Der unschickliche Antrag. Andrea Camilleri
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Название: Der unschickliche Antrag

Автор: Andrea Camilleri

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: E-Book-Edition ITALIEN

isbn: 9783803141736

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СКАЧАТЬ Drei Briefe hab ich an den Präfekten geschrieben und ihn um Auskünfte gebeten, und da hat er sich gleich künstlich aufgeregt.«

      »Ich glaube nicht, daß das allein ausschlaggebend ist. Commendatore Parrinello ist mir ernsthaft besorgt vorgekommen.«

      »Die sollen sich doch beide in den Arsch ficken lassen, der und Seine Exzellenz!«

      »Hören Sie, ich hab Ihnen schon mal gesagt, daß ich säuische Ausdrücke …«

      »Na gut, dann bitte ich um Verzeihung und komme zum Grund meines Besuches. Schließlich bin ich ja nicht meinetwegen hier, Signor Giacomino. Ich bin hier wegen Ihres Bruders Sasà.«

      »Hören Sie mir ja auf mit Sasà.«

      »Das kann ich nicht! Wenn ich’s bloß könnte! Hier geht’s um Freundespflicht!«

      »Hören Sie …«

      »Nein, jetzt reicht’s, jetzt hören Sie mir zu. Ich muß Sasà warnen, daß ihn jemand sucht, der ihm das Fell über die Ohren ziehen will.«

      »Aber wieso denn?«

      »Was heißt das, wieso denn? Spielen Sie jetzt den Ahnungslosen, oder was? Ja, wissen Sie denn nicht, daß Ihr Bruder Sasà die halbe Welt in den Arsch gefickt hat? Wissen Sie nicht, daß er ganz Sizilien Geld schuldet?«

      »Das weiß ich. Aber er begleicht seine Schulden regelmäßig. Die sollen Geduld haben und warten, früher oder später kriegen die ihr Geld schon zurück.«

      »Bringen Sie mich doch nicht zum Lachen, Lachen schlägt mir auf die Leber! Dann wissen Sie also auch nicht, daß Ihr Bruder Sasà, jeden, ganz gleich wen, um sein Geld betrügt, ganz nach Lust und Laune? Auch Nino Longhitano, den Bruder von Commendatore Don Lollò, hat er um zweitausend Lire geprellt.«

      »Oh, der Wichser, der verdammte Wichser.«

      »Was denn, so unflätig? Nehmen Sie jetzt etwa säuische Ausdrücke in den Mund?«

      »Ausgerechnet den Bruder von Don Lollò Longhitano mußte diese Gurke von Sasà um zweitausend Lire prellen? Da frag ich mich doch und sag: Bruder mein, gebenedeiter, mußtest du denn ausgerechnet da, wo das Feuer brennt, reintappen?«

      »Was wollen Sie da machen? So ist er eben. Aber Sie wissen sehr gut, daß Commendatore Longhitano jemand ist, mit dem man nicht scherzen darf. Er will, daß sein Bruder Nino honoriert wird. Ich habe von Sasà nur seine alte Adresse in Palermo, die an der Piazza Dante, die neue hat er mir noch nicht schreiben können. Wenn ich warte, bis er sie mir schreibt, kann es womöglich zu spät sein.«

      »Heilige Madonna! Zu spät wofür?«

      »Für das, was Sie ganz richtig verstanden haben. Commendatore Longhitano läßt Sasà nicht nur das Fell über die Ohren ziehen, sondern ihm das Laster womöglich ein für allemal austreiben! Es ist an Ihnen, verehrter Signor Giacomino La Ferlita, ob Sie das Leben Ihres Bruders auf dem Gewissen haben wollen oder nicht.«

