Honoré de Balzac – Gesammelte Werke. Honore de Balzac
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Читать онлайн книгу Honoré de Balzac – Gesammelte Werke - Honore de Balzac страница 229

Название: Honoré de Balzac – Gesammelte Werke

Автор: Honore de Balzac

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия: Gesammelte Werke bei Null Papier

isbn: 9783962815226

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СКАЧАТЬ Als wir dort an­lang­ten, sag­te er ziem­lich ver­le­gen zu mir: »Wenn ich da­mit Ihre Freund­lich­keit nicht miß­brau­che, mein Herr, und nicht all­zu ver­trau­lich ge­gen­über ei­nem Un­be­kann­ten hand­le, ge­gen den wir uns schon ge­nug ver­pflich­tet füh­len, so wür­de ich Sie bit­ten, in Pa­ris, wo­hin Sie ja rei­sen, bei Herrn von … (den Na­men habe ich ver­ges­sen) in der Rue Sen­tier einen Be­trag, den ich ihm schul­de, und den er bald zu emp­fan­gen wünscht, ab­zu­ge­ben.«

      »Gern«, sag­te ich.

      Und ich nahm in al­ler Un­schuld eine Rol­le von fünf­und­zwan­zig Louis­dors ent­ge­gen, die mir dazu ver­half, nach Pa­ris zu­rück­zu­keh­ren, und die ich dann ge­treu­lich dem Kor­re­spon­den­ten, dem so­ge­nann­ten Gläu­bi­ger des Herrn von Mont­per­san wie­der zu­stell­te.

      Erst in Pa­ris wur­de mir, als ich den Be­trag in das an­ge­ge­be­ne Haus brach­te, die fein­sin­ni­ge Ge­schick­lich­keit klar, mit der mir Ju­li­et­te einen Dienst leis­te­te. Die Form, in der mir die­ses Gold ge­lie­hen wur­de, die über mei­ne leicht er­kenn­ba­re Geld­not be­wahr­te Dis­kre­ti­on – zei­gen sie nicht deut­lich die ge­nia­le Fä­hig­keit ei­nes lie­ben­den Wei­bes?

      Und wel­ches Ent­zücken ge­noß ich, als ich die­ses Aben­teu­er ei­ner an­de­ren Frau er­zäh­len konn­te, die mich voll Angst an sich drück­te und sag­te: »Ach, Ge­lieb­ter, du, du darfst mir nicht ster­ben!«

Der Ball von Sceaux

      Der Graf von Fon­taine, das Haupt ei­ner der äl­tes­ten Fa­mi­li­en Poi­tous, hat­te der Sa­che der Bour­bo­nen mit In­tel­li­genz und Mut wäh­rend der Kämp­fe der Ven­déer ge­gen die Re­pu­blik ge­dient. Nach­dem er al­len Ge­fah­ren ent­ron­nen war, die die roya­lis­ti­schen An­füh­rer in die­ser stür­mi­schen Epo­che der zeit­ge­nös­si­schen Ge­schich­te be­droht hat­ten, pfleg­te er scher­zend zu sa­gen: »Ich bin ei­ner von de­nen, die sich auf den Stu­fen des Throns ha­ben tö­ten las­sen!« Die­ser Scherz hat­te et­was Wah­res bei ei­nem Man­ne, den man an dem blu­ti­gen Tage von Qua­tre-Che­mins für tot lie­gen ge­las­sen hat­te. Ob­gleich durch die Kon­fis­ka­tio­nen rui­niert, wei­ger­te sich die­ser ge­treue Ven­déer be­harr­lich, eine der ein­kömm­li­chen Stel­lun­gen an­zu­neh­men, die ihm der Kai­ser Na­po­le­on an­bie­ten ließ. Un­beug­sam in sei­nen ari­sto­kra­ti­schen An­schau­un­gen, han­del­te er auch blind nach die­sen Grund­sät­zen, als er es an der Zeit hielt, sich eine Le­bens­ge­fähr­tin zu wäh­len. Trotz der ver­füh­re­ri­schen An­ge­bo­te ei­nes rei­chen re­pu­bli­ka­ni­schen Par­ven­üs, der sich eine sol­che Hei­rat viel Geld hät­te kos­ten las­sen, ver­ehe­lich­te er sich mit ei­nem Fräu­lein von Ker­ga­rou­et, die ver­mö­gens­los, de­ren Fa­mi­lie aber eine der äl­tes­ten der Bre­ta­gne war.

