Wunsch Traum Fluch. Frances Hardinge
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Название: Wunsch Traum Fluch

Автор: Frances Hardinge

Издательство: Bookwire

Жанр: Книги для детей: прочее

Серия:

isbn: 9783772540332

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СКАЧАТЬ gelegen hatte, für ihn ausgebreitet hatte. Dann ließ er sich grinsend darauf nieder, als ob zu Hause nicht die elterliche Inquisition auf ihn warten würde, wenn er, triefend wie eine ersoffene Ratte und mit Rost unter den Fingernägeln, heimkam.

      Er hatte es geschafft. In diesem Augenblick hätte Ryan sich zwischen Josh und eine tödliche Kugel geworfen, hätte ihn mit seinem Körper abgeschirmt. Er wäre ihm durch die Wüste gefolgt oder für ihn durch einen von Blutegeln wimmelnden Sumpf gewatet. Ryan kuschelte sich in seine Gefühlsaufwallung, während Chelle redete und Josh sich die Sonnenbrille mit ihrem Tempo abwischte. Mit einem Mal hätte er sich am liebsten einer großen Gefahr gegenübergesehen oder einem schier unüberwindlichen Hindernis, um sich seines Helden würdig zu erweisen, und er war so gänzlich von diesem Wunsch erfüllt, dass er das Gefühl hatte, er würde sein Herz zum Platzen bringen, wie eine Kastanie ihre Schale.

      Hätte Ryan zu diesem Zeitpunkt bereits so viel über Wünsche gewusst wie später, wäre er mit seinen Gedanken viel vorsichtiger umgegangen.

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      Die ersten zarten Zeichen einer Veränderung machten sich etwa eine Woche nach der Plünderung der Magwhite-Quelle bemerkbar. Ryan war der Erste, dem etwas auffiel, aber das war nichts Besonderes. Ryan sah die meisten Dinge früher als andere.

      Eines Morgens erwachte er mit dem Eindruck, dass ihm gerade ein Traum entglitten war. Zurück blieb ein unbehagliches Gefühl, als wäre in dem Moment, in dem er dem Schlaf entkam, eine kalte Hand aus seiner geschlüpft. Dann wurde sein Kopf klar und die feuchtkalte Empfindung verschwand. Er roch Kaffee und wusste sofort, dass das Haus wieder kurz davor stand, belagert zu werden.

      Seine Mutter hatte eine strenge Routine für die Tage entwickelt, an denen jemand kam, um ein Interview mit ihr zu führen. Sie glaubte fest daran, dass ein Haus nur dann einladend und gleichzeitig elegant wirkte, wenn es von dem Duft frisch gemahlenen, kostspieligen Kaffees erfüllt war. Unten im Erdgeschoss – in der Küche, im Wohnzimmer und im Wintergarten – brummten sich drei Kaffeemaschinen die Seele aus den Gehäusen.

      Ryan griff nach seiner Brille und ertastete nur ein leeres Etui. Also war seine Mutter bereits in seinem Zimmer gewesen.

      Als er mit dem Handrücken gegen das Glas Wasser stieß, das jede Nacht neben seinem Bett stand, kam ein Teil der Erinnerung an den Traum zurück. Diese Erinnerung roch nach Gewächshaus, nach feuchten Flecken an der Wand. Sie fühlte sich kalt und silbrig an, und da wusste Ryan, dass er wieder vom Glashaus geträumt hatte.

      Etwa dreimal im Jahr träumte Ryan von diesem Glashaus, und zwar seit er denken konnte. Er hatte nie jemandem davon erzählt. Tatsache war, dass die Glashausträume eine merkwürdige, irgendwie säuerliche Spur in seinem Geist hinterließen und er sie immer so schnell wie möglich vergessen wollte. Diesmal allerdings kam ihm die verweilende Erinnerung irgendwie feuchter vor als sonst, als ob sich Tau darauf abgesetzt hätte.

      Er kämpfte sich aus dem Bett und tastete sich zur Treppe und dann die Stufen hinunter ins Wohnzimmer. Sein Vater schaute von seinem Kreuzworträtsel auf, als Ryan durch die Tür taumelte.

      «Hallo. Wo ist deine Brille?»

      «Ich glaube, Mum hat sie», sagte Ryan.

      «Oh nein, nicht schon wieder.» Sein Vater blickte über die Schulter in Richtung Küchentür und entschied wie üblich, dass seine Stimme allein – ohne den Rest seines Körpers – die Distanz überwinden konnte. «Anne!», schrie er.

      «Schon gut», sagte Ryan hastig. «Mum mag es nicht, wenn man sie beim Kaffeevernebeln stört.»

      «Anne!», schrie sein Vater noch einmal. «Unser Sohn läuft blind die Treppe hoch und runter und wird sich dabei wahrscheinlich den Hals brechen. Wäre es zu viel verlangt, wenn wir versuchen, unser Kind nicht umzubringen? Wir haben nämlich nur das eine.»

