Название: Die Pickwickier
Автор: Charles Dickens
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783961183319
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"Nun", fragte Mr. Pickwick, "was meinen Sie?"
"Ach, Mr. Pickwick", erwiderte Mrs. Bardell, vor innerer Bewegung zitternd. "Sie sind zu gütig, Sir."
"Meinen Sie nicht, daß ich Ihnen ein gutes Teil Mühe dadurch ersparen würde?" fragte Mr. Pickwick weiter.
"Ach, aus der Mühe mache ich mir gar nichts, Sir", erwiderte Mrs. Bardell, "und ich will mich, wenn ich Sie nur zufrieden weiß, gern noch einer größeren unterziehen. Ach, es ist unaussprechlich gütig von Ihnen, Mr. Pickwick, auf meine verlassene Lage soviel Rücksicht zu nehmen!"
"Ich muß gestehen", versetzte Mr. Pickwick, "daran habe ich gar nicht einmal gedacht. Sie werden auf diese Art, wenn ich in der Stadt bin, immer jemand haben, der bei Ihnen bleibt. Vorausgesetzt, daß es Ihnen recht ist."
"Oh, wie glücklich werde ich sein", seufzte Mr. Bardell.
"Und Ihr kleiner Knabe wird einen Gefährten haben, und zwar einen recht aufgeweckten, der ihn, ich will wetten, in einer Woche mehr Schelmenstreiche lehren wird, als er sonst wohl in einem Jahre lernen würde." Mr. Pickwick begleitete diese Worte mit einem gutmütigen Lächeln.
"Oh, Sie teurer ..."
Mr. Pickwick stutzte.
"Oh, du lieber, guter, herrlicher Mann!" rief Mrs. Bardell aus, sprang von ihrem Stuhle auf und schlang ohne weitere Umstände unter einem Katarakt von Tränen ihre Arme um Mr. Pickwicks Nacken.
"Gerechter Gott!" schrie Mr. Pickwick, ganz außer sich. "Mrs. Bardell, gute Frau, du lieber Himmel! – Welche Situation! – Ich bitte, bedenken Sie doch, Mrs. Bardell, ich beschwöre Sie um alles in der Welt, wenn jemand käme ..."
"Oh, mag kommen, wer will!" rief Mrs. Bardell im Liebestaumel. "Ich lasse dich nicht! Oh, du lieber, du guter Mann!" Dabei klammerte sie sich noch fester an ihn.
"Barmherziger Gott!" ächzte Mr. Pickwick und rang aus Leibeskräften, um sich loszumachen. "Ich höre jemand die Treppe heraufkommen. Ich bitte Sie um des Himmels willen, liebe Frau, seien Sie doch nur vernünftig!"
Aber alle Bitten und Vorstellungen blieben fruchtlos, Mrs. Bardell war in Pickwicks Armen in Ohnmacht gefallen, und ehe er noch Zeit finden konnte, sie auf einen Stuhl niederzusetzen, trat Master Bardell ins Zimmer, gefolgt von Mr. Tupman, Mr. Winkle und Mr. Snodgraß.
Mr. Pickwick war wie vom Donner gerührt. Seine liebliche Bürde in den Armen haltend, stand er bestürzt und regungslos da und starrte seine Freunde an, ohne sie zu begrüßen, ja auch nur den geringsten Versuch zu machen, ihnen eine Erklärung zu geben. Die Herren machten große Augen, und Master Bardell glotzte von einem zum andern.
Die Verwirrung Mr. Pickwicks und das Erstaunen seiner Jünger waren so grenzenlos, daß sie wahrscheinlich sämtlich bis zum Wiedererwachen der Lebensgeister der guten Mrs. Bardell regungslos in ihren Stellungen verharrt haben würden, wenn sich nicht die kindliche Zärtlichkeit des Sprößlings der Ohnmächtigen auf eine höchst rührende Weise Luft gemacht hätte. Er war anfangs in seinem Manchesteranzug mit den großen Metallknöpfen erstaunt und ungewiß an der Tür stehengeblieben, aber allmählich erwachte in ihm der Verdacht, Mr. Pickwick könne seiner Mutter ein Leid angetan haben.