      »Gut, dann schreib ich ihm gleich heute noch.«

      »Was wollen Sie?«

      »Ihm schreiben.«

      »Was geht eigentlich in Ihrem Kopf vor? Sie greifen zum Federhalter und schreiben! Zunächst mal wissen wir doch gar nicht, wann der Brief ihn erreicht, stimmt’s? Ist doch gut möglich, daß der Brief von Vigàta nach Palermo eine Woche braucht. Und dann ist es zu spät. Und danach, wenn die Fakten Fakten sind und die Carabinieri zur Tatortbesichtigung kommen, entdecken sie Ihre wunderschöne Warnung. Dann können Sie sich Ihre Karriere in der Präfektur in die Haare schmieren. Sobald Sie sich aber entscheiden, mir zu sagen, wo zum Teufel Sasà sich aufhält, nehm ich den Zug und besuch ihn. Begreifen Sie doch, Signor La Ferlita: Ich selber setze meine Existenz aufs Spiel, um Sasà zu helfen. Geben Sie sich einen Ruck!«

      »Na, gut. Mein Bruder Rosario wohnt auf dem Corso Tukory, auch in Palermo. Nummer fünfzehn, bei Familie Bordone.«

      »Das hat aber lange gebraucht! Wo zum Teufel geht es raus aus diesem Scheißlabyrinth?«

B (Polizeipräsident – Commendatore Parrinello)

      »Ich danke Ihnen, lieber Commendatore Parrinello, daß Sie meiner Bitte zu kommen so schnell entsprochen haben.«

      »Dazu bin ich doch da, Herr Polizeipräsident.«

      »Ich komme gleich zum Punkt. Ich verhehle Ihnen nicht, wie sehr der Brief Seiner Exzellenz, des Präfekten Marascianno, mich aufgeregt hat. Hier, schauen Sie ihn sich selbst an.«

      »Ich kenne ihn bereits. Der Präfekt hat die Güte, mir alles zu lesen zu geben, was er schreibt. Sogar seine Gedichte.«

      »O Gott, er schreibt Verse?«

      »Jawohl. Für seine gottselige Gattin.«

      »Die erste.«

      »Was für eine erste, mit Verlaub?«

      »Seine erste Gattin, natürlich. Die, die gestorben ist. Die zweite ist doch mit irgend einem durchgebrannt.«

      »Verzeihen Sie mir, Herr Polizeipräsident, ich verstehe nicht ganz. Soweit ich weiß, ist Seine Exzellenz nur ein einziges Mal verheiratet gewesen. Dann wurde er Witwer.«

      »Aber wenn er es mir doch selbst geschrieben hat! Haben Sie diesen verdammten Brief nun gelesen oder nicht?«

      »Geben Sie ihn mir kurz her. Nein, diesen Brief hat er mir nicht gezeigt. Es ist eindeutig, daß er einen Brief geschrieben und einen anderen abgeschickt hat.«

      »Wollen wir nicht erst mal ein bißchen Klarheit schaffen? Ihrer Meinung nach ist die Geschichte mit seiner zweiten, der treulosen Gattin also völlig frei erfunden?«

      »Ich würde sagen, ja. Jedenfalls hat er mir immer gesagt, er sei Witwer, und Punkt und Schluß.«

      »Hören Sie, kümmern wir uns nicht weiter um diese Angelegenheit. Ich werde Nachforschungen anstellen lassen, dann wird sich die Sache klären. Allerdings gießt diese Phantasterei mit der hypothetischen treulosen Gattin nur noch weiteres Öl ins Feuer.«

      »Tja.«

      »Und im Büro, wie benimmt er sich da?«

      »Was soll ich sagen? Zwei, drei Tage ist er ruhig, dann, urplötzlich, rastet er aus.«

      »Wie bitte?«

      »Er explodiert, redet wirres Zeug, im wahrsten Sinn. Manchmal drückt er sich mir gegenüber mit Fratzen aus, dabei fällt kein einziges Wort.«

      »Sie meinen, er macht sich durch Grimassenschneiden verständlich?«

      »Nein, Herr Polizeipräsident, unter Fratze verstehen wir hier, wie soll ich sagen, die Kabbala. Und um ihn zu verstehen, behelfe ich mir dann mit einem wertvollen Büchlein des Cavaliere De Cristallinis, das vor rund zwanzig Jahren in Neapel veröffentlicht worden ist. Einer Fratze eben.«

      »O mein Gott. Sagen Sie mir, hatten die Postulanten, ich meine die, die mit dem Präfekten sprechen, Gelegenheit, etwas zu erahnen?«

      »Der СКАЧАТЬ