Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 237

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ die re­spekt­vol­le Ach­tung ent­ge­gen­ge­bracht, die eng­li­sche Fa­mi­li­en und ei­ni­ge ari­sto­kra­ti­sche Häu­ser des Kon­tin­ents dem Re­prä­sen­tan­ten ih­res Stamm­baums zu be­zeu­gen pfle­gen. Es ent­stand ein tie­fes Schwei­gen, und die Au­gen der Tisch­ge­nos­sen wa­ren ab­wech­selnd auf das schmol­len­de, hoch­mü­ti­ge Ge­sicht des ver­wöhn­ten Kin­des und auf Herrn und Frau von Fon­tai­nes erns­te Mie­nen ge­rich­tet.

      »Ich habe es mei­ner Toch­ter Emi­lie über­las­sen, über ihr Schick­sal sel­ber zu ent­schei­den«, war die Ant­wort, die der Graf in trü­bem Tone fal­len ließ.

      Die Ver­wand­ten und die Gäs­te be­trach­te­ten Fräu­lein von Fon­taine mit ei­nem Ge­misch von Neu­gier und Mit­leid. Die­ses Wort schi­en an­zu­kün­di­gen, daß die vä­ter­li­che Güte müde ge­wor­den war, ge­gen einen Cha­rak­ter an­zu­kämp­fen, den die Fa­mi­lie als un­ver­bes­ser­lich kann­te. Die Schwie­ger­söh­ne spra­chen lei­se mit­ein­an­der, und die Brü­der war­fen ih­ren Frau­en ein spöt­ti­sches Lä­cheln zu. Ihr al­ter On­kel war der ein­zi­ge, der, als al­ter See­mann, es wag­te, mit ihr eine Breit­sei­te zu wech­seln und ihre Lau­nen zu er­tra­gen, ohne daß er je­mals dar­um ver­le­gen war, ihr Feu­er zu er­wi­dern.

      Als es nach der Ver­ab­schie­dung des Etats durch die Kam­mer Früh­ling ge­wor­den war, flüch­te­te die Fa­mi­lie, ein ech­tes Ab­bild der par­la­men­ta­ri­schen Fa­mi­li­en von jen­seits des Kanals, die in al­len Ver­wal­tungs­zwei­gen drin ste­hen und zehn Par­la­ments­sit­ze zu ver­ge­ben ha­ben, wie eine Vo­gel­he­cke in die schö­nen Ge­gen­den von Aul­nay, Ant­ony und Cha­ten­ay. Der rei­che Ge­ne­ral­ein­neh­mer hat­te kürz­lich hier ein Land­haus für sei­ne Frau ge­kauft, die sich nur wäh­rend der Kam­mer­ses­sio­nen in Pa­ris auf­hielt. Ob­gleich die schö­ne Emi­lie das Bür­ger­pack ver­ach­te­te, ging die­se Emp­fin­dung doch nicht so weit, daß sie die An­nehm­lich­kei­ten ei­nes von Bour­geois zu­sam­men­ge­brach­ten Ver­mö­gens ver­schmäh­te; sie be­glei­te­te also ihre Schwes­ter in die kost­ba­re Vil­la, we­ni­ger aus Freund­schaft für ihre Fa­mi­li­en­an­ge­hö­ri­gen, die sich dort­hin zu­rück­zo­gen, als weil der gute Ton, von je­der Frau, die et­was auf sich hält, ge­bie­te­risch ver­langt, daß sie Pa­ris wäh­rend des Som­mers mei­det. Die grü­nen Fel­der von Sceaux er­füll­ten vor­treff­lich die Be­din­gun­gen, die der gute Ton und die Ver­pflich­tun­gen ge­gen­über der Öf­fent­lich­keit ver­lang­ten.

