Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 52

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

isbn:

СКАЧАТЬ ihm Vau­que­lin folg­te. »Aber um die­ses Öl, das Co­ma­gen-Es­senz hei­ßen soll, zu lan­cie­ren, sind große Mit­tel er­for­der­lich …«

      »Es­senz und Co­ma­gen sind zwei Wor­te, die nicht pas­sen. Nen­nen Sie Ihr Kos­me­ti­kum doch Bi­rot­teau-Öl. Und wenn Sie sich nicht mit Ihrem Na­men her­aus­stel­len wol­len, so wäh­len Sie ir­gend­ei­nen an­dern. Aber das ist ja die Dres­de­ner hei­li­ge Jung­frau. Ei, Herr Bi­rot­teau, wol­len Sie, daß wir uns in Feind­schaft tren­nen?«

      »Herr Vau­que­lin,« sag­te der Par­füm­händ­ler und er­griff die Hand des Che­mi­kers, »die­ses sel­te­ne Stück hat einen Wert nur durch die Be­harr­lich­keit, mit der ich da­nach ge­sucht habe. Ich muß­te ganz Deutsch­land da­nach durch­for­schen, um einen Avant la Lettre auf China­pa­pier auf­zu­trei­ben; da ich wuß­te, daß Sie es sich wünsch­ten, Ihre Tä­tig­keit ih­nen aber nicht ge­stat­te­te, es zu be­schaf­fen, so bin ich als Ihr Ge­schäfts­rei­sen­der auf­ge­tre­ten. Also neh­men Sie es an, nicht als einen schlech­ten Stich, son­dern als Ge­gen­stand mei­ner Mü­hen, mei­ner sorg­sa­men Nach­for­schun­gen und Maß­re­geln, die Ih­nen mei­ne un­be­grenz­te Er­ge­ben­heit be­zeu­gen sol­len. Ich hät­te ge­wollt, daß Sie sich ir­gend et­was ge­wünscht hät­ten, das ich aus ei­nem Ab­grund hät­te her­auf­ho­len müs­sen, um da­mit zu Ih­nen zu kom­men und zu sa­gen: Hier ist es! Leh­nen Sie es nicht ab. Es spricht so vie­les da­für, daß man uns ver­gißt; er­lau­ben Sie, daß wir alle, mei­ne Frau, mei­ne Toch­ter und mein künf­ti­ger Schwie­ger­sohn uns hier­mit Ih­nen vor Au­gen stel­len. Dann wer­den Sie, wenn Sie die hei­li­ge Jung­frau be­trach­ten, sa­gen: es gibt noch gute Men­schen, die an mich den­ken.«

      »Ich neh­me es an«, sag­te Vau­que­lin.

      Po­pi­not und Bi­rot­teau trock­ne­ten sich die Au­gen, so ge­rührt wa­ren sie durch den Ton der Güte, den der Aka­de­mi­ker sei­ner Ant­wort ver­lieh.

      »Wol­len Sie Ih­rer Güte noch die Kro­ne auf­set­zen?« sag­te der Par­füm­händ­ler.

      »Und wo­mit?« frag­te Vau­que­lin.

      »Ich habe ei­ni­ge Freun­de zu mir ge­la­den …« (er er­hob sich von den Ha­cken, nahm aber trotz­dem eine be­schei­de­ne Mie­ne an), »eben­so­sehr um die Be­frei­ung des Lan­des, als um mei­ne Er­nen­nung zum Rit­ter der Ehren­le­gi­on zu fei­ern …«

      »Ah«, sag­te Vau­que­lin er­staunt.

      »Vi­el­leicht habe ich mich die­ser al­ler­höchs­ten Aus­zeich­nung wür­dig er­wie­sen als Rich­ter am Han­dels­ge­richt und als Kämp­fer für die Bour­bo­nen auf den Stu­fen von Saint-Roch am 13. Ven­dé­mi­aire, wo ich von Na­po­le­on ver­wun­det wur­de. Mei­ne Frau gibt Sonn­tag in drei Wo­chen einen Ball, kom­men Sie doch auch hin. Er­wei­sen Sie uns die Ehre, an die­sem Tage mit uns zu di­nie­ren. Für mich wür­de das sein, als wenn ich das Kreuz zwei­mal er­hiel­te. Ich wür­de Ih­nen vor­her noch eine schrift­li­che Ein­la­dung zu­sen­den.«

      »Schön, ich wer­de kom­men«, sag­te Vau­que­lin.

