Skandale. Walter Brendel
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Skandale - Walter Brendel страница 7

Название: Skandale

Автор: Walter Brendel

Издательство: Bookwire

Жанр: Документальная литература

Серия:

isbn: 9783966510738

isbn:

СКАЧАТЬ hereingelassen, dass er nicht den Fotografen, die am Haupteingang warteten, in die Hände fiel. Es war schon klar, dass die Ermittler die Vorgaben hatten, kein Aufsehen zu erregen und die prominenten Freier nicht allzu hart anzugehen.

      Unter Verdacht steht aber gleich die Putzfrau Erna Krüger. Sie macht widersprüchliche Angaben und sie hatte offenbar gerade Streit mit Nitribitt gehabt. Zudem wusste sie, dass die Prostituierte große Summen Bargeld in ihrer Wohnung aufbewahrte. Die Putzfrau wurde natürlich sehr eingehend befragt, die Polizei hat auch erkannt, dass es ein Tatmotiv geben könnte und das auch die Persönlichkeitsstruktur zur Tat passen könnte und letzten Endes haben auch die Spuren am Tatort, der sehr erbitterte Kampf, davon gesprochen, das natürlich auch eine Frau die Täterin sein konnte. Das wurde nie ausgeschlossen. Ist also die Putzfrau die Mörderin?

      Der Profiler Petermannhält das für wenig wahrscheinlich. Er hat noch nicht erlebt, dass eine Frau eine andere so heftig über Minuten hinweg würgt, bis sie stirbt, hat er noch nicht erlebt. Es ist eindeutig das Handeln eines Mannes.

      Viele Männer geraten unter Verdacht, doch Axel Petermann grenzt dem Kreis der möglichen Täter weiter ein. Angriffe gegen den Körper, den Hals sind immer ein Zeichen von Nähe zum Opfer, besonders auch beim Sexualverbrechen, aber in diesem Fall kann man davon ausgehen, dass eine solche Motivation beim Täter nicht vorlag. Täter und Opfer kennen sich in der Regel, wenn eine solche Tötungsart vorliegt.

      Einiges deutet daher auf Nitribitts Vertrauten Heinz Pohlmann hin. Er ist stets in Geldnot und weiß, dass Rosemarie viel Bargeld in der Wohnung hat. Die Liste seiner Vorstrafen ist lang. Im Krieg wurde er wegen Plünderungen in Frankreich verurteilt, später fällt er öfters wegen Betrug und Urkundenfälschung auf, und auch ganz aktuell ist Pohlmann im Bedrängnis, denn er hat Geld seiner Firma veruntreut. Wieder droht ihm ein Strafverfahren, wenn er die Summe nicht schnell zurückerstattet. Und tatsächlich verfügt Pohlmann kurz nach dem Mord über große Mengen an Bargeld. Er kann dann schnell nach der Tat seine Schulden bei seinem Arbeitgeber begleichen. Er bringt als in sehr kurzer Zeit einen Betrag von 20 000 bis 22 000 DM auf, hat aber vorher Mühe, Rechnungen zu bezahlen.

      Die Ermittler lassen Pohlmanns Wohnung in Frankfurt, Röderbergweg 217, durchsuchen. Seinen plötzlichen Reichtum erklärt er mit widersprüchlichen Versionen. Die Beamten suchen nach einer mausgrauen Hose mit Flecken an den Knien, die er am Tattag noch in die Reinigung brachte. Rost- oder Blutflecken? Die Hose geht zu den Akten. Es lässt sich aufgrund der Reinigung kein Blut mehr nachweisen. Für Pohlmann spricht aber, dass er sich am 2. September selbst bei der Polizei gemeldet hat und er gibt zu, Rosemarie am Tattag in ihrer Wohnung besucht zu haben. Und auch ein Alibi scheint vorhanden zu sein, durch Besuche, der er bei einer Nachbarin durchgeführt hat. Zwei Stundenwill er allein zu Hause gewesen sein, dann kurz in einer homosexuellen Bar und einen Freund abgeholt haben. Das sind alles Angaben, die später überprüft werden aber nicht bestätigt werden können. Die Zeugen sagen zwar, dass es diese Treffen gegeben habe, aber man wisse nicht mehr den genauen Tag.

      Am Ende verhaftete man Pohlmann als Hauptverdächtigten du er sitzt 10 Monate in Untersuchungshaft. Pohlmann, der nicht mehr oder weniger verdächtig war als andere, aber wesentlich weniger wichtig und wohlhabend. Im Dezember 1958 kommt er jedoch wieder frei, da das Landgericht Frankfurt keinen dringenden Tatverdacht sieht. Der geschäftstüchtige Pohlmann verkauft seine Sicht der Dinge der Zeitschrift „Quick“ für 18 000 DM.

      Das war damals ein relativ großer Knaller, dass ein Tatverdächtigter seine Erinnerungen über das Mordopfer gegen Honorar ausbreitet. Pohlmann wittert bald die Chance auf noch mehr Geld. Mit einen Hamburger Anwalt verhandelt er über den Verkauf seines Wissens über Krupp. In einem geheimen Vertrag werden Pohlmann von einer Essener Firma 200 000 DM Schweigegeld geboten. Der beendet damit die Zusammenarbeit mit „Quick“. Begründer wurde es damit, dass die Zeitung das Tabu bricht und den Namen Harald von Bohlen und Halbach nennt, was er sich schon fast gewünscht hat, um aus der Belastung der Affäre herauszukommen.

