Die ehrenwerten Diebe. Will Berthold
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Читать онлайн книгу Die ehrenwerten Diebe - Will Berthold страница 8

Название: Die ehrenwerten Diebe

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711727119

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      »Überschätz mich nicht«, entgegnete Färber gönnerhaft.

      Was nunmehr kam, war ohne Belang, es sei denn, man schätzte Einblicke in leicht verwelkte Liebespraktiken. Jedenfalls wußte ich, daß meine Wanze einwandfrei arbeitete. Sie war so konstruiert, daß sie sich, um Strom zu sparen, erst bei einem gewissen Geräuschpegel automatisch einschaltete und dabei im gleichen Moment mein Tonband in Betrieb setzte. Selbst wenn ich über Färbers Bettgeflüster eingeschlafen wäre, hätte ich es mir am nächsten Morgen als Tonkonserve vorgähnen lassen können.

      Im übrigen hoffte ich, daß er bald einschlummern, würde, denn die Mini-Batterie hielt höchstens vier bis fünf Stunden.

      Zum Glück ermüdete Färber rasch.

      Kurz nach acht Uhr meldete sich der illegale Sender wieder:

      »Mach schnell, Mädchen«, sagte Färber, »ich erwarte Besuch.«

      Nicht nur er, auch ich.

      Ich schnellte vom Bett hoch und warf einen Blick durchs Fenster. Der Tag muß mit dem linken Bein aufgestanden sein. Schwabing zeigte das Gesicht einer gealterten Frau.

      Eine halbe Stunde später ging meine Rechnung auf.

      » … außerdem brauche ich Geld«, sagte ein Mann mit blecherner Stimme.

      »Das Allerneueste!« höhnte Färber. »Und dabei kommen wir keinen Schritt weiter.«

      »Ich mußte ganz dringend nach Paris. Mit dem Generaldirektor … Ist mit der gleichen Maschine angekommen.« Der Mann mit der blechernenStimme sprach schnell, so als müßte er sein Schlechtes Gewissen überrunden: »… Abschluß … sehr bald. Wo, weiß ich nicht … Vielleicht London.«

      »Und was ist mit diesem Fabian los?« fragte Färber.

      » … direktor will sich heute mit ihm in Verbindung setzen«, erwiderte der Unbekannte. »Heute vormittag noch.« Der Rest war nicht mehr deutlich. Die Batterie war am Ende – und ich am Anfang der Lösung.

      Eine verrückte Geschichte. Ich brauchte nur noch auf den Mann zu warten, der mich um Hilfe bitten würde.

      Schon in meinem Garten hörte ich das Telefon. Ich stürmte ins Haus, aber der Teilnehmer am anderen Ende der Leitung hatte schon aufgelegt.

      Zehn Minuten später klingelte es wieder.

      »Gut, daß Sie da sind, Herr Fabian«, sagte ein Mädchen mit erleichterter Stimme. »Wir haben schon ein paarmal versucht, Sie zu erreichen.«

      »Wer sind wir?« unterbrach ich sie.

      »Sekretariat Frommleben«, erwiderte die Anruferin. »Kann mein Chef Sie heute vormittag noch aufsuchen? Oder kommen Sie zufällig noch einmal nach München?«

      »Wo sind Sie?« fragte ich.

      »Im Hotel Continental!«

      »Gut«, antwortete ich. »Erwarten Sie mich in einer knappen Stunde.«

      Ich fuhr wieder nach München. Frommleben war für mich nicht nur ein Name, sondern auch ein Begriff. Der Chef der ferwag vertrat 100000 Aktionäre, etwa die gleiche Zahl Arbeitnehmer und einen Jahresumsatz von rund sieben Milliarden Mark. Er war der erste Mann eines Weltkonzerns, dessen Interessen über Bergbau, Mineralöl bis zur Stahlveredelung reichten.

      Der Portier riß die Tür auf.

      »Sie werden schon erwartet, Herr Fabian«, raunte er mir zu. »Suite Nummer drei.«

      Als ich mit meinem Aktenköfferchen in der Hand die Treppe hochhastete, kam ich mir vor wie der Weihnachtsmann mit dem Gabensack.

