Die ehrenwerten Diebe. Will Berthold
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Читать онлайн книгу Die ehrenwerten Diebe - Will Berthold страница 6

Название: Die ehrenwerten Diebe

Автор: Will Berthold

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

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isbn: 9788711727119

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СКАЧАТЬ style="font-size:15px;">      Wir erhoben uns, ich begleitete den Genereddirektor in sein Büro, eigentlich nur, um ihm meinen Mißerfolg einzugestehen.

      »Wie weit ist Ihr Patent eigentlich schon in unrechte Hände geraten?«

      »Wichtige Einzelheiten wurden verraten«, erwiderte er. »Aber ich darf annehmen, daß das Herzstück unserer Erfindung …«

      Wir begegneten meiner klatschsüchtigen Leih-Frau.

      »Was Neues?« fragte sie.

      »Nein«, antwortete ich, »das heißt eigentlich …«

      Sie hatte Angst, sich lächerlich zu machen, aber vielleicht war sie doch auf einen Hinweis gestoßen: In einer Wohnung öffnete man ihr nur zögernd, wobei sich eine Frau wie erschrocken einen riesigen Kopfhörer vom Schädel riß.

      »Und wo war das?« fragte ich rasch.

      »Kopernikusstraße 16.«

      Wir gingen in das Büro des Generaldirektors, er wollte sich die Wohnungs-Unterlagen kommen lassen und sah unwillig dem eintretenden Kriminalkommissar Sperber entgegen.

      Der Mann schoß auf mich zu, baute sich auf: »Ich eröffne Ihnen, daß Sie vorläufig festgenommen sind.«

      »Ach nein«, antwortete ich.

      »Und nun erklären Sie mir, wo Sie Ihren Sender versteckt haben!« fuhr er mich an.

      Der Hausherr wollte eingreifen, um das Mißverständnis aufzuklären, aber ich winkte ihn mit den Augen zurück.

      »Hören Sie sich das einmal an«, fuhr der Kriminalbeamte fort.

      Er stellte ein Taschentonbandgerät auf den Schreibtisch. Und auf einmal quäkte meine Stimme:

      »Noch ein paar Fragen.« Nach einer kurzen Pause fuhr ich fort: ›Die Herren des Vorstands nehmen hier täglich ihr Essen ein?‹

      »Das sind doch Sie«, sagte Kommissar Sperber.

      »Allerdings«, erwiderte ich trocken. »Wo ist das nächste Krankenhaus?«

      »Wieso?« fragte er entgeistert.

      »Kommen Sie!« forderte ich ihn auf.

      Ich hatte die Lösung des Rätsels gefunden.

      Wir rasten los. Es ging um Minuten. Ich war entschlossen, mir auf schnellstem Weg den Magen auspumpen zu lassen. Ich erinnerte mich plötzlich an das Pfefferkorn, auf das ich gebissen hatte.

      Es war eine scheußliche Prozedur, aber sie half.

      Eine Stunde später – inzwischen wußte Kriminalkommissar Sperber natürlich längst, wer ich war – hatten wir einen Mini-Mini-Sender in der Hand, sozusagen eine Magen-Wanze.

      »Sehen Sie«, sagte ich. »Das ist das ganze Geheimnis. Irgend jemand schmuggelt unseren Geheimnisträgern diese übrigens hinreißend und völlig neuartig konstruierten Mikrofone in den Leib. Das Sendehaus im eigenen Bauch. Und irgendwo in der Nähe sitzt dann ein Kerl am UKW-Empfänger und registriert aus vielen kleinen Einzelheiten das große Ganze. Kapiert?«

      »Und ob«, erwiderte er. »In ein paar Stunden liefere ich Ihnen die Täter.«

      Er hielt Wort.

      Den vorbildlichen Kellner André schnappte er als ersten. Der Mann war deswegen am verdächtigsten, weil er erst die kürzeste Zeit im Kasino arbeitete. Er wurde durch die Mangel gedreht und nannte die Namen seiner Komplizen, die noch am gleichen Tag in der Kopernikusstraße 16 festgenommen werden konnten.

