgendein anderer Theseus kann das Labyrinth entwirren, zu dem vielleicht eine lieblose Ariadne den Schlüssel hat.«
»Sie beziehen sich auf Evadne Zaimi; doch sie weilt nicht in England.«
»Und würde sie es«, sagte Raymond, »so würde ich nicht empfehlen, dass sie ihn besucht. Es ist besser, im völligen Delirium zu verfallen, als ein bewusstes Opfer unerwiderter Liebe zu sein. Die lange Dauer seiner Krankheit hat wahrscheinlich alle Erinnerungen an sie aus seinem Gedächtnis getilgt, und es wäre besser, wenn sie nicht wieder erneuert würden. Sie werden ihn bei Dunkeld finden; sanft und fügsam wandert er die Hügel hinauf und durch den Wald oder sitzt lauschend neben dem Wasserfall. Sie mögen ihn sehen – mit Wildblumen in seinem Haar – seine Augen gänzlich bedeutungsleer – seine Stimme gebrochen – seine Person zu einem Schatten vergangen. Er pflückt Blumen und Unkraut, webt sich Kränze daraus oder lässt welke Blätter und Rindenstücke auf dem Strom segeln, erfreut sich an ihrer Fahrt oder beweint ihren Schiffbruch. Die bloße Erinnerung bricht mir schier das Herz. Bei Gott! Die ersten Tränen, die ich seit meiner Kindheit vergossen habe, schossen mir in die Augen, als ich ihn sah.«
Es hätte dieses letzten Berichtes nicht bedurft, um mich anzutreiben, ihn zu besuchen. Ich überlegte nur, ob ich versuchen sollte, Idris wiederzusehen, ehe ich abreiste. Diese Frage wurde am folgenden Tage entschieden. Früh am Morgen kam Raymond zu mir; es war die Nachricht eingetroffen, dass Adrian gefährlich erkrankt war, und es schien wenig wahrscheinlich, dass seine abnehmende Kraft die Erkrankung überwinden sollte. »Morgen«, sagte Raymond, »reisen seine Mutter und seine Schwester nach Schottland, um ihn noch einmal zu sehen.«
»Und ich reise heute ab«, rief ich; »noch in dieser Stunde werde ich einen Segelballon dingen, ich werde in höchstens achtundvierzig Stunden dort sein, vielleicht in weniger, wenn der Wind günstig weht. Leben Sie wohl, Raymond, freuen Sie sich, den besseren Teil des Lebens gewählt zu haben. Dieser Wandel des Geschicks belebt mich. Ich fürchtete Wahnsinn, nicht Krankheit – ich ahne, dass Adrian nicht sterben wird; vielleicht ist diese Krankheit eine Krise, und er wird sich erholen.«
Jeder Umstand begünstigte meine Reise. Der Ballon stieg etwa eine halbe Meile weit in die Höhe und eilte bei günstigem Wind durch die Lüfte, seine gefiederten Wagen spalteten die widerstandslose Atmosphäre. Trotz des melancholischen Gegenstandes meiner Reise wurde mein Geist durch die wiedererwachte Hoffnung, durch die schnelle Bewegung des luftigen Gefährts und durch den lauschigen Aufenthalt an der sonnigen Luft belebt. Der Pilot bewegte kaum das gefiederte Ruder, und der schlanke Mechanismus der Flügel, weit entfaltet, ließ ein murmelndes Geräusch ertönen, das den Sinn beruhigte. Ebene und Hügel, Strom und Kornfeld, waren unten zu sehen, während wir ungehindert schnell und sicher davoneilten, wie ein wilder Schwan in seinem Flug. Die Maschine gehorchte der geringsten Bewegung des Steuerruders; und der Wind wehte stetig, es gab kein Hindernis in unserem Kurs. Solcherart war die Macht des Menschen über die Elemente; eine Macht, die, lange gesucht und kürzlich gewonnen, doch in der Vergangenheit von dem Dichterfürsten vorhergesagt worden war, dessen Verse ich zitierte, sehr zum Erstaunen meines Piloten, da ich ihm erzählte, wie viele hundert Jahre zuvor sie geschrieben worden waren:
Oh! menschlicher Verstand, was magst du für Gedanken weben,
Dass ein schwerer Mann wie ein leichter Vogel sollt schweben,
Welch seltsame Künste forschst du aus: wer könnte ahnen,
Dass Menschen durch den off’nen Himmel einst einen Weg sich bahnen?
Ich ging in Perth von Bord; und obwohl ich durch die ständige frische Luft über viele Stunden erschöpft war, wollte ich mich nicht ausruhen, sondern nur meine Beförderungsart ändern. Ich fuhr auf dem Landweg nach Dunkeld weiter. Die Sonne ging gerade auf, als ich die ersten Hügel erreichte. Nach der Revolution der Zeitalter war Birnam Hill wieder mit einem jungen Wald bedeckt, während die älteren Kiefern, die zu Beginn des neunzehnten Jahrhunderts vom damaligen Herzog von Athol gepflanzt worden waren, der Szene Feierlichkeit und Schönheit verliehen. Die aufgehende Sonne färbte zuerst die Spitzen der Kiefern; und meine Seele, durch meine Kindheit in den Bergen tief empfänglich für die Reize der Natur, wurde jetzt am Vorabend des Wiedersehens mit meinem geliebten und vielleicht sterbenden Freund auf eigenartige Weise durch den Anblick jener fernen Strahlen berührt. Gewiss waren sie Zeichen, und als solche betrachtete ich sie, gute СКАЧАТЬ