Meine Real Life Story. Philipp Mickenbecker
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Название: Meine Real Life Story

Автор: Philipp Mickenbecker

Издательство: Bookwire

Жанр: Афоризмы и цитаты

Серия:

isbn: 9783863348328

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СКАЧАТЬ könnt nach Hause gehen und braucht nicht wieder zu kommen!“, schrie sie.

      Wie sich herausstellte, hatte jemand den Zettel an sie weitergegeben und die echte Story erzählt. Unser Laptop wurde einkassiert, und auf dem fand die Schule dann einige Videos von unseren Explosionen und Experimenten, die wir zu Hause durchgeführt hatten, um zu sehen, welche Materialien man wie am besten in Brand setzen kann. Die erweckten bei der Schulleitung den Eindruck, dass man uns total falsch eingeschätzt hatte und wir anscheinend planten, die Schule wegzusprengen. Und spätestens da lief die ganze Geschichte dann total aus dem Ruder.

      Am Ende waren unsere Lügen und der Vertrauensverlust wohl schlimmer als das eigentliche Vergehen. Eigentlich weiß bis heute wohl niemand an dieser Schule, was damals wirklich passiert ist.

      Ich sag ja, unser Leben war schon immer extrem. Auch wenn das alles letztlich ein großes Missverständnis war, flogen wir von der Schule, und als wir nochmal hingehen und uns entschuldigen wollten, wurde die gesamte Schule evakuiert. Zum Glück hat sich wenigstens ein Lehrer für uns eingesetzt, sodass wir zumindest noch unsere Zeugnisse bekamen und auf einer anderen Schule neu anfangen konnten.

      Natürlich haben wir zu Hause brutal Ärger bekommen und unsere Eltern haben uns erstmal so ziemlich alles verboten. Trotzdem hatte das Ganze auch etwas Gutes, denn so hatten wir wenigstens Sommerferien, die wir bei einem normalen Schulwechsel nach Hessen nicht gehabt hätten. Und die Ferien waren doch die einzige Zeit, in der wir das Gefühl hatten, nicht unser ganzes Leben sinnlos zu verschwenden.

      Auch über den Kontrast zwischen unserem Gefühl in der Schule und draußen in der Natur hat Johannes ein ziemlich schönes Gedicht geschrieben:

       Die Ferien sind bald vorbei,

       die Schule beginnt, die ich hasse,

       denn in den Ferien merkte ich nebenbei,

       was ich in der Schulzeit alles verpasse.

       Egal ob’s regnet oder schneit,

       selbst beim schönsten Sonnenschein

       sperrt man uns die schönste Zeit

       des Tages in die Penne ein.

       Ein Blaukehlchen singt in den Feldern,

       wie gern wär’ ich hinausgegangen.

       Der Grünspecht ruft in den Wäldern,

       doch hält man mich am Schreibtisch gefangen.

       Ich weiß die Rehe auf den Wiesen

       bei diesem Sonnenschein.

       Wenn sie mich nur aus der Schule ließen,

       es könnte nicht schöner sein.

       Ein Fuchs schleicht durch das Schilf im Graben,

       doch ich kann ihn nicht sehen.

       Ich sitz an meinen Schulaufgaben,

       darf nicht nach draußen gehen.

      So froh wir darüber waren, von der Schule geflogen zu sein, waren wir doch plötzlich sehr allein. Ich hätte am liebsten die ganze Geschichte schnell vergessen und verdrängt … wenn da nicht jemand gewesen wäre, den ich gerne näher kennengelernt hätte. Ich war ja gerade in dem Alter, in dem Mädchen plötzlich interessant wurden, und da kam dieser Schulwechsel denkbar unpassend. Mit den Freunden, die wir damals in der Heimschule gehabt hatten, hatten wir nicht mehr viel zu tun. Denn weil die Schule so weit entfernt lag, hatten wir nur noch sehr wenig Zeit gehabt, um uns im Real Life mit Leuten zu treffen oder Aktionen zu starten.

