Die Führungskraft als Influencer. Barbara Liebermeister
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СКАЧАТЬ aufgebaut werden kann, wenn die Follower den Menschen hinter dem Content erkennen. Zudem funktioniert eine Produktplatzierung nur dann, wenn sie dosiert erfolgt und in den Kontext des Influencers passt, also nicht künstlich »aufgesetzt« wirkt. Es ist wie in der Führung: Die tatsächliche Glaubwürdigkeit wird nur durch eine Vorbildfunktion erreicht, die eine gewisse Nähe zu der Person und Erfahrung mit ihrem Verhalten voraussetzt. Das heißt, dass der jeweilige Influencer zum einen ausreichend über sich selbst preisgibt und außerdem das Produkt tatsächlich nutzt und von seinen Erfahrungen im Guten wie im Schlechten berichtet. Er teilt also seine persönlichen Erfahrungen mit. Eine Führungskraft wird beispielsweise mit ihrer Meinung, dass sich der Mensch nicht durch das Smartphone steuern lassen sollte, nur dann als »authentisch« wahrgenommen, wenn sie selbst in Meetings das Gerät ausschaltet oder sich nicht davon stören lässt. Follower – in diesem Fall die Mitarbeiter – beobachten sehr genau, was der Influencer tut, bevor sie ihm im wörtlichen oder übertragenen Sinne folgen.

      »In unserer Studie wollten wir bewusst untersuchen, welche Unterschiede es zwischen bereits vorher prominenten und rein im Netz entwickelten Digital-Stars gibt und wo die jeweiligen Erfolgsfaktoren liegen«, erläutert Julian Kawohl von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin die Herangehensweise seines Teams an eine Studie über die Funktionsweise verschiedener Plattformen.

      In der Analyse von über 2300 Beiträgen über den Zeitraum von einem Monat hinweg fanden die Forscher heraus, welches Vorgehen auf den Social-Media-Plattformen Facebook und Instagram mehr Follower, höhere Interaktion mit der Community und Attraktivität für Unternehmen verspricht.11

      Eine solche Analyse ist genau das, was wir auch als Führungskraft brauchen! Denn die Mechanik und die Mittel sind übertragbar. Ich kann meine Mitarbeiter als meine Follower betrachten, denen ich persönlich einen großen Nutzen bringe und dadurch eine starke Beziehung aufbaue. »Werbung funktioniert immer dann, wenn die Verbindung zwischen Marke und Person passt, einzelne Produkte dezent in die Inhalte integriert und die Frequenz sorgfältig dosiert werden«, so Julian Kawohl weiter. »Wenn das erfüllt ist, kann ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit und Authentizität ausgestrahlt werden.«

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      Der Influencer bietet seiner Zielgruppe grundsätzlich einen Mehrwert, einen konkret erkennbaren Nutzen, indem er seine persönlichen Erfahrungen weitergibt.

      An dieser Stelle liegt mir ein Hinweis sehr am Herzen: Wenn wir hier von »influence«, also »Einfluss« oder auch »Beeinflussung« sprechen, ist damit nicht gemeint, dass Menschen zu etwas überredet werden sollen. Es geht nicht darum, wie wir andere Menschen manipulieren oder rhetorisch überlisten. Insofern ist dieses Buch auch nicht als rhetorische Trickkiste zu verstehen. Wir sprechen auch nicht davon, wie du anderen heimlich deinen Willen überstülpst. Was du hier stattdessen findest, ist eine Betrachtung von Führungsstilen, -kulturen und -prinzipien erfolgreicher Unternehmen und Führender. Mein Ziel ist aufzuzeigen, was diese Unternehmen anders machen als andere und inwiefern diese Vorgehensweisen als Module in die Führung oder Führungskultur deines Unternehmens und in die Führungspraxis eingebettet werden können.

      Ich will erreichen, dass du als Führungskraft den digitalen Wandel mit deinem Team als spannende, aber zu bewältigende Aufgabe verstehst und Spaß daran hast, mit deinem Team gemeinsam neue Wege zu beschreiten.

      Ich möchte, dass du ein Bewusstsein dafür entwickelst, wie du deine Einstellung zu Mitarbeitern, zur Zusammenarbeit und schließlich zu der ganzen neuen Arbeitswelt aus freier Entscheidung ändern kannst, wenn du dich dafür entscheidest – und zwar so, dass alle davon profitieren.

       Influencer werden – das große Ziel einer neuen Generation von Führungskräften

      Nicht umsonst genießt der sogenannte Influencer einen veritablen Hype. Man findet im Internet überall regelrechte Anleitungen, wie man möglichst schnell zum Influencer wird und welche Macht man dadurch genießt.

