Plötzlich Prinzgemahl. Regina Mars
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Plötzlich Prinzgemahl - Regina Mars страница 8

Название: Plötzlich Prinzgemahl

Автор: Regina Mars

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783962553883

isbn:

СКАЧАТЬ verhinderte.

      Daumennagelgroße Fliesen bedeckten den Boden, die beinahe das gleiche Muster aufwiesen wie Solans Festtagskleidung. An den hohen Glasfenstern war ein traditionelles Dekor angebracht: unregelmäßig verflochtene Steppengrashalme, die sich umeinander woben und ein verschlungenes Geflecht ergaben. Ein weiterer Hinweis auf das, was Solans Haus einmal gewesen war: ein Reitervolk. Nomaden. Fast wünschte er sich in diese einfacheren Zeiten zurück, in denen sich niemand mit höfischen Intrigen hatte herumschlagen müssen.

      »Was führt Euch auf diesen Ball, Exzellenz?«, fragte er im Plauderton. Kroke sortierte erneut seine Flügel. »Ist der Trubel nicht eine zu große Anstrengung? Ich weiß, wie sehr Euch Eure Krankheit schwächt.«

      »Oh, Eure Sorge ehrt mich.« Der Alte nickte bescheiden. Sein golddurchwirktes Gewand machte Schleifgeräusche auf den Fliesen. »Aber es geht mir endlich besser. Ja, ich hatte sogar Lust auf ein wenig Gesellschaft und dachte mir, der Frühlingsball könnte genau das Richtige für einen gelangweilten Greis sein.«

      Erzähl doch nichts, du alter Otter, dachte Solan. Einer Laune folgend, beschloss er, aufs Ganze zu gehen. Zu bluffen. Er lachte leise.

      »Mir müsst Ihr nichts vorspielen, Exzellenz.« Er sah Jaroslavmir amüsiert an. »Mein Vater und Tudan erklärten mir bereits, was mich heute erwartet. Sie dachten wohl, ich wäre noch nicht so weit. Aber«, er lächelte glucksend, »ich freue mich darauf. Sie ist ganz entzückend, meint Ihr nicht?«

      Der Erzbischof atmete hörbar aus.

      »Ihr wisst von Eurer Vermählung? Das ist ausgezeichnet, ganz ausgezeichnet. Ich befürchtete schon, dass es eine unschöne Szene geben würde.«

      »Gewiss nicht«, brachte Solan heraus, obwohl ihm innerlich kalt, ja eisig, wurde. Als würde er nackt durch einen Schneesturm laufen und den Tod bereits in allen Gliedern spüren. Es war Tudans Nichte, die ihn ausspionieren würde, und wenn die zu viel herausfand …

      »Gräfin Tamanoliy wird eine überaus entzückende Braut sein, da bin ich sicher.« Was? »Auch, wenn Eure Verlobung etwas kurz wird …« Jaroslavmir kicherte, beobachtete Solan aber aus den Augenwinkeln. Der ließ sein Gesicht unbewegt, auch wenn in ihm ein frostiger Orkan tobte.

      Ihn einfach so zu verheiraten! Tamanoliy war auch nicht besser als Tudans Nichte. Vermutlich sogar schlimmer. Bei der hätte er sich noch vorstellen können, dass sie ihn nur ausspionieren sollte. Tamanoliy? Die war mit Abathiy, seiner geliebten Stiefmutter verwandt. Die würde ihn gleich umbringen.

      Und als seine Frau würde sie ihm sicher nah genug kommen, um ihn zu töten. Immerhin würden sie ein Lager teilen und früher oder später musste er einschlafen, nicht wahr?

      Sein Herz raste. Seine Gedanken ebenfalls. Ragas Stimme erklang in seinem Schädel.

       Du musst ihnen zuvorkommen. Du brauchst jemanden, den du lenken kannst. Jemanden, der mit den ganzen Intrigen am Hof nichts zu tun hat. Eine aus dem Landadel vielleicht.

      Die Schwester wäre perfekt. Die Schwester von Doraliy mit den wilden Augen. Coraliy von Dübelknecht. Die hatte lenkbar genug gewirkt, oder?

      5. Wertvolle Beute

      »Dieser Prinz ist ein Idiot«, flüsterte Nat Gwenna zu, als sie durch die düsteren Gänge huschten. Hier hatte sich niemand die Mühe gemacht, Lichter zu entzünden. Sie wurden kaum genutzt, wie ihnen die Zofe versichert hatte. Und so schlichen ihre dunklen Schatten über edle Wandbehänge aus Seide und Gold, erleuchtet von der Kerze in Gwennas Hand.

