Über die Grenze. Майя Лунде
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Название: Über die Grenze

Автор: Майя Лунде

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783825162023

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СКАЧАТЬ viele Male zuvor hatte ich Jagd auf ihn gemacht, aber es war mir nie gelungen, ihn zu schnappen. Aber dieses Mal würde ich es schaffen. Ha! Ich würde dem grausamen Grafen nicht nur blutige Wunden, sondern auch ein blaues Auge verpassen. Dieses Mal würde ich ihn verprügeln, bis er nur noch ein kleines, um Gnade bettelndes Häufchen in der Ecke wäre.

      Ich lag ganz still und wartete. Aber plötzlich hörte ich etwas anderes, nicht Graf Schwarzblut. Ich hörte Stimmen. Sie kamen aus dem Keller. Hatte der Graf dort unten Verbündete?

      Es waren zwei Stimmen, ziemlich hell, die eine etwas dünner als die andere.

      Ich legte den Kopf auf den Boden und lauschte. Ich konnte keine Wörter unterscheiden, aber dort unten sprach jemand, ganz klar.

      Ich schlich mich in den Flur, öffnete die Kellertür und ging leise die Treppe hinunter – ganz vorsichtig, um mich an das Halbdunkel zu gewöhnen. Jetzt hörte ich die Stimmen deutlicher, ein leises Plaudern. Und weinte da nicht auch jemand?

      Unter meinem Fuß knarrte plötzlich laut eine Treppenstufe. Sofort schwiegen die Stimmen.

      Ich beeilte mich, in den Keller hinunterzukommen. Hier befanden sich die Wäschemangel, Werkzeug und lauter altes Zeug. Aber von den Eigentümern irgendwelcher Stimmen keine Spur.

      Die Haut auf meinen Armen kribbelte. Ich blieb stehen. Nicht ein Laut.

      Ganz hinten gab es eine verschlossene Tür. Dahinter lag ein kleinerer Raum, in dem die Kartoffelhorde und die Marmeladengläser standen und wo der Speisenaufzug startete.

      Langsam näherte ich mich der verschlossenen Tür. Wenn tatsächlich jemand gesprochen hatte, und daran gab es keinen Zweifel, musste er oder sie da drinnen sein.

      Auf einmal ging in der Etage über mir die Haustür auf und ein Paar Absätze klicker-klackerten über die Holzdielen im Flur.

      »Hallo? Ist jemand zu Hause?«

      Es war Mama, die früher als gewöhnlich von der Arbeit in der Arztpraxis nach Hause gekommen war. Das passte im Grunde genommen ziemlich schlecht.

      Ich blieb eine Weile stehen. Wenn ich die Verbündeten von Graf Schwarzblut im Keller zu fassen kriegen wollte, musste ich sehr schnell sein.

      Aber Mama war schneller.

      Sie öffnete die Kellertür, und ihr Blick fiel auf mich.

      Im selben Moment kam sie die Treppe heruntergeschossen.

      Ich hatte keine Ahnung gehabt, dass sie so schnell laufen konnte!

      Aus irgendeinem Grund sah sie mich kaum an – ich glaube, sie bemerkte nicht einmal meine Haare.

      »Was machst du hier unten?« Sie griff nach mir und schob mich weg.

      »Hier hat jemand gesprochen.«

      »Unsinn! Komm sofort wieder mit nach oben!«

      »Aber die Stimmen?«

      »Nach oben, habe ich gesagt!«

      Mamas Stimme war aus Stahl. Ich wusste, dass gegen diese Stimme nichts auszurichten war. Ich musste warten, bis sie ihre normale Stimme wiederhatte.

      Ich trottete nach oben. Aber sie blieb unten stehen.

      »Kommst du nicht mit, Mama?«

      »Geh in dein Zimmer.«

      Ich betrat den Flur, ging aber nicht hoch in die erste Etage. Stattdessen verbarg ich mich hinter der halb geöffneten Tür, sodass sie mich nicht sehen konnte. Von dort aus beobachtete ich, was sie tat.

      Zuerst stand sie ganz still. Gedankenverloren blickte sie sich um. Dann ging sie zu einem großen Schrank in der Ecke. Sie kickte ihre Klackerschuhe zur Seite und begann, den Schrank zur geschlossenen Tür zu ziehen. Offenbar war das ziemlich schwer, denn sie keuchte laut und ihre Haare hingen wirr zur Seite. Sonst war Mama immer frisch gekämmt und gebügelt, mit Lippenstift auf den Lippen – und nie auf den Zähnen.

      Bald hatte sie den Schrank bis zur Tür bewegt. Sie stellte ihn direkt davor, sodass die Öffnung vollständig verdeckt war und niemand sehen konnte, dass sich dort eine Tür befand. Dann nahm sie die Schuhe in die Hand und ging schnell die Treppe hoch.

      Ich schnellte vor und hoffte, sie würde nicht merken, dass ich spioniert hatte. Zum Glück machte sie nicht den Eindruck.

      Erst jetzt sah sie mich richtig an.

      »Ich habe mir ein bisschen die Haare geschnitten«, sagte ich – für den Fall, dass sie sich fragte, was passiert war.

      »Gerda …«, sagte sie, merkwürdigerweise nicht mit ihrer Stahlstimme. Ihre Stimme klang eher nach Baumwolle. »Ist doch ganz schön, oder?« Ich versuchte, sie anzulächeln.

      Sie lächelte nicht zurück, nahm nur meinen Arm und schob mich Richtung Küche, ohne ein Wort zu sagen.

      Komisch, dass sie nicht wütend wurde. Es schien, als würde sie an etwas anderes denken. Und das tat ich auch. Ich dachte an die Stimmen. Wer sprach da unten im Keller? Waren es dieselben, die Lebensmittel aus unserer Speisekammer stahlen?

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       Ein merkwürdiges Mittagessen

      Das Mittagessen an diesem Tag war irgendwie merkwürdig. Aber es war nicht das Essen selbst, das merkwürdig war. Erst zum zweiten Mal in dieser Woche gab es – wie gesagt – gebratene Steckrüben, etwas ganz Gewöhnliches also. Und dazu Kartoffeln. Es gab immer Kartoffeln.

      Das Merkwürdige waren Mama und Papa. Sie waren nicht böse darüber, dass ich Otto geschubst hatte. Und auch nicht darüber, dass ich mir die Haare abgeschnitten hatte. Sie waren nur schweigsam. Keiner von beiden setzte sich ordentlich hin. Sie aßen schnell, auf der äußersten Kante des Stuhls. Hin und wieder warfen sie sich einen ausdruckslosen Blick zu. Und wenn Autos vorbeifuhren, zuckten sie ein bisschen zusammen.

      Plötzlich zuckten sie sehr zusammen. Denn eines der Autos fuhr nicht vorbei, sondern hielt auf dem Hof an.

      Kurze Zeit später klingelte es an der Tür.

      Otto und ich sprangen beide vom Tisch auf und erreichten gleichzeitig die Haustür. Draußen stand Johan. Im Auto hinter ihm saß Herr Dypvik, sein Vater, den wir alle nur Dypvik nannten. Aus dem Autofenster stieg Zigarettenrauch auf.

      Johan zeigte, was er in der Hand hielt.

      »Das ist ganz neu.«

      »Oh«, sagte Otto. »Schön.«

      Es war ein glänzendes Fahrtenmesser, richtig klasse, mit frisch poliertem Holzgriff und einer scharfen Klinge.

      »Wollen wir Münzen ditschen?«, fragte Johan.

      »Ja!«, sagte Otto.

      Das Messer war wirklich schön СКАЧАТЬ