Название: Nikolas Nickleby
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183111
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»Das wäre alles, weshalb Sie hergekommen sind?« fragte Mr. Gregsbury mißtrauisch.
Nikolas bejahte.
»Sie stehen in keiner Verbindung mit einem dieser schuftigen Zeitungsblätter? Sie haben sich nicht in das Zimmer geschlichen, um zu horchen, was vorgeht, und es nachher drucken zu lassen, he?«
»Es tut mir leid, sagen zu müssen, daß ich vorderhand mit gar nichts in Verbindung stehe«, entgegnete Nikolas höflich, aber unbefangen.
»So. Aber wie fanden Sie den Weg hier herauf!«
Nikolas erzählte, wie er durch die Deputation heraufgedrängt worden.
»So ging es also zu?« meinte Mr. Gregsbury. »Nun, dann nehmen Sie Platz.«
Nikolas nahm einen Stuhl, und Mr. Gregsbury betrachtete ihn eine Weile mit durchbohrenden Blicken, als ob er sich erst genau überzeugen wolle, daß in dem Äußern seines Besuches nichts Verdächtiges liege, ehe er weitere Fragen stellte.
»Sie möchten also mein Sekretär werden?« begann er endlich.
»Ja.«
»Schön. Und was glauben Sie, haben Sie zu leisten?«
»Ich denke«, entgegnete Nikolas lächelnd, »daß ich das, was gewöhnlich Sekretären zukommt, zu erledigen haben werde.«
»Und das ist?«
»Wie?« fragte Nikolas.
»Worin besteht das?« forschte das Parlamentsmitglied und sah den Bittsteller, das Haupt auf die Seite geneigt, mit schlauen Blicken an.
»Die Obliegenheiten eines Sekretärs sind vielleicht etwas schwer abzugrenzen«, sagte Nikolas nach einigem Besinnen. »Sie umfassen, wie ich mir denke, die Korrespondenz.«
»Gut. Und weiter?«
»Das Ordnen von Papieren und Dokumenten.«
»Sehr gut. – Und?«
»Hin und wieder vielleicht etwas niederschreiben, was Sie diktieren. Eine Rede für irgendein öffentliches Blatt –«
»Gewiß. Was sonst noch?«
»Ich bin wirklich«, sagte Nikolas nach längerem Nachdenken, »ich bin wirklich im Augenblick nicht imstande, noch eine weitere Aufgabe eines Sekretärs namhaft zu machen. Es müßte denn die allgemeine sein, sich seinem Prinzipale soviel wie möglich nützlich zu erweisen, ohne dabei der eigenen Ehre etwas zu vergeben oder die Grenzen der Verpflichtungen zu überschreiten, die nach allgemeinen Begriffen schon durch den Titel seines Amtes angedeutet sind.«
Mr. Gregsbury faßte Nikolas eine Weile fest ins Auge, ließ dann den Blick schlau durch das Zimmer gleiten und sagte mit halblauter Stimme:
»Das ist alles recht schön, Sir. Wie ist Ihr Name?«
»Nickleby.«
»Alles recht schön, Mr. Nickleby, und vollkommen in der Ordnung. – Soweit – hm – aber es geht nicht weit genug. Es gibt auch noch andere Verpflichtungen, Mr. Nickleby die der Sekretär eines Parlamentsmitgliedes nicht außer Augen lassen darf! Ich müßte die Forderung an ihn stellen, von ihm in allem und jedem informiert zu werden.«
Nikolas machte ein erstauntes Gesicht.
»Mein Sekretär müßte sich vollständig mit der auswärtigen Politik, soweit sie in den Zeitungen behandelt wird, vertraut machen, müßte alle Berichte über öffentliche Versammlungen, sowie auch die Hauptsachen, die dabei zur Sprache kommen, durchlesen und sich alles notieren, was ihm geeignet scheint, als Effekt in irgendeiner kleinen Rede oder bei Behandlung einer oder der anderen Frage des Tages angebracht zu werden. Verstehen Sie mich?«
»Ich denke, Sir.«
»Ferner«, fuhr Mr. Gregsbury fort, »würde es für ihn notwendig sein, hinsichtlich der Tagesfragen, die in den Zeitungen besprochen werden, stets auf dem laufenden zu bleiben, und auch das ›Mosaik‹, wie zum Beispiel geheimnisvolles Verschwinden und mutmaßlicher Selbstmord eines Bierausträgers und dergleichen, woran sich eine Frage an den Staatssekretär des Ministeriums des Innern knüpfen ließe, nicht zu übersehen. Er hätte dann die Anfrage und das, was mir eventuell von der Antwort noch im Gedächtnis wäre, nebst Beifügung eines kleinen Kompliments über meine selbständige Betätigung und Emsigkeit aufzuschreiben und an irgendein Lokalblatt zu senden, könnte es allenfalls auch mit einem halben Dutzend Zeilen befürworten und darin andeuten, daß ich im Parlament stets auf meinem Platze wäre, mich nie der schweren und wichtigen Pflichten entzöge und so fort. Begreifen Sie?«
Nikolas verbeugte sich.
