Название: Die Abtei von Northanger
Автор: Jane Austen
Издательство: Bookwire
Жанр: Языкознание
isbn: 9783969443033
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»Oh, diese entsetzlichen Gigs!« rief Isabella aufblickend, »Wie ich sie hasse!« Aber diese gerechte Abneigung dauerte nur kurze Zeit, denn nach einem zweiten Blick rief sie: »Entzückend! Mr. Morland und mein Bruder!«
»Guter Gott! Es ist James!« stammelte Catherine. Aber im gleichen Augenblick hatten die jungen Leute sie auch schon entdeckt und das Pferd mit einer Heftigkeit zum Stehen gebracht, daß es fast auf die Hinterhand niederging. Die Herren sprangen heraus, der Diener eilte herbei, und sie übergaben den Wagen seiner Aufsicht.
Catherine kam diese Begegnung völlig unerwartet, und sie begrüßte ihren Bruder mit lebhafter Freude; da er seinerseits auch ein freundlicher Mensch und seiner Schwester herzlich zugetan war, äußerte er die gleiche Freude. Währenddes forderten die blitzenden Augen von Miß Thorpe seine Aufmerksamkeit ständig für sich. Er kam dieser Forderung mit einer Freude und Verlegenheit nach, die Catherine hätte zeigen müssen, daß ihr Bruder Miß Thorpe mindestens ebenso hübsch fand, wie sie es tat, hätte sie sich nur in den Gefühlen anderer Menschen besser ausgekannt.
John Thorpe hatte derweil dem Kutscher Anweisungen wegen des Pferdes gegeben. Er gesellte sich nun zu ihnen, und während er Isabellas Hand nur oberflächlich und nachlässig berührte, zollte er Catherine sogleich die schuldige Aufmerksamkeit und brachte es zu einem tiefen Kratzfuß und einer halben Verbeugung. Er war ein untersetzter, mittelgroßer junger Mann, der wegen seines unansehnlichen Gesichtes und seiner ungelenken Figur zu fürchten schien, man könne ihn für zu schön halten, wenn er nicht den Anzug eines Stallknechtes trüge, und er sehe einem Edelmann zu ähnlich, wenn er nicht nonchalant wäre, wo Höflichkeit angebracht war, oder unverschämt, wo er vielleicht nonchalant sein durfte. Er zog seine Uhr aus der Tasche: »Schätzen Sie einmal, Miß Morland, wie lange haben wir wohl von Tetbury hierher gebraucht?« »Ich kenne die Entfernung nicht.« Ihr Bruder bemerkte, es seien dreiundzwanzig Meilen.
»Dreiundzwanzig Meilen?« rief Thorpe, »fünfundzwanzig auf den Zoll.« Morland wehrte ab und berief sich auf die Autorität von Landkarten, Gastwirten und Meilensteinen; aber sein Freund spottete ihrer aller. »Ich weiß, es müssen .fünfundzwanzig sein«, bekräftigte er, »nach der Zeit, die wir gebraucht haben. Es ist jetzt halb zwei, und als wir aus dem Hof des Gasthauses in Tetbury fuhren, schlug die Rathausuhr gerade elf. Das macht genau fünfundzwanzig Meilen.«
»Du hast dich um eine Stunde geirrt«, sagte Morland; »wir fuhren um zehn von Tetbury ab.« »Zehn Uhr? Nein, es war elf! Ich habe doch die Schläge gezählt. Ihr Bruder möchte mich am liebsten um den Verstand reden, Miß Morland. Sehen Sie sich nur mein Pferd an. Haben Sie je in Ihrem Leben ein Tier gesehen, das mehr für Geschwindigkeit geboren ist? (Der Diener war gerade aufgestiegen und fuhr von dannen.) Reines Vollblut! Drei und eine halbe Stunde und nur dreiundzwanzig Meilen! Sehen Sie sich das Tier an, und glauben Sie es, wenn Sie können!« »Es sieht zumindest sehr erhitzt aus.«
