Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 235

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Mie­ne sei­nen Haus­rock, ent­fern­te ei­ni­ge Ta­bakss­pu­ren von ihm, putz­te sich sorg­sam die Nase, leg­te die Schau­feln und Feu­er­zan­gen zu­recht, schür­te das Feu­er, zog sei­ne Pan­tof­feln her­auf, nahm sei­nen klei­nen Zopf, der sich quer zwi­schen die Kra­gen der Wes­te und des Haus­rocks ge­scho­ben hat­te, her­aus und ließ ihn ge­ra­de her­ab­hän­gen; dar­auf feg­te er die Asche des Ka­mins zu­sam­men, die des­sen hart­nä­cki­ges Ver­sa­gen be­zeug­te. Dann nahm der alte Herr end­lich Platz, nach­dem er noch ein letz­tes­mal sich in sei­nem Zim­mer um­ge­se­hen hat­te, und hoff­te, daß nun nichts mehr An­laß zu den eben­so lus­ti­gen wie un­be­schei­de­nen Be­mer­kun­gen ge­ben könn­te, mit de­nen sei­ne Toch­ter sei­ne wei­sen Ratschlä­ge zu be­ant­wor­ten pfleg­te. Dies­mal woll­te er sei­ne vä­ter­li­che Wür­de nicht be­ein­träch­ti­gen las­sen. Zier­lich nahm er eine Pri­se Ta­bak und hus­te­te mehr­mals, als ob er sich zum Spre­chen an­schick­te, denn er ver­nahm den leich­ten Schritt sei­ner Toch­ter, die jetzt, eine Me­lo­die aus dem ›Bar­bier‹ träl­lernd, her­ein­trat.

      »Gu­ten Mor­gen, lie­ber Va­ter; was wün­schen Sie denn so früh von mir?«

      Nach die­sen Wor­ten, die wie ein Re­frain zu ih­rem Lie­de klan­gen, um­arm­te sie den Gra­fen, nicht mit der zärt­li­chen Ver­trau­lich­keit, die ein so sü­ßer Aus­druck kind­li­chen Emp­fin­dens ist, son­dern mit der ober­fläch­li­chen Gleich­gül­tig­keit ei­ner Mätres­se, die über­zeugt ist, daß al­les, was sie tut, Freu­de macht.

      »Mein lie­bes Kind,« sag­te Herr von Fon­taine wür­dig, »ich habe dich ru­fen las­sen, um sehr ernst­haft mit dir über dich und dei­ne Zu­kunft zu re­den. Es ist jetzt eine Not­wen­dig­keit ge­wor­den, daß du einen Gat­ten wählst, der dir ein dau­er­haf­tes Glück ver­hei­ßen kann …«

      »Lie­ber Va­ter,« un­ter­brach ihn Emi­lie und gab ih­rer Stim­me den schmei­chelnds­ten Klang, »mir scheint, daß der Waf­fen­still­stand, den wir be­züg­lich mei­ner Be­wer­ber ge­schlos­sen ha­ben, noch nicht ab­ge­lau­fen ist.«

      »Emi­lie, wir wol­len heu­te über eine so wich­ti­ge An­ge­le­gen­heit nicht scher­zen. Schon seit ei­ner ge­wis­sen Zeit ver­ei­ni­gen alle, die dich wirk­lich lieb­ha­ben, ihre An­stren­gun­gen, um dich an­ge­mes­sen zu ver­hei­ra­ten, und es wäre un­dank­bar von dir, über die­se Be­wei­se von In­ter­es­se, die nicht nur ich an dich ver­schwen­de, so leicht hin­weg­zu­ge­hen.«

      Nach die­sen Wor­ten und nach­dem sie ih­ren spöt­tisch prü­fen­den Blick über das Mo­bi­li­ar des vä­ter­li­chen Zim­mers hat­te hin­lau­fen las­sen, nahm das jun­ge Mäd­chen sich einen Ses­sel, der noch am we­nigs­ten von Bitt­stel­lern ab­ge­nutzt er­schi­en, schob ihn an die an­de­re Sei­te des Ka­mins, so daß sie ih­rem Va­ter ge­gen­über­sit­zen konn­te, nahm eine schein­bar so erns­te Hal­tung an, daß man dar­in un­mög­lich einen Zug von Spott über­se­hen konn­te, und kreuz­te ihre Arme über der rei­chen Gar­ni­tur ei­ner Pe­le­ri­ne à la nei­ge, de­ren vie­le Tüll­rü­schen un­barm­her­zig zer­drückt wur­den. Nach­dem sie die sor­gen­vol­le Mie­ne ih­res al­ten Va­ters be­trach­tet hat­te, lach­te sie und brach end­lich ihr Schwei­gen.

