Gedichte. Rainer Maria Rilke
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Название: Gedichte

Автор: Rainer Maria Rilke

Издательство: Bookwire

Жанр: Языкознание

Серия:

isbn: 9783849633981

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СКАЧАТЬ Händen nur erhellt;

      ein jeder Sinn ist nur ein Gast

      und sehnt sich aus der Welt.

      Ersonnen ist ein jeder Sinn,

      man fühlt den feinen Saum darin

      und daß ihn einer spann:

      Du aber kommst und giebst dich hin

      und fällst den Flüchtling an.

      Ich will nicht wissen, wo du bist,

      sprich mir aus überall.

      Dein williger Euangelist

      verzeichnet alles und vergißt

      zu schauen nach dem Schall.

      Ich geh doch immer auf dich zu

      mit meinem ganzen Gehn;

      denn wer bin ich und wer bist du,

      wenn wir uns nicht verstehn?

      Mein Leben hat das gleiche Kleid und Haar

      wie aller alten Zaren Sterbestunde.

      Die Macht entfremdete nur meinem Munde,

      doch meine Reiche, die ich schweigend runde,

      versammeln sich in meinem Hintergrunde

      und meine Sinne sind noch Gossudar.

      Für sie ist beten immer noch: Erbauen,

      aus allen Maßen bauen, daß das Grauen

      fast wie die Größe wird und schön, –

      und: jedes Hinknien und Vertrauen

      (daß es die andern nicht beschauen)

      mit vielen goldenen und blauen

      und bunten Kuppeln überhöhn.

      Denn was sind Kirchen und sind Klöster

      in ihrem Steigen und Erstehn

      als Harfen, tönende Vertröster,

      durch die die Hände Halberlöster

      vor Königen und Jungfraun gehn.

      Und Gott befiehlt mir, daß ich schriebe:

      Den Königen sei Grausamkeit.

      Sie ist der Engel vor der Liebe,

      und ohne diesen Bogen bliebe

      mir keine Brücke in die Zeit.

      Und Gott befiehlt mir, daß ich male:

      Die Zeit ist mir mein tiefstes Weh,

      so legte ich in ihre Schale:

      das wache Weib, die Wundenmale,

      den reichen Tod (daß er sie zahle),

      der Städte bange Bacchanale,

      den Wahnsinn und die Könige.

      Und Gott befiehlt mir, daß ich baue:

      Denn König bin ich von der Zeit.

      Dir aber bin ich nur der graue

      Mitwisser deiner Einsamkeit.

      Und bin das Auge mit der Braue ...

      Das über meine Schulter schaue

      von Ewigkeit zu Ewigkeit.

      Es tauchten tausend Theologen

      in deines Namens alte Nacht.

      Jungfrauen sind zu dir erwacht,

      und Jünglinge in Silber zogen

      und schimmerten in dir, du Schlacht.

      In deinen langen Bogengängen

      begegneten die Dichter sich

      und waren Könige von Klängen

      und mild und tief und meisterlich.

      Du bist die sanfte Abendstunde,

      die alle Dichter ähnlich macht;

      du drängst dich dunkel in die Munde,

      und im Gefühl von einem Funde

      umgiebt ein jeder dich mit Pracht.

      Dich heben hunderttausend Harfen

      wie Schwingen aus der Schweigsamkeit.

      Und deine alten Winde warfen

      zu allen Dingen und Bedarfen

      den Hauch von deiner Herrlichkeit.

      Die Dichter haben dich verstreut

      (es ging ein Sturm durch alles Stammeln),

      ich aber will dich wieder sammeln

      in dem Gefäß, das dich erfreut.

      Ich wanderte in vielem Winde;

      da triebst du tausendmal darin.

      Ich bringe alles was ich finde:

      als Becher brauchte dich der Blinde,

      sehr tief verbarg dich das Gesinde,

      der Bettler aber hielt dich hin;

      und manchmal war bei einem Kinde

      ein großes Stück von deinem Sinn.

      Du siehst, daß ich ein Sucher bin.

      Einer, der hinter seinen Händen

      verborgen geht und wie ein Hirt;

      (mögst du den Blick der ihn beirrt,

      den Blick der Fremden von ihm wenden).

      Einer СКАЧАТЬ