»Erhitzt? Es hatte bis zur Kirche von Walcot kein feuchtes Haar. Aber sehen Sie sich seine Vorderhand an, seine Weichen, seinen Gang; das Pferd kann einfach nicht langsamer traben als zehn Meilen die Stunde. Binden Sie ihm die Beine zusammen, es wird dennoch vorwärtskommen. Und was halten Sie von meinem Gig, Miß Morland? Hübsch, nicht wahr? Hängt gut; für die Stadt gebaut. Ich habe es noch keinen Monat. Es war für einen Studenten vom Christ Church College gebaut, er ist ein Freund von mir, ein sehr netter Bursche. Er fuhr den Wagen nur ein paar Wochen und wollte ihn dann wieder loswerden. Ich suchte gerade nach irgendeinem leichten Gefährt, obgleich ich mich eigentlich schon für ein Kabriolet entschlossen hatte. Zufällig traf ich ihn an der Magdalenenbrücke, als er nach Oxford hineinfuhr. >Ach, Thorpe<, sagte er, >möchtest du nicht so ein leichtes Ding wie dieses? Es ist einzig in seiner Art, aber ich habe es verflucht satt.< - >Oh, verdammt sagte ich, >da mach ich mit. Was verlangst du dafür?< Und wieviel glauben Sie, Miß Morland, forderte er?«
»Das kann ich nicht erraten.«
»Gefedert wie ein Kabriolet, sehen Sie; Sitz, Koffer, Degenkasten, Spritzleisten, Lampen, Silberbeschlag, alles dran; das Eisenwerk ist so gut wie neu oder noch besser. Er verlangte fünfzig Guineen. Wir wurden sofort handelseinig. Ich legte das Geld auf den Tisch, und der Wagen war mein.«
»Und ich bin gewiß so unerfahren«, erwiderte Catherine, »daß ich nicht einmal sagen kann, ob es billig war oder teuer.«
»Keins von beiden. Wahrscheinlich hätte ich ihn auch billiger bekommen können; aber ich hasse das Feilschen, und der gute Freeman brauchte Moneten.«
»Das war aber freundlich von Ihnen«, sagte Catherine beifällig.
»Verdammt noch mal, wenn man die Mittel hat, einem Freund etwas Gutes zu tun, bin ich nicht kleinlich.«
Bei dieser Gelegenheit wurden die Damen nach ihren weiteren Plänen gefragt, und als man von ihrer Absicht erfuhr, beschloß man, sie zu den Edgarvillen zu begleiten und Mrs. Thorpe aufzuwarten. James und Isabella gingen voran. Die junge Dame war zufrieden mit ihrem Los und sehr darauf bedacht, einem jungen Mann den Weg so angenehm wie möglich zu machen, der den großen Vorzug genoß, gleichzeitig der Freund ihres Bruders und der Bruder ihrer Freundin zu sein. Ihre Gefühle waren so rein und bar jeder Koketterie, daß ihr beim Überholen der beiden aufdringlichen jungen Leute in der Milsom Street nichts daran lag, deren Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, und sie sich nur dreimal nach ihnen umsah.
John Thorpe hielt sich selbstverständlich neben Catherine und nahm nach kurzem Schweigen seine Unterhaltung über sein Gig wieder auf. »Auch andere Leute halten den Wagen für billig, wie Sie daraus ersehen, daß ich ihn am nächsten Tage zehn Guineen teurer wieder hätte verkaufen können. Jackson vom Oriel College bot mir sogleich sechzig. Morland war damals gerade dabei.«
»Ja«, warf Morland ein; »aber du vergißt, daß der Gaul einbegriffen war.«
»Mein Pferd! Oh, verdammt noch mal! Mein Pferd gäbe ich nicht für hundert her. – Fahren Sie gern im offenen Wagen, Miß Morland?«
»Ja, sehr! Ich habe so selten Gelegenheit dazu; aber ich tue es für mein Leben gern.«
»Das freut mich. Ich will Sie jeden Tag spazierenfahren.«
»Vielen Dank!« entgegnete Catherine ziemlich betrübt, da sie nicht genau wußte, ob die Annahme eines solchen Angebotes schicklich war.
»Morgen fahre ich Sie den Landsdown-Weg hinauf.«
»Vielen Dank, aber Ihr Pferd braucht doch ein wenig Ruhe.«
»Ruhe! Es ist heute doch nur dreiundzwanzig Meilen gelaufen. Unsinn! Gerade die Ruhe schadet den Pferden; nichts gibt ihnen so schnell den Rest. Nein, nein, ich werde meines während des hiesigen Aufenthaltes wenigstens vier Stunden lang täglich bewegen.«
»Wirklich?« СКАЧАТЬ