Er erhob ein jämmerliches Geschrei, stürzte auf den Unsterblichen los und begann seinen Kücken und seine Beine so empfindlich zu bearbeiten, wie es die Kraft seines kleinen Armes und das Ungestüm seiner Aufregung nur irgend gestatteten.
"So halten Sie doch den Schlingel fest!" rief Mr. Pickwick in seiner Angst. "Er ist ja rein des Teufels!"
"Was gibt es denn eigentlich?" fragten die drei Jünger wie aus einem Munde.
"Ich weiß es nicht", entgegnete Mr. Pickwick verdrießlich. "Schaffen Sie mir nur den Knaben vom Halse und helfen Sie mir, die Frau die Treppe hinunterzubringen."
"Ach, ich fühle mich schon wieder besser", seufzte Mrs. Bardell mit schwacher Stimme.
"Erlauben Sie mir, Sie hinunterzubegleiten", sagte der stets galante Mr. Tupman.
"Vielen Dank, Sir, vielen Dank", rief Mrs. Bardell hysterisch und ließ sich mit ihrem zärtlichen Sprößling von Mr. Tupman die Treppe hinabführen.
"Ich kann gar nicht begreifen", sagte Mr. Pickwick, als sein Freund zurückkehrte, "was mit der Frau eigentlich los ist. Ich hatte ihr kaum meine Absicht angekündigt, mir einen Diener zu halten, als sie geradezu in Paroxismus verfiel und schließlich ohnmächtig wurde. Ein höchst merkwürdiger Fall!"
"Höchst merkwürdig!" riefen die drei Freunde.
"Sie versetzte mich tatsächlich in eine höchst unangenehme Lage", fuhr Mr. Pickwick fort.
"Höchst unangenehm!" wiederholten die Jünger, hüstelten und warfen sich bedeutsame Blicke zu, die Mr. Pickwick nicht entgingen. Sie mißtrauten ihm offenbar.
"Es wartet ein Mann auf dem Gange", unterbrach Mr. Tupman endlich das Schweigen.
"Ohne Zweifel der Bediente, von dem ich sprach", sagte Mr. Pickwick. "Ich habe heute morgen nach ihm geschickt. Würden Sie vielleicht die Güte haben, ihn hereinzurufen, lieber Snodgraß."
Mr. Snodgraß tat, wie ihm geheißen, und gleich darauf präsentierte sich Mr. Samuel Weller.
"Sie erinnern sich meiner wohl noch?" redete ihn Mr. Pickwick an.
"Sollt's meinen", erwiderte Sam mit einem pfiffigen Blinzeln. "Tolle Sache das – damals –, aber er hat Sie umzingelt; weg war er, ehe einer 'ne Prise nehmen konnte, wie?"
"Lassen wir das jetzt", fiel Mr. Pickwick hastig ein. "Ich wollte von etwas anderm mit Ihnen reden. Setzen Sie sich."
"Danke, Sir", sagte Sam und setzte sich, ohne sich weiter nötigen zu lassen, nachdem er vorher seinen alten weißen Hut auf einen Tisch vor der Tür gelegt hatte. "Er sieht nicht zum besten aus", bemerkte er dabei mit einem freundlichen Lächeln, "sitzt aber erstaunlich gut und war 'n hübscher Deckel, ehe er sich von seiner Krempe trennte; jetzt ist er aber um so leichter, was der eine Vorteil is, und dann läßt jedes Loch frische Luft rein, und das ist der zweite."
"Gut, gut", sagte Mr. Pickwick, "aber jetzt zu der Sache, wegen der ich Sie habe rufen lassen."
"Sehr wohl, Sir", unterbrach ihn Sam, "nur raus damit, wie der Vater zu dem Kinde sagte, als es den Pfennig verschluckt hatte."
"Vor allen Dingen möchte ich wissen", fuhr Mr. Pickwick fort, "ob Sie in irgendeiner Hinsicht mit Ihrem gegenwärtigen Posten unzufrieden sind."
"Bevor ich auf diese Frage antworte", versetzte Sam, "möcht ich gern wissen, ob Sie mir vielleicht, zu 'nem bessern verhelfen wollen?"
Ein Strahl gütigen Wohlwollens glänzte auf Mr. Pickwicks Angesicht.
"Ich bin halb und halb entschlossen, Sie selbst in Dienst zu nehmen."
"So, sind Sie das?" sagte Sam.
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