Название: Sophienlust Staffel 15 – Familienroman
Автор: Elisabeth Swoboda
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
Серия: Sophienlust Staffel
isbn: 9783740975692
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»Sie ist wirklich richtig nett«, sagte Vicky leise, als die Gutsherrin aus dem Zimmer gegangen war.
Gleich darauf kam Jutta mit einem Krug kühler Limonade zurück.
»Dürfte ich mir davon wohl etwas in meine Thermosflasche füllen?«, fragte Vicky. Die Limonade sah so kühl und frisch aus.
»Aber natürlich«, sagte Jutta sofort. »Gib mir deine Flasche. Ich fülle sie dir.«
Die beiden Mädchen verabschiedeten sich herzlich von Angi und deren Mutter. Es war nun schon kurz vor elf. Die Sonne stand schon fast senkrecht am Himmel.
Pünktchen trat kräftig in die Pedalen. »Jetzt müssen wir aber wirklich einen Zahn zulegen.«
»Das auch noch«, klagte Vicky. Aber sie blieb Seite an Seite mit Pünktchen.
*
Kaum hatten Pünktchen und Vicky das Gut Riederau verlassen, kam Fritz Lüscher von einem Ausritt zurück.
Angi spielte im Hof. Als sie den Verwalter sah, nahm sie ihren Puppenwagen und verließ den Gutshof. Erst dann, als der Verwalter sie nicht mehr sehen konnte, setzte sie sich auf eine Wiese und packte ihre Puppen aus. Sie war gewohnt, allein zu spielen. Normalerweise machte ihr das auch nichts aus, aber an diesem Sonntagvormittag war sie ein bisschen traurig. Sie dachte an das Kinderheim Sophienlust, von dem Vicky und Pünktchen ihr erzählt hatten. Es musste schön sein, so viele Freunde zum Spielen zu haben – und sogar Tiere.
Angi begann von dem Kinderheim zu träumen. Dabei taufte sie ihre älteste Puppe um. »Du heißt von jetzt an Pünktchen«, sagte sie zu ihr. »Weil das so ein lustiger Name ist.« Dann nahm sie die Puppe bei der Hand und lief mit ihr durch das hohe Gras. »Komm, Pünktchen, komm«, rief sie dabei.
Zur gleichen Zeit betrat Fritz Lüscher das Wohnzimmer des Gutshauses. »Guten Morgen, Frau Rauscher.« Er musterte die zierliche Gestalt am Fenster ungeniert. Sie besitzt keine Widerstandskraft, dachte er. Und krank ist sie außerdem.
Jutta drehte sich um. »Guten Morgen«, grüßte sie flüchtig. Sie mochte Fritz Lüscher genauso wenig wie Angi. Aber sie brauchte ihn. Seit dem Tod ihres Mannes vor einem Jahr war sie völlig auf ihn angewiesen.
Allein konnte sie das riesengroße Gut nicht bewirtschaften.
»Haben Sie schon gefrühstückt?«, fragte der Verwalter.
Jutta nickte stumm.
»Ich auch. Aber der morgendliche Ausritt hat mich durstig gemacht. Ich werde das Mädchen bitten, noch einmal Tee zu kochen. Für Sie auch?«
»Nein, danke«, wehrte Jutta ab.
»Aber Sie leisten mir doch Gesellschaft?« Fritz Lüscher neigte unterwürfig den Kopf. Seine Frage sollte eine Bitte sein, aber sie wirkte mehr wie ein Befehl.
Jutta stimmte ergeben zu. Vielleicht kann ich ihn bei dieser Gelegenheit nach dem Schimmel fragen, dachte sie.
Die beiden gingen ins Esszimmer. Fritz Lüscher rückte für Jutta den Stuhl zurecht. Als das Mädchen mit dem Tee eintrat, nahm er ihr das Tablett ab.
Unwillig schaute das junge Mädchen zu Jutta Rauscher hinüber. Er benimmt sich, als sei er schon der Herr auf Gut Riederau, dachte es. Und Frau Rauscher scheint überhaupt nichts zu merken.