      Die Täter spionierten im Auftrag eines ausländischen Konzerns, der das XYZ-Patent an sich reißen wollte.

      »Sie haben uns einen ungeheuren Dienst erwiesen«, verabschiedete mich Generaldirektor von Kettener.

      »Nicht ich«, erwiderte ich. »Wir haben einfach Glück gehabt.«

      Wir fuhren zurück.

      Helga hieß wieder Eva, und die Verbindungstür zwischen unseren Abteilen war geschlossen. Was meine Assistentin anbelangte, bedauerte ich ein wenig, daß der Fall so rasch geklärt worden war. Ich überreichte ihr einen üppigen Scheck. Sie bedankte sich, damit trennten sich eigentlich unsere Wege.

      »Werden wir uns einmal wiedersehen?« fragte ich beim Abschied.

      »Überlassen wir es doch dem Zufall«, erwiderte sie lächelnd.

      »Vorsicht«, sagte ich. »Ich handle mit Zufällen.«

      »Fürchtet ihr den bösen Mann?« erwiderte sie, und ich sah ihr nach, als sie mit lässigen Schritten auf das Taxi zuging.

      Kurze Zeit später kam die nächste Überraschung: Ein Kriminalbeamter, der öfter mit mir zusammengearbeitet hatte, teilte mir mit, daß mein Telefon von einem gewissen Färber angezapft worden sei.

      »Kennen Sie den Mann?« fragte er.

      »Nein.«

      »Wir stellen gerade fest, wer er ist«, entgegnete der Beamte.

      Ich hatte eine Vorahnung, daß diesmal nicht der Fall auf mich, sondern ich auf den nächsten Fall zukommen würde …

      II

      Eigentlich ging mich die Sache nichts an, aber wie immer stellte mir die Neugier ein Bein, und so stolperte ich bereitwillig in meinen nächsten Fall. Abenteuer ist mein täglich Brot, aber selbst in meiner Branche war diese Geschichte einmalig.

      Die Polizei lieferte mir frei Haus einen Täter, aber ich wußte nicht, welches Delikt er plante. Irgendwo gab es eine Firma, die mich dringend brauchte, aber ihr Hilferuf mußte versickert sein.

      Ich war meinen Gegenspielern vom Start weg um einen Zug voraus und tappte dabei noch völlig im dunkeln.

      »Färber heißt der Mann, der Ihr Telefon angezapft hat«, sagte Kriminalkommissar Niebler und setzte in seinem typischen Telegrammstil hinzu: »Also Färber, achtundzwanzig, gelernter Elektrotechniker, arbeitet nicht. Hat aber Geld. Jedenfalls gibt er an wie drei Hochstapler zusammen.« Der Kriminalbeamte war untersetzt, korpulent. Man sah ihm die Wendigkeit nicht an, die sein Handwerkszeug war.

      »Und wie haben Sie diesen Burschen so schnell gefunden?« fragte ich.

      »Na ja«, gestand er mit einer Spur Widerwillen. »Eigentlich durch einen Zufall. Ein Postbeamter hatte ein schlechtes Gewissen und vertraute sich seinem Abteilungsleiter an – der Rest war reine Routine.«

      Also Färber hatte sich in einer Kneipe mit einem Bauarbeiter der Bundespost angefreundet und ihn überredet – angeblich einer Wette wegen –, ihm kurzfristig Uniform und Dienstwagen zu überlassen. Meine neue Haushälterin – sie war noch nicht eingearbeitet – hatte ihn für einen Beamten des Störungsdienstes gehalten und bereitwillig in mein Haus am Starnberger See eingelassen. So einfach sind mitunter Dinge, die man sich nicht erklären kann.

      »Weitere Informationen über diesen Färber?« fragte ich.

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