      Schon immer hatten wir uns für die Natur interessiert, besonders für wild lebende Tiere. Klar ist es toll, exotische Tiere in fremden Ländern zu sehen, aber unsere eigene Tierwelt hier in Deutschland hat auch einiges zu bieten, stellten wir fest.

      Nachdem wir eine Spiegelreflexkamera bekommen hatten, fingen wir an, die Tiere nicht nur zu beobachten, sondern auch zu fotografieren und zu filmen. Wir nutzten jede freie Minute, um raus in die freie Wildbahn zu gehen – für mich war die unglaubliche Kreativität und Vielfalt in der Natur das Einzige, bei dem ich dachte, dass es so etwas wie eine höhere Intelligenz hinter alledem geben musste.

      Meistens waren wir im Naturschutzgebiet der renaturierten Landbachaue bei Bickenbach, dem Pfungstädter Moor und Umgebung unterwegs, und es war wirklich staunenswert, was man tatsächlich direkt vor der eigenen Haustür an tollen Entdeckungen und Beobachtungen machen kann.

      Irgendwie hatte unser Leben zwei Seiten. Einmal war es diese extreme, verrückte, abenteuerlustige und risikofreudige Seite, auf der anderen sehnten auch wir uns nach Ruhe und Anerkennung. Vielleicht war das der Grund, warum wir es so genossen, stundenlang im Moor zu sitzen, um einem Eisvogel beim Fischfang zuzuschauen, oder um fünf Uhr morgens aufstanden, um kleine Füchse zu beobachten.

      So richtig erfüllt hat uns aber keins von beidem. Irgendwie war da die Sehnsucht, ein wirklich sinnvolles Leben zu führen; die Sehnsucht, einen Sinn im Leben zu finden, ohne wertvolle Lebenszeit dabei zu verschwenden. Aber was konnte uns das geben, wenn es uns weder durch die verrücktesten Experimente noch durch die Ruhe in der Natur gelang?

      MEINE WELT BRICHT ZUSAMMEN

      So war das nicht geplant

      Ein Jahr nach dem Schulwechsel war wieder alles bestens in unserem Leben. Wir hatten neue gute Freunde gefunden und waren in eine Klasse gekommen, die uns ohne unsere seltsame Vergangenheit in der letzten Schule kannte. Wir hatten uns gut angepasst, und das erste Mal im Leben habe ich mich sogar immer mehr darauf gefreut, in die Schule zu gehen.

      Nach und nach wurden wir mit unserem Hobby, den Tier- und Naturfilmen, immer erfolgreicher, haben Preise, Workshops, Reisen und Preisgelder gewonnen und Hunderte unserer DVDs über die heimische Tierwelt verkauft.

      Das erste Mal deutlich bemerkt, dass etwas nicht stimmt, habe ich, als wir im Herbst 2013 mit unseren Eltern an der Ostsee waren, zu einer Preisverleihung auf einem großen Filmfestival. Es war ein richtig schöner Urlaub. Die Natur leuchtete in den schönsten Farben des späten Sommers. Wir hatten alle Fahrräder dabei, und ich habe noch genau das Bild vor Augen, wie wir als Familie über die scheinbar endlosen Deiche der Ostsee gefahren sind. Von Weitem konnte man unsere fünf Falträder sehen, die wir vorher zusammen mit unserem Vater aus alten Teilen zusammengebaut hatten.

      Es war ein schöner Abend, die Sonne ging am Horizont unter, die Luft roch salzig nach Meerwasser. Eigentlich war alles so perfekt. Aber eben nur eigentlich. Was niemand wusste und ich auch niemandem sagte, war, dass ich schon seit Wochen immer schlechter Luft bekam, dass ich Tag für Tag an Kraft verlor. Es fühlte sich an, als wäre ein großer Stein in meine Lunge gefallen, der verhinderte, dass ich ganz einatmen konnte.

      Als wir nun hier mit unseren Fahrrädern gegen den Wind ankämpfen mussten, merkte ich ganz deutlich, dass etwas nicht stimmte. Normalerweise wäre ich vorneweg gefahren, jetzt hing ich hinten dran und hatte Mühe, mit den anderen mitzuhalten.

      Aber СКАЧАТЬ