Jutta merkte tatsächlich nichts. Sie ließ zu, dass der Verwalter den Tee einschenkte und ihr eine Tasse reichte. »Das warme Getränk wird Ihnen guttun, Frau Rauscher. Sie sehen ein wenig blass aus heute Morgen.«
»Vielen Dank für Ihre Fürsorge«, erwiderte Jutta kühl. »Aber ich fühle mich ausgezeichnet.«
Das war eine Lüge, aber nie und nimmer hätte Jutta dem Verwalter gestanden, wie schwach sie sich fühlte. Das ging ihn nichts an, fand sie.
Jutta trank einen Schluck Tee. Dann schaute sie Fritz Lüscher an. »Woher kommt eigentlich der Schimmel, der seit einer Woche in unserem Stall steht?«
Mit einem leisen Knall setzte Fritz Lüscher seine Teetasse zurück auf die Untertasse. »Wie kommen Sie plötzlich auf den Schimmel?«, fragte er zurück.
Wäre Jutta im Vollbesitz ihrer Kräfte gewesen, hätte sie ihn zurechtgewiesen und ihm befohlen, ihre Frage zu beantworten, statt ihr eine Gegenfrage zu stellen. Aber in ihrer kränklichen Verfassung fühlte sie sich einer Auseinandersetzung nicht gewachsen. Deshalb sagte sie ihm ganz schlicht die Wahrheit. »Zwei kleine Mädchen waren heute hier.«
»Die waren gestern schon da«, fiel er ihr ungehörig und respektlos ins Wort.
»Ja, und Sie haben die Kinder sehr grob und unhöflich behandelt.«
»Natürlich. Schließlich ist das hier kein Kindergarten, sondern ein Gut«, erwiderte er gereizt.
Jutta fühlte, dass sie viel zu nachgiebig war. Deshalb überging sie seine grobe Antwort einfach. »Diese Mädchen behaupteten, der Schimmel in unserem Stall heiße Pedro und sei auf Gut Schoeneich gestohlen worden.«
Mit einem lauten Poltern fiel der Stuhl des Verwalters um. Fritz Lüscher war aufgesprungen. »Diese verdammten Gören!«
»Bitte, wählen Sie Ihre Ausdrücke etwas sorgfältiger«, verlangte Jutta.
Fritz Lüscher achtete nicht auf diesen Einwand. »Ich habe das Pferd auf einer Auktion ganz reell ersteigert«, erklärte er mit allem Nachdruck und mit einem Gesichtsausdruck, dass Jutta wieder unsicher wurde. Sie kannte ja nur die Version der beiden Mädchen.
»Am liebsten würde ich den beiden Gören nachfahren und ihnen eine gehörige Tracht Prügel verpassen«, fuhr der Verwalter erregt fort. »So eine Räubergeschichte hier zu erzählen! Wahrscheinlich lesen sie zu viele Krimis.«
Jutta wusste nicht mehr, was sie sagen sollte. Wenn Lüscher den Schimmel ganz offiziell gekauft hatte, dann konnte er das Pferd zumindest nicht gestohlen haben. »Können Sie mir den Namen des Verkäufers nennen?«, fragte sie.
Einen Moment lang schien es, als zögere der Verwalter. »Natürlich kann ich das«, sagte er dann. »Er heißt Übler. Hermann Übler.«
Der Name machte Jutta stutzig. Sie kannte diesen Mann, aber sie mochte ihn nicht. Er kam immer heimlich zu ihrem Verwalter, murmelte, wenn Jutta ihm zufällig einmal begegnete, einen flüchtigen Gruß und verschwand danach schleunigst. Er benahm sich immer so, als sei er vor irgendjemandem auf der Flucht.
»Ich habe Ihnen schon einmal gesagt, dass ich diesen Übler nicht mag und ihn hier nicht sehen will«, sagte Jutta. Doch es geschah ohne Nachdruck.
Das merkte Fritz Lüscher genau. Er kam zu ihr, stützte sich auf dem Tischrand und auf ihrer Stuhllehne ab und beugte sich über sie. »Sie misstrauen mir doch nicht etwa, Frau Rauscher?«
Jutta gab keine Antwort, und sein Lächeln wurde breiter. »Ich würde niemals etwas tun, was Sie in Misskredit bringen könnte. Auf mich können Sie sich voll und ganz verlassen.«
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