      »Ich habe Sie nie­mals sa­gen hö­ren, lie­ber Va­ter, daß die Re­gie­rung ihre Mit­tei­lun­gen im Haus­rock macht. Aber«, füg­te sie lä­chelnd hin­zu, »das tut nichts, das Volk darf nicht an­spruchs­voll sein. Hö­ren wir also Ihre Ge­set­ze­sent­wür­fe und Ihre of­fi­zi­el­len Vor­schlä­ge.«

      »Es wird mir nicht im­mer so leicht sein, dir wel­che zu ma­chen, du jun­ger Toll­kopf! Höre mich an, Emi­lie. Ich habe nicht län­ger die Ab­sicht, mei­ne Stel­lung aufs Spiel zu set­zen, auf der zum Teil das Ver­mö­gen mei­ner Kin­der be­ruht, in­dem ich die­ses Re­gi­ment von Tän­zern zu­sam­men­brin­ge, die du dann in je­dem Früh­jahr lau­fen läßt. Du bist schon, ohne es zu wis­sen, der An­laß zu vie­len ge­fähr­li­chen Feind­schaf­ten mit ge­wis­sen Fa­mi­li­en ge­we­sen. Ich hof­fe, daß du heu­te die Schwie­rig­kei­ten dei­ner und un­se­rer Lage be­grei­fen wirst. Du bist zwei­und­zwan­zig Jahr alt, mein Kind, und seit bei­na­he drei Jah­ren hät­test du schon ver­hei­ra­tet sein müs­sen. Dei­ne Brü­der und dei­ne bei­den Schwes­tern sind reich und glück­lich ver­sorgt. Aber die Aus­ga­ben, mein Kind, die uns die­se Hei­ra­ten ver­ur­sacht ha­ben, und die Art, wie du dei­ne Mut­ter un­ser Haus zu füh­ren ver­an­las­sest, ha­ben un­se­re Ein­künf­te der­ma­ßen auf­ge­zehrt, daß ich dir kaum eine Mit­gift von hun­dert­tau­send Fran­ken ge­ben kann. Von heu­te ab muß ich an die Zu­kunft dei­ner Mut­ter den­ken, die für mei­ne Kin­der nicht ge­op­fert wer­den darf. Wenn ich ein­mal mei­ner Fa­mi­lie feh­len wer­de, dann soll Frau von Fon­taine nicht von an­dern Leu­ten ab­hän­gig sein, son­dern auch wei­ter­hin die Be­hag­lich­keit ge­nie­ßen kön­nen, mit der ich spät ge­nug ihre Auf­op­fe­rung in mei­nen un­glück­li­chen Zei­ten habe be­loh­nen kön­nen. Du siehst, mein Kind, daß dei­ne un­be­deu­ten­de Mit­gift in kei­nem Ver­hält­nis zu dei­nen großen An­sprü­chen steht. Und auch dies ist noch ein Op­fer, das ich für kein an­de­res mei­ner Kin­der ge­bracht habe; sie ha­ben groß­mü­tig dar­auf ver­zich­tet, der­einst einen Aus­gleich für die­se Be­vor­zu­gung ei­nes all­zu ge­lieb­ten Kin­des zu ver­lan­gen.«

      »Bei ih­ren Ver­hält­nis­sen!« sag­te Emi­lie und schüt­tel­te den Kopf.

      »Mei­ne lie­be Toch­ter, du darfst die­je­ni­gen, die dich lieb­ha­ben, nie­mals so her­ab­set­zen. Du mußt wis­sen, daß nur die Ar­men groß­mü­tig sind! Die Rei­chen ha­ben stets aus­ge­zeich­ne­te Grün­de, warum sie nicht auf zwan­zig­tau­send Fran­ken zu­guns­ten ei­nes Ver­wand­ten ver­zich­ten wol­len. Also schmol­le nicht, mein Kind, und laß uns ernst­haft mit­ein­an­der re­den. Ist dir un­ter den jun­gen Hei­rats­kan­di­da­ten nicht Herr von Ma­ner­ville auf­ge­fal­len?«

      »Oh ja, er sagt ßön, statt schön, be­trach­tet im­mer sei­ne Füße, weil er sie für klein hält und be­wun­dert sich im Spie­gel! Au­ßer­dem ist er blond, ich lie­be die Blon­den nicht.«

      »Nun, und Herr von Beau­den­ord?«

      »Der ist nicht von Adel. Au­ßer­dem ist er schlecht ge­wach­sen und dick. Er ist al­ler­dings brü­nett. Die bei­den Her­ren müß­ten ihr Geld zu­sam­men­tun, und dann soll­te der eine sei­nen Kör­per und sei­nen Na­men dem an­dern ge­ben, der aber sein Haar be­hal­ten müß­te; dann … viel­leicht …«

      »Und was hast du ge­gen Herrn von Ras­ti­gnac ein­zu­wen­den?«

      »Frau von Nu­cin­gen hat einen Ban­kier aus ihm ge­macht«, sag­te sie bos­haft.

      »Und der Vi­com­te von Por­ten­duè­re, un­ser Ver­wand­ter?«

      »Ein Kind, ein schlech­ter Tän­zer, au­ßer­dem hat er kein Ver­mö­gen. Alle die­se Leu­te, lie­ber Va­ter, ha­ben auch kei­nen Rang. Zum we­nigs­ten will ich doch Grä­fin wer­den, wie mei­ne Mut­ter.«

      »Du hast also in die­sem Win­ter nie­man­den ge­fun­den, der …«

      »Nein, lie­ber Va­ter.«

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