Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut. M. H. Steinmetz
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Название: Fairytale gone Bad 4: Die Schwefelbraut

Автор: M. H. Steinmetz

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Fairytale gone bad

isbn: 9783958691520

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СКАЧАТЬ Eckenstehern war der Platz leer. Also atmete Bredica tief durch, schulterte den Sack, und lief mit klopfendem Herzen über den Galgenplatz zum Eingang, an dem sich die irischen Schläger tummelten.

      »Ey, du da!«, rief sie einem entgegen. Er war groß gewachsen und trug wie die meisten im Viertel eine wollene Jacke, die an den Ärmeln geflickt war. »Was treibst’n dich hier rum, hä!«

      »Is’ die scheiß Hexe mit dem Sack«, feixte ein kleinerer, der das zerschlagene Gesicht und die Knollennase eines Boxers hatte. »Hab die schon öfters gesehen, nich’ hier allerdings.«

      Bredica blieb vor den beiden stehen, musterte sie mit kaltem Blick. »Eine da drin hat was bei mir bestellt. Dirty Annie ist ihr Name!« Es war nicht leicht, das Klappern ihrer Zähne zu unterdrücken, weil ihr Körper inzwischen einem Eiszapfen glich. Das Knurren ihres leeren Magens jedoch, das war überdeutlich zu vernehmen.

      »Hast wohl Hunger, hm?«, meinte der Lange. »Geh’n euch Polacken wohl die Ratten aus, hä?« Sein Atem stank nach Mundfäule und billigem Fusel.

      Bredica dachte an die Schwefelholzbündel und daran, eines zu entzünden, um die Männer gefügig zu machen. Doch ihre Hände bestanden aus purem Eis und die Finger konnte sie nicht krümmen. Sie musste dringend ins Warme, damit das Leben in ihren Leib zurückkehrte und ihr die Füße nicht von den Beinen froren.

      Also lächelte sie den stinkenden Bastard an. »Würd sonst was tun für ein warmes Essen ... vielleicht ...« Sie zwinkerte ihm vielversprechend zu. »… könnte ich mich um dich kümmern, wenn ich mit Dirty Annie fertig bin.«

      Sie hatte dieses Spiel oft gespielt und wusste, dass es ein Tanz auf der Klinge war. Wohl wissend, dass ihr bleiches Gesicht mit den leuchtend roten Lippen auf solche Kerle verführerisch wirkte, weil ihre Haut rein war wie frisch gefallener Schnee. Sie war der pure Gegensatz zu den verbrauchten Huren in Five Points, deren Gesichter unter der dicken Schminke wie clownhafte Fratzen wirkten.

      »Du baust keine Scheiße!«, drohte ihr der Boxer, »sonst ...« Er zog ein Messer, das jedem Schlachter zur Ehre gereicht hätte, und legte es ihr zwischen die Beine. »Sonst schneide ich dir das weiche Fleisch aus der Spalte und werf es meinem Köter zum Fraß vor!«

      Dem Langen klaffte der Mund zu einem Lächeln, entblößte braune Grabsteine, die windschief im Kiefer staken. »Lass sie, die knöpf ich mir nachher vor.« Seine Worte unterstreichend, griff er sich in eindeutiger Geste in den Schritt. »Hoff, du bist sauber!«

      »Wie frisch gefallener Schnee, Süßer«, hauchte Bredica und schlüpfte zwischen den beiden hindurch durch das Tor, an dem ein steifgefrorener Hasenbalg festgenagelt war.

      Was sie über die Fabrik wusste, basierte auf Gerüchten, die man sich hinter vorgehaltener Hand erzählte. Die einen behaupteten, dass es ein riesiges Hurenhaus sei. Andere wiederum, dass es sich um eine Kirche handeln würde, in welcher die Iren kniend um himmlischen Beistand flehten. Wieder andere sprachen von Gängen und Schächten, welche die Iren in die Tiefe gegraben hätten, um zu leben wie ihre Vorfahren.

      Die Ernüchterung schlug Bredica mit feuchtwarmer Luft ins Gesicht, holte ihren unterkühlten Körper kribbelnd ins Leben zurück. Der Wechsel von der bitterkalten Nacht in die drückend warme Tavern machte ihren Atem in der Lunge schmerzend. Die Fabrik war all das und noch viel mehr.

      Unzählige Laternen erleuchteten eine Halle, an deren Wänden sich aus Holz gebaute Etagen empor schraubten, erfüllt mit Leben, dem Lachen rauer Säuferkehlen und überdrehtem Kindergeschrei. Direkt über ihr das Trampeln tanzender Füße. Staub rieselte auf sie herab, brannte ihr in den Augen. Dazu, natürlich, das Gedudel irischer Musik, die Bredica für einen unachtsamen Moment in ihren Bann zog. Sie stellte sich vor, einfach davonzutreiben. Den Mantel abzulegen und in der durchdringenden Wärme zu baden.

      Sie sah an sich herunter und ballte die auftauenden Hände zu Fäusten, dass sich die Knöchel weiß unter der Haut abbildeten. Sie war eine schwarzgefiederte Krähe umgeben von rothaarigen, in orangerotes Licht getauchten Kobolden.

      Dirty Annie, dröhnte es im Takt der Musik in ihrem Kopf. Finde sie ...

      Ohne auf die Menschen zu achten, die an ihr vorbeieilten, sie manchmal anstießen oder mit einem Fluch belegten, nahm sie den Sack von der Schulter und griff hinein, um ein Bündel Schwefelhölzer hervorzuziehen. Die würden ihr helfen, Marty Brennans Freundin zu finden.

      Während ein Schlachter Fleisch klopfte und rothaarige Huren meckernd lachten, während grimmig dreinschauende Männer ihre Äxte und Messer für das nächste Stechen schliffen, beugte sie sich über die Schwefelhölzer und murmelte einen finsteren Zauber. Zischend entflammte sich das gelbe Pulver beim letzten geflüsterten Wort.

      Die Umgebung versank hinter einem unscharf gezeichneten Schleier. Die Geräusche wurden dumpf, zerflossen zu bedeutungslosem Brei.

      »Dirty Annie«, flüsterte Bredica. Ein Weg zeichnete sich in einer in den Augen schmerzender Schärfe vor ihr ab, dem sie, ohne zu zögern folgte. Der führte sie durch das Treiben unbemerkt hindurch und eine hölzerne Treppe hinab, dann eine weitere, bis es keine Treppen mehr gab, sondern nur noch aus dem Lehm geschabte Gänge. Verwundert folgte sie dem gewundenen, mit warmer Luft erfülltem Weg, der nach wie vor in die Tiefe führte.

      Unter die Erde ...

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