»Außerdem würde ich von ihm erwarten, daß er hin und wieder einen Blick in die gedruckten statistischen Tabellen würfe und einige Resultate herauszöge, die mir zum Beispiel bei der Holzzollfrage und ähnlichen finanziellen Verhandlungen einen Namen machen können. Auch wäre es mir angenehm, wenn er kleine Belege für die unheilvollen Wirkungen einer eventuellen Wiedereinführung der Zahlungen in gemünztem Gelde und des Metallumlaufes, nebst gelegentlichen Andeutungen über die Ausfuhr von Gold- und Silberbarren, den Kaiser von Rußland, Banknoten und derartige Dinge sammelte. Man brauchte es jedoch nicht besonders gründlich damit zu nehmen, da es doch niemand versteht. Ist Ihnen das klar?« »Ich glaube Sie zu verstehen«, sagte Nikolas.
»Bei Fragen von nichtpolitischem Charakter«, fuhr Mr. Gregsbury, immer wärmer werdend, fort, »und in Fällen, wo es die Wohlfahrt des Pöbels und dergleichen betrifft, hätten Sie einige allgemeine menschenfreundliche Reden auszuarbeiten. Andererseits, wenn zum Beispiel irgendeine widersinnige Bill eingebracht würde, wie etwa das Recht der Schriftsteller an ihrem geistigen Eigentum und ähnliches dummes Zeug, zu dem ich nie meine Zustimmung geben würde, so weisen Sie auf das Recht des Publikums auf das geistige Nationaleigentum hin. Dann und wann bei wichtigen Debatten hätten Sie sich in die vorderen Reihen der Galerie zu setzen und zu Ihren Nachbarn zu sagen: ›Sehen Sie jenen Herrn dort? Den mit der Hand an der Stirne, der den Arm um den Pfeiler geschlungen hat? Das ist Mr. Gregsbury! Der berühmte Mr. Gregsbury.‹ Nebst anderen kleinen Lobsprüchen, wie Sie Ihnen eben der Augenblick eingibt. – Was schließlich das Gehalt anbelangt«, warf Mr. Gregsbury hin, »was schließlich das Gehalt anbelangt, so soll es mir nicht darauf ankommen, eine runde Summe zu bewilligen. Sagen wir fünfzehn Schillinge wöchentlich, wobei Sie sich natürlich selbst zu verköstigen hätten.«
Dabei lehnte sich Mr. Gregsbury in seinem Stuhle zurück und gab sich das Air eines Mannes, der zwar verschwenderisch freigebig gewesen, aber dessenungeachtet fest entschlossen ist, kein Wort von seinem Angebot zurückzunehmen.
»Fünfzehn Schillinge wöchentlich sind nicht viel«, wendete Nikolas schüchtern ein.
»Nicht viel? Fünfzehn Schillinge wöchentlich nicht viel, junger Mann?« rief Mr. Gregsbury. »Fünfzehn Schillinge wöch –«
»Ich bitte, glauben Sie nicht, daß ich die Summe bemängle«, entschuldigte sich Nikolas. »Ich schäme mich nicht zu bekennen, daß sie, so gering sie auch sein mag, für mich immer noch bedeutend ist. Aber die Pflichten und Verantwortlichkeiten lassen das Gehalt klein erscheinen, und diese sind in der Tat so schwer, daß ich mich scheue, sie zu übernehmen.«
»Sie wollen also die Stelle nicht annehmen, Sir?« fragte Mr. Gregsbury mit der Hand an der Klingelschnur.
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