Название: Der Geist des Llano Estacado
Автор: Karl May
Издательство: Bookwire
Жанр: Книги для детей: прочее
isbn: 9783780213174
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„Ich heiße nicht Weller.“
„Vielleicht habt Ihr einmal so geheißen?“
„Ich hieß zu aller Zeit Burton. Der Nigger scheint mich mit irgendjemand zu verwechseln.“
Da trat Bob drohend auf ihn zu und rief: „Was sein Masser Bob? Masser Bob sein ein Neger, aber kein damned Nigger. Masser Bob sein ein coloured gentleman. Wenn Massa Weller noch einmal sagen Nigger, so Masser Bob ihn schlagen nieder mit Faust, wie Massa Old Shatterhand es ihm hat zeigen!“
Sofort stellte sich Helmers zwischen die beiden und sagte: „Bob, keine Tätlichkeit! Du klagst diesen Mann eines Diebstahls an. Kannst du Beweise bringen?“
„Ja, Bob Beweise bringen. Massa Frank auch wissen, dass Massa Baumann sein bestohlen worden. Er können Zeuge sein.“
„Ist das wahr, Mister Frank?“
„Ja“, bestätigte der Gefragte. „Ich kann es bezeugen.“
„Wie ist es denn bei dem Diebstahl zugegangen?“
„Mein Gefährte Baumann, der von denen, die ihn kennen, kurzweg der Bärenjäger genannt wird, hatte droben in der Nähe des South Fork of Cheyenne River einen Store und ich war sein Gefährte und Teilhaber. Das Geschäft ging anfangs sehr gut, da es häufig von den Goldgräbern besucht wurde, die sich damals in den Black Hills zusammengezogen hatten. Wir nahmen viel Geld ein und es lag oft eine bedeutende Menge Münzen und Nuggets bei uns verborgen. Eines Tages musste ich eine Reise zu den Diggers unternehmen, um Schulden einzutreiben. Als ich am dritten Tag zurückkehrte, hörte ich, dass Baumann indessen bestohlen worden sei. Er war mit Bob allein gewesen und hatte einen Fremden namens Weller über Nacht behalten. Am anderen Morgen war mit diesem Weller das ganze Geld verschwunden, und die Verfolgung hatte nichts genützt, weil durch einen Gewitterregen die Fährte des Diebes verwischt worden war. Jetzt behauptet Bob, ihn in diesem Heiligen der letzten Tage erkennen, und ich möchte nicht annehmen, dass er sich irrt. Bob hat offene Augen und ein sehr gutes Personengedächtnis. Er versicherte schon damals, sich den Menschen genau angesehen zu haben. Das, Mister Helmers, ist es, was ich in dieser Angelegenheit zu sagen habe.“
„Also Ihr selbst seid dem Dieb damals nicht begegnet?“
„Nein.“
„So seid Ihr freilich nicht im Stande, dem Neger zu bezeugen, dass wir wirklich den Dieb vor uns haben. Bob steht mit seiner Behauptung allein. Was da zu machen ist, werdet Ihr ebenso gut wissen wie ich.“
„Masser Bob es genau wissen, was zu machen sein!“, rief der Neger. „Masser Bob schlagen den Spitzbuben tot. Masser Bob sich nicht irren.“
Er wollte Helmers beiseite schieben, um an den Mormonen zu kommen. Der Farmer aber hielt ihn zurück und sagte: „Halt! Das wäre eine Gewalttätigkeit, die ich auf meinem Grund und Boden nicht dulden kann.“
„Gut. Masser Bob warten, bis Spitzbube sein fort von Grund und Boden. Dann aber ihn aufknüpfen am nächsten Baum. Masser Bob hier sitzen und gut aufpassen, wenn fortgehen der Dieb.“
Bob setzte sich nieder, doch so, dass er den Mormonen im Auge hatte. Man sah es ihm an, dass es ihm mit seiner Drohung ernst war. Burton musterte mit ängstlichem Blick die riesige Gestalt des Negers und wendete sich dann an Helmers: „Sir, ich bin wirklich unschuldig. Dieser schwarze Master verkennt mich und ich hoffe, dass ich mich auf Euern Schutz verlassen kann.“
„Verlasst Euch nicht zu sehr auf mich!“, lautete die Antwort. „Es sind keine Beweise erbracht und mich geht der Diebstahl überhaupt nichts an, weil ich keinerlei amtliche Eigenschaft besitze. Infolgedessen könnt Ihr ruhig sein, solange Ihr Euch hier befindet. Ich habe Euch aber bereits gesagt, dass Ihr Euch baldigst von dannen machen sollt. Was dann geschieht, ist mir gleichgültig. Ich kann Bob das Recht nicht bestreiten, diese Angelegenheit unter vier Augen mit Euch zu ordnen. Zu Eurer ganz besonderen Beruhigung will ich gern noch versichern, dass ich nicht vor Entsetzen in Ohnmacht fallen werde, falls ich Euch morgen unter irgendeinem Baum begegnen sollte, dessen stärkster Ast Euch zwischen Hals und Binde geraten ist.“
Damit war die Sache einstweilen abgetan. Der Mormone wendete sich seinem Mahl wieder zu, aber er aß sehr langsam und mit bedeutenden Pausen, um die ihm gewährleistete Sicherheit möglichst lange zu genießen. Bobs rollende Augen ließen kaum von ihm und Bloody-Fox, der sich äußerlich still verhalten hatte, beobachtete ihn noch ebenso aufmerksam wie vorher.
