Название: Lautstark verliebt
Автор: Regina Mars
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783962556884
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»Sah er nicht!«
»Hach, ist das schön, wenn ihr euch streitet.« Seine Mutter lächelte gütig. »Wie richtige Geschwister.«
»Was?«, fragten sie im Gleichklang.
»Na, sonst lässt er sich immer von dir unterbuttern, Mina.« Seine Mutter nickte Kor zu. »Schön, dass du dich mal wehrst, Kleiner.«
»Bin nicht klein«, grummelte er.
»Natürlich bist du …« Minas Kopf schwang herum und sie sah ihre Mutter böse an. »Ich habe ihn nicht untergebuttert. Ich habe auf ihn aufgepasst.«
»Selbstverständlich hast du das.« Ihre Mutter hüstelte. »Du warst nur manchmal ein wenig forsch, wenn du …«
»War ich gar nicht!« Ups, Minas wütender Blick richtete sich auf ihn. Kor versuchte, in seinem Stuhl zu versinken. »Und wir reden. Nachher.«
»Jaistgut«, murmelte er. Und hoffte, dass das Essen ewig dauern würde.
Tat es nicht. Bereits um neun marschierte Mina die Treppe hoch, in sein Zimmer, und er trottete hinterher. Schweigend schloss er die Tür hinter ihnen und setzte sich neben sie auf das Bett.
»Also. Was ist da los?«, fragte sie.
»Ich …«
Er sah sie an. Und seufzte. Wenn sie ihren strengen Große-Schwester-Blick aufsetzte, war Gegenwehr unmöglich.
Also erzählte er ihr alles. Absolut alles. Dass er sich verliebt hatte, genau in den Falschen. Dass Charles ihm eine neue Welt gezeigt hatte, aber dass er seine Gefühle leider nicht im Geringsten erwiderte und dass er sich blöde Hoffnungen gemacht hatte und dass Charles absolut unwiderstehlich war, und …
Er schaffte es tatsächlich, Mina zu schockieren, was er nur äußerst selten hinbekam. Wie immer fing sie sich schnell.
»Okay.« Sie nickte. »Okay. Ich hab ja nichts dagegen, wenn du auf Kerle stehst, aber dieser Charles? Der geht gar nicht. Du musst dir unbedingt einen besseren Geschmack zulegen.«
Will ich nicht, dachte Kor. Aber er sagte nichts, murmelte nur etwas Vages.
»Der tut dir nicht gut. Schau doch mal, wie traurig du guckst. Wie fühlst du dich?«
»Müde«, sagte er wahrheitsgemäß. »Aber irgendwie auch lebendig. Mehr als sonst. Ich will … Ich würde ihn gern wiedersehen, glaub ich.«
»Warum das denn? Der Typ hat dir nur wehgetan.«
»Nicht nur. Nur … einmal. Und er kann ja nichts dafür, dass ich mich in ihn …«
»Das muss der doch gemerkt haben! Du lügst so schlecht! Du hast es noch nie geschafft, deine Gefühle zu verbergen.«
»Ja … aber … ich glaub nicht, dass er …«
»Nian, das kann nichts werden. Kümmer dich lieber mal darum, einen Studienplatz zu finden, anstatt solchen Windhunden hinterherzurennen.«
Windhund. So hatte Sheron ihn auch genannt. Und wahrscheinlich hatten sie recht. Nur …
»Aber es … ist doch mein Leben. Meins«, sagte er vorsichtig. Er hatte das Gefühl, mit jeder Minute zu schrumpfen.
Minas Fingernägel trommelten tonlos auf die Bettdecke ein.
»Ja, ist es. Und du hast nur eins, also mach nicht so einen Blödsinn damit. Dieser Typ wird dir nur wieder das Herz brechen, wenn du ihm hinterherläufst.«
»Aber es ist mein Herz.« Er schluckte. Ballte die Fäuste. »Und ich kann damit machen, was ich will. Und ich kann …«
»Nichts kannst du«, stöhnte sie. »Du kannst ja nicht mal auf dich aufpassen. Du … Was hättest du gemacht, wenn dieser komische Typ dich nicht vor den Schlägern gerettet hätte? Dann wärst du jetzt im Krankenhaus.«
»Charles hat gesagt, er bringt mir American Kenpo bei. Was immer das ist.«
»Du meinst echt, er macht das noch?« Sie sah ihn ungläubig an. »Der hat doch längst das Interesse verloren.«
»Ja, da … hast du wohl recht …«
Tränen stiegen in seine Augen. Er versuchte, sie wegzublinzeln, aber es kamen immer mehr. Stumm starrte er auf den Teppichboden, während sie seine Wangen herunterpurzelten. Er war so schwach. So erbärmlich. Neunzehn Jahre alt und er heulte wie ein Kleinkind.
»Ich wollte nur …«, schluchzte er und dann fiel ihm nicht mehr ein, was er wollte. Mina legte den Arm um ihn.
»Na siehst du«, sagte sie. Ihre Stimme war warm. »Du bist viel zu sensibel. Ich will gar nicht wissen, was so ein Typ mit dir machen würde, wenn er dich in die Finger kriegt.«
Kor hätte gar nichts dagegen gehabt, wenn Charles ihn in die Finger gekriegt und … irgendetwas mit ihm gemacht hätte. Gar nichts. Er hatte es so sehr gewollt und …
Sein Handy brummte und unterbrach den Gedankenstrom. Wer war das? Er wischte sich mit dem Ärmel durch das Gesicht und sah auf das Display. Mina löste sich von ihm, um ihm über die Schulter zu sehen.
Hast du Sonntag Zeit? Ich bring dir was bei.
Eine Nachricht von Charles.
Sein Atem stockte.
»Er hat mich gar nicht vergessen«, flüsterte er. »Er hat sich erinnert, dass er mir was zeigen wollte und …«
»Super, er hat sich erinnert, dass es dich gibt.« Mina schmollte. »Ganz toll. Ist dir das genug? Reicht dir das? Dass er sich ab und zu an dich erinnert?«
»Nein, aber … es ist schön, oder?« Er sah sie verschämt an. Sie verdrehte die Augen.
»Nein, ist es nicht. Hast du gar keinen Stolz?«
»Doch, schon …«
»Du wirst dem nicht schreiben, ist das klar?« Minas Gesicht näherte sich, bis er jede einzelne ihrer Wimpern erkennen konnte. »Ist das klar? Der Typ ist nicht gut für dich.«
»Ich …« Er biss auf seine Unterlippe. Sein Arm juckte. Und als er daran kratzte, juckte sein Hals. Wie so oft, wenn er nervös war. »Na gut. Okay. Du hast recht.«
Er ließ den Kopf hängen und hörte ihr erleichtertes Ausatmen.
»Gut. Gut, Nian. Ich mach mir doch nur Sorgen um dich.« Sie klang so sanft.
»Ich weiß.« Er lächelte. »Danke.«
»Bitte.« Sie lächelte zurück. Dann umarmte sie ihn, fest. So fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. »Ich geh mal wieder runter. Papa will mir noch den neuen Katalog zeigen.«
»Okay. Ich komm gleich nach. Muss nur noch …« Er befühlte sein Gesicht. »Ich warte noch, bis ich nicht mehr verheult aussehe.«
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