      »Man hat Sie mir empfohlen, Herr Fabian«, begrüßte mich der Spitzenmanager. Er war Schwergewicht, nicht nur im Berufsleben. Er sah aus wie ein Mann, der über dem Erfolg Herz und Kreislauf vergißt. »Ich wollte mich schon vor drei Tagen mit Ihnen in Verbindung setzen, aber Paris ist mir dazwischengekommen.«

      »Einen Moment, bitte«, unterbrach ich ihn, sah mich um und schaltete im hoteleigenen Radio flotte Musik ein: Hätte es Aldo Färber heute morgen nicht versäumt, wäre ich mit leeren Händen hierhergekommen.

      Der Generaldirektor betrachtete mich verständnislos. Sicher verstand der Chef des ferwag-Konzerns mehr von Produktion, Marktanalyse und Unternehmensführung als von der modernen Seuche Industriespionage.

      »Ich habe das alles für Hirngespinste gehalten«, begann er. »Aber gestern abend sind irgendwelche Banditen in unsere Hauptverwaltung eingedrungen, haben den Nachtwächter niedergeschossen und den Tresor gesprengt.« Außer Atem setzte der Manager hinzu: »Wir sehen alle schon Gespenster.«

      Es war verständlich. Die neu entwickelte Ölsonde (SL) war eine Sensation auf dem Weltmarkt. In jahrelanger Arbeit hatte die Firma sie entwikkelt. Es war eine komplizierte technische Geschichte, aber man konnte sie mit der Feststellung zusammenfassen, daß sie die kostspieligen Ölschürfungen um ein rundes Drittel verbilligen würde.

      Es war nicht nur eine großartige, sondern eine zeitgemäße Innovation. Die Energiekrise beutelte die Weltwirtschaft. Erdöl wurde immer teurer und rarer. Es war ein Gebot der Stunde, neue Quellen zu erschließen, wie zum Beispiel die Engländer und Norweger in der Nordsee. Sie taten es mit ungeheurem Aufwand; wenn man ihn tatsächlich um ein Drittel verringern könnte, wären die Milliarden wiedergewonnen, die die Ölverteuerung verschlang.

      Die amerikanischen Ölmultis hatten längst großzügige Offerten gemacht; aber mit EWG-Rückendeckung aus Brüssel wollten die ferwag und Frommleben die revolutionäre Neuerung nicht verkaufen, sondern nur vermieten. Sie sollte allen Interessenten zugute kommen, zum Nutzen des Verbrauchers und zum Profit der Erfinderin.

      Seit einigen Wochen jagten Unbekannte hinter der SL-Sonde her. Der Konzern hatte längst die Polizei eingeschaltet. Vergeblich.

      »Und der Eindruck gestern?«

      »Die Burschen haben eigentlich nur bedeutungsloses Zeug ergaunert«, erklärte der Generaldirektor. »Wir haben alle Pläne und die Patentschrift auf Anraten der Kriminalpolizei in einem Banktresor deponiert. Ich wollte Sie auf den Rat des Ministerialrats Siebener hin schon vor drei Tagen aufsuchen …«

      »Wer wußte davon?« unterbrach ich ihn.

      »Meine Sekretärin.«

      »Wer noch?«

      Der Generaldirektor überlegte angestrengt: »Dr. Ott, mein persönlicher Referent.«

      »Beide verläßlich?« fragte ich.

      »Fräulein Hübner ist schon seit einundzwanzig Jahren bei uns«, erwiderte der Generaldirektor gereizt.

      »Und Dr. Ott?«

      »Ein erster Mann«, entgegnete Frommleben. »Ich habe ihn selbst von der Universität geholt. Sein einziges Laster ist der Ehrgeiz.« Überzeugt setzte er hinzu: »Für beide würde ich meine Hände ins Feuer legen.«

      Es war zum Glück nur eine Redensart; der ferwag-Chairman hätte sich die gepflegten Hände gerantiert verbrannt. СКАЧАТЬ