      Falls du dich schon gefragt hast, was aus unserem Trip nach Barcelona geworden ist: Inzwischen sind wir gelandet. Und nun möchte ich dich zu unserem ersten sehr erfolgreichen Influencer einladen: Veeva Systems!

      Am Flughafen begrüßt mich freudig meine Tochter – mit einem Blumenstrauß aus bunten Marshmallows! Endlich: Vier Monate haben wir uns nicht in natura gesehen. Zum Glück leben wir im digitalen Zeitalter, und ich konnte die anhaltende Euphorie über ihren neuen Arbeitgeber digital mitverfolgen. »Mama, das ist ein Unternehmen, bei dem ich mir vorstellen könnte, in Rente zu gehen« – diesen und ähnliche Sätze hörte ich von der ersten Minute an von ihr, und diese Stimmung hält noch immer an. Wir kommen gleich darauf zurück.

      In einem malerischen Restaurant, wo es angeblich das beste Thunfischtatar in ganz Barcelona gibt, bekomme ich einen detaillierten Einblick in ihren Arbeitsalltag der letzten Wochen, begleitet von permanentem Augenleuchten. Ich kann es nicht leugnen: Zwischendurch frage ich mich als Mutter schon beinahe, womit ich nach all den Jahren wohl noch eine solche Stimmung bei meinem Kind aufkommen lassen könnte …

      Bei Veeva, so berichtet sie mir, ist jeder von morgens bis abends mit Leidenschaft am Arbeiten. Einige Kollegen machen sich trotz ihrer hohen Qualifikation sogar Sorgen, ob ihre Leistungen wirklich gut genug sind, damit sie dieses Spitzenunternehmen in angemessener Weise unterstützen können. Auch hochrangige Vorgesetzte agieren mit Neuankömmlingen auf Augenhöhe. Letztere bekommen sogenannte »Buddies«, also »Kumpels«, zur Verfügung gestellt, die sie im übertragenen Sinn an die Hand nehmen und sich um alle Fragen und deren Wohlbefinden kümmern. Die kooperative Kultur wird dadurch auf einer sehr persönlichen Ebene gelebt.

      Manches, was ich da zu hören bekomme, lässt mich aufhorchen: Ich erfahre, dass der 42-jährige Chef den Müll schon mal selbst nach unten bringt. Begeisternd finde ich auch, wie selbstverständlich alle Kollegen unterschiedlichster Herkunftsländer freundschaftlich miteinander umgehen. Unterstützung wird großgeschrieben: So wird Wert darauf gelegt, dass sehr konstruktives und wertvolles Feedback gegeben wird, keine belanglosen Motivationsfloskeln. Selbstverständlich scheint auch zu sein, dass die Freizeit häufig gemeinsam verbracht wird. Durch viele positive Signale – Stimmung, Kommunikation, Verhaltensweisen und Zuwendungen – wird stets Zusammengehörigkeit demonstriert. Mit all diesen Grundsätzen wird die Veeva-Familie permanent weiter aufgebaut. Nach all dem kann ich es kaum erwarten, den Kollegenkreis meiner Tochter gleich morgen persönlich kennenzulernen!

      Bei strahlendem Sonnenschein betrete ich am nächsten Morgen das Büro inmitten von Barcelona, nur wenige Straßenbahn-Stationen von der Wohnung meiner Tochter entfernt. Wir fahren per Lift in den siebten Stock und stehen alsbald vor einer Glastür, hinter der in Knallorange das VEEVA-Logo prangt. Und nicht nur das Logo!

      Kaum betreten wir die Büroetage, umgibt mich augenblicklich eine mit Händen greifbare, prickelnde, quirlige und sehr engagierte Atmosphäre. Woran mache ich das fest? Wir sehen keine klassischen Büroräume, sondern vielmehr einen großen Raum, der umgeben ist von einer umseitig laufenden Terrasse mit Ausblick über ganz Barcelona. In der Küche nimmt den meisten Platz ein Tischkicker ein! Die Möglichkeiten der kreativen Arbeitsgestaltung werden auch aktiv in den Arbeitsalltag integriert: Einige sitzen hoch konzentriert an ihrem Rechner (dem Großraumbüro geschuldet tragen einige deshalb Kopfhörer). Andere telefonieren mit den weltweit verstreuten Kunden auf Englisch, der Unternehmenssprache. Wieder andere diskutieren mit einem Kollegen auf der Terrasse über ein Problem, bei dem sie nicht weiterkommen, vielleicht auf Spanisch, und finden eine Lösung, auf die sie alleine nicht gekommen wären. Zwei weitere sind gerade in einem gläsernen »Think Tank« ins Vieraugengespräch vertieft. Eine weitere Gruppe kickt im Vorbeigehen am Tischfußball ein paar Bälle ins Tor. Andere Kollegen meiner Tochter, von denen keiner älter ist als Anfang 30, stehen in kleinen СКАЧАТЬ