      Das leise Zischen einer Sprühflasche war zu hören, dann die Stimme von Ryans Mutter: «Sag ihm, er soll seine Kontaktlinsen einsetzen, Jonathan. Er muss sich an sie gewöhnen.»

      «Ganz besonders, wenn die Gefahr besteht, dass er einem Fotoapparat vor die Linsen laufen könnte, nicht wahr?», schrie Ryans Vater. Ryan war bewusst, dass andere Menschen dafür sorgten, im selben Zimmer zu sein, bevor sie miteinander sprachen. Seine Eltern allerdings fanden es völlig normal, Gespräche zu führen, wenn sie sich an entgegengesetzten Enden des Hauses befanden. Diese Gespräche waren naturgemäß recht lautstark. Im Übrigen gaben sie dieser Gewohnheit nicht nur in ihren eigenen vier Wänden nach. «Über welches deiner Opfer wirst du denn heute befragt?»

      «Jonathan, du sollst nicht ‹Opfer› sagen!»

      Ryan gab sich alle Mühe, die Leute, über die seine Mutter schrieb, nicht als Opfer zu betrachten. Manchmal war das ziemlich schwer. Sie war eine «inoffizielle Biografin», was zu bedeuten schien, dass man sich viel Mühe geben und alle Hebel in Bewegung setzen musste, um Prominente auf Partys kennenzulernen und dann über sie zu schreiben, ohne sie um Erlaubnis zu bitten. Die Titel der Bücher seiner Mutter waren in glänzenden Buchstaben vorne auf den Einband gedruckt, und hinten standen Worte wie «sensationell» und «schonungslos», und die Prominenten waren meistens gar nicht glücklich darüber. Eine Künstlerin namens Pipette Macintosh war so erbost gewesen, dass sie die Hecke vor Ryans Haus mit einer Sprühdose pink eingefärbt hatte. Ryans Mutter wiederum hatte sich äußerst erfreut gezeigt, weil das bedeutete, dass noch mehr Journalisten um Interviews baten.

      «Aber wenn du es genau wissen willst: Vorhang auf! will mit mir über das Buch reden, das ich im Augenblick über Saul Paladine schreibe. Du weißt schon, der Schauspieler.»

      «Ach der.» Ryans Vater war Theaterkritiker, obwohl er Jura studiert hatte und auch beinahe sein Examen bestanden hätte. Ryan war der Meinung, dass aus seinem Vater ein vorzüglicher Anwalt geworden wäre, groß, adrett und gut aussehend, wie er war. Er hätte sich fabelhaft gemacht in einer scharlachroten Robe mit einer blendend weißen Perücke, vor den Geschworenen auf und ab schreitend, um dann innezuhalten und sie mit einem langen, verschwörerischen Zwinkern zu beglücken. Man hatte oft den Eindruck, dass er seine Worte so wählte, als wollte er jemanden, den außer ihm niemand sehen konnte, mit seinem Humor beeindrucken.

      «Rattert seinen Text wie ein Postbote herunter», murmelte Ryans Vater. Er war nun in dramatische Gedanken versunken, und Ryan war ihm aus dem Sinn entschlüpft. Der wusste, wann sein Stichwort gefallen war, und glitt aus dem Zimmer, und zwar wortwörtlich. Die Böden des Flurs, des Wohnzimmers und der Küche bestanden aus polierten Holzpaneelen, deren Faserlinien in eine Richtung wiesen. Ryan hatte schon vor langer Zeit festgestellt, dass er auf Socken auf diesen Linien entlangschlittern konnte.

      Auf einem Fuß rutschend, glitt er in die Küche und musste sich mit der Hand an der Wand abstützen, um das Gleichgewicht zu halten. Die Wand war feucht von Kaffeedampf, und wieder berührte ihn der Traum mit kalten Fingern. Ganz kurz dachte er an eine Wand aus tropfnassem Glas, gegen die er die Hand drückte. Sein Traum-Ich war, wie er sich vage erinnerte, mit einem Gefühl der Unruhe und Dringlichkeit durch das Glashaus gehastet …

      Doch als er blinzelte, sah er, dass sich die Küche keineswegs in Glas verwandelt hatte, selbst wenn die Konturen ein wenig verschleiert waren. Seine Mutter stand an einem Tisch und zupfte und ruckte an einer Orchidee in einer Vase herum, als ob sie den Sonntagsanzug eines kleinen Kindes richten würde. Ihr Gesicht war für ihn nur ein verschwommener Schemen, aber er sah, wie ihr langes, schwarzes Haar schwang und schaukelte, als sie mit einer kurzen und knappen Bewegung den Kopf schüttelte, wie so oft, wenn sie ungeduldig oder aufgeregt СКАЧАТЬ