      »Da kenne ich noch einen«, zischte sie. »Was hast du dir dabei gedacht, ihn einfach anzulabern und zu beleidigen? Wenn sie wüssten, dass du nicht adlig bist, könnten sie dich selbst dafür verhaften.«

      »Ich hab ihn nicht angelabert«, murrte Nat. »Er hat mich einfach so angequatscht. Und beleidigt, also was sollte ich denn sonst tun?«

      »Die Fresse halten! Einmal im Leben die Fresse halten.«

      Nat wusste selbst, dass das klüger gewesen wäre. Und »einfach so« hatte dieser Spacken ihn auch nicht angesprochen. Nat hatte ihn angestarrt. Er war nicht ganz sicher, warum. Sie waren ohne Probleme auf den Ball gekommen. Berh hatte die Kutsche draußen auf dem großen Platz geparkt und Gwenna und er hatten sich ihren Weg durch die Menge gebahnt. Niemand hatte sie angesprochen, da niemand sie kannte. Unterwegs hatten sie in Essig eingelegte Taubeneier von silbernen Tabletts verputzt, das Seltsamste, was er je gegessen hatte. Alles perfekt. Aber dann hatte Nat den Kerl gesehen. Den Schwarzhaarigen.

      Er hatte in der Bewunderung seiner Verehrerinnen gebadet, strahlend schön wie ein … Prinz. Der er auch war. Für einen Moment hatte Nat nichts anderes mehr wahrgenommen als seine zu einem langen Zopf geflochtenen Haare, die blitzenden Zähne, die eisblauen Augen und den muskulösen Körper, den weder sein alberner Anzug noch der kleine Wanst darunter verschandeln konnten.

      Mist. Er musste damit aufhören. Auf sowas standen mindestens zehn Peitschenhiebe. Na ja, nicht darauf, einen anderen Kerl anzustarren. Aber darauf, ihn auch nur zu küssen. Und Nat hing an seiner Haut, auch wenn es das mit dem Küssen echt gern mal ausprobiert hätte …

      Glücklicherweise hatte dieser menschgewordene Gott sich als Vollhorst erwiesen. Gleich mit dem ersten Satz, den er gesagt hatte. Das hatte Nat aus seiner Erstarrung gerissen. So ein Trottel. Und seine Verachtung gegenüber Hühnerfarmern war verdammt lustig, wenn man bedachte, dass Nat im Rang weit unter einem Hühnerfarmer stand. Sehr weit. Unter ihm gab es nicht mehr viel.

      Egal. Er musste sich konzentrieren. Drei Seitengänge auslassen, den Zeitpunkt abpassen, an dem die Wache auf der anderen Seite patrouillierte, dann links abbiegen. Sie waren fast da …

      Sie waren da.

      Der Seitengang, in dem sie nun standen, war der dunkelste von allen. Gwennas Kerze erleuchtete blutrote Seidenmuster an den Wänden. Dünne, fein geschnitzte Holzstreben lagen dazwischen und auf denen … waren schmale Kerzenleuchter angebracht. Acht Stück insgesamt. Aus purem Gold, mit Saphiren besetzt.

      Gwenna lachte leise. »Sie hat also nicht gelogen. Perfekt. Zwei für jeden von uns. Und ein kleiner Anteil für den Schmied.«

      Sie lüpfte ihren Rock und zog eine kleine Metallzange aus ihrem Stiefel.

      »Halt das«, befahl sie Nat. Der packte die dicke Kerze, die sie vorhin gestohlen hatten, und hielt ihre Flamme so nah an den ersten Goldleuchter, wie er konnte. Gwenna setzte die Zange an den winzigen Nagel und wackelte ihn heraus. Blitzschnell. Sekunden später riss sie das Ding von der Wand und hetzte zum nächsten.

      »Schneller«, befahl sie.

      Nat beeilte sich, trotz des verdammten Korsetts hinterherzukommen. Es bestand wenig Gefahr, dass eine der Wachen sich hierher verirren würde. Die waren mit dem Ball beschäftigt. Aber falls doch … Die Zofe hatte diese Beute ausgemacht, weil hier auch an normalen Tagen nur zweimal täglich patrouilliert wurde.

      Die Leuchter wirkten armselig im Vergleich zu dem, was Nat auf dem Weg hierher gesehen hatte. Alleine das Gold in den Deckentafeln des Thronsaals musste Millionen wert sein. Aber es galt, vorsichtig zu sein. Besser eine halbe Million und lebend davonkommen als unglaublicher Reichtum und die Todesstrafe.

      Der Schmied würde die Leuchter einschmelzen, zu Goldmünzen verarbeiten und Gwenna und er würden ausgesorgt haben. Sie würden sich ein Haus kaufen. Ein richtiges Stadthaus, und sie würden nie wieder in das winzige СКАЧАТЬ