      »Mein Herz will mir vor Freu­de sprin­gen«, rief der Par­füm­händ­ler aus, als sie auf der Stra­ße wa­ren. »Er wird zu mir kom­men. Ich fürch­te, ich habe ver­ges­sen, was er über das Haar sag­te, er­in­nerst du dich noch dar­an, Po­pi­not?«

      »Ja, Herr Bi­rot­teau, und in zwan­zig Jah­ren wer­de ich mich noch dar­an er­in­nern.«

      »Was für ein großer Mann! Was für ein Blick und was für ein durch­drin­gen­des Ver­ständ­nis!« sag­te Bi­rot­teau. »Eins, zwei, drei hat er uns­re Ge­dan­ken er­ra­ten und uns die Wege ge­zeigt, um das Ma­cassar­öl zu ver­nich­ten. Ah, es gibt nichts, was die Haa­re wie­der wach­sen macht, also lügst du, Ma­cassar! Po­pi­not, wir ha­ben ein Ver­mö­gen in der Hand. Mor­gen früh um sie­ben Uhr sind wir in der Fa­brik, da kom­men die Nüs­se und dann ma­chen wir Öl; er hat gut re­den, daß je­des Öl gleich gut ist, wenn das Pub­li­kum das wüß­te, dann wä­ren wir ver­lo­ren. Und wenn in un­serm Öl nicht et­was Nu­ß­ex­trakt und Par­füm drin wäre, wie könn­ten wir vier Un­zen da­von für drei bis vier Fran­ken ver­kau­fen?«

      »Sie be­kom­men den Or­den, Herr Bi­rot­teau?« sag­te Po­pi­not. »Wel­che Ehre für …«

      »Für den Han­dels­stand, nicht wahr, mein Kind?«

      Die tri­um­phie­ren­de Mie­ne Cäsar Bi­rot­te­aus, der sei­nes Er­fol­ges si­cher war, wur­de von den Kom­mis be­merkt, die sich un­ter­ein­an­der Zei­chen mach­ten, denn die Fahrt im Wa­gen, die fest­li­che Klei­dung des Kas­sie­rers und des Chefs hat­ten sie be­reits die wil­des­ten Ro­ma­ne kom­bi­nie­ren las­sen. Und Cäsars und An­selms zu­frie­de­nes Aus­se­hen, was durch di­plo­ma­ti­sche, zwi­schen ih­nen ge­wech­sel­te Bli­cke be­kräf­tigt wur­de, der hoff­nungs­vol­le Blick, den Po­pi­not zwei­mal auf Cäsa­ri­ne warf, lie­ßen ir­gend­ein schwer­wie­gen­des Er­eig­nis er­war­ten und be­stärk­ten die Kom­mis in ih­ren Ver­mu­tun­gen. In die­sem be­schäf­tig­ten und gleich­sam klös­ter­li­chen Le­ben nahm man an den kleins­ten Vor­fäl­len das­sel­be In­ter­es­se, wie es der Ge­fan­ge­ne sei­nem Ge­fäng­nis zu­wen­det. Die Hal­tung der Frau Kon­stan­ze, die den olym­pi­schen Bli­cken ih­res Man­nes mit zwei­feln­der Mie­ne be­geg­ne­te, ließ eine neue Über­ra­schung er­war­ten, denn in nor­ma­len Zei­ten hät­te Frau Kon­stan­ze zu­frie­den sein müs­sen, weil alle Er­fol­ge im De­tail­han­del sie froh stimm­ten. Und au­ßer­ge­wöhn­li­cher­wei­se hat­te die­ser Tag eine Ein­nah­me von sechs­tau­send Fran­ken ge­bracht; es wa­ren meh­re­re äl­te­re Rech­nun­gen be­zahlt wor­den.

      11

      Das Spei­se­zim­mer und die Kü­che, die ihr Licht von ei­nem klei­nen Hof her er­hielt und vom Spei­se­zim­mer durch einen Kor­ri­dor ge­trennt war, auf dem eine in ei­ner Ecke des hin­te­ren La­dens an­ge­brach­te Trep­pe mün­de­te, la­gen im Zwi­schen­ge­schoß, wo sich frü­her Cäsars und Kon­stan­zes Woh­nung be­fand; das Spei­se­zim­mer, wo sie ihre Flit­ter­wo­chen ver­lebt hat­ten, mach­te da­her den Ein­druck ei­nes klei­nen Sa­lons. Wäh­rend des Es­sens hü­te­te Raquet, der zu­ver­läs­si­ge Haus­die­ner, den La­den, wenn aber der Nach­tisch auf­ge­tra­gen wur­de, gin­gen die Kom­mis wie­der hin­ab und lie­ßen Cäsar, sei­ne Frau und sei­ne Toch­ter ihre Mahl­zeit al­lein am Ka­min­feu­er be­en­den. Die­se Sit­te stamm­te von den Ra­g­ons her, bei de­nen die al­ten Her­kom­men und Ge­bräu­che, die im Han­dels­stan­de im­mer noch in Übung wa­ren, jene rie­si­ge Di­stanz zwi­schen ih­nen und den Kom­mis fest­hiel­ten, wie sie frü­her zwi­schen Meis­ter und Lehr­ling be­stand. Cäsa­ri­ne oder Kon­stan­ze be­rei­te­te dann dem Par­füm­händ­ler sei­ne Tas­se Kaf­fee, die er in ei­nem Lehn­stuhl am Ka­min trank. Wäh­rend die­ser Stun­de er­zähl­te Cäsar sei­ner Frau die klei­nen Ta­ge­s­er­eig­nis­se, wen er in Pa­ris ge­se­hen hat­te, was im Fau­bourg du Tem­ple pas­siert war und was er für Unan­nehm­lich­kei­ten in der Fa­brik ge­habt hat­te.

      »Lie­be Frau,« sag­te er, als die Kom­mis hin­un­ter­ge­gan­gen wa­ren, »heu­te СКАЧАТЬ