      Von der Re­stau­ra­ti­on wur­de Herr von Fon­taine über­rascht, als er be­reits eine zahl­rei­che Fa­mi­lie be­saß. Ob­wohl es dem vor­nehm den­ken­den Edel­mann nicht in den Sinn ge­kom­men wäre, eine Gunst für sich zu er­bit­ten, gab er doch dem Wun­sche sei­ner Frau nach, ver­ließ sei­nen Land­sitz, des­sen be­schei­de­ner Er­trag kaum für die Be­dürf­nis­se sei­ner Kin­der aus­reich­te, und ging nach Pa­ris. An­ge­wi­dert von der Be­gehr­lich­keit, mit der sei­ne al­ten Ka­me­ra­den auf die Stel­lun­gen und Wür­den, die die kon­sti­tu­tio­nel­le Re­gie­rung zu ver­ge­ben hat­te, Jagd mach­ten, war er schon im Be­griff, auf sein Land­gut zu­rück­zu­keh­ren, als er einen Brief des Mi­nis­ters er­hielt, in dem ihm eine ziem­lich be­rühm­te Ex­zel­lenz sei­ne Er­he­bung zum Ran­ge ei­nes Feld­mar­schalls mit­teil­te, auf Grund der Or­don­nanz, wo­nach es Of­fi­zie­ren der ka­tho­li­schen Ar­meen ge­stat­tet war, sich die ers­ten zwan­zig Jah­re ei­ner fin­gier­ten Re­gie­rung Lud­wigs XVIII. als Dienst­zeit an­zu­rech­nen. Ei­ni­ge Tage spä­ter emp­fing der Ven­déer auch noch, ohne dar­um ge­be­ten zu ha­ben, son­dern von Amts we­gen, das Kreuz des Or­dens der Ehren­le­gi­on und das Sankt-Lud­wigs­kreuz. Durch die­se auf­ein­an­der­fol­gen­den Gna­den­be­wei­se wur­de er in sei­nem Ent­schlus­se wie­der schwan­kend, da er sie dem Um­stan­de zu­schrei­ben zu müs­sen glaub­te, daß der Mon­arch sich sei­ner er­in­nert habe; er be­gnüg­te sich nicht mehr da­mit, sei­ne Fa­mi­lie alle Sonn­ta­ge, wie er es un­ver­brüch­lich ge­tan hat­te, in den Mar­schall­saal der Tui­le­ri­en zu füh­ren und dort, wenn sich die Prin­zen in die Ka­pel­le be­ga­ben, »Es lebe der Kö­nig« zu ru­fen, son­dern er such­te um die Gunst ei­ner be­son­de­ren Au­di­enz nach. Die­se so­fort be­wil­lig­te Au­di­enz hat­te aber kei­nen be­son­de­ren Cha­rak­ter. Der Saal im Schlos­se war voll von al­ten Die­nern, de­ren ge­pu­der­te Köp­fe, aus ei­ner ge­wis­sen Höhe ge­se­hen, ei­nem Tep­pich aus Schnee gli­chen. Hier traf der Edel­mann alte Ka­me­ra­den, die ihn aber et­was kühl be­grüß­ten; die Prin­zen al­ler­dings er­schie­nen ihm »an­be­tungs­wür­dig« – ein Aus­druck, der ihm in sei­nem En­thu­si­as­mus ent­schlüpf­te –, als der lie­bens­wür­digs­te sei­ner Herr­scher, dem der Graf nur dem Na­men nach be­kannt zu sein glaub­te, zu ihm her­an­trat, ihm die Hand drück­te und ihn als den ech­tes­ten Ven­déer be­zeich­ne­te. Trotz die­ser Hul­di­gung kam aber kei­ner der er­lauch­ten Per­sön­lich­kei­ten auf den Ge­dan­ken, ihn über die Höhe sei­ner Ver­lus­te oder der Be­trä­ge, die er in ge­neröser Wei­se den Kas­sen der ka­tho­li­schen Ar­mee hat­te zu­flie­ßen las­sen, zu be­fra­gen. Er er­kann­te ein we­nig spät, daß er Krieg auf ei­ge­ne Kos­ten ge­führt hat­te. Ge­gen Ende des Abends glaub­te er eine geist­rei­che An­spie­lung auf den Stand sei­ner Ver­mö­gens­ver­hält­nis­se wa­gen zu dür­fen, der dem vie­ler an­de­rer Edel­leu­te glich. Sei­ne Ma­je­stät lach­te herz­lich, weil je­des Wort, das von Geist zeug­te, im­stan­de war, sein Ge­fal­len zu er­re­gen; aber sie ant­wor­te­te nur mit ei­nem der kö­nig­li­chen Scher­ze, de­ren Lie­bens­wür­dig­keit mehr zu fürch­ten war, als ein im Zorn aus­ge­spro­che­ner Ta­del. Ei­ner der in­tims­ten Ver­trau­ten des Kö­nigs zö­ger­te auch nicht, sich dem schlau­en Ven­déer zu nä­hern, und gab ihm mit ei­ner fei­nen höf­li­chen Be­mer­kung zu ver­ste­hen, daß der Mo­ment noch nicht ge­kom­men sei, wo man den Herr­schern sei­ne Rech­nung prä­sen­tie­ren kön­ne: auch be­fan­den sich auf dem Ti­sche noch vie­le Denk­schrif­ten, die äl­ter wa­ren als sein An­lie­gen, und die si­cher von Wich­tig­keit für die Ge­schich­te der Re­vo­lu­ti­ons­zeit wa­ren. Der Graf ent­fern­te sich klüg­lich aus der ver­eh­rungs­wür­di­gen Grup­pe, die re­spekt­voll einen Halb­kreis um die er­lauch­te Fa­mi­lie bil­de­te; dann, nach­dem er sei­nen De­gen, der ihm zwi­schen sei­ne dün­nen Bei­ne ge­ra­ten war, wie­der zu­recht­ge­scho­ben hat­te, be­gab er sich zu Fuß über den Hof der Tui­le­ri­en zu sei­nem Miets­wa­gen, den er am Quai hat­te hal­ten las­sen. Mit der Hals­star­rig­keit, die den Adel vom al­ten Schla­ge aus­zeich­net, bei dem die Erin­ne­rung an die Liga und die Bar­ri­ka­den noch nicht er­lo­schen ist, schimpf­te er in sei­nem Wa­gen so laut, daß er sich da­durch kom­pro­mit­tie­ren konn­te, über die Ver­än­de­rung, die bei Hofe ein­ge­tre­ten war. »Ehe­mals«, sag­te er zu sich, »sprach je­der­mann frei mit dem Kö­ni­ge über sei­ne pri­va­ten An­ge­le­gen­hei­ten, die Edel­leu­te konn­ten nach ih­rem Ge­fal­len ihn um eine Gna­de und um Geld bit­ten, und heu­te soll man, ohne Lärm zu ma­chen, nicht ein­mal die Rück­zah­lung von Gel­dern ver­lan­gen kön­nen, die СКАЧАТЬ