2. Der Schuss in die Stirn
Jetzt war jeder mit dem Essen und mit seinen eigenen Gedanken so beschäftigt, dass die Unterhaltung gänzlich stockte. Und als später Frank das vorher abgebrochene Gespräch über den Llano Estacado wieder in Fluss bringen wollte, wurde er durch das Erscheinen eines neuen Gastes daran gehindert. „Euer Haus scheint recht besucht zu sein, Mister Helmers“, meinte er. „Dort kommt schon wieder ein horseman, der es auf Euch abgesehen hat.“
Der Wirt drehte sich nach dem Reiter um, erkannte ihn und sagte lebhaft: „Das ist einer, den ich stets willkommen heiße, ein tüchtiger Kerl, auf den man sich in jeder Beziehung verlassen kann.“
„Wohl ein Trader, wie es scheint, der bei Euch seine Warenvorräte erneuern will?“
„Meint Ihr das, weil er zu beiden Seiten des Sattels so große Taschen hängen hat?“
„Ja.“
„So irrt Ihr Euch. Er ist kein Händler, sondern einer unserer vorzüglichsten Scouts, ein Mann, den Ihr kennenlernen müsst.“
„Vielleicht ist mir sein Name bekannt.“
„Wie er eigentlich heißt, weiß ich nicht. Man nennt ihn allgemein den Juggle-Fred, weil er Hunderte von Kunststücken zu machen versteht, über die jeder in Erstaunen gerät. Die dazu gehörigen Sachen führt er in den auffälligen Taschen bei sich.“
„Habe schon von ihm gehört. Er ist ein reisender Taschenspieler, der bei Gelegenheit den Führer und Pfadfinder macht, nicht wahr?“
„Gerade umgekehrt: ein ausgezeichneter Fährtensucher, der seine Gesellschaft gelegentlich mit Kunststücken unterhält. Er scheint mit berühmten Zirkusleuten gereist zu sein und ist auch der deutschen Sprache mächtig. Warum er in den Westen gekommen ist und auch da verbleibt, während er anderswo durch seine Fingerfertigkeit ein steinreicher Mann werden könnte, das weiß ich nicht, geht mich auch nichts an, doch ich bin überzeugt, dass Ihr Euer Wohlgefallen an ihm haben werdet.“
Der Reiter, über den diese Bemerkungen gemacht wurden, war jetzt nahe herangekommen. Er hielt, nur noch eine kurze Strecke von dem Haus entfernt, sein Pferd an und rief: „Hallo, alter Lodging-uncle[3], hast du noch Raum für einen armen Neddy-wretch[4], der seine Zeche nicht bezahlen kann?“
„Für dich ist zu jeder Zeit Platz vorhanden“, erwiderte Helmers. „Komm nur heran! Steig vom Ziegenbock herab und mach es dir bequem! Du wirst dich in angenehmer Gesellschaft befinden.“
Der einstige Taschenspieler überflog die Anwesenden mit prüfendem Blick und meinte: „Will es hoffen! Unseren Bloody-Fox kenne ich bereits. Der Schwarze macht mir keine Sorge. Der andere kleine Gentleman im Frack und Ladyhut scheint auch kein übler Kerl zu sein. Und der Dritte dort, der in den Käse СКАЧАТЬ