      Da es ziem­lich zwei­fel­haft er­scheint, ob der Ruf des länd­li­chen Bal­les von Sceaux je­mals über die Gren­zen des Sei­ne­de­par­te­ments hin­aus be­kannt ge­wor­den ist, müs­sen not­wen­di­ger­wei­se ei­ni­ge Ein­zel­hei­ten über die­ses all­wö­chent­li­che Fest ge­ge­ben wer­den, das in­fol­ge sei­ner Be­deu­tung eine öf­fent­li­che Ein­rich­tung zu wer­den schi­en. Die Um­ge­bung der klei­nen Stadt Sceaux ge­nießt einen gu­ten Ruf in­fol­ge ih­rer Lage, die als rei­zend gilt. Sie mag viel­leicht ziem­lich ge­wöhn­lich sein und ihre Berühmt­heit nur der An­spruchs­lo­sig­keit der Pa­ri­ser Bour­geois ver­dan­ken, die, wenn sie aus der Tie­fe ih­rer Stein­kas­ten, in de­nen sie be­gra­ben sind, her­aus­kom­men, so­gar im­stan­de wä­ren, die kah­len Ebe­nen der Beau­ce zu be­wun­dern. Im­mer­hin, da sich in dem poe­ti­schen schat­ti­gen Wal­de von Aul­nay, auf den Hü­geln von Ant­ony und in dem Tal von Bièvre auch et­li­che Künst­ler, die die Welt ge­se­hen hat­ten, Frem­de, die sehr wäh­le­risch wa­ren, und eine An­zahl hüb­scher Da­men, die einen gu­ten Ge­schmack be­sa­ßen, auf­hiel­ten, so kann man wohl an­neh­men, daß die Pa­ri­ser recht hat­ten. Aber Sceaux be­sitzt noch eine an­de­re, nicht we­ni­ger mäch­ti­ge An­zie­hungs­kraft auf den Pa­ri­ser. In­mit­ten ei­nes Gar­tens mit ent­zücken­den Aus­bli­cken be­fin­det sich eine rie­si­ge, nach al­len Sei­ten of­fe­ne Rotun­de, mit ei­nem un­ge­heu­ren leich­ten Dach, das von zier­li­chen Pfei­lern ge­tra­gen wird. Die­ser länd­li­che Bal­da­chin be­schirmt einen Tanz­saal. Sel­ten nur ver­säu­men es selbst die zu­rück­hal­tends­ten Guts­be­sit­zer aus der Nach­bar­schaft, ein- oder zwei­mal wäh­rend der Sai­son nach die­sem Palas­te der dörf­li­chen Terp­si­cho­re zu pil­gern, ent­we­der in glän­zen­der Ka­val­ka­de zu Pfer­de oder in leich­ten, ele­gan­ten Wa­gen, die die zu Fuß wan­dern­den Phi­lo­so­phen in Staub­wol­ken ein­hül­len. Die Hoff­nung, hier Da­men der vor­neh­men Ge­sell­schaft zu be­geg­nen und von ih­nen ge­se­hen zu wer­den, die sel­te­ner ge­täusch­te Er­war­tung, hier jun­ge Bäue­rin­nen zu se­hen, die eben­so schlau sind wie Ad­vo­ka­ten, läßt am Sonn­tag zu dem Ball von Sceaux Schwär­me von Ad­vo­ka­ten­schrei­bern, Äs­ku­lap­schü­lern und jun­ge Leu­te, de­nen die feuch­te Luft der Pa­ri­ser Hin­ter­lä­den ihre blas­se Ge­sichts­far­be und krank­haf­te Fri­sche er­hal­ten hat, her­bei­strö­men. Auch eine gan­ze An­zahl von Ehe­bünd­nis­sen der Bür­ger­krei­se ha­ben ihre ers­te An­knüp­fung bei der Mu­sik des Or­che­s­ters, das im Mit­tel­punk­te die­ses kreis­run­den Saals un­ter­ge­bracht ist, er­fah­ren. Wenn das Dach re­den könn­te, wie vie­le Lie­bes­ge­schich­ten hät­te es zu er­zäh­len? Die­se in­ter­essan­te Mi­schung mach­te da­her den Ball von Sceaux an­zie­hen­der als ei­ni­ge an­de­re Tanz­lo­ka­le in der Um­ge­bung von Pa­ris, vor de­nen er auch noch durch sei­ne Rotun­de, sei­ne schö­ne Lage und sei­nen hüb­schen Gar­ten un­be­streit­ba­re Vor­zü­ge be­saß. Emi­lie ließ als die ers­te den Wunsch laut wer­den, sich auf die­sem Be­zirks­ball »un­ter das Volk zu mi­schen«, da sie sich ein au­ßer­or­dent­li­ches Ver­gnü­gen da­von ver­sprach, sich in­mit­ten die­ser Ge­sell­schaft zu be­we­gen. Man war er­staunt über ih­ren Wunsch, sich in ein sol­ches Ge­wühl zu wa­gen; aber hat das In­ko­gni­to für die Gro­ßen nicht eine sehr star­ke An­zie­hungs­kraft? Fräu­lein von Fon­taine be­rei­te­te es ein Ver­gnü­gen, sich die­se fest­lich ge­klei­de­ten Bür­gers­leu­te vor­zu­stel­len, sie ver­ge­gen­wär­tig­te sich, wie die Erin­ne­rung an einen Blick oder ein be­zau­bern­des Lä­cheln von ihr in mehr als ei­nem Bür­ger­her­zen haf­ten wür­de, sie lach­te schon im vor­aus über die Prä­ten­tio­nen der Tän­ze­rin­nen und spitz­te be­reits ih­ren Blei­stift für die Sze­nen, mit de­nen sie die Sei­ten ih­res Ka­ri­ka­tu­ren­al­bums zu fül­len ge­dach­te. Da­her konn­te der Sonn­tag nicht früh ge­nug für ihre Un­ge­duld her­an­kom­men. Die Ge­sell­schaft der Vil­la Pla­nat mach­te sich zu Fuß auf den Weg, um den Rang der Per­sön­lich­kei­ten, die den Ball mit ih­rer Ge­gen­wart beeh­ren woll­ten, nicht zu ver­ra­ten. Man hat­te zei­tig ge­speist. Der Mai­mo­nat be­güns­tig­te die­se ari­sto­kra­ti­sche Lau­ne mit sei­nem herr­lichs­ten Aben­de. Fräu­lein von Fon­taine war höchst er­staunt, in der Rotun­de meh­re­re Qua­dril­len von Leu­ten tan­zen zu se­hen, die zur gu­ten Ge­sell­schaft zu ge­hö­ren schie­nen. Sie be­merk­te wohl hier und da ei­ni­ge jun­ge Leu­te, die ihre Mo­nats­er­spar­nis­se dar­an ge­wen­det hat­ten, an ei­nem Tage glanz­voll auf­zu­tre­ten, und un­ter­schied meh­re­re Pär­chen, de­ren zu aus­ge­las­se­ne Lus­tig­keit nicht auf ein ehe­li­ches Ver­hält­nis schlie­ßen lie­ßen; aber statt der er­war­te­ten Ern­te blieb ihr nur die Nach­le­se. Sie war er­staunt, zu se­hen, daß das Ver­gnü­gen im Per­kal­klei­de dem in Sei­de so durch­aus ähn­lich war, und daß die Bour­geoi­sie mit eben­so­viel Gra­zie, und zu­wei­len noch mit mehr, zu tan­zen ver­stand, wie der Adel. Die meis­ten Toi­let­ten СКАЧАТЬ