      Mordermittler Petermann studiert die Vernehmungsprotokolle, die die Beamten nach stundenlangen Verhören von Pohlmann hinterlassen haben. Ist es vorstellbar, dass ein Mörder so lange und standhaft seine Tat leugnet, bei der Polizei und bei der Presse? Der Profiler verweist auf Pohlmanns Vorstrafen. „Pohlmann ist ja eigentlich ein Betrüger und nun stellen Sie sich die Persönlichkeit eines Betrügers vor. Er muss ja andere überzeugen, etwas zu geben, was er unter normalen Bedingungen nicht machen würde. Und damit muss er überzeugend sein. Er spielt eine Rolle im Theater.“

      Seine Bühne ist der Prozess. Knapp zweieinhalb Jahre später beginnt das Verfahren gegen Pohlmann. Die Staatsanwaltschaft war überzeugt, dass er der Täter ist und dass man auch die notwendigen Beweise dazu hat. Schon Tage vorher war in Frankfurt eine Stadt in voller Spannung. Man drängte sich am Gerichtsgebäude und wartete auf Einlass. Es bildeten sich große Schlangen vor dem Saal des Schwurgerichts. Der Prozess umfasst 11 Verhandlungstage und es tritt eine Unzahl von Zeugen auf. Doch die großen Sensationen, auf die das Publikum wartet, bleiben aus. Für keinen der prominenten Freunde gab es eine peinliche Situation. Auch musste keiner später vor Gericht aussagen. Andere, nicht so prominente Zeugen mussten aber erscheinen und wurden auch mit Klarnamen angesprochen. Sie machten ihre Aussage und erwähnten mit keinem Wort die prominenten Freier. Pohlmanns Verteidiger Alfred Seidl hatte den Todeszeitpunkt infrage gestellt, den die Polizei für den Nachmittag des 29. Oktober 1957 angenommen hatte, und bekam Recht. Unter anderem hatten die am Tatort eintreffenden Beamten versäumt, die Temperatur der Leiche oder die Umgebungstemperatur in der laut Polizeibericht sehr warmen, fußbodenbeheizten Wohnung Nitribitts zu messen, was für die exakte Bestimmung der Todeszeit unbedingt notwendig gewesen wäre. Auch gab es Zeugenaussagen, wonach Nitribitt nach dem von den Ermittlern vermuteten Todeszeitpunkt noch Besorgungen erledigt habe (in der nahegelegenen Metzgerei Matthiae) und auf der Großen Eschenheimer Straße gesehen worden sei. Für diesen Zeitraum besaß der Angeklagte nach Ansicht des Schwurgerichts ein Alibi.

      Voller Spannung wurde das Urteil am 12. Juli 1960 erwartet. Ist Pohlmann der Mörder? Die Richter verlesen das Urteil vor laufenden Kameras, was zur damaligen Zeit noch erlaubt war. Der Angeklagte Heinz Pohlmann wird freigesprochen und die Verfahrenskosten trägt der Steuerzahler, besser gesagt, die Staatskasse. Man habe trotz erheblicher Zweifel an der Herkunft des vielen Geldes, das sich unmittelbar nach der Tat in seinem Besitz befand und wahrscheinlich aus der Wohnung Nitribitts entwendet worden war, nicht mit letzter Sicherheit die Täterschaft Pohlmanns in der Mordsache erkennen können, hieß es in der Urteilsbegründung des Frankfurter Schwurgerichts. Die Urteilsverkündung wurde mit Beifall quittiert. Die Staatsanwaltschaft verzichtete auf eine Revision.

      Die langen Ermittlungsergebnisse von Polizei und Staatsanwaltschaft zerplatzten im Gerichtssaal wie Seifenblasen. Und das war wahrscheinlich auch der Grund, dass es danach keine weiteren Ermittlungen in der Sache gab.

      Pohlmann verlässt das Gericht als freier Mann. Niemand wird mehr wegen Mordes angeklagt oder verurteilt. Und viele dachten sich, es ist gut, dass nicht die Namen der prominenten Freier herausgekommen sind. Axel Petermann ist heute noch davon überzeugt, dass der Freispruch Pohlmanns ein großer Fehler war. Nach seiner Überzeugung kam Pohlmann gegen 13 Uhr zu Rosemarie Nitribitt. Gegen 14 Uhr klingelte das Telefon und ein Freier wollte in einer halben Stunde vorbei kommen. Pohlmann kocht in der Küche seinen Reisbrei für die Nitribitt. Möglicherweise fragt er sie dabei, ob sie ihm Geld leiht. 14:30 kommt der Freier und Pohlmann geht. Wunschgemäß verprügelt die Nitribitt den unbekannten Freier im Schlafzimmer mit dem Rohrstock. Anschließend macht sie sich im Bad frisch und stellt den Stock in einer Ecke ab. Pohlmann kommt zurück und fordert wieder Geld, diesmal noch dringlicher. Diese lehnt ab. Pohlmann schlägt wutentbrannt mit dem Aschenbecher zu. Nitribitt versucht das Telefon zu erreichen. Pohlmann kommt ihr zuvor und erwürgt sie. Er nimmt das Geld, wischt Spuren mit dem Handtuch ab und verlässt die Wohnung.

      Pohlmann zieht nach München und schweift fortan, bis zu seinem Tod 1990. Konnte ein Mörder so viel Jahrzehnte mit dieser Schuld leben?

      Rosemarie СКАЧАТЬ